Andreas Rüdig

Der Puff-Report

 

Der Frauen Liebe ist ein hohes Gut
man trinkt es nicht wie golden Sud
man genießt sie voll Genuß
und schon kommt der Verdruß.

Doch die Liebe ist nicht von langer Dauer
Wie Milch wird sie ganz schnell sauer
der Puff, der Männer Freudenhaus
hilft uns aus dieser Patsche `raus.

hier trifft man Frauen aller Art
von knüppeldick bis bitterzart
wer Liebe hier nicht entgegenschwärmt
den hat da Leben abgehärmt

Bücher gibt es wie Sand am Meer. Sie beschreiben alles, vom Ostereierbemalen bis zum Weihnachtsbaumdekorieren. Eigentlich müßte die Buchproduktionsindustrie ihre Schreibautomaten für die kommenden 10 Jahre einmotten. Oder? "Nein, mitnichten," behauptet mein Chef. "Es gibt da noch ein Thema, das bislang bei den Reiseführern vernachlässigt wurde." Und schon hatte ich auch schon den nächsten Auftrag für mein nächstes Buch am Hals. Ich sollen den ultimativen Puff-Führer schreiben, ich, das wohlbehütete Kind, das nackte Frauen nur von Postern kennt! Doch alles Bitten und Betteln half nicht. "Los, mach dich auf den Weg," foderte mein Chef unbarmherzig, nur um hartherzig beizufügen: "Unser Rotlichtviertel ist ja nicht sehr groß. Da kannst du in zwei Wochen die erste Rohfassung von deinem Buch abliefern."

In zwei Wochen schon? Wie soll das denn gehen? "Ganz einfach. Hier hast du die Gelben Seiten. Da stehen alle Bordelle drin. Morgen schläfst du ein bißchen auf Vorrat, stehst spät auf, gehst aus dem Haus, besucht jeden Abend 2 bis 3 Puffs und morgens lieferst du dann die ausführlichen Berichte in der Redaktion ab." Wie - in der Redaktion abliefern? Ich dachte, ich soll ein Buch schreiben! Das kann ich doch auch zu Hause. "Quatsch! Ich kenne doch deine Arbeitsmoral. Wenn du nach Hause kommst, legst du dich erst schlafen. Und wenn du aufwachst, hast du alles vergessen, was vor dem Schlafengehen gewesen ist. Nein, nein, mein Lieber. Nach überstandenem Pufftest kommst du erst einmal deine Ergebnisse in der Redaktion abliefern, bevor du dich schlafenlegst. Und jetzt, auf auf, frisch, fromm, fröhlich, frei an die Arbeit."


Schon bei meinem ersten Puffbesuch wäre ich fast schmählich gescheitert. "Dukommsthiernichtrein, dukommsthiernichtrein, dukommsthiernichtrein" verkündete eine Stimme, als ich an die Eingangstüre klopfte. "Und warum nicht?" - "Dein Pimmelmann ist zu klein." Woher weiß der das? Empört schaute ich auf die Türklingel. Und mußte feststellen, daß ich den falschen Klingelknopf erwischt hatte. "Ich begehre keinen Einlaß" stand auf dem Knopf, den ich betätigt hatte.

Nach dem Betätigen der richtigen Klingel öffnete sich in Sekundenschnelle die Haustüre: "Ja," hauchte mir eine ziemlich dürre Bohnenstange entgegen. Ich konnte mich gerade noch überwinden, "Ich hätte gerne ein bißchen Liebe, Trost und Zuwendung" zu stammeln. "Na, dann komm mal herein."

Das Etablissement entschädigte sehr für diesen Empfang. Man gelangte schnell in den Aufenthaltsraum. Ein paar Tische standen da, 1 Couch, jede Menge Ledersessel, einige Palmen und ander Dekomaterialien. Und der Plüsch erst! Ihn gab es überall. Richtig versinken konnte man darin. Daß die schummerige Deckenbeleuchtung das Rot der Einrichtung erst so richtig zur Geltung brachte, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.

"Was möchtest du trinken, Schätzchen?" Als mich die Blondine das fragte, entdeckte ich auch schon die gut ausgestattete Bar. Unter Sekt und Champagner lief da nichts; auch Kaviar, Schnecken, Austern und Froschschenkel waren da zu haben. Was mein Chef wohl zu dieser Spesenabrechnung sagen würde? "Abgemacht. Das mußte ja wohl sein," lautete sein lakonischer Kommentar.

Die Gaumenfreuden waren leider genußvoller als die Freuden meines Schniedelwutzes. Drei Damen probierte ich aus. Und was ist passiert? Eigentlich bin ich ja ein frauenbevorzugender Mann - ich träume jedenfalls jede Nacht von ihnen. Was ich in diesem Freudenhaus erleben durfte, begeisterte mich aber nicht.

"Nun rede doch nicht so um den heißen Brei herum," sagen Sie jetzt bestimmt. "Was ist passiert?" wollen Sie wissen. Nun, ich werde es Ihnen erzählen.

Die erste Freudendame war klein und knubbelig gebaut. Sie stellt sich breitbeinig vor mich hin und sagte: "So, mein Schatz, Spaß willst du haben? Dann zieh´  dich mal aus." Ich tat wie befohlen. "Die Unterhose auch." Ich befolgte auch diesen Befehlt. "Was ist dieser kleine Freudennuckel denn? Dreh dich mal um und beuge dich nach vorne." Ich gehorchte. Als ich einen Schlag auf mein Gesäß spürte, merkte ich, an welches sexuelle Kind ich da geraten war.

Bei Samantha fing alles ganz ruhig an. Sie entkleidete sich lasziv und räkelte sich auf dem Bett. Mit einem Sprung landete ich auf ihr - und prompt auf dem Boden Das Bett war unter unserem Gewicht zusammengebrochen.

"Sie sind ein Tolpatsch," behauptete die "Bordellmutter", als ich "ihr" das Mißgeschick gestehen ging. Da ich aber für den Konsum dreier Weibchen bezahlt hatte und der Mann, geschäftstüchtig, wie er war, mir das Geld nicht wiedergeben wollte, war er jetzt in Verlegenheit. Was sollte er tun? "Wie haben ja noch die Abstellkammer," fielt ihm in diesem Augenblick ein. "Griselda, blas die Gummipuppe für die Pimmellosen auf und gib sie unserem Gast." Als ich dann in der Abstellkammer lag, durfte ich ausprobieren, wie gelenkig eine Frau aus Gummi ist.

(Als ich dies in meinem Artikel über den Puff erwähnte, blickte mein Chef nur verständnislos aus der Wäsche. "Und das soll wahr sein," fragte er mich, sich rückvergewissernd. Als ich nickte, war er nicht wirklich überzeugt. "Willst du die Hautabschürfungen und roten allerdigschen Flecken an meinem Testorgan sehen?" Er erbleichte und schüttelte den Kopf. Seitdem ist Ruhe an dieser Front.)

Gibt es ein Haarwuchsmittel für Bärte? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich an diesem Abend in den zweiten Puff ging. Jede Menge Motorräde standen vor der Eingangstür, die meisten davon Typ Harley Davidson.

Der Türsteher war groß, muskelbepakt, Bartträger und bewachte das Etablissement breitbeinig. Da er eine Sonnenbrille trug, konnte ich nicht so recht ausmachen, wie grimmig er aus der Wäsche blickte. "Was willst du Gartenzwerg denn hier," herrschte er mich an, als ich Einlaß begehrte. "Na, rein natürlich und ein bißchen poppen," gab ich schüchtern zur Antwort. Da lachte er dröhnungen. "Mach Platz du Nasenbär, sonst gibt`s was auf die Löffel," herrschte ich ihn da an. Ich war in einer fürchterlichen Stimmung, in der mir leicht der Kragen platzt. Und siehe da - der Mann war glanz klein mit Hut geworden. Offensichtlich hatte ich den richtigen Ton gefunden.

Der Rest ist schnell erzählt. Die dort anwesenden Rockerbräute verstanden wohl mehr von ihren Töfftöffs als von Männern; jedenfalls unterhielten sie sich mehr über ihre Motorräder als über die Herren der Schöpfung. Ein Schmuckstück von Weibchen packte mich, kaum, daß ich das Bordell betreten hatte, zwängte mich in einen umgebauten Beifahrerwagen und nahm mich nach allen Regeln der Kunst. "Details bitte," wird jetzt mein Chef fordern. Mitnichtem werde ich ihm diese Freude machen. Die Erforschung des fraulichen Körpers ist nun wieder mein Privatvergnügen. Ich soll ja schließlich nur den Puff beschreiben.

Von den übrigen Puffs, die ich besuchte, war nur der allerletzte noch erwähnenswert. "Hyppokratia" heißt er. Hört sich irgendwie nach Hippokrates, dem altgriechischen Philosophen an, nicht wahr? Der Name wurde aber bewußt gewählt. Wie lang darf der Pimmel des Mannes sein, um der Frau beim Begattungsakt wirklich Befriedigung zu bringen? Woran erkenne ich, daß eine Frau wirklich einen Orgasmus hat und ihn nicht nur vortäuscht? Wer ist der beste Schamhaar-Friseur? Pierre? Oder doch Pedro? Fragen wie deise werden hier erst einmal ausführlich ausdiskutiert, bevor dei Frauen uns Männern dann einen Quickie gewähren. Da war das Freudenhaus für Schwuchteln doch wesentlich angenehmer. Da wußte man wenigstens, wen man begattet!

Meine Quintessenz aus den Recherchen zu dem Buch? Meidet Puffs. Poppen ist zu Hause viel billiger und schöner. "Vor allem billiger," sagt in diesem Augenblick mein Chef. "Eine solche Spesenabrechnung bewillige ich dir nicht noch einmal..."

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.04.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Alles was uns ausmacht ist das, was wir in unser Leben mitgebracht haben und was wir in ihm erleben. Die Autorin schreibt über Gefühle, die uns im Leben so begegnen: Liebe, Freude, Trauer, Leid, lachen, weinen, hüpfen, springen, fühlen und lebendig sein. Sie möchte Impulse setzen, die die Seele berühren und zum Nachdenken anregen.

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