Martina Stabauer

Die Ungerechtigkeit des Lebens!

 
Wir waren eine fröhliche Familie. Man kann fast schon sagen wie aus dem Bilderbuch. Mein kleinere Bruder und ich hatten liebevolle und fürsorgliche Eltern, welche uns nie aus den Augen ließen und seid sie uns damals das erste Mal in den Armen hielten, nur das Beste für uns wollten. Ich wachte immer mit einem Lächeln im Gesicht auf, und es gab kaum Tage an denen ich ohne ein noch größeres Strahlen, nachdem meine Mutter das Zimmer mit einem „Gute Nacht, Liebling“ und einem Küsschen auf die Wange verließ, einschlafen musste. Auch wenn es so ausgesehen hat als wären wir eine perfekte und normale Familie wie viele Andere auch hatten auch wir so einige Eigenheiten an uns. Mit einer ziemlich ungewöhnlichen davon sind ich und Matthias, mein Bruder, aufgewachsen und wir waren von Anfang an glücklich damit und der Grund weswegen wir uns dadurch immer sicher fühlten war dieser: Wir fuhren nie alle zusammen mit dem Auto. Es hört sich für die Außenweilt meist sehr lächerlich an, aber es wurde für unsere Eltern schon früh zu einem Ritual, welches nach einigen Jahren einfach nicht mehr wegzudenken war. Abwechselnd waren beim wöchentlichen Einkauf mein Vater und die Woche darauf wieder meine Mutter mit einem immer behutsamen Blick in unsere Richtung, an unserer Seite. Diese Angewohnheit stellte aber nie Probleme dar. Wir fuhren in den Urlaub wie jede Andere Familie auch. Der Zug war dabei immer unsere Lösung. Wenn man vergleicht wie viele Unfälle mit dem Auto passieren und wie viele mit dem Zug ist der Unterschied einfach enorm groß. Eines Tages passierte etwas so Unerwartetes, dass meinem Bruder und mir in kürzester Zeit der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Dieses Mal sollte es nach Spanien gehen. Die Vorfreude war riesig und wie immer saßen wir alle zusammen in der Business-Abteilung des Zuges, und alle mit einem Strahlen von Vorfreude im Gesicht warteten wir geduldig bis es endlich so weit sein sollte und wir am Flughafen angekommen waren. Leider kam es dazu nie. Matthias und ich sahen begeistert aus dem Fenster und beobachteten wie wir an Häusern, Gebäuden, Restaurants regelrecht vorbei rauschten und nur noch verschwommene, verschieden farbige Flächen erkennen konnten. Ich hatte wie immer bei unseren Reisen, ein Kribbeln im Bauch während ich bemerkte dass wir unserem Ziel immer näher kamen. Während ich mit meinen damals 12 Jahren so vor mich hin träumte und mich schon unter Palmen und am Strand mit meinen Barbies im Sand spielen sah, hörte ich plötzlich nur noch laute Schreie um mich herum und hielt mir sofort die Ohren zu um den Lärm schreiender Kinder und Erwachsener zu unterdrücken. Ich riss meine Augen auf und erschrak als ich erkennen konnte, dass es im Zug komplett dunkel war. „Mama, Papa. Hilfe! Was ist hier los? Wo seid ihr“ hörte ich nun meine eigenen Schreie und reflexartig griff ich nach der Hand meines Bruders und spürte wie kalt sie war und vor Aufregung zitterte. Ich spürte Arme die sich um mich legten und es machte mich verrückt nichts sehen zu können. Plötzlich erstrahlte der Zug wieder in dem gewohnten grellen Licht und wir fielen uns gegenseitig in die Arme und fragten uns noch immer was das gerade sein sollte. Nachdem die ruckartigen Bewegungen nachgelassen haben beruhigte sich die Lage aber nur um wenige Minuten später wieder komplett außer Kontrolle zu geraten. Ich merkte wie es mich schüttelte und rüttelte. Ich verlor die Kontrolle über meinen eigenen Körper und merkte bald dass auch der Zug komplett außer Kontrolle geraten war. Ich hörte die Schreie meiner Familie so laut dass ich mir wieder die Ohren zu hielt. Minutenlang war mir schwarz vor Augen und das nächste was ich sah waren Trümmer, Menschen die am Boden lagen und sich nicht rührten, schwarzer Rauch stieg von dem auf was einmal der Zug war, der uns sicher zu unserem Ziel bringen sollte. Es war die Hölle auf Erden. Ich sah mich um und suchte und schrie gleichzeitig nach meinen Eltern. Meine Augen waren plötzlich auf den Rettungswagen gerichtet und ehe ich realisieren konnte dass die zwei Erwachsenen, die regungslos am Boden lagen meine Eltern sind, kam mein Bruder zu mir gerannt und beide stürmten wir keuchend vom vielen Rauch und Tränen überströmten Gesicht zu den Liegen in denen wir unsere toten Eltern sahen. Matthias brach in meinen Armen zusammen und wir schrien die Rettungsleute an was sie mit unseren Eltern gemacht haben. Ich fasste meine Eltern an den Hände und schreckte augenblicklich zurück als ich deren Kälte spüren konnte, zitternd meine Hände um die meiner Eltern klammerte, und in deren leeren, ausdrucklosen Augen sah.
Jetzt 3 Jahre nach dem Tod meiner Eltern kann man sagen es gut uns geht. Wir sind von einer Bekannten aufgenommen worden und haben alles was Kinder brauchen um glücklich zu sein. Aber eines ist nicht zu ersetzen und wird auch nie ersetzbar sein: unsere Eltern. Die Alpträume von diesem tragischen Zugunglück verfolgen mich bis heute und werden mich glaube ich auch nie wieder loslassen. Ich schaffe es auch immer noch nicht meine Eltern am Grab zu besuchen. Mein Bruder hasst mich dafür, er will nicht verstehen dass es für mich zu schmerzhaft sein würde zu sehen dass meine Eltern tot sind und ich sie nie wieder in meine Arme nehmen kann.
Immer wieder frage ich mich, warum das Leben nur so ungerecht sein muss!
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.04.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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