Rüdiger Nazar

Frankreich sollte ein neuer Anfang sein...13...

Pierre und seine Freundin gingen mir höllisch auf die Nerven.
Bei den beiden...hatte sich auch etwas grundlegend geändert. Die große Liebe war anscheinend nicht mehr so groß...Pierre pfiff wenn er etwas haben wollte...und sie sprang...
parierte wie ein Hündchen.
Das Verhältnis zwischen uns allen...war mehr als angespannt...das Fass schien bald überzulaufen. Was würde wohl dann geschehen ?
Beide kamen von der Normandie ohne einen Centime zurück. Unser Kühlschrank hatte nun einiges aufzuweisen...und die zwei fielen über ihn her...er wurde geplündert...bis auf den letzten Krümel wurde alles...verzeiht den Ausdruck...."gefressen".
Ich konnte es einfach nicht mehr mit ansehen...wenn seine Freundin ihre Zahnprothese auf den gedeckten Tisch legte...und sie mit einem Streichholz reinigte...es war einfach zum kotzen. Ich verließ jedesmal den Tisch...und Pierre fragte...was ich denn habe.
Ich rief meine EX-Frau in Deutschland an...mit der ich noch einen guten Kontakt hatte.
Sie möchte doch bitte jemanden auftreiben...der mit PKW und Anhänger uns abholen würde.
Und sie fand jemanden...aber dieser wollte 300DM plus Benzingeld haben. Die hatten wir natürlich nicht. Gerda rief ihre Eltern an...ob sie Geld schicken könnten.
Wir wollten so wie so jetzt am Wochenende euch besuchen kommen...sagte Gerda`s Vater.
Und sie kamen...mit Gerda`s Oma. Sie brachten allerlei gutes  für unseren Magen mit.
Pierre war ungehalten...das seine Wohnung so voll mit Menschen war...aber das war mir so etwas von egal. Wir saßen alle am Küchentisch...und die Stimmung war miserabel...die Nerven hingen an einem Seidenfaden. Pierre und Freundin fielen mal wieder über die mitgebrachten Lebensmittel her...und da explodierte Gerda`s Vater.
Er schrie los...was sie sich wohl einbilden würden...das Essen wäre wohl für alle da...und nicht nur für ihn.
Ich sah schon Stühle und Tische fliegen...eine Keilerei...aber nichts geschah.
Pierro stocherte mit einem langen scharfen Küchenmesser in seiner Sülze auf dem Teller herum...er sah mich an...und ich warf ihn einen vernichtenden Blick zu. Ich wußte was in seinem Kopfe vorging.
Am anderen Tag traf der Fahrer mit dem Anhänger ein. Ich hatte schon Tage zuvor die restlichen Möbel...die uns noch übrig geblieben waren ...auseinander geschraubt...sie waren abfahrtbereit. Der Anhänger war in einer Stunde komplett geladen.
Pierro mit Freundin standen in der Türe und schauten zu...sie rührten keinen Finger...der alte Pierre mit Freundin saß immer noch in der Küche am Tisch.
Wagen mit Anhänger fuhren ab...wir wollten mit Gerda`s Eltern hinterherfahren.
Die Verabschiedung von Pierro mit seiner Freundin war mehr als kühl...er zeigte keine Regung. Ich betrat die Küche. Schüss Pierre...mach`es gut.
Er sah mich aus seinen blutunterlaufenen Augen an...und sagte kein Wort.
Als wir das Dorf Azoudange verließen...warf ich noch mal einen Blick zurück...und es kam so etwas wie Trauer und Wehmut auf.
Dann passierten wir Maizieres le Vic...das Dorf wo ich meine ganze Hoffnung  zurücklassen sollte.
Es war eine lange Fahrt bis nach Deutschland. Wir hielten in Dülken an...an dem Haus...wo Gerda`s Eltern wohnten. Alles wurde entladen und in der Garage verstaut.
Der Fahrer bekam das geforderte Geld und machte sich aus dem Staub.
Im Haus war auf dem Dachboden ein Zimmer ausgebaut...nicht groß...vielleich so sechs Quadratmeter...hier sollte unser Domizil für eine gewisse Zeit sein. Es war eng und bedrückend...mein Traum von Freiheit bekam einen erheblichen Knacks.
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Die Wochen vergingen. Eines Tages sagte Gerda`s Schwager...wir machen in Österreich Urlaub mit dem Campingwagen...fahrt doch mit.
Ich hatte in den Wochen von Gerda`s Vater...der eine Autowerkstatt kannte...einen alten VW Bus gekauft...auf Abzahlung...monatlich 300DM. Hatte mittlerweile einen Gartenbau angemeldet...der nicht schlecht lief.
Ok...Gerda sah mich an. Nein sagte ich...ich kann hier nicht weg...ich kann meine Gartenkunden nicht im Stich lassen...fahre du alleine mit deiner Schwester und Mann...und erhole dich von den Strapazen aus Frankreich. Und sie fuhren alle am nächsten Tag los. Ich hatte eine schwere Woche vor mir...jeden Tag zehn bis zwölf Stunden.
Aber der Rubel rollte. Wenn das so weiter ging...konnten wir uns bald eine eigene Wohnung erlauben...mein Herz jubelierte. Jeden Abend telephonierte ich mit Gerda...die mir immer wieder sagte...wie sie mich doch so vermißt.
Am darauffolgenden Wochenende kam ihr Schwager alleine aus Österreich zurück...weil er wichtige Sachen auf diversen Ämtern erledegen mußte.
Jetzt fährst du aber mit sagte er...los komm`schon...nur für ein paar Tage. Ich telephonierte mit Gerda. Kommst du ...fragte sie. Nein sagte ich...ich kann nicht weg hier.
Ich wollte sie  einfach überraschen. Also fuhr ich einfach mit.
Der Ort in Österreich hieß Pfunds...dort stand der Wohnwagen auf einem Campingplatz.
Wir kamen dort um 22Uhr an.
Nur Gerda`s Schwester war im Wohnwagen. Wo ist Gerda...fragte ich. Ihre Schwester stotterte herum.
Ich verließ den Wagen und sah mich auf dem Platze um...nichts...keine Gerda.
Ein beklemmendes Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Ich wartete im PKW.
Gerda`s Schwester und Mann ließen sich nicht mehr blicken. Ich schlief im Wagen ein.
Es muß so vier Uhr in der Früh`gewesen sein...als ich Stimmen hörte.
Da kam Gerda...Hand in Hand mit einem jungen Mann...so in ihrem Alter vom Dorf her...über den Campingplatz geschlendert. Vor einem fremden Zelt...vermutlich von dem Jungen...gab es eine innige Umarmung  und eine ein Knutscherei vom feinsten. Ich versteinerte...darum wollte sie wissen...ob ich komme oder nicht...mein Herz brach entzwei...nach all`dem was wir in Frankreich durchgemacht hatten.
Gerda`s Oma...die auch auf dem Platze war...wollte am nächsten Tag nach hause fahren...ich fuhr mit...und hörte nie wieder etwas von Gerda.

Ich blieb noch drei bis vier Wochen bei Gerda`s Eltern auf dem Speicher wohnen...dann konnte ich nicht mehr.
In Mönchengladbach traf ich dann Eva-Maria...eine Frau...die ich Jahre zuvor kennengelernt hatte.
Dies`sollte eine lange Beziehung geben...dreizehn Jahre...voller Liebe und auch Stress...bis sie 2006 zerbrach....aber das ist eine andere ...lange...sehr lange Geschichte.


                                                                                                    Rüdiger Nazar
                                                                                                melvin6@gmx.de
                                                                                            Montag...02.Mai 2011









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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.05.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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