Er hatte schon ewig nicht mehr gemalt...den Pinsel geschwungen...Aquarell auf weißem Papier.Tiere und Landschaften...hauptsächlich Bäume und Wälder waren sein bevorzugtes Motiv. Die Hand war starr...er bemerkte es nicht...daß blaue Tropfen von seinem Pinsel...echt Marderhaar...auf das Blatt tropfte. Er hatte sich hingesetzt...ohne eine Vorstellung...was er eigentlich malen wollte. Gedanken...ja so viele Gedanken strömten durch seinen Kopf.
Draußen schien die Sonne und ein leichter Nieselregen setzte ein. Die aufgeklebte Glaspyramide an seiner Fensterscheibe...in der sich die Sonnenstrahlen brachen... zauberte wunderschöne farbige Lichtreflexe an der Zimmerwand.
Sollte er doch den Pinsel... Pinsel sein lassen...und etwas spazieren gehen.
Träge zog er sich an...schloss die Wohnungstüre hinter sich...und stieg langsam die hölzernen Holzstufen der uralten Treppe hinunter. Das Haus war von 1930.
Auf dem Gehweg bemerkte er...wie so oft...wenn er ging...das sich die Gardine in der Paterrewohnung bewegte. Seine Exfreundin beobachtete ihn wieder...wenn sie Geräusche im Hausflur hörte. Wo geht er hin ? Wo kommt er her ? Sie hatte vor einem halben Jahr Schluss mit ihm gemacht...ein Ende der Beziehung ohne ersichtlichen Grund...aus einer Laune heraus. Wie hatte er in dieser Zeit gelitten...ist wie ein Tiger im Käfig hin und her gelaufen...in seiner Wohnung...unruhig und nicht fähig...eine Nacht richtig durchzuschlafen.
Er entfernte sich langsam vom Haus...der Bürgersteig dampfte durch den leisen Nieselregen...der auf die von Hitze aufgeladenen Gehwegplatten prasselte.
Eigentlich viel zu warm für den April...aber warum sollte man sich beschweren ?
Er ging Richtung...bunter Garten...eine wunderschöne Grünoase...mitten in der Stadt von Mönchengladbach...die nun in den allerschönsten Farben leuchtete. Horthenzien...Azaleen...der Flieder blühte in weiß und lila...es duftete wie in einem Esotherikladen. Die ganze Waldanlage stand voll von Bärlauch...dieser auch schon weiß blühte...eine Kostbarkeit für den Magen.
Warum hatte sie das Verhältnis beendet...? Immerhin vier Jahre. Er liebte sie sehr...eigentlich immer noch...aber diese Beziehung hatte keine Zukunft. Würde er sie zurücknehmen ? Nein...ein Stich im Herzen...nein...niemals. Gute Zeiten und schlechte Zeiten voller Ärger...meistens schlechte Zeiten...war es das wert ?
Sie war so rechthaberisch...Sätze konnte man bei ihr nie zu Ende sprechen...immer fiel sie einem in`s Wort...nein...oder ja aber...war ihr Standartspruch.
Er schlenderte am Vogelhaus vorbei...der jecke Beo saß wieder auf seinem Ast...Hallo...hallo...schrie er. Er mochte den komischen Kauz aus Indonesien...der manchmal rülpste...und dann sagte...Entschuldigung hab ich gesagt.
Oft stand er da und beobachtete ihn...wie das kleine Federvieh ihn ebenfalls beobachtete.
Auf einer Bank ruhte er sich aus...streckte die Beine lang`aus...holte Tabak und Blättchen aus seiner Hosentasche.
Dann standen drei junge Männer neben ihm...he Alter...läßt du uns eine Rolle machen ...Alter ? Sollte er ? Warum nicht ! Würden sie nun davon laufen...was hätte er für eine Chance sie einzuholen...seinen Tabak...wiederzubekommen. Vermutlich keine.
Aber die jungen Leute von heute sind garnicht so schlecht wie ihr Ruf...sie reden und denken nur anders als wir...wir älteren. Er reichte ...nachdem er seine Zigarette hatte...das Tabakspäckchen herüber...hier Alter sagte auch er...die jugendlichen lachten.
Geil Mann...bist ein dufte Typ...ganz OK so...für dein Alter.
Er war eigentlich so...nahm es trotzdem als Kompliment auf.
Im Zeitalter von Hartz IV...war es halt so...und seine Stadt war nahezu über 50% arbeitslos.
Haste mal nen Euro Alter ? Nee Jung...beim besten Willen nicht...bin selber arbeitslos.
OK...macht nichts...verabschiedeten sie sich...bis demnächst mal....Alter.
Der Mann lächelte in sich hinein...was eine Generation...eigentlich bedauernswert.
Was hatte er in seiner Jungend gemacht ? Geraucht ? Ja ab und zu in der Jugenddisko...um
anzugeben...aber er hörte damit auf. Trieb Sport...war ein Ass...aber auch das ließ nach...mit der ersten Freundin.
Als er den Park verließ...wurde der Regen etwas stärker...aber der Boden war noch warm.
Er zog seine Schuhe aus...Socken trug er nie...auch im Winter nicht. Ah...nackte Füße auf dem Asphalt...wie tat das gut. Langsam schlenderte er über die warm dampfende Strasse...kam sich um 40 Jahre zurückversetzt vor. Wie oft war er damals so durch die Strassen gelaufen...wie oft hatte er eine Glasscherbe oder einen Splitter im Fuss ?
Seine Stadt...war eigentlich eine schöne Gegend...wenn sie nur nicht so dreckig wäre.
Einige Strassen sahen katastrophal aus. Keine Beziehung hatte er zu ihr...warum blieb er eigentlich ?
Er wußte es selber nicht. Langsam tigerte er wieder in Richtung "nachhause". Wie oft war er schon all`diese Strassen gelaufen ? In Begleitung seiner Freundin...die sich über jede Blume freute...die alles immer so toll und schön fand.
Kurz vor dem Haus hielt er inne. Er betrachte die Fassade...die alt und abgebröckelt war. Ja...er hatte dem Vermieter versprochen...diese in diesem Jahre wieder in Schuss zu bringen...würde er auch. Seine Kollegen standen draußen an der Mauer...he...trinkst du ein Bier mit. Einer war Türke...der andere Jugoslave. Es waren keine richtigen Freunde...eigentlich noch nicht mal Kollegen...aber leider seine einzigen Ansprechpartner im Augenblick.
Er trank mit ihnen zwei Flaschen Bier...die ihm nicht bekamen...weil er in den letzten Tagen wenig gegessen hatte. Er sah...das seine EX wieder hinter dem Vorhang stand und ihn beobachtete.
Nach der Verabschiedung...öffnete er die Haustüre...und sah diese alten blöden...schmalen Holzstufen...die er nicht mochte. Sie waren so schwer zu begehen.
Mühsam kämpfte er sich achtzehn Stufen nach oben. Auf der letzten Stufe...kurz vor dem Podest...wurde ihm schwindelig...verlor den Halt...rutschte auf der abgetretenen runden Stoßkante aus...und Knall und Fall...lag er unten....knallte mit der Stirn auf den Altpapierkasten und verlor die Besinnung.
Alle Nachbarn liefen zusammen und kreischten...auch seine Ex. Was machst du nur...hörte er wie durch einen dicken Nebelschleier. Ja was machte er nur ? Nichts. Ist nur ausgerutscht.
Mühsam kämpfte er sich auf und lief zu Fuß zum Krankenhaus...das etwa zehn Minuten entfernt liegt...kam ihm wie eine Ewigkeit vor...die Rippen schmerzten.
Fazit ? Prellungen...Abschürfungen im Gesicht...und eine Rippe gebrochen...
schöner...sch...Tag.
Rüdiger Nazar
melvin6@gmx.de
03.Mai 2011
...einfach so mal dahingeschrieben...
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.05.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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