Konrad Folkmann

Urlaub auf Mallorca

 


Ich bin gerne zu Hause, aber einmal im Jahr mache ich Urlaub, um etwas anderes zu sehen. Ich liebe insbesondere eine Mischung aus gemächlichen Tagen und anstrengenden Aktivitäten. So bin ich mit einer Reisegesellschaft weggefahren, die auf Wanderurlaube spezialisiert ist, wo es aber auch einige wanderfreie Tage gibt, die ich selbst gestalten kann.

Wir waren in einer der schönsten und romantischsten Gegenden Mallorcas, das im westlichen Gebirge liegt. Hier kann man die schöne Natur in hohen Bergen, an steilen Felsküsten und einsamen Buchten erleben. Das ist gerade im Frühling schön, wenn die Insel grünt und eine vielfarbige Blütenpracht zu bewundern ist. Aber auch beschauliche Dörfer und Städtchen mit verträumten Gäßchen und belebten Plätzen sind hier zu erleben. Eine historische Eisenbahn und Straßenbahn rundeten das Bild ab.

Untergebracht waren wir im belebten Bade- und Hafenort Port de Soller, das an einer kreisrunden Bucht liegt. Das Hotel liegt an der Strandpromenade, die dort Fußgängerzone ist. Auf der Strandpromenade haben die Hotels Sessel mit Tischen aufgestellt, sodaß man abends bei einem Glas Wein das Meer genießen konnte. Die Sonnenuntergänge waren besonders schön. In den Läden des Ortes konnte man neben Souvenirs einige interessante kunsthandwerkliche Dinge kaufen.

Interessant ist auch die historische Straßenbahn aus dem Jahre 1912, die Port de Soller mit der vier Kilometer entfernten Kleinstadt Soller im Hinterland verbindet. Die Straßenbahn mit alten Fahrzeugen aus der Entstehungszeit hat zwei offene Sommerwagen, die immer gut mit Touristen besetzt sind.

Soller hat in der Mitte einen belebten, baumbestandenen Hauptplatz, der mit seinen vielen Straßencafes das Herz dieses lebendigen Städtchens ist, mitten über den Platz fährt die alte Straßenbahn. Es ist sehr schön, bei lauer Sonne auf diesem Platz zu sitzen und das Leben genießen, es gibt hier soviel zu sehen. Der Platz ist von alten Häusern umrahmt.

Von hier aus kann man einen Spaziergang zu zwei benachbarten Dörfern machen. Die Dörfer liegen am Hang der Berge, sind sehr verschachtelt mit gemütlichen Gassen, an denen Häuser in einem sonnigen Ocker mit grünen Fensterläden stehen. Wie in Soller liegt in der Mitte der Dörfer ein Platz mit Straßencafes, wo man am Leben teilhaben kann. In Fornalutx, dem größeren der beiden Dörfer gab es auch kunsthandwerkliche Läden, Ateliers und ein Gemischtwarenladen. Es gilt als das schönste Dorf Spaniens.

Es macht Spaß, von Soller in diese beiden Dörfer zu spazieren, auf den jeweiligen Plätzen, die jeweils ihren eigenen Charakter haben, einen Cafe zu trinken und in den Lädchen und Ateliers herumzuschauen. Zwischen den Orten befindet sich eine Gartenlandschaft mit einigen Fincas. Am Wegesrand kann man einige Blumen betrachten.

Soller mit seinen Dörfern liegt in einem großen, von etwa 1000 m hohen Bergen umschlossenen Talkessel, der sich nur an der kreisrunden Bucht von Port de Soller zum Meer hin öffnet. In diesem Talkessel wurden viele Orangen angepflanzt, sodaß er den Namen Orangental bekommen hat. Jahrhundertelang lag dieser Talkessel ziemlich abgeschieden vom übrigen Mallorca, entweder nur mit dem Schiff oder über kurvenreiche Gebirgsstraßen erreichbar. 1912 wurde Soller durch eine Eisenbahn über das Gebirge und durch einen Tunnel an die Inselhauptstadt Palma angeschlossen, und erst vor wenigen Jahren wurde ein Straßentunnel gebaut.

Die Eisenbahn wird heute noch mit Originalzügen aus den 1920er Jahren bedient und wird überwiegend von Touristen genutzt. Der Zug heißt "Roter Blitz", obwohl die Wagen und die alte Elektrolok aus braunem Holz sind. Für heutige Verhältnisse ist die Bahn langsam, braucht sie doch für die 27 km Länge der Strecke eine Stunde. Aber weil alles seinen gemütlichen Gang geht und die Bahn viel Flair hat, lieben sie die Touristen, was die vollen Züge beweisen.

Die Gleisanlagen und der Bahnsteig im Bahnhof Soller liegen unter dem Schatten von großen Plantanen, und das Bahnhöfsgebäude ist ein altes, umgebautes Herrenhaus aus dem Jahre 1606.

Von Soller geht die Bahn in mehreren Kehrschleifen in die Höhe, man hat einen herrlichen Blick über das Orangental mit Soller und den umliegenden Dörfern. Schließlich verschwindet die Bahn in einem Tunnel, um auf die andere Seite des Gebirges zu gelangen.

Öfters habe ich die Bahn nach Palma genommen, aber ich bin auch mit dem Linienbus über die gewundene Küstenstraße über den Künstlerort Deia und den Klosterort Valdemossa nach Palma gefahren,

Anstrengend waren die geführten Wanderungen, sie führten entweder steil aus dem Talkessel heraus oder als schmale Wanderpfade an der Steilküste entlang. Diese Anstrengung macht aber Spaß, man bewegt sich langsam durch die Landschaft mit atemberaubenden Blicken auf Meer und Natur. Einmal sind wir vom Talkessel steil auf einen 1000 Meter hohen Aufsichtsberg gestiegen, es war anstrengend, aber als wir oben waren, stellte sich bei mir eine Euphorie ein, es war ein gutes Gefühl, weit über Berg und Tal zu blicken.

Dieser Urlaub bot den Kontrast von lebendigen Orten und ruhiger Natur, Gemächlichkeit und Aktivität, genauso liebe ich es.

Konrad Folkmann, 2002.




 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.05.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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