Klaus Eulitz

Immer wieder Sonntags

                 IMMER WIEDER SONNTAGS
 
 
Das kann doch alles nicht wahr sein. So eine verdammte Nonnenschlitzscheiße. Die spinnen doch. Die denken, mit mir können sie es machen. Aber wenn die das denken, dann sind die bei mir genau richtig – „Mein Gott, was schreist du denn hier rum? Was ist passiert?“-  Meine Frau stand in der Tür und sah aus wie ein bengalischer Halbaffe, der gerade beim Mittagsschlaf gestört wurde. „Ich werde dir sagen was passiert ist.  Hörst du zu? Gerade als ich überholen wollte, rammt mich dieser behinderte Nofretetenschliessmuskel und mein Auto fliegt 27,879 km durch die Luft, also habe ich keine Chance mehr das Rennen zu gewinnen, ABER und jetzt kommt `s, als ich ihn rammte, kam er nicht einmal ins schlingern. Die bescheißen. Ich sollte die alle abknallen und ich schwöre dir, wenn die da über uns nicht endlich aufhören, mitten in der Nacht ihre Scheiß - Musik zu spielen, dann werde ich da hochgehen und etwas Unschönes wird passieren. Es könnte sein, das der Eine oder Andere, wenn ich mit ihnen fertig bin, in eine Kiste passen würde.“ Ich schmiss die Spielkonsole auf die Couch und trat gegen den Fernseher. „Aua, aua, ich glaub, mein Zeh ist gebrochen.“ Ich fiel auf den Tisch der krachend in sich zusammenstürzte und lag heulend und meinen Zeh umklammernd auf dem Teppich. Samy, meine Frau, kam zu mir und sah sich meinen Zeh an. Ein neuer Song drang von oben zu uns – Immer wieder Sonntags, kommt die Erinnerung ...- Wie konnte man morgens um drei Uhr solch eine Musik hören? Was sind das nur für Tiere, die einem anderen Menschen so etwas zumuten? „Ganz ruhig Borsty! Das wird schon wieder, mit deinem Zeh. Soll ich mal hochgehen, mit einem dutzend Messer an meinem Gürtel und da ein bisschen aufräumen? Kann aber sein, das dann da oben die Wohnung frei wird.“ Ich grinste. „Das würdest du für mich tun? Ich verspreche dir, das ich dich auch jede Woche im Knast besuchen komme!“ Wir lachten beide.  „Und jetzt komm, wir spielen das Spiel zu Ende, gewinnen und dann werde ich auf deiner Fleischpeitsche ins „Yiipee a Yeah Land“ reiten.“
Am nächsten Morgen frühstückten wir gemeinsam und ich ging zur Arbeit. Ich war stellvertretender Filialleiter eines großen Baumarktes, 54 Jahre alt und hatte die Schnauze voll. Randvoll vom Glück in kleinen Dosen, vom Haarausfall, von der Scheiße die ich fraß, aber am meisten von mir selber und der Tatsache, das ich so ein verdammter Gutmensch war, der die Nöte der Anderen verstand und immer ein nettes Wort für jedermann fand. Jetzt ist es genug! Ich war bereit. Es gibt eine Zeit in der man reden kann und eine Zeit, in der man handeln muss.
Zum Feierabend nahm ich eine Heckenschere, zehn Rollen Klebeband, Silikonkleber aus der Tube, ein starkes Seil und eine Bohrmaschine mit nach Hause. Ich hatte eine Idee! Ich hatte eine Vision! Eine Vision von einer schönen Welt, ohne nervtötende Musik von oben.
In dieser Nacht hatte ich davon geträumt, das ganze Dorf da oben mit einem Flammwerfer niederzubrennen. Ich ging mit entblößtem Oberkörper die Treppen hinauf, die Granaten, Messer, Macheten und tausende Patronen klebten förmlich an meinen schweißnassen Muskeln. In der einen Hand hielt in eine Mega - MG und in der Anderen einen überdimensionalen Flammenwerfer. Ich trat die Wohnungstür spielerisch, mit fast übermenschlicher Wucht ein und sie flog berstend gegen die Wand, an welcher sie noch sekundenlang hing, bevor sie krachend zu Boden fiel. Der Lärm, den ich dabei verursachte, war durch die Musik die immer noch spielte, kaum zu hören. Schon wieder dieses Lied. Ich legte die MG zur Seite, um mir den Sack zu kratzen. Alle blickten angsterfüllt und mit offenen Mündern in meine Richtung. Keine Bewegung war auszumachen, kein Ton kroch über die Lippen der Bewohner. Sie waren wie erstarrt, als sie mich sahen. „Hey, ich bin `s. Borsty. Ihr wisst schon, der von unten. Ich habe hier ein paar Geschenke für euch!“ Und ich schoss aus feuerroten Rohren. Denen, die sich  noch bewegten, verpasste ich einen Sauna - Gang mit dem Flammenwerfer. Als von den zappelnden und schreienden Körpern nicht mehr, als ein Haufen Asche übrig war, gönnte ich mir eine wohlverdiente dicke Zigarre und als ich aufsah, standen im Flur, die durch den Krach angelockten übrigen Hausbewohner. Alle starrten mich und die Haufen, die da so rumlagen, an. Sekundenlang passierte nichts. Dann applaudierte der Erste und wenig später gab es ein Gejohle und Gratulationen von allen Seiten. Meine Frau stand am Ende des Flures und schaute mich an, stolz und voller Ehrfurcht.     
Es war ein schöner Traum. Ich erwachte kraftvoll und glücklich und freute mich auf den Tag, wie schon lange nicht mehr. Es war möglich! Ich wusste, alles war möglich.
Aber die Realität, meine Realität, sah anders aus. Weniger tatenvoll, weniger Muskeln, kein Applaus nach getaner Arbeit, nur sinnlose Arbeit mit traurigen Menschen und ich war der traurigste von allen. Mein Zeh schmerzte, ich bekam kaum Luft, wenn ich ohne Zwischenstop vom Bett ins Badezimmer ging und meine Frau war der Überzeugung, ich wäre eine Flasche. Doch damit war jetzt Schluss und mit diesem Vorsatz schnellte ich aus dem Bett und torkelte benommen ins Badezimmer. Unterwegs rutschte ich in einem flüssigen Haufen aus Dünnschiss und Kotze aus und schlug mit dem Kopf gegen den Türrahmen vom Badezimmer. Aua, aua, das kann doch einfach nicht wahr sein. Ich will einmal, nur einmal, als Mann das Haus verlassen und nicht jeden Tag den Geruch von Kotze oder Scheiße in der Nase haben, oder den gesamten Tag über den Song summen, den ich die ganze Nacht aus der Wohnung über uns gehört habe. Ich will sie hassen und nicht ihre Songs mitsummen.
Im Spiegel sah ich mein Gesicht und ein Blick aus dem Badezimmerfenster verriet mir, das es draußen schneite. Das war gut! Die Welt sah um so vieles schöner aus, wenn es schneite, wesentlich schöner jedenfalls, als ich. Früher sah auch ich ganz passabel aus, aber das war lange her. Ich dachte darüber nach, ob die Katze mit einer Fleischgabel im Rücken immer noch in die Mikrowelle passen würde, ob ich die Gabel wieder rausziehen, oder doch lieber den Backofen anmachen sollte. Ich konnte mich nicht entscheiden. Genau das war mein Problem. Aber damit ist jetzt Schluss. Also zog ich in Gedanken die Gabel raus und das Blut schoss in pulsierenden Fontänen aus der Katze, über die neue Ledercouch. Das war offenbar die falsche Lösung. Ich furzte zweimal kräftig und bekam schlechte Laune. Ich spürte deutlich, wie sie langsam in mir hoch kroch, sich umblickte und begann, es sich so richtig bequem zu machen. Wie ein Raubtier eroberte sie Zelle für Zelle meines gesamten Organismus. Ich wurde richtig sauer! Warum habe ich der Scheißkatze nicht in der Badewanne die Gabel in den Rücken gerammt? Ich weiß es nicht. Aber nun lag sie da, auf meiner Couch und blutete, als würde sie sich rächen wollen.  
„Schatz, willst du Eier zum Frühstück, oder willst du dich lieber erst an meinen Eierstöcken reiben?“ Wie ein warmer Hauch umhüllte mich die Stimme meiner Frau und meine schlechte Laune war weg. Sie stand in der Tür und zwinkerte mir zu.  „Kein Grund schlechte Laune zu bekommen, der Haufen ist schon weg.“ Sie grinste. Wie um Himmelswillen bekam sie das hin? Mit mir zusammen  sein und gute Laune haben? Mit der stimmt doch was nicht. Ich bin auch jeden Tag mit mir zusammen und habe, wie es sich gehört, jeden Tag schlechte Laune. Alles andere ist unanständig. Ich grinste und sagte: „Erstmal Eier und dann sehen wir weiter.“ Ein Hauch von Glück umwehte mich, als ich mich rasierte. Ich sah zum anbeißen aus. Die Katze war verschwunden und mit ihr das Blut. Die Eier schmeckten hervorragend.  „Sag mal Schatz“, eröffnete ich über die Zeitung gebeugt das Gespräch,  „du mischst mir doch nicht jeden Tag eine kleine Dosis Gift ins Essen, damit ich in einem Jahr den Löffel abgebe und du keine Spuren hinterlässt. Ich meine, wie kommt es, das du jeden Tag gute Laune hast? Ist es nicht so, das du dich insgeheim schon auf meinen Tod freust und die Tage zählst, die ich noch am Leben bin, du dein teuflisches Werk verrichtest und es genau das ist, was dich zum Lachen bringt? Warum hasst du mich nicht einfach, oder findest mich wenigstens abstoßend und zeigst es auch offen? Stattdessen  jeden Tag diese Show. Warum?“
Meine Frau stand langsam auf, griff sich das große Küchenmesser und kam mit wirrem Blick und schwer atmend auf mich zu. Ich hatte Mühe zu schlucken und ein Kloß steckte quer in meiner Kehle. „Ich werde dir zeigen, wie sehr ich dich hasse, du kleiner stinkender Käseschwanz.“ Mit einer schnellen Bewegung war sie ganz nah bei mir, setzte das Messer an meinem Hemdkragen an und schnitt mit einer geschmeidigen Bewegung mein Hemd an meinem Rücken in zwei Teile. Fast zeitgleich öffnete sich ihr Nachthemd und meine Shorts fielen zu Boden. Die Reste meines Kragens dienten ihr dazu, einen Knebel für meinen Mund zu drehen, um ihn mir mit einem Lachen und einen Küsschen in den Mund zu stecken. Mit der anderen Hand fegte sie das Geschirr vom Tisch und legte sich bäuchlings zwischen Butter und Marmeladenreste. „Komm schon, du Sohn einer Koyotenschlampe, schnapp dir die Beute, beschmutz meine Eierstöcke und hasse mich so, wie ich dich hasse!“
Eine halbe Stunde später saß ich in meinem Auto, grinste und war auf dem Weg zur Arbeit
Die Arbeit ging mir heute flott von der Hand. Alles lief nach Plan und die Heinis da draußen glaubten der Werbung und kauften uns den Schrott ab, als würden sie Europa komplett in ein Vorzeigezimmer für Bastelkurse verwandeln wollen. Dennoch war ich nicht ganz zufrieden.  Da war noch etwas, das ich erledigen musste. Ich musste meine Achtung vor mir selbst wieder herstellen und ich wusste auch schon ganz genau, womit ich anfangen würde. Auf dem Weg nach Hause spielten sie im Radio diesen Song, „Immer wieder Sonntags“...-und ich wusste, es war an der Zeit zu handeln. Jeden verdammten Tag und besonders nachts, feierten die Heinis in der Wohnung über unserer, als wäre es das letzte Mal und nicht einmal bin ich nach oben gegangen, um dem ein Ende zu setzen. Immer erfand ich Ausreden, die so lahm waren, wie ich beim Spurt. Samy lachte sich jedes Mal kaputt, wenn wir zum Bus rannten und selbst wenn sie aus vollem Halse über mich lachte und keine Luft mehr bekam, war sie immer noch schneller als ich, der schon so schnell rannte wie er nur konnte.
Ich stieg in mein Auto und die Tür knallte mit voller Wucht gegen den Rest, so dass ich Angst hatte, der Knall könnte ein Erdbeben in Japan auslösen.
Zu Hause angelangt, schmiss ich meine Tasche auf den Tisch und ging wieder ins Treppenhaus zurück, um unseren Nachbarn, ein Stockwerk  höher, einen Besuch abzustatten. Auf halber Höhe sah ich Samy in unserer Tür stehen, mich ansehen und fragen: “Wo gehst du hin? Ich bin hier unten.“–  „Bin gleich bei dir, mein kleiner Sternenreiter. Ich muss hier nur was klären.“ – sagte eine auch mir fremde Stimme, die aber offenbar aus mir heraus kam. Es war eine feste Stimme, von jemandem der immer noch in mir wohnte und nun endlich wieder zum Leben erweckt wurde. Als ich oben angelangt war, hatte ich keine Ahnung was ich sagen sollte. Ich zitterte. Meine gesamte Energie zerfloss bei den paar Worten, die ich eben zu meiner Frau sagte. Ich klingelte und horchte und hoffte, es würde niemand aufmachen. Keine drei Sekunden später wurde die Tür aufgerissen und ein Mann, Anfang 20, mit muskulösen Armen, freiem Oberkörper und trainiertem Bauch stand in der Tür. –„Hey Nachbar, du bist doch der Typ, der unter uns wohnt. Was kann ich für dich tun?“-  Au Mann, das würde schwer werden. Gut aussehend und auch noch nett. Hinter ihm standen noch ein Mann und eine Frau, vielleicht 18 oder 19 Jahre alt, klein und stämmig und eindeutig kein europider Typ. Musik quoll aus dem einen Zimmer. Vielleicht etwas zu laut, aber immer noch so, das man sich unterhalten konnte. Es roch nach Kraut und Pizza  -„Hör zu, Michel oder Kevin, oder wie auch immer du heißen magst, ich bin hier um dich zu bitten, die Musik abends und nachts etwas leiser zu stellen. Wir verstehen unser eigenes Wort nicht mehr und dann diese Songs und besonders der Eine...Mann, wie kann man so etwas nur hören? Aber egal, dies ist ein freies Land nicht wahr und jeder kann hören, was er will, aber eben nicht so laut er will, okay? Ich meine, ich will euch nicht mit Polizei drohen oder so einen Scheiß. Ich will einfach nur meine Ruhe haben!“....“Er will uns drohen!“ schrie plötzlich die Frau, die bisher teilnahmslos dagestanden hatte. –„Was bildest du dir ein du Wichser? Hier rauf zu kommen und uns zu bedrohen? Wir hören einfach nur ein bisschen Musik, das ist alles und du bedrohst uns? Was bist du denn für einer?“ Sie kam langsam in Fahrt. Sie war knallrot im Gesicht und das letzte, was ich sah, war Michel oder Kevin, der plötzlich so hart aussah, wie eine Eisenstange und genau so fühlte es sich dann auch an, als mich seine Faust traf.  „Hast du `n Knall, du Spinner? Hier rauf zu kommen und uns zu drohen? Du scheinst keine Ahnung zu haben, wer hier vor dir steht.  Die Hände vor das Gesicht gepresst, schoss mein Blut an den Seiten meiner Hände raus und ich sah aus, als hätte ich mein eigenes Herz herausgerissen, um es zu essen. Ich wand mich auf dem Boden, schrie und noch bevor ich etwas sagen konnte, flog die Tür zu. Ich konnte gerade noch rechtzeitig mein Schienbein zu mir ziehen, sonst wäre es ganz übel ausgegangen. Blutend und schweißnass kroch ich die Treppe hinunter, zu meiner Wohnung und klingelte. Samy öffnete und schrie als sie mich sah – „Oh mein Gott, was ist passiert? Ich hoffe da oben gibt es keine Überlebenden. Was ist passiert? Hast du versucht den dritten Weltkrieg anzuzetteln oder was?“ Sie zog mich ins Badezimmer und untersuchte mein Gesicht. –„Es ist nichts gebrochen, aber er muss voll deine Nase erwischt haben. Sieht schlimmer aus, als es ist.“ - Mit einem nassen Lappen wischte sie mein Gesicht ab. Ich heulte. –„Ich hab gar nichts gesagt, nur eben, das ich darum bitte das er die Musik leiser macht und das ich nicht mit der Polizei drohen will und so. Das muss er, oder sie, missverstanden haben. Sie war es, die plötzlich ausgetickt ist, die geschrien hat und das war offenbar für ihn das Signal, mir die Nase zu brechen. Die spinnen doch. Die haben sie doch nicht alle!“-  Ich schluchzte wie ein Baby, fühlte mich so und benahm mich auch so. Ich wollte zurück in Mamis Schoß.
 In der Nacht lag ich neben Samy, die schlief wie Baby. Mir tat alles weh und die Musik von oben hatte eine Lautstärke, das es sich anfühlte, als würde ich in der Box schlafen. Gegen Morgen dämmerte ich endlich weg. Dann wurde mir endlich klar, dass ich nicht jeden Tag schlechte Laune hatte, weil ich ein Scheiß-Typ war, sondern in einer Scheiß-Welt lebte. Ich kann die Welt nicht verbessern, aber ich kann auch ein Scheiß-Typ werden. Das war es! Das war die Lösung! Das war zumindest für mein Problem hier meine Lösung. Ich wusste, ich bräuchte nicht noch einmal hochzugehen und zu bitten, sie mögen die Musik doch ausmachen oder leiser stellen oder ich würde die Polizei rufen. Das hier war Krieg! Zwei Gebiete kämpften um ihre Vormachtstelle und ich war kein Beobachter, ich war eines der Gebiete die erobert werden sollten. In Gedanken sah ich mich im Panzer die Treppe hochfahren, wirres Haar, welches mir tropfnass auf die Schultern fiel. Ich sah zum anbeißen aus! Hubschrauber drehten vor den Fenstern ihre Runden und ich schmiss mit Granaten nur so um mich, sprang vom Panzer, stolzierte zwischen zuckenden und blutenden Leibern und fand ihn, Michel oder Kevin oder wie der kleine Bastard auch immer hieß. Er lag absurd verdreht auf dem Boden, hielt noch immer die Fernbedienung für die Anlage in der Hand und stammelte irgendetwas. Ich trat mit meinen Stahlstiefeln näher an ihn ran, beugte mich herab und fragte ihn, während ich meine Zigarre genüsslich von einem Mundwinkel zum anderen schob-„Du wolltest etwas sagen?“- Er stammelte irgendetwas – „Nein? Auch gut. Aber ich hab dir was zu sagen! Siehst du die Leute da drüben? Die mit den weißen Kitteln? Das sind Ärzte. Die sind hier, um dir und deiner missratenen Votze die Organe heraus zunehmen. Leider haben sie die Narkosegeräte vergessen, aber das macht ja nix. Ich dreh die Musik einfach etwas lauter!“- Plötzlich befand sich in meiner Hand keine Granate mehr und auch keine MG, sondern eine Silikonspritze, die ich erst ungläubig ansah, dann lächelte und ihm in sein rollendes Auge stieß. Ich drückte die Hälfte der Tube in seinem Auge aus, zog die Spritze wieder heraus, wobei sich das Auge mit einem schmatzenden „Plopp“ aus der Höhle löste  und an der Spitze der Kartusche baumelte. Ich musste lachen, nahm mit zwei Fingern das Auge von der Spritze, stopfte es in seinen Mund und stieß dann die Spritze in sein anderes Auge um den Rest Silikon in sein Hirn pressen zu können. Ich stand auf und beobachtete wie sein zuckender, sich windender Körper versuchte zu schreien und sich von der aus seinem Auge ragenden Spritze zu befreien, wobei seine Hände ständig ins Leere griffen. Ich musste lachen und pisste mich ein, so sehr musste ich lachen.                     
Der Wecker klingelte und ich wollte aufstehen. Mir tat immer noch alles weh. Die Sonne schien und ein friedlicher Klang, gepaart mit wohlmeinenden Düften, drang aus der Küche zu mir herüber. Samy machte Frühstück und ich freute mich darauf. Sie sang irgendetwas von Roy Orbison und ihre Stimme schwebte durch den Raum und hüllte alles in freudige Frühstücksstimmung. Sie wiegte sich im Takt der Musik und warf ihre Lockenpracht in den Nacken, wobei sie mir zuzwinkerte.- „Na Tigscher, wie geht’s dem, was du Gesicht nennst? Bereit deine süßen Beißerchen zu strapazieren?“ –  „Lass uns tafeln Weib!“ – gab ich zurück und setzte mich in froher Erwartung an den gedeckten Tisch. Das Sonnenlicht legte sich gnädig über mein Gesicht, umschmeichelte aber Samy, die ein hauchdünnes Baumwollkleid mit extraschmalen Trägern trug während sie zu mir sprach.- „Ich hab heut morgen die beiden Heinis von über uns im Hausflur getroffen.“ -  „Und?“ versuchte ich die Flanke anzunehmen, jedoch ohne Chance sie einzulochen.- „Sie liegen jetzt im Krankenhaus.“- Sie lachte laut auf. Plötzlich lag mein Frühstücksei quer in meinem Mund. Ich musste husten und würgte  etwas Zahnstein heraus. – „Was? Wie ist denn das passiert?“ fragte ich, nichts Gutes ahnend- „Nun ja, sie sind leider über meine Füße gestolpert, als sie die Treppe hinuntergehen wollten. Hätten sie mal lieber den Fahrstuhl benutzt. Solltest du jetzt auch öfters tun!“ – Erst jetzt bemerkte ich, das sie beim laufen etwas humpelte und ihre Handknöchel dick geschwollen und blutunterlaufen waren. –„Was ist hier los? Was hast du getan? Bist du Amok gelaufen?“ – Meine Stimme sollte fest und bestimmt klingen, stattdessen hörte ich mich an, als würde ein Spatz um Futter betteln ... „Tshiep, tshiep“ – Samy kam ganz langsam auf mich zu und fixierte mich mit festen Blick, so dass sich mir sofort der Gedanke aufdrängte, „Au Mann, die sollte unbedingt in einem Western mitspielen... Nahaufnahme! Das finale Duell! So wie die alten Meister in den 70 er Jahren, wo sich die Duellisten gegenseitig mit den Augen fixieren und den Anderen schon vor dem Todesschuss in die Hölle schickten. Au Mann, ich hab `ne Gänsehaut!“ – „Kein Mensch oder sonst irgendetwas, vergreift sich an meinen Borsty und haut ihm ungestraft die Nase blutig! Nicht solange noch Blut durch meine Adern fließt. Glaub mir, das Paket, das du hier vor dir siehst, kriegt keiner klein! Für dich würde ich auch eine Panzerabwehrrakete mit den Zähnen fangen um dich zu schützen. Ich hoffe, das ist klar und deutlich bei dir angekommen!“- Sie drehte sich um, holte die Kanne mit Kaffe und schenkte mir noch mal nach. Ich war total baff. Ich zitterte und schwitzte und fragte mich, wie so eine kleine Person, die nicht mal die Hälfte von mir wog, schon wenn sie mit mir sprach mir solch eine Angst machen konnte und das, obwohl sie auf meiner Seite stand. Wie sieht das denn aus, wenn ich sie zum Feind habe?... Ich betete schnell und aufgeregt:“ Lieber Gott, lass uns bitte, bitte, bitte immer Freunde sein!“ Erst jetzt spürte ich, dass ich eine gut gemeinte Morgenlatte hatte, welche aber nicht auf den Morgen zurückzuführen war. – „Jetzt mal im ernst, “ - versuchte ich den Ball wieder aufzunehmen – „warum sind deine Hände blutig und warum humpelst du? Bist du verletzt?“ – „Kümmere dich nicht darum. Ab jetzt übernehme ich! Alles Andere steht im Polizeibericht. Die Beiden hatten Glück, das die Bullen hier gerade im Haus nach `nem Dealer suchten. Aber egal! Bring mir doch heute aus dem Laden ein extrastarkes Klebeband und den XR 5000 Supertacker mit, wenn du so lieb bist.“  – „Was willst du denn mit dem Supertacker? Weißt du wofür dieser Tacker eigentlich gedacht ist?“ ... – versuchte ich wieder Herr über die Lage zu werden. Aber mir war klar, dass ich diese Rolle bereits verloren hatte. -   „Um riesige Superbohlen aus Holz zu fixieren und nicht um irgendwelche Spielchen zu spielen. Hast du `ne Ahnung wie schwer und groß so ein Monstrum ist?“- In bester Geber- oder Nehmerlaune sah sie meine Erektion und streifte ihren Slip ab – „Ich spiel keine Spielchen. Ich stelle die Ordnung wieder her! Ich rücke die Realität zurecht!“ – Während sie das sagte, setzte sie sich rittlings auf mich und wiegte sich im Takt zur Musik
Noch am gleichen Abend kam der Polizeibericht. Darin stand, eine 48 jährige Frau hätte einen Mann mit der Hand an der Gurgel fixiert, dabei mit den Füßen nach ihm getreten und dem Anderen mit der freien Hand den Kiefer mit mehreren schweren Fausthieben gebrochen und ihn dann mit gezielten Fußtritten die Treppe hinab  befördert. Nachdem der Mann unten an der Treppe regungslos liegen geblieben war, brach sie dem fixierten Mann mit einer Kopfnuss die Nase. Dabei schrie sie, als würde sie selbst geschlagen werden, ließ die übelsten Verwünschungen verlauten und versprach den beiden einen langen und qualvollen Tod. Mehrere Polizeibeamte waren notwendig, um diese kleine, zierliche Frau wieder in den Griff zu bekommen und zu beruhigen. Ihre nassen, langen Haare hingen ihr ins Gesicht und sie sah von einem Polizeibeamten zum Anderen und sagte nichts. Drei der Beamten ließen sich noch am gleichen Tag auf unbestimmte Zeit krankschreiben, zwei kündigten sofort und einer will ab sofort nur noch im Büro arbeiten. – Wer war diese Person, von der hier die Rede war? Das konnte doch unmöglich meine Frau, meine Samy sein! Erschöpft ließ ich das Papier sinken. Der Abendhimmel sah so schön aus! Alles schien so friedlich und doch ahnte ich, dass dies ein Trugschluss war. Dies war erst der Anfang. Das eigentliche Gemützel sollte erst noch kommen und ich sollte Recht behalten. Ich war müde. Mir war klar, dass ich eine super Frau geheiratet hatte, aber dass sie eine Ninja -  Kämpferin war, das war mir nicht so klar und neu für mich. Woher hatte sie diese Fertigkeiten? Mit diesen Gedanken schlief ich ein und wachte erst auf, als ein lautes Krachen aus dem Flur mich hochschnellen ließ. Benommen torkelte ich durchs Zimmer in Richtung Flur und stand plötzlich einer fast hüfthohen Kiste gegenüber.  – „Hey Schatzi“ – flötete sie mir gut gelaunt entgegen, „Ich hatte so einen schönen Tag! Wie geht es dir? Hast du Hunger?“ -  „Wo kommst du denn jetzt her? Es ist fast zehn. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Mir geht es soweit ganz gut. Wo warst du denn?“ -  fragte ich neugierig, auf die Kiste zeigend. – „Das ist meine Bestellung, aber keine Pizza.“ – Sie lachte. – „Dann war ich im Krankenhaus und die Beiden ziehen ihre Anzeige zurück. Schön, nicht wahr? Tja und dann war ich bei der Polizei und hab mich entschuldigt. Ich musste noch ein paar Formulare unterschreiben, aber nichts von Belang. Also was essen wir? Ich hab einen riesen Hunger. Ich könnte glatt `n Nachbarn essen!“ – Sie bog sich vor lachen. Hell und fröhlich quoll die Freude aus ihr heraus und schwappte auf mich über. Beide wischten wir uns gegenseitig die Tränen aus den Augen und kalauerten, welche Nachbarn wir an welchem Tag und wie zubereitet, essen würden.
Wir aßen Nudeln mit Tomatensauce und ich sah sie an, beobachtete sie, wie sie seelenruhig ihr Essen fast schon runter schlang. Es sah ein bisschen so aus, als würde ein Raubtier seine Nahrung zu sich nehmen und die übrigen Tiere in der Umgebung atmeten für einen Moment auf, da sie wussten, das sie nun ein paar Stunden Ruhe hätten, bevor das Morden weiterging und der Zeiger der Uhr sich weiterdrehte. Tomatensauce tropfte ihr vom Kinn und während sie sich mit der Zunge die Sauce wegleckte, erhaschte ich einen Blick auf ihre blutroten Zähne, die hinter blutroten Lippen ihr Todeswerk verrichteten. Sie hielt die Gabel, wie man ein Messer halten würde, um sich ein Stück Fleisch abzuschneiden. Das war mir bisher noch nie aufgefallen. Ich konnte nicht sagen, dass sie die Nudeln liebevoll auf die Gabel hüpfen ließ. Nein, ihr Tun war zielgerichtet. Sie machte keine Kompromisse. Sie hatte Hunger, also aß sie. Dasselbe tat ich auch, aber bei mir war es eher eine Entschuldigung. Wenn es möglich wäre, würde ich die Nudeln überreden, von selbst auf die Gabel zu springen, also streifte ich sie fast liebevoll um die Gabel, um dann eine Nudel, die Anderen waren lange bevor die Gabel meinem Mund erreichte runter gefallen, in den Mund zu stopfen. Trotzdem sah ich nach dem Essen aus, als hätte ich eben die Metzgerprüfung absolviert während Samy im Brautkleid hätte essen können, um dann zur ihrer eigenen Hochzeit zu gehen und keiner würde ahnen, das sie gerade gegessen hatte. –„Hör zu Schatz“ – eröffnete ich mit gebeugten Rücken das Gespräch, – „wir sollten über das was passiert ist reden, wie es dazu kommen konnte und vor allem“ – ich deutete mit der Gabel in der Hand auf die Kiste, die im Flur stand, -„ was noch passieren wird, oder könnte, aber nicht sollte oder so. Ich weiß nicht, was hier los ist! Es ist alles so verwirrend! Ich meine, da steht eine Kiste, mit einem Mordswerkzeug .... Was hast du vor?“ -       „Du hast recht, lass uns reden!“ -  entgegnete sie ruhig und stieß die Gabel in den Nudelberg, um diesen dann halb auf dem Teller, halb auf der Gabel mit einem Happen runterzuwürgen. -   
„Wie eine Schlange“ – dachte ich. Mein Hals war trocken, als hätte ich `ne Kiste Sand getrunken. Genau wie eine von diesen Schlangen, die einfach mal so ne Kuh einatmen.  – „Also, über was willst du reden?“ -„Darüber, wie es weitergeht.“ – sagte sie, während sie aufstand und ihren Teller ins Spülbecken plumpsen ließ. Dann drehte sie sich zu mir, griff in ihre Handtasche und holte `ne Schachtel Zigaretten raus, schüttelte diese, so dass eine halb raus hing, schnappte mit den Lippen danach und zündete sie sich an. Genüsslich sog sie den Rauch ein setzte sich wieder mir gegenüber und blies den Rauch langsam und geräuschvoll wieder aus ---„Aaahh, das ist so gut!“-      „Sag mal, seit wann rauchst du denn?“- Ich hörte mich wie meine Mutter an, als sie mich genau dasselbe fragte. Ich war total baff. Wenn ich noch mehr hätte sagen können, hätte ich gestottert, so aufgeregt war ich. – „Ach das“ – wehrte sie gönnerhaft ab   - „Schon seit Jahren. Aber heimlich, weil ich ja weiß, du hasst es. Aber betrügen tue ich dich nicht!“ -   „Was.... was ... was meinst du mit betrügen tust du mich nicht und wieso ....?“-  Ich holte Luft, sonst würde mir meine Zunge platzen, so dick war mein Kopf von dem Gedankenkarussell -   „Und wieso rauchst du jetzt hier, wo du doch weißt dass ich es hasse?“-     „Beruhige dich Schatz, du kollabierst ja gleich.“  - erwiderte sie gelassen und zog noch mal am Sargnagel – „Dies ist für uns ein ganz besonderer Moment! Wir lernen uns ganz neu kennen!“  -   Und nach ein paar weiteren Zügen von der Zigarette  - „Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich die Leute da über uns hasse!“ -  „Aber.......“,- weiter kam ich nicht – „Nein! Lass mich ausreden!“  -sagte sie lächelnd.    – „Es gibt keinen zwingenden Grund dafür. Es ist nur einfach so, dass ich sie hasse. Vielleicht liegt es daran, das ich denke das sie mehr Spaß in ihrem Leben haben als ich, das sie jünger sind, erfolgreicher, das ihnen mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen als das das bei mir der Fall war, als ich so jung war. Das sie alle, wirklich alle Möglichkeiten haben. Ich meine, stell dir mal vor, wenn du reich werden willst, werde reich! Das Internet ist dazu wie gemacht! Wenn du berühmt werden willst, werde berühmt! Nutze das Internet! Wenn du was lernen willst oder dir ansehen willst, wie es in Miami aussieht,  schau durch das Fenster deines Bildschirms. Das ist so genial! Und sieh mich an! Ich bin fast 50! Was soll ich machen? Ich habe das Gefühl, das der Sand in meinem Glas immer weniger wird. Weißt du was ich meine? Ich meine,  ICH SPÜRE ES, mit jeder Faser meines Körpers, mit jedem verdammten Tag der zu Ende geht, spüre ich wie mir mein Leben davon rieselt. Ich bin für alles zu alt, nur nicht für das Grab. Also denke ich, lass uns `n paar Schädel knacken, bevor es ganz zu Ende geht.“ – Ich saß da und konnte minutenlang nichts sagen. Diese Frau hat es einfach! Sie ist offensichtlich nicht nur körperlich in der Lage über ihre Grenzen zu gehen, sondern auch emotional besaß sie eine Kraft, die ich aus tiefsten Herzen  bewunderte! – „So haben wir noch nie miteinander geredet. Weißt du das eigentlich? Ich bin ehrlich ergriffen! Nicht nur von deinen Worten, sondern auch von deren Bedeutung.“– Ich nahm ihre Hände in meine und hielt sie ganz fest. Ich wollte etwas sagen, aber alles erschien mir so banal. Also fragte ich  - „Was meinst du mit Schädel knacken? Das war doch eher metaphorisch gemeint, oder?“ -  „Ja und nein.“ – erwiderte sie schmunzelnd, -„Aber schön, das du das fragst. Ich hatte schon Angst, du laberst jetzt irgendeinen Scheiß, wie  „Aber du bist doch nicht alt“ oder „Du kannst doch immer noch alles machen!“, oder was weiß ich.“ – Sie lächelte mich an und ich schmolz wie `ne Banane im Lagerfeuer.- „Also hör zu! Hast du nicht auch Lust da oben ein bisschen aufzuräumen, zuzusehen wie ihre Körper ausbluten, ihnen die Lippen mit einer stumpfen Schere abzuschneiden, ihnen allen dreien oder vieren, oder weiß der Geier wie viele sich da oben rumtreiben, die Füße und die Hände abzuschneiden und sie verkehrt herum wieder anzutuckern? Also ich meine, den linken Fuß am rechten Handgelenk und so weiter, sie dann im Fluss zu versenken und noch ein paar schöne Fotos zu  machen und ganz wichtig, ihnen noch zuzuwinken? Ich finde, das gehört sich so! Sie sollen ja nicht denken, wir wären unhöflich!“-   Sie setzte sich kerzengerade hin und wartete darauf, was ich wohl dazu sagen würde. Sie sah echt gespannt aus. Ich glaube, es war ihr ernst damit. Das Wort „unhöflich“ wollte sich nicht gern zu den vorangegangenen  gesellen. Es stand etwas abseits, nicht sicher, wo es hingehörte, aber ganz alleine wollte es dann doch nicht sein und so torkelte es schüchtern doch zu den Anderen, wo es mit großen „Hallo“ begrüßt und freundschaftlich aufgenommen wurde .      – „Du willst .. was? .... Ihnen die Hände abschneiden und .... ich kann das alles gar nicht wiedergeben!“  -  Zum ersten Mal in meinem Leben schwitzte ich innerlich. Ich wusste gar nicht, das dies überhaupt möglich war, aber jetzt spürte ich eisige und zugleich kochende Ströme durch mich hindurch fließen -   „Aber ja, Dummchen, “ –erwiderte das Stück, welches mir gegenüber saß – „denn um die Anlage anzustellen, brauchen sie ihre Hände, ergo, keine Hände,  keine Musik! Ist doch ganz einfach!“  - Sie sah mich auffordernd an und spürte wohl, dass ich am Limit war, bzw. weit darüber.  – „Das ist doch wohl das, was du willst! Deine Ruhe. Keine nervtreibende Musik mitten in der Nacht oder am Tage und am besten, keine Typen, die über uns wohnen.“ –
-„Hör endlich auf mit dem Blödsinn! Ich meine, das kannst du doch alles nicht wirklich ernst meinen! Du verunsicherst mich total. Schon alleine meine Frage zeigt doch, dass ich es dir offensichtlich zutraue. Ich glaube, das ist alles zuviel für mich!“ – Kraftlos versuchte ich mich zu erheben, wobei ich mich mit meinen Händen auf den Tisch gestützt zu erheben versuchte. Dabei rutschte ich mit einer Hand vom Tisch ab und schlug mit dem Kinn auf die Tischplatte auf, wobei ich mir übel die Zunge abbiss. Die ersten Sekunden danach passierte gar nichts. Samy sah mich an und ich sah auf meine Hände und das Stück Fleisch, das da zappelnd auf dem Tisch lag. Ich sah aus, wie ein explodierter Löschwagen von der Feuerwehr. Ich schrie und torkelte, mich um mich selbst drehend, wie ein Kreisel. Sekunden später hatte Samy den Rettungsdienst gerufen und mir ein Küchenhandtuch in den Rachen geschoben. – „Halt das davor!“ – schrie sie mich an, während sie sich die Zunge schnappte, Eiswürfel aus dem Froster nahm und die Zunge in Eis packte. Ich verlor die Besinnung und wäre fast auf den Boden geklatscht, wenn Samy mich nicht gehalten hätte. 8 Minuten später lag ich im Rettungswagen, sah die Sanitäter und dachte so bei mir – „Bestimmt ist meine Frisur nun hin. Ich glaub ich hab mir in die Hosen gekackt!“ – Dann dämmerte ich wieder hinweg und was als nächstes geschah, erkannte ich nur noch schemenhaft. Am nächsten Tag erzählte mir Samy in allen Einzelheiten was passiert und wie die Operation verlaufen war. Es sah wohl so aus, das sie die Zunge wieder annähen konnten und ich erstmal eine ganze Weile im Krankenhaus verbringen sollte. Ich versuchte etwas zu sagen, aber die Worte passten nicht durch den Güterwaggon, der in meiner Mundhöhle parkte. Es tat höllisch weh, also ließ ich es sein und dankte Samy mit den Augen.
Nach ein paar Wochen ging es alles wieder ein bisschen besser. Samy kam mich jeden Tag besuchen und ich bemerkte an ihr einen leichteren Gang, so als wenn eine Last, die sie bis jetzt zu tragen oder an ihr zu schleppen hatte, endlich weg war. – „Zu Hause ist alles schön! Alles ist vorbereitet für mein kleines Lammöhrchen. Du wirst schön deine Ruhe haben!“ – zwitscherte sie mir ins Ohr lächelte dabei vielsagend und zwinkerte mir fast verschwörerisch zu. Ich zwinkerte zurück, ohne zu wissen was sie meinte, aber momentan war es mir auch egal. Ich wollte wieder nach Hause, auch wenn mich die Nachbarn wieder nerven würden. Ich wollte nach Hause, im eigenen Bett schlafen und nachts von meinem Samy-Büffett naschen.
Drei Wochen später konnte ich mich endlich im eigenen Spiegel betrachten und entsetzt feststellen, dass es sich nicht nur so anfühlte als würde ein Waggon in mir parken, sondern als hätte der mich auch gerammt bevor er in mir parkte. Das sah alles nicht so schön aus, aber Hauptsache die Haare liegen, dachte ich und versuchte zu grinsen. Es tat Schweine- Weh! Mit dem Burger essen würde es offensichtlich doch noch etwas länger dauern.  Samy kam zu mir und fragte mich – „Willst du dich etwas hinlegen? Ich mache ein paar Einkäufe und bevor du das erste Mal deine Vorhaut zurückgezogen hast, bin ich auch schon wieder da, um dir zu helfen!“-  Ich nickte und humpelte auf die Couch zu. – „Komisch“, – dachte ich – „warum humple ich, wo ich mir doch die Zunge abgebissen habe? Seltsam, seltsam!“ – und ließ mich auf die Couch fallen. Samy strich mir übers Haar, küsste mich und ging dann los, um die Einkäufe zu erledigen -„Kann schon etwas dauern,“ – sagte sie  - „aber mach dir keine Sorgen. Also, bis gleich.“ - 
Dann knallte die Tür dermaßen ins Schloss, das mir fast die Vorderzähne raus gefallen wären. Minutenlang wälzte und drehte ich mich auf der Couch. -Ein Schläfchen wäre schon schön. – dachte ich, aber ich konnte nicht schlafen. Es war seltsam ruhig, zu ruhig! So, als wenn ein Sturm bevor stand und jedem Lebewesen noch Zeit gegeben wurde, sich in Sicherheit zu bringen. Ich stand wieder auf und durchsuchte die CDs. – „Ein schöner Film tut es jetzt auch“.- dachte ich und stöberte, war aber etwas unwirsch, weil ich auf die meisten Sachen keine Lust hatte oder die meisten schon auswendig kannte. Also kramte ich auch die Kiste durch, die hinter dem Sofa stand und in der wir so Uralt-Schinken aufbewahrten. Mir fiel eine gebrannte CD in die Hände, die ich noch nicht kannte, auf der aber auch nichts draufstand.-„Na mal sehen, mein Schatz, was wir uns da so schönes gebrannt haben.“ – gab ich nun doch gut gelaunt zum besten. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, das Samy und ich doch ein tolles Paar waren und ich musste feststellen, das ein Film im DVD- Player und ein Eis in meinem Mund auch ein schönes Gespann abgaben, also huschte ich in die Küche und fand im Eisschrank auch ein schönes Paar: Schokolade und Sahne. – „Aah, genau das richtige jetzt!“- Fast schon übermütig vor guter Laune riss ich den Eislöffel von seiner Familie los und glitt schon fast zurück ins Zimmer, platschte auf die Couch und nun konnte es losgehen! Ich drückte die Play- Taste und ein leises Knacken zeigte, das die Arbeit begann. Das Erste was ich sah, war eine Schüssel mit Salat, welche mit einer wackligen Handkamera gefilmt wurde. Offenbar war die Schüssel in Bewegung. Dann eine Hand, die gegen eine Tür klopfte und Sekunden später erschien der Kopf von dem Typen, der über uns wohnt, in der Tür. – „Hey, Tach auch. Ich wollte mich nur noch mal entschuldigen“, – sagte eine Frauenstimme, die mir bekannt vorkam. Der fast schon fröhliche Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes verschwand fast augenblicklich, als er die Frau sah. Angst trat stattdessen in seine Augen – „Was willst du hier? Geh einfach wieder. Wir haben die Anzeige doch zurückgezogen.“ – Eine Frauenstimme brüllte aus den tiefen des Raumes – „Nächstes mal kommst du nicht so leicht davon! Das nächste Mal machen wir dich kalt! Was glaubst du, wer du bist?“– Jetzt wusste ich, dass die Frau mit dem Salat meine Samy war und ich hatte ein ungutes Gefühl. – „Ja, ich weiß das war nicht richtig. Ich bin hier, um Frieden zu schließen. Lass uns `n Kaffee trinken und Gras drüber wachsen. Hier, ich hab auch `n leckeren Salat mitgebracht. Kommt schon, lasst es uns versuchen.“ -  Ich wusste dass etwas an der Situation falsch war, dass dies nicht meine Frau war, die da so sprach, aber offenbar hatte sie die richtigen Worte gefunden. – „Okay, komm rein. Lass uns `n Kaffee trinken und mal schauen. Schließlich sind wir ja Nachbarn und sollten versuchen in Frieden zu leben.“ – Er öffnete die Tür und nahm die Schüssel, welche Samy ihm hinhielt. – „Wozu die Kamera und was soll der riesige Rucksack auf deinem Rücken?“ – fragte der Typ, drehte sich aber schon um, um mit der Schüssel in der Hand in die Küche zu gehen. Samy trat ein, schwang den Rucksack vom Rücken und drehte die Kamera so, das sie selbst nun voll zu sehen war. – „Showtime!“ – sagte sie und grinste in die Kamera. Dann ging sie in die Hocke und holte ein extra starkes Klebeband, Handschellen und wenn ich richtig sah, einen nicht schönen, dafür aber effektiven Schlagring aus der Tasche. Damit ging sie in die Küche, in welcher der Typ mit dem Rücken zu ihr stand und versuchte Kaffee zu machen. Mit einer blitzschnellen Bewegung war Samy bei ihm, wickelte das Klebeband um seinen Mund und schloss die Handschellen um seine Hände. Dann holte sie aus und landete mit einer unglaublichen Kraft den Schlagring zwischen seine Augen. Der Typ sackte in sich zusammen, noch bevor er überhaupt etwas sagen oder tun konnte. Samy ging aus der Küche, schloss die Tür und horchte auf die Geräusche, die aus den anderen Zimmern zu ihr drangen. – „Sag mal Peter, warum antwortest du mir nicht? Ich brauche das Spray jetzt im Badezimmer. Kannst du`s mir endlich mal bringen?“ – „Also ist die Votze im Badezimmer!“ – sprach Samy in die Kamera und ging über den Flur zur Tür und öffnete sie ganz langsam. Die Frau stand vornüber gebeugt, über der Badewanne und es sah aus, als wolle sie ihre Haare waschen. Sie hatte Seife in den Augen und konnte Samy nicht sofort erkennen. Als sie Sie erkannte, war es schon zu spät. Mit einer pfeilschnellen Bewegung war Samy bei ihr, riss sie an den Haaren hoch und schlug ihr mit dem Handballen von unten gegen die Nase, so dass es ein unappetitliches Knirschen gab und man konnte sehen, das die Nasenwurzel sich ihren Weg ins Gehirn bahnte. Sie knickte augenblicklich ein und Samy ließ sie leise in die Wanne gleiten.- „Da war es nur noch Einer!“ – flüsterte Samy in die Kamera.     
Ich konnte gar nicht glauben, was ich dort sah. Alles passierte so schnell, das ich schon dachte ich hätte auf „Schnell-Vorlauf“ geschaltet und ich konnte auch nicht glauben, dass dies da meine Frau sein sollte. Doch der Film lief weiter und ich sah, wie Samy leisen Schrittes wieder zurück in den Flur schlich und in ihrem Rucksack nach etwas suchte. Nach einiger Zeit fischte sie einen Elektroschocker, eine Rolle Stacheldraht, einige Zangen und Hämmer aus dem Sack, ging mit langsamen Schritten in Richtung des anderen Zimmers und rief: – „Wo seid ihr denn alle?“ – Eine Tür öffnete sich und ein kleiner, dicklicher Mann erschien. Samy drückte ihm den Elektroschocker an den Hals, der Mann zuckte und zappelte und fiel zu Boden. Auch er wurde gefesselt und auch hier sparte sie nicht mit dem Klebeband.- „Na mal sehen, ob ich auch alle Kätzchen eingefangen habe.“ –frohlockte sie und schlich in gebückter Haltung, an die Wand gepresst, in Richtung des letzten Zimmers. In dem Moment klingelte es an der Tür und ich verlor vor Schreck fast meine Balance auf der Couch. Samy schien unbeeindruckt. Sie war gespannt und sah aus wie ein Raubtier. Überall auf ihrer Kleidung war Blut und die Haare hingen feucht und klebrig an ihr runter. Es klingelte wieder. Nichts geschah. Niemand kam, um die Tür zu öffnen und als Samy schon aufatmen wollte, wurde ein Schlüssel in die Tür gerammt, selbige geöffnet und ein Mann erschien. – „Mann, ihr Knallköppe! Ich hab hier Pizza und `n Kasten Bier in der Hand. Warum macht ihr die Scheiss-Tür nicht auf? Und ich hab noch was Feines! Die Bilder von der Schlampe unter uns sind fertig. Die Kamera in ihrem Schlafzimmer ist echt deliziös!“– Dann sah er Samy, die mit einem Brecheisen in der Hand, hinter der Kommode im Flur hervorsprang und ihm blitzschnell mit ungeheuerer Wucht beide Schienbeine brach. Es krachte und knirschte fürchterlich. Aber im Vergleich zu den Schreien und Kreischen, die noch folgen sollten, war dies nur der Vorspann. Sekunden später hatte auch er einen Klebering um seinem Mund. – „So!“ – sagte Samy mit einem Ausdruck, der mit Freude nichts mehr zu tun hatte, auf ihrem Gesicht. Das war schon pures Glück. – „Ich glaube, das war es wohl! Da kommt wohl keiner mehr hinzu, zu unserer Party. Schade eigentlich!“ – Sie hob leicht die Schulter, um echtes Bedauern anzudeuten und sagte mit lauter Stimme: – „So Kinder, die Party kann beginnen! Macht euch alle noch mal schick, die Mutti kommt gleich kontrollieren!“ – Sie ging noch einmal von Zimmer zu Zimmer, schaute jedem in die Augen und sprach den Einen oder Anderen Mut zu. – „Hey du Kakerlake, nicht wegdämmern! Du willst doch den Hauptspass nicht verpassen.“- Dann ging sie ins Badezimmer und holte, bzw. zerrte, die Frau  an ihren Haaren ins große Zimmer und band sie mit dem Klebeband an der Heizung fest. – „Du wirst heute Abend meine kleine Prinzessin sein!“ – flüsterte sie ihr ins Ohr. Dann holte sie den Typen aus der Küche, fesselte ihn mit Stacheldraht, nahm das Ende mit dicken Handschuhen auf, zerrte ihn ins Zimmer und setzte ihn auf die Couch. Die anderen Beiden platzierte sie neben dem Typen auf der Couch. – „So! Alle da?“ – fragte sie, wobei sie in ihre Tasche griff, sich eine Zigarette rausfingerte und  sie wohlig schmatzend anzündete.
Der Film lief erbarmungslos weiter und ich konnte nicht abschalten. Ich wollte es nicht wahrhaben. Jeden Moment erwartete ich, das der Regisseur hinter der Couch hervorsprang und laut lachend in die Kamera brüllte – „April, April!“ -  Aber dem war nicht so. Meine Samy saß auf einen Sessel, rauchte genüsslich und kramte derweil in ihren Rucksack, wo sie noch den XR 5000 heraus beförderte, eine Mini-Armbrust, eine große Flasche Bleichmittel, Silikonspritzen und etliche Messer, Scheren, Skalpelle, Essigsäure, noch eine Flasche mit mir unbekanntem Inhalt, eine kleine Säge und allerlei Spritzen, teilweise schon gefüllt, mit Flüssigkeiten, die nichts Gutes versprachen. Der Typ mit dem Stacheldraht schaute entsetzt in die Kamera, die nun fest aufgestellt war und das gesamte Zimmer gut einfing. Er fragte mit tonloser Stimme: -  „Was soll das alles? Hast du` n Knall? Das mit der Kamera tut mir leid! Wir wollten doch einfach nur ´n bisschen Spaß haben. Warum tust du das?“ – Samy sah erst ihn an, dann in die Kamera. – „So viele Fragen hat das Bübchen! Aber ich will doch auch einfach nur`n bisschen Spaß und zu deiner letzten Frage: Warum leckt sich ein Hund die Eier? Na? Na?“ –Sie sah jetzt fast schon traurig aus –„Weil er es kann! Ich tue dies hier, weil ICH es kann. Ich habe Spaß an dem, was  ich hier mache und ich verabscheue euch! Aber das ist nichts persönliches. Ich hasse euch einfach nur. Nicht mehr und nicht weniger.“ – Sie sprang auf, drehte sich im Kreis und tanzte, mit dem Arm mal auf den Einen, dann auf den Anderen deutend. – „Du, du oder du, oder doch du?“ – Dabei lachte sie wie ein Kind, das sich immer schneller um die eigene Achse dreht und vor lauter Kreischen fast keine Luft mehr bekommt. – „Ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht für euch! Was wollt ihr zuerst hören?“ – fragte sie in die Runde. Dabei lief sie mit dem Skalpell in der Hand vom Einem zum Anderen und zerschnitt ihnen ihre Kleider, bis sie alle nackt waren. Dabei schnitt sie wohl einige Male etwas zu tief, wobei sie aber wieder ihr tiefstes Bedauern ausstieß, um das Skalpell dann doch noch etwas tiefer in die nun schon offenen Wunden zu drücken. – „Ooh, das tut mir leid! Tut das weh?“ – fragte sie, wobei man ihr fast schon echte Anteilnahme unterstellen konnte.- „Okay, okay, nicht alle auf einmal! Ich werde es euch verraten. Zuerst die gute Nachricht: Also, keiner von euch wird sich mit dem nächsten Morgen rumplagen müssen. Ihr werdet, fast schon liebevoll zerstückelt, in euren eigenen Gedärmen liegen. Nun die schlechte Nachricht: Wir sehen uns alle im nächsten Leben wieder!“ – Sie wieherte vor Lachen und klatschte sich auf die Schenkel. – „Also ihr habt es aber echt drauf, eine Party zu schmeißen! So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr! Ach ihr seid schon `ne verrückte Rasselbande!“ – Im Vorbeirauschen schnitt sie dem Einen, mit dem Skalpell quer durch `s Gesicht, so dass die linke Wange runterklappte und man die Zähne sehen konnte. – „Oh nein, was für ein Unglück! Ich bin aber auch ungeschickt! Warte, ich helfe dir“ – Sie nahm den Tacker und tuckerte die Wange ruck zuck wieder an, wobei Kevin dermaßen laut aufschrie, das Borsty vor dem Fernseher ebenfalls laut aufschrie, gerade so, als wenn seine Wange getuckert würde.   – „Das kann doch einfach nicht wahr sein!“ – schrie Borsty und wandte sich ab. Er wollte schon ausschalten, als er Samys Stimme wieder aus dem Fernseher hörte. – „Au Mann, das sieht übel aus! Damit solltest du sobald wie möglich mal zum Arzt gehen.“ – Kevin, der mit dem Stacheldraht gefesselt war, wand sich und versuchte durch das Klebeband zu schreien, wobei aber nur ein stöhnendes Gejammer zu hören war. Während er sich wand, bohrte sich der Stacheldraht immer tiefer in sein nacktes Fleisch. Die Haut hing in Fetzen herunter und immer größer werdende, offene Wunden wurden sichtbar. Er war kreidebleich. Samy sah ihn und sein Gestrampel eine Weile mit an und sagte dann: –„Also, wie ich sehe, hat es dir gefallen, wie ich deine Wange behandelt habe. Nun denn, dann will ich mal nicht so sein!“ – Sie nahm noch einmal den XR 5000 und tuckerte alle Hautfetzen die herunterhingen mit dem Tacker wieder an. Das dauerte eine ganze Weile. Immer mehr Blut sickerte durch die Hautfetzen und Samy sagte fast schon fröhlich: – „Also ehrlich gesagt, ich erkenne überhaupt nicht, was ich hier mache, aber das macht einen Heidenspaß und mal ganz unter uns, du siehst umwerfend aus!“ – Kevin sah aus, als wäre er am gesamten Körper gepierct. Dutzende Klammern bohrten sich in seinen Körper. Er sah aus wie ein Puzzle, das nicht so richtig zusammen halten wollte. – „Jetzt schaut euch mal diesen kleinen Racker an!“ – sprach sie in die Runde. – „Halt! Halt! Kinder, hört mal her, ich hab´ n Song kreiert. Hört zu:   
 
„Seht ihr diesen kleinen Racker? 
Kaum sah er meinen Tacker,
war es um ihn geschehen
und er war ein Macker .....
 
Und jetzt alle!“ – Dabei sprang sie auf, stand laut klatschend in der Mitte des Raumes und versuchte die Anderen zu motivieren das sie mitklatschen sollten 
--„Tacker,  Tacker,  tuckern ist so schön!“-- 
Sie strahlte über das ganze Gesicht. Dann brach sie plötzlich ab und fragte: – „Was ist mit euch? Hört ihr nicht diesen herrlichen Song? Das wird die Single! Oh, vielleicht habt ihr ja wirklich nichts gehört. Was ist mit dir Georg, hörst du mir zu?“– Er starrte sie mit weit aufgerissenen, flehenden Augen an. Er zitterte und war kreidebleich. Er nickte, sie nickte zurück. – „Wie ich sehen kann, gibst du dir Mühe, hast aber einige Schwierigkeiten mir zu folgen. Also werde ich dir helfen!“– Sie nahm das Skalpell in ihre Hände, ging zu der zusammengesunkenen Frau und schnitt ihr ruckzuck beide Ohren ab. Dann nahm sie beide Ohren in die eine Hand, den Tacker in die Andere und ging wieder auf Georg zu, der jetzt aussah, als wolle er sich ins Koma flüchten, was ihm leider noch nicht gelang. Samy sah ihn an und grinste, nahm das eine Ohr und tuckerte es ihm an die rechte Wange. Dann nahm sie das andere Ohr und tuckerte dieses an die linke Wange. Dann trat sie einen Schritt zurück, betrachtete ihn und rief: – „Einfach göttlich!“ – Sie sah Georg direkt ins Gesicht und rief:  - „Nun Georg, hörst du mich jetzt etwas besser? Ich meine, du müsstest mich ja jetzt quatro hören, also wesentlich besser, als diese anderen einfachen Stereo-Typen.“- Aber außer einem schwachen Nicken brachte Georg nicht viel zustande. – „Also, wie ich sehe hat das alles nicht wirklich etwas genutzt. Also dann ... „- Sie stand auf und ging mit dem Skalpell in der Hand zu Kevin, dem sie fast schon spielerisch, dennoch großzügig ebenfalls beide Ohren abschnitt, wobei an beiden noch ein Stück Hals hing. Dann ging sie wieder zu Georg und tuckerte ihm beide Ohren oben auf dem Kopf an, wie zwei Antennen. – „So, das müsste gehen. Langsam müsstest du was hören. Die Optionen gehen uns so langsam aus, wenn du weißt, was ich meine. Nun sieh dir doch die beiden da an. Die sehn so aus, als würden sie es dir nicht gönnen das du die Möhrchen wachsen hörst. Ist doch so oder?“ – Dabei sah sie ihn fast schon genüßlich an. – „Hör zu, wir machen einen Test. Ich sage etwas, ganz, ganz leise und wenn du mir sagst was ich gesagt habe, dann kannst du gehen. Du willst doch bestimmt allen zeigen, wie ich dich getunt habe!“– und auf die Anderen deutend– „Wenn einer von euch weiß was ich gesagt habe, dann kann derjenige auch gehen.“ –Dann stieß sie Georg vertraulich mit dem Ellenbogen in die Seite und zeigte mit dem Finger auf die Anderen. – „Die hören ja nichts mehr, hihihi. Aber ich will es euch auch nicht zu einfach machen!“- Mit diesen Worten ging sie zum Tisch, auf dem das Werkzeug lag, nahm sich die Säge und ging zu der Frau rüber, beugte sich zu ihr runter, nahm ihre linke Hand in Ihre und flüsterte:  - „Nur den Kleinen. Geht auch ganz schnell! Aber Georg kämpft mit unfairen Mitteln glaube ich.“– dann sägte sie den kleinen Finger ab, nahm die andere Hand, sägte auch dort den kleinen Finger ab, nahm dann beide in ihre Hand und ging rüber zu Georg, dem sie erst den einen Finger ins auf dem Kopf angetuckerte Ohr steckte und dann den anderen Finger ins andere, oben auf dem Kopf angetuckerte Ohr. Das ging nicht so leicht, also musste sie mit einem Ruck den Finger ins Ohr rammen. Nachdem sie damit fertig war, sah Georg so aus, als würde er Signale aus dem Weltraum empfangen wollen. – „So, jetzt ist alles gerecht aufgeteilt.“ und an Georg gewandt – „Wir spielen hier mit fairen Mitteln!“  - Dann sprach sie ganz leise. – „Ich bin eine kleine, fiese und gemeine Mistmade!“ – Während sie wieder aufstand und in die Mitte des Raumes ging, hob sie die Arme und sprach, als wäre sie im Theater und würde zu den Zuschauern sprechen. – „Alle mal herhören! Ich weiß, es ist nicht leicht für alle zu hören.“ – Dabei ließ sie ein leichtes Kichern hören. – „Ich bitte den ersten Kandidaten uns zu sagen, ob er weiß was ich gesagt habe.“ – Dabei ging sie ganz nah an Kevin heran und hielt ihm das imaginäre Mikrofon vors Gesicht und fuchtelte so, als hätte sie eine Machete in der Hand.-  „Was?  Nein?  ... leider nicht aber ganz nah dran.“ – Dabei ging sie einen Schritt zurück und blickte aufmunternd zu der Frau, die sich bisher nicht bewegt hatte. – „Jetzt zu unserem zweiten Gast und ich muss ehrlich sagen, sie ist mein Favorit! Also meine lieben Herrschaften, wenn es einer schaffen könnte, dann sie! Aber hören sie selbst!“– Sie ging einen Schritt auf sie zu und fragte ins Mikrofon:  - „Also Lisbeth, oder Werner, oder wie auch immer dich deine Ratteneltern genannt haben... Ooh, wie unhöflich von mir! Also, wie ist deine Antwort ... ? Du siehst ein bisschen abwesend aus.   Schläfst du etwa? – und wieder an die Runde gewandt – „Da kann man mal wieder sehen, wie gemütlich wir es hier doch haben. Da hält sie erstmal ein Mittagsschläfchen. – Dabei stieß sie mit einem gezielten Tritt gegen den Kopf von Lisbeth, oder Werner, so dass dieser gegen die Heizung knallte und Blut aus ihren Augen tropfte. – „Jetzt heult sie auch noch.“ – ließ Samy sich hören und stemmte ihre Fäuste in ihre Hüften. – Also das ist jetzt aber doch ein bisschen zuviel für mich! Habe ich das hier nicht alles für euch organisiert? Das wir alle mal zusammen sind und so ganz zwanglos miteinander plaudern können?“ – Sie war echt entrüstet. – „Aber gut, ich will da mal drüber hinwegsehen. Also, wie ist deine Antwort?“  - Sie hielt das Mikrofon ganz dicht an Lisbeths oder Werners Schamhaare.  – „Von da kommt auch kein Ton mehr. Tja, so wie es aussieht, will keiner gehen und ich muss sagen, ich verstehe das. So gemütlich wie hier, ist es doch nirgendwo und wie sagte schon der Mond zur Sonne? Lass uns die Feste feiern, wie sie fallen. Ich muss sagen, Recht haben sie! Ich bedanke mich für ihre Aufmerksamkeit und möchte mich hier aus den ehrenwerten Studios, der Samy – Royal - Hall verabschieden und ihnen einen guten Abend wünschen.“- Dann warf sie das Mikro auf den Tisch, setzte sich auf den Sessel, schnaufte laut und sagte glückselig: – „Puh, das war gar nicht so schlecht!“ – Dabei fingerte sie sich eine Zigarette raus, zündete sie an und hielt die Schachtel in die Runde. – „Will noch jemand? Nein? Aah, ihr seid alle Nichtraucher! Solche, die länger leben wollen. Ihr seid doch bestimmt auch solche, die den Kühen das Essen wegfressen. Na egal!“ -  Sie steckte die Schachtel wieder ein. – „Das war gute Arbeit.  Ich glaube, das hat ihnen gefallen. Was meint ihr?“ –Sie schaute vom Einem zum Anderen. – „Also hört mal, ihr müsst schon ein bisschen mitmachen. So ganz alleine will ich die Party auch nicht schmeißen. Wisst ihr was? Ich glaube, die Party hier ist doch nichts für mich. Ihr seid mir hier alle zu festgefahren, einfach zu statisch! Aber ich will nicht einfach so gehen! Ich will, das ihr lange an mich denkt, bzw. erstmal Probleme habt, euch an mich zu erinnern.“- Dann setzte sie sich im Sessel auf und schnippte die Zigarette ins Zimmer. – „Ich hab mal gelesen, das wenn man Bleiche ins Gehirn gespritzt bekommt, da oben alles durcheinander kommt, man sich nicht erinnern kann, bzw. man einfach `ne Scheibe hat. Das hat irgendwie mit Synapsenverdreckung zutun, oder was weiß ich, wie man das nennt. Ich hab mich immer gefragt, ob das auch wirklich funktioniert. Aber das werden wir bald sehen. Bevor wir das Spiel zum Höhepunkt bringen, möchte ich eines sagen. Wenn sich jemand von euch an etwas erinnern sollte und irgendjemandem etwas von dem, was hier passiert ist, erzählen sollte, komme ich jeden von euch einzeln besuchen und dann haben wir richtig Spaß!  Soweit alles verstanden? Gut,  also legen wir los!“ – Damit stand sie auf, nahm die Spritzen, kontrollierte deren Inhalt und ging zu Lisbeth, oder Werner, nahm deren Kopf fast liebevoll in ihre Hände und rammte ihr mit  unglaublicher Kraft die Spritze ins Ohr, bzw. in deren Reste. Ein Aufbäumen von Lisbeth verriet ihr, das diese doch noch ein bisschen Leben in sich hatte. Samy leerte die Spritze in Lisbeths Kopf und ließ ihn los. Er fiel sofort kraftlos zurück. Eine farblose Flüssigkeit lief an ihrem Hals hinab und vermischte sich mit dem Blut, welches dort schon auf die Vereinigung wartete. Samy stand auf und rammte nun nacheinander jedem einzelnen die Spritze ins Ohr. Dann stand sie auf, riss jedem das Klebeband vom Mund, sammelte ihre Sachen wieder ein und wollte schon gehen, als sie noch einen letzten Blick in die Runde warf und das Gefühl hatte, dass noch irgendetwas fehlte. Sie stand noch  etwa eine Minute in der Tür und blickte auf die reglosen Leiber. -„Ich könnte der Schlampe noch die Füße abschneiden und sie Kevin an der Schulter, als Genaralsstreifen antuckern, oder ihr wenigstens die Haare in Brand stecken.“ – murmelte sie leise vor sich hin, drehte sich dann aber doch noch um und sagte im Drehen: - “Ich habe aber keine Lust mir die Hände dreckig zu machen.“-  und dann etwas lauter an die Runde gerichtet: – „Also, Mutti geht dann mal und wenn ihr wieder mal eine Party schmeißt, ruft mich bitte nicht an. Übrigens würde ich von Party machen auch erstmal abraten, das kommt hier nicht so gut an!“ -  Borsty starrte noch minutenlang auf den leeren Bildschirm, sein Herz raste und ihm war schlecht. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Er stand auf, nahm den Film aus dem Player und steckte ihn wieder in die Hülle, um ihn dann wieder dahin zurück zu legen, wo er ihn gefunden hatte. –„Diese Frau dort, ist nicht meine Frau! Sie sieht zwar aus wie meine, ist es aber nicht. Keine Ahnung wer das war, aber meine Frau, die ich ja kenne, wäre dazu nicht fähig!“ – Mit diesem tröstenden Gedanken ging er zurück ins Zimmer, legte sich auf die Couch, streifte sich den Slip hinunter, zog seinen Mittelfinger durch seine Arschritze, um dann an diesem Finger zu riechen und sich mit einem Grinsen im Gesicht den Slip wieder hochzuziehen. – „Wenn sie das jetzt gesehen hätte, würde sie auch sagen, das bin nicht ich.“ - Mit diesem Gedanken nickte er ein und wachte erst am nächsten Tag in aller Frühe von den Geräuschen, die aus der Küche zu ihm drangen, wieder auf. Samy machte Frühstück und freute sich, als sie merkte dass er wach war. – „Na, mein Schlaftümmler, du hast so schön geschlafen das ich dich nicht wecken wollte. Wie geht es dir? Hast du Hunger?“ – Verschlafen schlurfte ich in die Küche – „Und ob ich Hunger habe!“ – sagte ich gutgelaunt zu ihr. Ich setzte mich an den Tisch, auf dem schon die duftenden Brötchen, die gekochten Eier mit aufgemalten Gesichtern darauf warteten, verspeist zu werden und auch die anderen Teilnehmer bereit für eine Rutschparty durch den Schlund waren. Nachdem sie am Tisch saßen, nahm sich Borsty ein Brötchen und schnitt es auf, wobei er immer daran dachte, dass dies eigentlich ein barbarischer Akt war. Es war fast so, als würde man einem Hamster den Leib aufschneiden. Samy nahm sich das Ei und schlug ihm mit einem einzigen Messerhieb den Kopf ab. Borsty musste schlucken als er dies sah. Dann sagte er fast beiläufig zu ihr: – „Ich hab mir gestern einen Film angesehen.“ –  „Ach ja? Was denn für einen? War er schön?“ - flötete sie ihm entgegen. – „Nicht wirklich!“ – gab er ernst zurück. Er musste sich beherrschen um nicht in ein Verhör zu verfallen. – „Du spieltest auch eine Rolle, oder zumindest eine, die so aussah wie du. Aber ich bin mir sicher, das du viel schöner bist, als diese Person im Film!“ – Es war totenstill am Tisch. Selbst die Mariechenkäfer, die seit Monaten mit ihnen in der Wohnung lebten, verharrten in ihrer Bewegung. – „Hör zu, “ – sagte Samy – „ich will nicht darüber reden. Hast du mich verstanden? Ich will dass wir nie wieder darüber reden! Okay?“ – Das letzte Wort schrie sie fast hinaus. – „Okay.“ – sagte er und versuchte sein Ei ebenfalls zu köpfen, aber nach drei Schlägen sah das Ei aus, als hätte man versucht es tot zu kitzeln. Er musste lächeln, sah zu ihr hin und sie lächelte zurück. 
by Klaus Eulitz

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Klaus Eulitz).
Der Beitrag wurde von Klaus Eulitz auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.05.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Klaus Eulitz als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Erfüllende Partnerschaft ist keine Utopie von Roland Cecchetto



Themen wie Liebe, Sexualität und Beziehung bewegen uns alle. Mein Buch vermittelt alltagstaugliche Denkanstösse, wie individuelle Lösungswege gefunden werden können, damit eine erfüllende Partnerschaft im Alltag Realität wird.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Absurd" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Klaus Eulitz

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Mohsfram von Klaus Eulitz (Absurd)
Absurder Dialog von Klaus-D. Heid (Absurd)
Vielleicht verlange ich zu viel... von Rüdiger Nazar (Leidenschaft)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen