Annalisa Fredrich

Die Klavierlehrerin

"Noten!", sprach sie."Wo sind eure Noten?" Sie schrie beinahe. Ihre Stimme klang schrill in dem kühlen, sterilen Raum. Die Stimme hallte von den Wänden wieder, wie ein Echo. Nicht bereit uns die Gnade zu erweisen aufzuhören. Schon setzte sie erneut an, um die nächsten Worte in den Raum zu schreien. Ihre Augen funkelten eisblau, fast grau. Ihre blonden Haare, die eher zu einer Schönheitskönigin passten, standen zu ihren Augen in perfektem Kontrast. Nichts außer Strenge und Kälte sah man in ihrem Blick. Sie trug wie immer einen knielangen Rock, weiße Bluse und dazu eine enge schwarze Weste und Highheels. Neben dem Klavier stand ihre schwarze Handtasche. Sie drehte sich um und sah mich direkt an. Ihr Blick glitt tief in meine Augen. 'Hatte sie meine Gedanken erraten?' "Wo sind die Noten?", ihr Blick wurde noch strenger, "Guck nicht so, benimm dich Cora. Ein Mucks und du gehst!" Erleichterung durchflutete mich. Ihr schulterlangen Haare flogen, als sie sich mit Schwung drehte. Mit ihren langen künstlichen Fingernägeln tippte sie auf das Klavier. Das Geräusch war überraschend laut, Fino, neben mir, zuckte zusammen. Er sah schnell auf, um zu sehen ob sein Zucken bemerkt worden war. Er hatte nocheinmal Glück gehabt. Sie verzog das Gesicht zu einem Lächeln, ihre grellen, weißen, perfekten Zähne blitzten und würden jeden Zahnarzt erblassen lassen. Dann schritt sie auf den Klavierhocker zu und setzte sich elegant, sie zog ihren Rock zurecht, streifte die Ärmel der Bluse hoch und sah auf die Tasten.
Deshalb waren wir hier, um zu hören wie sie spielte, dafür nahmen wir ihre Strenge, Kälte und Stimme in kauf. Und dann, endlich, begann sie zu spielen und kein Mucks, keine Bewegung, kein atmen war mehr zu hören, nur die Melodie des Klavieres erfüllte den Raum. Sie ließ uns träumen und schweben, das Glück fühlen und zeigte uns das Lächeln der Welt. Und nächste Woche würden wir alle wiederkommen, uns ihre Stimme anhören in der Hoffnung, diesen Moment des Lebens wieder zu spüren.

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