Claudia Flick

Life ( oder Leben ) Teil 2

Lela saß direkt auf der Straßenlaterne. Sie spürte die warmen Sonnenstrahlen, damit es ein wenig kühler für sie wurde, wedelte
mit ihren zarten, weißen Flügeln. Dann raffte sie sich auf, und flatterte im  Sonnenlicht zu den Rosen. Die meisten waren einfache
rote Rosen; doch dann sah sie die schönsten drei rote Rosen, noch nie hatte sie so etwas in ihren Leben gesehen. Es waren
aber nur drei, sie standen direkt unter dem Fenster des Hauses. Ihr Rot war so tief, Tauperlen sahen auf dieses Rot wie Diamanten
Lela war wie hypnotisiert. Sie spürte nicht einmal mehr, wie gefährlich heiß die Sonne für sie wurde. Sie wurde immer schwächer
bevor sie es nicht mehr schaffte den anderen diese Nachricht zu erzählen, flatterte sie  schnell zurück in ihr kühles, altes Gemäuer
einer leeren Scheune. Doch so richtig zur Ruhe kam sie nicht, zu sehr wollte sie den anderen diese drei rote Rosen zeigen.
Sie genoss für einen Moment diese herrliche kühle, muffige Luft um wieder die nötige Energie zu bekommen. Als sie die Kraft
wieder spürte, flatterte sie zu den anderen die in ihre kühlen Ecken ruhten. Als sie ihre Freunde sah rief sie mit lauter aber zarten
Stimme: ,, Hört!! Ich habe sie gefunden!" Kajuk und die anderen hoben träge aus ihren Flügeln die Köpfe empor. ,,Hm?" brummten
alle zusammen. ,, Ich habe die drei schönsten rote Rosen gefunden. Sie sind so schön, dass sogar Tautropfen auf ihre Blätter
aussehen wie Diamanten. "  ,, Drei ?" fragte Kajuk. ,, Ja, drei. " antwortete Lela etwas zynisch.  ,, Sollten es nicht vier sein ?
Ich habe doch gesagt vier. Er braucht vier, die Erste wollte er mit künstliches Licht, und die drei anderen bei Sonnenlicht. Es
müßen schon alleine drei nur für das Sonnenlicht sein." Lela setzte sich enttäuscht auf den kalten, feuchten Steinfußboden.
,, Wir müßen weiter suchen." brummte Kajuk und steckte seinen Kopf unter seine Flügel. ,, Drei rote Rosen ?" erklang auf einmal
eine vertraute Stimme. Es war Life. Er saß oben auf ein modrigen Holzbalken. Ohne das ihn die anderen bemerkten, konnte
er in aller Ruhe zuhören. Alle hoben den Kopf, und wollten hören was Life davon hielt. ,, Mir reichen drei rote Rosen. Ich denke
ich werde es schaffen." Sie alle bewunderten ihn, und am meisten Lela, doch er schenkte ihr noch immer keine Beachtung.
,, Heute Nacht treffen wir uns hier. Wir werden zu den Rosen fliegen, und ich werde mich auf die Erste niederlassen." So
geschah es auch als die Nacht herein brach trafen sie sich an der Scheune. Sie flogen zu der Straßenlaterne die direkt vor
dem weißen Haus stand. Lela führte alle zu den drei schönsten rote Rosen, durch die Lichtfülle des Fensters konnte sie
die Rosen wiedererkennen. Life setzte sich sofort auf ein Blütenblatt,  er wedelte langsam mit seine Flügel auf
und ab, noch passierte nichts. Nach zwei Stunden, sahen alle dass roter Staub etwas hoch wirbelte. Life flatterte und zitterte
mit den Flügeln, nach vier Stunden war er fertig. Der Horizont zeigte nun mittlerweile ein zartes grau, und so flogen alle in
ihre Gemäuer. Life setzte sich auf den Boden in der Scheune, als durch die Holzschlitze die ersten Sonnenstrahlen hindurch
blitzte. Ein Sonnenstrahl strahlte direkt auf Life. ,, Oh." ,,Ah." Alle hatten diese Veränderung gesehen. Auf Life seinen Rücken,
war ein zarter, roter Schimmer zu sehen. Sie begutachten ihn, und Life war mittendrin, er wollte mehr. Zwei Rosen und die Sonne
dass ist das was er noch bräuchte.  Also flog er hinaus auf die Gefahr das die Sonne ihn doch verbrennen könnte, doch dies geschah
nicht. Nun waren alle so voller Vorfreude, dass auch sie bald ein schöner Schmetterling werden, Life hatte es ja ihnen versprochen
ihnen zu helfen, um auch für sie die schönsten rote  Rosen zu finden. Mittlerweile wurde die Mittagssonne ziemlich heiß, doch es
störte Life nicht, er kannte nur ein Ziel: Bewunderung. Er setzte sich auf die zweite Rose, und ließ die Sonne auf seinen Rücken scheinen. Mit seinen grauroten Flügeln wedelte er auf und ab saugte dabei an die Blütenblätter, flatterte und zitterte dass dabei
grauroter Mottenstaub als Säule emporstieg. Nach ein paar Stunden flog er wieder zu sein Gemäuer, da wo die anderen gespannt
auf ihn warteten. Nun sahen sie doch die totale Veränderung. Life war nicht mehr Grau, sondern Rot. Auch seine Flügel waren deutlich
größer, er hatte auch unter seinen Augen einen langen Rüssel und zwei Fühler. ,, Das gibts doch nicht. Junge du bist ein Schmetterling."
Alle klatschten sie mit den Flügeln als Kajuk es feststellte. Life war mächtig stolz auf sich. Eine Rose war noch übrig, auch auf dieser
setzte er sich und saugte und flatterte so das der Staub nur so wirbelte, bis die Arbeit komplett beendet wurde. Er war der schönste
Schmetterling, seine Flügel blutrot mit silbernen Streifen die in der Sonne blinkten  so das jeder schauen mußte. Auch seine Fühler
waren aussergewöhnlich lang so wurden auch die Menschen auf ihn aufmerksam, wenn er bei ihnen im Garten auf ihre Blumen saß
und vom süßen Nektar trank. Er konnte auch bis zum höchsten Baumwipfel fliegen. Oft saß er auch auf  Zäune, Kinder die ihn entdeckten
bewunderten ihn ganz erstaunt. Wie schön war sein Leben, von diesen  erhabenen Wesen bewundert zu werden: die  Menschen.  Doch es gab da welche die immer noch als graue Motten den ganzen Tag in ihre Gemäuer saßen, seine Freunde die es überhaupt möglich
gemacht hatten, dass aus ihn ein schöner Schmetterling wurde. Sie sahen Life eine Ewigkeit nicht mehr, wo er doch ihnen sein Versprechen gab. Er hätte es sogar einfacher, er war ja ein Schmetterling und hätte am Tage für seine Freunde die schönsten Rosen
finden können. Er hatte es einfach vergessen, da er ja auch mehr damit beschäftigt war sich auf einen Gartentisch zu setzen, um es
zu genießen wenn die Menschen dann sagten: ,, Oh, schaut nur, was für ein schöner Schmetterling. Hole doch bitte den Fotoapparat
ich muß das fotografieren." Und so vergingen Monate. Lela war mittlerweile verstorben. Sie sah keinen Sinn mehr in ihr Leben und
flatterte mit Absicht Nachts gegen ein Scheinwerferlicht eines heranfahrenden Auto. Doch auch dies kümmerte Life recht wenig, er
einfach nur noch mit der  Bewunderung der Menschen beschäftigt. Es war früher Herbst, die Sonne schien milder, erste Dahlien zeigten ihre rotorange
Farbe. Mit Entsetzen stellte er fest, dass es auch andere schöne Schmetterlinge gab, blaue, bunte oder Zitronengelb. Keiner beachtete
Life mehr so richtig, die meisten Menschen waren zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt. Life wurde immer trauriger, und so saß er oft
auf ein Birkenblatt. Auch merkte er das er immer schwächer wurde, die Rosen die ihn seine Schönheit gaben, waren nun mittlerweile
verblüht. Er hatte nicht mehr die geringste Chance es noch einmal zu versuchen. Je mehr die Tage vergingen, umso mehr schimmerte
das Mottengrau wieder durch. Auch seine überdimensionalen Fühler wurden wieder kürzer. Lifes schönes Schmetterlingsleben
ging langsam dem Ende zu. Er war wieder eine graue Motte. Oh, welche Schande und welche Schmach wenn er doch bloß auch diesen
Mut hätte wie einst Lela und einfach gegen ein Autoscheinwerferlicht flattert. Ihm blieb keine Wahl, reumütig kehrte er in das Gemäuer
der alten Scheune zurück. Es war aber leer, niemand mehr wollte Life wiedersehen. Und so verbrachte Life den Rest seines Lebens
alleine, er verlernte sogar das Sprechen weil es niemanden gab, der mit ihm sprach. Eine Erinnerung war noch geblieben, an seinen
linken Flügel schimmerte immer noch ein zartes Rot.



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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.06.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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