Gestern hatte ich das Verlangen, mal wieder eine alte Freundin meiner verstorbenen Eltern anzurufen. Als Kind war ich öfter mit ihnen bei ihr und ihrem Mann zu Besuch. Sie hatte die Gabe als gelernte Köchin, viele Kuchensorten einzigartig zu backen. Mir hatte es besonders ihre Linzertorte angetan, die ich nirgendwo später so gut serviert bekommen habe. Auch ihre Schwarzwälder Kirschtorte war nicht von schlechten Eltern.
Nun ist sie bald 93 Jahre alt und lebt in ihrem eigenen Haus in Baden-Baden. Am Telefon klang sie immer noch sehr frisch und jung. Ihr Mann ist leider schon vor 30 Jahren verstorben. Sie lebte 30 Jahre nun schon im Witwenstand. In dieser Zeit lernte sie einen älteren Herrn kennen, der ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht hatte, aber sie wollte nicht wieder heiraten. Jetzt ist er auch schon seit vielen Jahren verstorben. Geblieben ist ihr eine alte Freundin, auf die sie sich noch verlassen kann.
Bisher blieb ihr die Gnade, dass sie nicht in ein Pflegeheim gehen musste, sondern sich noch selbst versorgt und Ihren Haushalt führt. Ihre vier Kinder kümmern sich regelmäßig um sie und versorgen sie mit Einkäufen. Ja sie ist sehr stolz auf sie, auch wenn es mal Probleme mit ihnen gegeben hat wie in allen Familien.
Gestern sagte sie mir, dass sie sich mittlerweile fühle wie eine verschrumpelte alte Kartoffel. Sie meinte, dass ihr das Leben nicht mehr so gefalle. Gerne möchte sie gehen schon aus Neugier, ob sie dann ihren lieben Mann wieder treffen würde und alle anderen Freunde und Bekannten. Alter macht einsam. Ihre letzte Schulfreundin war vor kurzer Zeit im Alter von 92 Jahren verstorben.
Es ist schön, wenn man wie sie noch geistig intakt und beweglich bleiben kann. Die Körperkräfte jedoch werden im Alter eingeschränkt, man muss auf immer mehr verzichten, denn selbst Spaziergänge fallen schwer. Aber man muss sich damit abfinden, wenn man lange leben will. Es heißt die Möglichkeiten zu genießen, so lange es geht. Nichts sollte auf die lange Bank geschoben werden. Das Heute ist die Zeit zu leben.
13.06.2011 Norbert Wittke
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.06.2011.
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