Helmut Wurm

Sokrates und das Symposium über Schablonen-Unterricht

I.  Die Teilnehmer

 

1. Auf einem Podest im Vordergrund sitzt die Gesprächsrunde. Als geladene Gesprächs-teilnehmer sitzen dort: Ein erfahrender alter Schulleiter, ein Vertreter der Schulaufsicht, ein Pädagogik-Professor, ein moderner Studienseminarleiter, ein Leiter einer Gesamtschule, ein Schulbuch-Vertreter, ein neutraler Lehrer, ein Schüler, ein Elternvertreter und ein Berufs-Ausbilder. Das Gespräch leitet der alte Schulleiter.

 

2. Vor dem Podest sitzen die Zuhörer, geladene und ungeladene Gäste. Im Hintergrund fallen 2 Zuhörer auf. In der einen Ecke hinten sitzt ein modern gekleideter Mann mit rötlichem Bart und einer spöttisch-hämisch-zynischen Miene. In der anderen Ecke hinten sitzt ein älterer Herr mit einem altmodischen Umhang und einem nachdenklich-besorgten Gesichtsausdruck. Man erkennt unschwer als stille Beobachter den Sokrates und den Mephisto.

 

Mit beiden soll hier der Bericht über dieses inhaltlich wichtige Symposium beginnen.

 

Vorab-Reflexion des Mephisto:  Mein Part in dieser Welt ist zu schaden, Erfolgreiches zu Mittelmäßigem herabzumindern, Positives in Negatives zu verwandeln… Das gilt auch für das deutsche Schulwesen: Vermassung, Uniformität, Vereinheitlichung, Abbau von Differenzierungen, uniforme Gesamtschulen, da  bin ich derzeit mit beschäftigt… Wie klingt das Wort Gleichheit so gut, gerade in der Pädagogik… Dabei  ist es in Wirklichkeit  ungerecht, Ungleiche gleich zu behandeln, Ungleiche gleich zu unterrichten… Aber auf dem Weg dorthin helfen mir Ideologien und Modetrends… Die gibt es nämlich auch in der Pädagogik… Ideologien sind Glaubensströmungen ohne religiöse Inhalte, man glaubt einfach, auch wenn die Realitäten und Erfahrungen Anderes belegen… Und bei den Modetrends folgt man ebenfalls ohne  kritische Überlegung wie eine Hammelherde dem, was die meisten gerade machen… Und die derzeitigen Modetrends in der Pädagogik heißen „Organisatorische Vereinheitlichung“ und „Arbeitsblätter-Unterricht“, also Abbau von Differenzierungen in Schulform und Unterricht…

 

Und heute will so ein altmodischer, unbelehrbarer Schulleiter ein Symposium über die Nachteile von überwiegendem Arbeitsblätter-Unterricht abhalten… Der wird eine große Enttäuschung erleben, der wird erbärmlich scheitern… Ich werde mich mal als stiller Beobachter im Hintergrund mit dazu setzen… Einzugreifen brauche ich nicht, der neue Modetrend und die neuen Schul-Ideologie sind nicht mehr aufzuhalten, die werden ihren Weg gehen… ha, ha, ha… Denn eine uniforme Gesamtschule als Organisationsform und ein uniformer Arbeitsblätter-Unterricht im Inneren ergänzen sich gegenseitig, die gehören zusammen im Abwärtstrend zur flächendeckenden Mittelmäßigkeit, ha, ha, ha… Hoffentlich ist dieser Sokrates nicht auch hier dabei. Der ist mit seinem kritischen Denken ein ärgerlicher Feind für mich…

 

Vorab-Reflexion des Sokrates: Mein Part ist die Förderung kritischen Denkens, die Minderung unkritischen Ideologie-Glaubens und gedankenlosen Trend-Nachlaufens, auch in der Pädagogik… Und das tut derzeit wirklich not. Die Einheitsschul-Ideologie und der Trend zum Arbeitsblätter-Unterrichts gehen Hand in Hand und mindern notwendige Diffe-renzierungen im Schulwesen. Denn ungerecht ist die Gleichbehandlung von Ungleichen und unpädagogisch ist das gleiche schulische Lernen von ungleich Lernfähigen.

 

Es ist gut, dass der alte erfahrene Schulleiter in einem Symposium über die Nachteile eines uniformen allgemeinen Arbeitsblätter-Unterrichts sprechen lassen will… Ich werde als stiller Beobachter im Hintergrund dabei sein. Aber der alte Schulleiter wird es schwer haben, in seinem schulischen Umfeld kritisches Denken zu fördern… Der Trend bläst ihm ins Gesicht… Hoffentlich ist nur dieser Mephisto nicht auch hier dabei. Der ist mit seinen Gefälligkeits-Reden eine große Gefahr für das kritische Denken…

 

Beide schauen sich unauffällig im Raum um und entdecken sich natürlich schnell. Denn einer kennt den anderen. Als sie sich gegenseitig erkennen, zieht über beider Gesichter  ein ärgerlicher Zug.

 

Mephisto (denkt): Verdammt…, der ist also auch da… Aber die Gegenwart in Pädagogik und Schule gehört mir… Vielleicht hat er in der Zukunft eine Chance, wenn Gesamtschule und Arbeitsblätter-Unterricht langweilig geworden sind… Die Menschen brauchen immer mal etwas Neues. Aber dann dürften die Folgen der allgemeinen Nivellierungen schon so gravierend geworden sein, dass eine Umkehr des Trends nur noch schwer möglich sein wird…

 

Sokrates (denkt): Oh je, der ist also auch da… Die Gegenwart in Pädagogik und Schule gehört wohl ihm, aber die Zukunft hoffentlich mir… Denn die Menschen werden diese Nivellierungen einmal leid bekommen und wieder die Unterschiede berücksichtigt haben wollen… Aber dann dürften die Zustände schon so gravierend sein, dass eine Umkehr nur noch schwer möglich sein wird…

 

2.  Das Gespräch

 

Der alte erfahrene Schulleiter steht kurz auf und eröffnet die Gesprächsrunde.

 

Der alte Schulleiter:  Liebe Gesprächsteilnehmer, liebe Gäste, ich bin besorgt über die zunehmenden Vereinheitlichungen im deutschen Schulwesen, über Vereinheitlichungen in den Schulformen, in den Unterrichtsformen und in den Schulbüchern. Sicher hat alles Vor- und Nachteile, aber mir scheinen die Nachteile bei dieser zunehmenden Uniformität doch erheblich größer zu sein. Denn es ist nach meiner festen Überzeugung, auf meine Erfahrungen begründet, unpädagogisch, Ungleiche gleich erziehen und bilden zu wollen.  Natürlich können wir nicht alle Themen dieser zunehmenden Vereinheitlichung hier erschöpfende diskutieren, aber für den alltäglichen Unterricht scheint mir die Zunahme des Arbeitsblätter-Unterrichts auffällig und macht mich sehr bedenklich. Überall, wo ich in Schulen hinkomme, wenn ich den Unterricht an meiner eigenen Schule besuche, werden gerade Arbeitsblätter ausgefüllt. Die Lehramtsreferendare, die an meine Schule kommen, kennen nur Unterricht mit Arbeitsblättern… Ob das eine richtige Entwicklung ist?

Ich hätte nun gerne euere Meinungen zu dieser Entwicklung gehört. Lasst uns mit dem Vertreter der Schulaufsicht beginnen:

 

Der Vertreter der Schulaufsicht: Wir fordern zwar keine uniformen Unterrichtsweisen mit möglichst vielen einheitlichen Arbeitsheften und Arbeitsblättern, aber wir haben auch nichts gegen einen solchen Unterricht. Der passt zum Trend hin zur Gesamtschule, also hin zur Nivellierung der bisherigen Differenzierungen. Einheitliche Schulform, einheitlicher Unterricht… Und dann kann man die Vermittlung der Unterrichtsinhalte einheitlicher über Arbeitshefte und Arbeitsblätter, die zu unseren Lehrplanvorgaben passen, abwickeln. Wenn in möglichst vielen Schulen und Klassen dieselben Arbeitshefte und Arbeitsblätter eingesetzt werden, können wir davon ausgehen, dass unsere Bildungsziele möglichst viele Schüler erreichen.

 

Denn seien wir doch ehrlich: Wir sind eine politische Institution und unsere Behörde ist im Hintergrund eng mit der regierenden Partei vernetzt. Wir haben in Deutschland keine neutrale Bildung, sondern jedes Bundesland hat gemäß der regierenden Partei gewisse Tendenzen in ihren Bildungszielen und Bildungsinhalten und damit in ihren Lehrplanvor-gaben. In der Vergangenheit konnte sich noch jeder Lehrer vor Ort etwas von diesen Vorgaben lösen. Wenn aber über inhaltlich gleiche vorgefertigte Arbeitsmaterialien diese Lehrplanvorgaben jeden Schüler erreichen, können wir davon ausgehen, dass unsere Bildungsziele mehr als früher die Schüler bilden und formen. Eine von der CDU, von der CSU, von der SPD oder von den Grünen gewünschte Gesellschaft und deren Mentalität ist jeweils anders. Wir wollen und sollen diese Mentalitäten auch über die Schulen „unter die Leute bringen“ und dazu helfen einheitliche Arbeitshefte und Arbeitsblätter im jeweiligen  inhaltlichen Sinne. Wir sagen das zwar nicht offen, aber wir arbeiten im Hintergrund etwas daran mit und zwar auf dem Weg, dass wir mit denjenigen Schulbuchverlagen zusammen arbeiten, die unseren jeweiligen politischen Tendenzen nahe stehen. Wer meint, alle Schulbuchverlage seien  politisch völlig neutral, der kennt die Tendenzen und Vernetzungen im Hintergrund nicht.

 

Der alte Schulleiter: Das war eine ehrliche Aussage. Wir wussten zwar schon, dass Schulbuch-Verlage sich in ihren Zielsetzungen unterscheiden, aber dass dabei auch parteipolitische Vernetzungen eine Rolle spielen können, wurde mehr geahnt als gesagt.

Und natürlich kann man über Arbeitsmaterialien Tendenzen in die Schulen transportieren.

 

Was sagt denn nun die Universitäts-Pädagogik zu dem zunehmenden Arbeitshefte- und Arbeitsblätterunterricht?

 

Der Pädagogik-Professor: Wir fördern einen solchen Arbeitsblätter- und Arbeitshefte-unterricht aus 3 Gründen:

 

1. Nach der neuen vorherrschenden Meinung in der Pädagogik sollen Schüler möglichst alleine lernen. Der moderne Lehrer soll überwiegend nur noch Aufsichtsperson, Verteiler von Unterrichtsmaterial und Korrekturperson sein. Dicke Arbeitshefte zu den jeweiligen Schulbüchern und vom Lehrer verteilte Arbeitsblätter (die ebenfalls die Schulbuchverlage als Lehrerhilfsmaterial liefern) sind die einfachsten Methoden, die Schüler selbstständig lernen zu lassen. Wir befürworten deswegen möglichst dicke Schulbücher mit vielfältigen Themen und Informationen und dazu möglichst dicke Arbeitshefte mit einer Vielzahl von Arbeitsfragen, so dass auch an Gymnasien und für leistungsstarke Schüler innerhalb einer Gesamtschule die Möglichkeiten für selbstständiges Arbeiten und Lernen nicht ausgehen.

 

2. Je mehr und länger Schüler Arbeitsfragen lesen und schriftlich beantworten, desto mehr sind sie beschäftigt und desto weniger können sie stören und desto mehr Ruhe herrscht also in der Klasse. Arbeitshefte und Arbeitsblätter sind die beste Möglichkeit, die Lehrer vom Stress des Sich-Durchsetzens und des Ruhe-Haltens zu entlasten.   

 

3. Die Universitäts-Pädagogik muss sich ständig nach neuen und aktuellen  Forschungs-themen umsehen, so wie das jeder Wissenschaftszweig tun muss. An den Universitäten herrschen gnadenloser Forschungszwang und Konkurrenz. Der Arbeitsblätter-Unterricht und die Gestaltung von Arbeitsblättern sind relativ neue ergiebige Forschungsgebiete.  Wir werden uns damit noch eine Weile beschäftigen können und haben deswegen viel   Interesse daran, dass diese Form des Unterrichts möglichst weit verbreitet und intensiv praktiziert wird.

 

Der alte Schulleiter:  Die Universitäts-Pädagogik scheint also der eigentliche Motor für die Ausbreitung des Arbeitsblätter-Unterrichts zu sein. So offen habe ich das bisher noch nicht gehört. Wahrscheinlich deswegen werden die derzeitigen Pädagogik-Studenten mit erhöhter Gewichtung in Arbeitsmaterialien oder besser Unterrichts-Modulen ausgebildet. 

 

Anschließend an die universitäre Ausbildung besuchen die Lehramtsanwärter ein Studien-seminar. Was meint denn der Studienseminarleiter zu diesem Unterrichts-Modul Arbeits-blätter?

 

Der moderne Studienseminarleiter:  Wir vermitteln, ganz ehrlich gesagt, den jungen Lehramtsanwärtern erst einmal die Fähigkeit, sich in der Schule zu behaupten. Erst danach kommt ein möglichst effektiver Unterricht. Nach außen vertreten wir zwar eine umgekehrte Gewichtung, denn das möchte die Gesellschaft so hören. Aber bei der heutigen Jugend ist es schon ein Erfolg, als Lehrer überhaupt bis zur Pension mit künftig 67 Jahren in der Schule zu überleben… Aber das bleibt bitte unter uns… Dazu sind Arbeitshefte und Arbeitsblätter eine vorzügliche Möglichkeit, gerade für die weniger energischen und selbstbewussten Lehrerpersönlichkeiten. Arbeitsblatt-Unterricht löst viele Disziplinprobleme im Unterricht. Arbeitsblätter-Unterricht ist eine ideale Methode…

 

Wir lehren die Lehramtsanwärter nun, mit den Arbeitsblättern und ihrem Einsatz im Unterricht effektiv umzugehen. Das bedeutet konkret:

 

1. Wir analysieren und vergleichen die verschiedenen Arbeitshefte der Schulbuchverlage und die Arbeitsblätter, die als „Handreichungen für Lehrkräfte“ auf dem Markt sind. Die angehenden Lehrer müssen lernen, die jeweils zum Schultyp und zur Klasse passenden Arbeitshefte und Arbeitsblätter zu erkennen und einzusetzen. Wir empfehlen dabei die Faustregel: Je dicker und vielfältiger das Arbeitsheft/die Arbeitsblättermappe ist, desto geeigneter ist sie.

 

2. Wir lehren die Lehramtsanwärter, nach diesen Arbeitsblättern schriftliche Tests und Klassenarbeiten zu entwerfen. Die Zeiten, wo ein Lehrer noch selber die Fragen entwarf, sind vorbei. Sofern die Schulbuchverlage nicht bereits passend zu den Lehrbüchern und Arbeitsheften Tests und Klassenarbeiten anbieten, befähigen wir die künftigen jungen Lehrer dazu, sich aus den Arbeitsheften geeignete Fragen heraus zu kopieren und sie zu einer schriftlichen Befragung zusammen zu stellen. Die Schüler brauchen dann nur aus der Erinnerung heraus ihre Antworten in den Arbeitsblättern unter die jeweiligen Fragen zu schreiben. Das lässt sich auch leicht korrigieren, nämlich mit einem „Häkchen“ bei richtig und mit einem „f“ bei falsch. Die Produktion in der Wirtschaft wird immer mehr automatisiert, wir sollten uns daran in der Schule orientieren.

 

3. Sollte, was immer seltener werden wird, kein passendes Arbeitsheft/vorgefertigtes Arbeitsblatt zur Verfügung stehen, dann müssen die künftigen Lehrer in der Lage sein, selber Arbeitsblätter zu entwerfen. Wir lehren sie, Bildchen, Geschichtchen, Witzchen usw. in ihre Arbeitsblätter einzuarbeiten, die Fragen sehr eng zu stellen, damit keine langen Antworten nötig sind usw. Denn Arbeitsblatt-Unterricht soll locker und leicht sein und Spaß machen…

 

4. Wir gehen von folgendem Fernziel aus: Künftig wird jeder Beliebige, jeder interessierte Handwerker, Angestellte, Arbeitslose oder sogar Rentner als Lehrer eingesetzt werden können.  Niemand braucht dazu noch zu studieren. Er muss nur eine Kurzausbildung im Arbeitsblatt-Unterricht und in der Beschaffung von Arbeitsblättern absolvieren. Dann kann er loslegen, nämlich Arbeitsblätter verteilen, die Antworten nach den Lösungen im Lehrerbegleitheft korrigieren, vorgefertigte schriftliche Tests/Klassenarbeiten schreiben und diese wieder nach den mitgelieferten Antwortschlüsseln korrigieren. Für die lästigen Vertretungsunterricht wird es spezielle Arbeitsblätter geben… Die Bezeichnung„Schule“ sollte in Zukunft durch die treffendere Bezeichnung „Arbeitsblätter-Akademie“ ersetzt werden und die Berufsbezeichnung „Lehrer“ durch die Berufsbezeichnung „Fachkraft für Arbeitsblätter-Unterricht“.

 

Natürlich wird es auch künftig pädagogisch-psychologische Probleme bei Jugendlichen und damit bei den Schülern geben. Dafür werden dann einige Schul-Sozialarbeiter und Schul-Psychologen zuständig sein, die als Einzige noch eine gründlichere Ausbildung absolvieren müssen.   

 

Der alte Schulleiter: Das ist die bisher ehrlichste Antwort und auch die bedrückendste Perspektive zugleich. Aber sie kann tatsächlich Wirklichkeit werden, wenn der moderne Trend zur Technisierung und Schematisierung im Bildungswesen weiter fortschreitet. Ich mache mir Sorgen. Was sagen denn die Schulbuch-Verlage dazu?

 

Der Vertreter der Schulbuchverlage: Ich kann dem bisher Gehörten nur zustimmen und werde mich also kurz fassen.

 

1. Wir stimmen uns mit den politischen Kräften ab, die unserer jeweiligen Unternehmens-Philosophie nahe stehen. Denn wir haben Tendenzen, auch wenn das abgestritten wird, und diese Tendenzen lassen sich durch die Behandlung der Themen umsetzen, und was Arbeitshefte/Arbeitsblätter betrifft durch die Art deren Gestaltung.

 

2. Wir halten Kontakte zur Universitäts-Pädagogik und versuchen, deren neue Trends und Ergebnisse in die Schulbücher einfließen zu lassen, wobei wir wohl wissen, dass angeblich letzte endgültige Ergebnisse oft schon nach kurzer Zeit durch andere, noch neuere Trends und Ergebnisse wieder korrigiert werden. Wir berücksichtigen diese aktuellen Trends auch in unseren Arbeitsheften und Arbeitsblätter-Mappen.

 

3. Wir gestalten die Arbeitshefte und Arbeitsblätter so vielfältig, so angereichert und so umfänglich wie nur möglich. Jeder Schultyp, alle Lernniveaus und jeder Lehrer sollen genügend Stoff, Impulse und Fragen für alle Eventualitäten des Schuljahres vorfinden. Wir stimmen der Vision des Studienseminarleiters zu, dass durch unsere methodischen Angebote in Zukunft der Unterricht ein technisierter und programmierter Unterricht mit einem Arbeitsblätter-Unterricht als Herzstück Wirklichkeit werden kann und dass dadurch die traditionelle Lehrerausbildung wegfallen kann. Der Staat könnte dadurch viel Geld sparen.

 

4. Durch diese in Umfang, Stoff und Darstellungsweise immer dickeren Schulbücher und Arbeitshefte wird das Schulmaterial natürlich teuerer und schwerer. Aber guter Unterricht kostet eben etwas. Und da die Schulkinder normalerweise gefahren werden, können die Taschen/Ranzen auch ruhig etwas schwerer werden. 

 

Der alte Schulleiter: Aber die zunehmenden Gesamtschulen sind doch wegen ihrer notwendigen Differenzierungen, sofern man die Gesamtschule wirklich ernst nimmt, kein Ort für einen uniformen Arbeitsblatt-Unterricht als Herzstück der Unterrichtsgestaltung. Was sagt denn der überzeugte Vertreter der Gesamtschule dazu?

 

Der Leiter einer Gesamtschule: Die Gesamtschule kann gerade diejenige Schulart sein, wo ein solcher Arbeitsblätter-Unterricht besonders zum Einsatz kommen sollte. Er kann wirklich das Herzstück unseres Unterrichts sein. Denn wie sollen denn die vielen unterschiedlichen Begabungen, Reifegrade und Interessenslagen dieser Schüler einheit-lich und gemeinsam beschult werden? Das geht nur über ein breit angelegtes Spektrum von umfangreichen Arbeitsblätter-Mappen, die je nach Situation eingesetzt werden. Am geeignetsten ist für jede Klassenstufe ein einziges Arbeitsheft, dessen Arbeitsblätter in Grundfragen und weiterführende Frage oder in Fragengruppen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad untergliedert ist. Der Lehrer lässt jeweils ausgewählte Seiten dieses Arbeitsheftes bearbeiten. Wer schwerer lernt, beantwortet nur die Grundfragen oder die Fragengruppe 1, bessere Schüler beantworten die Zusatzfragen/die Fragengruppen 2 bis 3 usw. Jeder Schülertyp findet etwas in seinem solchen Arbeitsblatt – und die gesamte Gesamtschulklasse arbeitet ruhig und verbissen an den ausgewählten Fragen. Anders und besser kann man keinen Gesamtschulunterricht machen.

 

Der alte Schulleiter: Wenn man das Unterrichten von der unterrichtsmethodischen Seite so sieht, dann ist tatsächlich ein Arbeitsblätter-Unterricht als Herzstück für die Gesamtschulen besonders geeignet. Und was sagen nun die Lehrer vor Ort zu dieser „einfachen Wundermethode“ Arbeitsblätter-Unterricht?

 

Der einfache Lehrer vor Ort: Was soll ich Kritisches zum Thema Arbeitsblatt-Unterricht sagen? Sicher ist das eine einfache Form von Unterricht. Und die Schüler sind wirklich den größten Teil des Unterrichts beschäftigt. Aber ob sie dabei auch wirklich viel lernen, das bezweifele ich. Sie lernen etwas bestimmt weniger, nämlich aufmerksam zuzuhören und eigene längere Texte zu formulieren. Und sie behalten weniger. Denn die Fülle an Fragen, Bildchen, Späßchen, Geschichtchen usw. in den Arbeitsheften/Arbeitsblättern mindert den Fokus auf der Wesentliche und dessen Behalten. Das habe ich zumindest festgestellt.

 

Aber weshalb soll ich meinen Unterricht anders halten und mir bei Schülern, Schulleitung und Kollegen unnötigen Ärger schaffen? Ich verbrauche tatsächlich weniger Kraft und Zeit mit solchen vorgefertigten Arbeitsheften und Arbeitsblättern. Das nützt mir doch… Wenn das der Trend der Zeit in den Schulen ist, dann bitte… Ich muss an mich denken…

Ich werde künftig erst mit 67 Pension bekommen. Bis dahin muss ich Kraft sparen…

 

Und will die Gesellschaft wirklich eine breite Allgemeinbildung der Schüler? Möchte sie primär nicht lieber Ruhe und Harmonie in den Schulen? Der Arbeitsblätter-Unterricht ist ein bequemer Weg in diese Richtung.

 

Der alte Schulleiter: Alles ruft nach serienmäßiger Unterrichts-Vereinfachung und nach Kraftersparnis bei Lehrern wie Schülern. Was sagt denn die Wirtschaft zu solchermaßen

„gebildeten“ Absolventen der Schulen?

 

Der Ausbilder: Ich möchte mich auch kurz fassen, denn hier handelt es sich nach meiner Meinung hauptsächlich um ein methodisch-ideologisches Thema. Aber damit haben wir Praktiker aus der Wirtschaft nichts zu tun. Bei uns zählen Fakten. Und dazu möchte ich noch ein paar ehrliche Worte als Einleitung sagen: Ich kann diese modernen geschwollenen Begriffe wie Emanzipation, Kompetenzen, Wortfelder usw. nicht mehr hören. Für mich bedeutet Emanzipation, dass unsere Lehrlinge möglichst selbstständig entscheiden können. Für mich bedeuten Kompetenzen, dass unsere Lehrlinge die nötige Allgemeinbildung und die sonstigen notwendigen Voraussetzungen für ihre gewählten Berufe mitbringen. Und für mich bedeutet Sicherheit in Wortfelder, dass die Lehrlinge in einem guten Deutsch Rechnungen, Berichte, Geschäftsbriefe, Auftragsbestätigungen usw. schreiben können und dass sie gute Grundkenntnisse in Englisch mitbringen.

 

Und in dieser Hinsicht sind die Folgen eines überwiegenden Arbeitsheft-/Arbeitsblatt-Unterricht nicht positiv. Wenn wir Schüler aus solchen Schulen bekommen, die nach unseren Informationen überwiegend mit dem Ausfüllen von Arbeitsblättern/Arbeitsheften unterrichten, dann haben wir häufig bei diesen Schülern festgestellt:

 

- Sie haben eine geringere Allgemeinbildung. Neben einer fehlenden Vermittlung in der

   Schule scheinen sie auch Gelerntes schnell wieder vergessen zu haben.

- Sie haben nicht gelernt, kürzere und erst recht längere Zeit konzentriert zuzuhören.

- Sie können keine längeren Texte in einem fehlerfreien und kreativen Stil schreiben.

- Wenn man ihnen etwas schwierigere Fragen stellt, dann antworten sie häufig, dass

   solche Fragen nicht in ihren Arbeitsblättern vorgekommen seien. 

- Sie sind gewöhnt, nur nach detaillierten Aufgabenstellungen zu arbeiten und sehen in

   ihrem Umfeld selbstständige kaum zusätzliche Arbeiten, die getan werden müssen.

 

Wir verlieren dadurch in der ersten Ausbildungsphase immer mehr Zeit mit dem Füllen von Lücken, besonders in Deutsch und Mathematik. Die Schüler bringen, zusammen- gefasst, immer schlechtere Voraussetzungen für den Einstieg ins Berufsleben mit. Wir halten einen nachlässigen überwiegenden Arbeitsblatt-Unterricht daran für mit schuld.

 

Der alte Schulleiter: Man hört ja immer häufiger, dass die Auszubildenden immer weniger die schulischen Voraussetzungen für ihre gewählten Berufe mitbringen. Sollte daran auch der verbreitete Arbeitsblatt-Unterricht mit schuld sein?

 

Was sagen denn die Schüler zu einem solchen Arbeitsblatt-Unterricht als Herzstück des Unterrichts?

 

Der Schüler: Was mich derzeit wirklich am meisten langweilt ist die Gruppenarbeit und der Arbeitsblatt-Unterricht. Beide kommen häufig zusammen vor.

 

Bei Gruppenarbeit heißt es, ihr müsst alles alleine lösen… Kein Unterrichtsgespräch, keine Informationen durch gebildete Lehrer, kein guter Lehrervortrag mehr. Nur noch Gruppen-arbeit und Fragezettel oder Arbeitsblätter zum schriftlichen Beantworten… Immer dasselbe… Ich wünsche mir einfach mal andere Unterrichtsformen...

 

Arbeitsblätter sind an meiner Schule die häufigste methodische Beschäftigungsform. Von der ersten bis zur letzten Stunde Arbeitsblätter bzw. Arbeitsfragen. Oftmals werden die Antworten nachher nicht verglichen oder besprochen. Wenn Vertretung ist, wird meistens ein Arbeitsblatt ausgeteilt und angekündigt, dass das später eingesammelt und korrigiert wird. Das erfolgt aber in der Praxis fast nie. Aber wir sind dadurch ruhig gestellt. Das scheint das Wichtigste zu sein.

 

Ich könnte eigentlich das ganze Schuljahr zu Hause bleiben und die Arbeitshefte und Arbeitsblätter für das Schuljahr durcharbeiten und beantworten und nur zu den Tests in der Schule erscheinen. Das wäre dann so eine Art Fern-Schule. Fern-Akademien und Fern-Unis gibt es doch schon viele. Weshalb nicht auch Fern-Schulen mit Arbeitsblättern, die regelmäßig mit der Post zugeschickt werden oder die man sich regelmäßig alle Monat im Schulbüro abholt…   

 

Der alte Schulleiter: Das wäre tatsächlich das Ende der bisherigen Schule. Aber was denken denn die Eltern dazu? Wäre das eine mögliche künftige Schulform? Was denken sie über den offensichtlich sehr häufigen Arbeitsblätter-Unterricht.

 

Der Elternvertreter: Wir haben ein zwiespältiges Verhältnis zu einem solchen Arbeits-Unterricht. Einmal sind unsere Kinder dadurch permanent beschäftigt und kommen auf keine albernen Verhaltensideen. Das ist ein Vorteil. Aber andererseits lernen sie weniger.

 

Denn wenn wir unsere Kinder abends fragen, ob sie ihre Hausaufgaben gemacht haben, dann antworten sie, sie hätten die aufgegebenen Arbeitsblätter/Arbeitsfragen ausgefüllt. Und das stimmt. Aber sie haben nicht viel von dem behalten, was sie ausgefüllt haben. Denn für sie hieß die Aufgabe: Schriftlich die Fragen auf den Arbeitsblättern beantworten.

 

Und wenn wir uns manchmal diese Arbeitshefte/Arbeitsblätter anschauen, dann schwirrt es uns anschließend im Kopf vor Bildchen, Geschichtchen, Witzchen… Das Wesentliche, das was als Ergebnis behalten werden soll, ist in sehr vielen Fällen in einer Fülle von nebensächlichen Eindrücken versteckt, die die Schüler beim Bearbeiten dieser Arbeits-blätter mit aufnehmen…

 

Im Grunde ist ein solcher intensiver Arbeitsblätter-Einsatz im Unterricht, ergänzt durch vorgefertigte Tests, ein Versuch hin zu einem programmierten und bequemen Unterricht.

Wir halten es ebenfalls nicht für unmöglich, dass sich künftig die Lehrerausbildung auf den Einsatz vorgefertigter Arbeitsmittel verdichten könnte, dass dadurch die bisherige aufwendige Lehrerausbildung entfallen könnte und dass wirklich Fern-Schulen für solche Kinder eingerichtet werden könnten, bei denen ein Elternteil zu Hause ist, die also tagsüber beaufsichtigt sind. 

 

 Der alte Schulleiter (schweigt deutlich besorgt, ja entsetzt): Das hieße ja, dass künftig Pädagogik, kritisches eigenständiges Denken und individuelle Begleitung beim Lernen durch Lehrer nur noch eine untergeordnete Rolle spielen und dass dafür der Einsatz von vorgefertigten Unterrichts-Modulen die Haupttätigkeit von Fachleuten im Schulwesen wäre. Welche eine Verarmung…!

 

Damit schließt der alte Schulleiter sehr nachdenklich und bedrückt das Symposium.

 

Hinten im Saal hört man ein leises hämisches Lachen. Es ist Mephisto, der im Gehen vor sich hin murmelt:  

 

Mephisto: Was habe ich gesagt? Das Lernen in der Schule orientiert sich immer mehr an  einfach strukturierten Produktionsstraßen in der Industrie. Ein zentrales Teilstück dieser modernen „Lernstraßen“ ist der Arbeitsheft-/Arbeitsblatt-Unterricht. Die Fabrikation von Modulen für diesen Arbeitsblatt-Unterricht und um diesen Arbeitsblatt-Unterricht herum wird immer mehr ausgeweitet werden. Der künftige Unterricht wird seine Individualität immer mehr verlieren, ha, ha, ha.

 

Gleichzeitig hört man hinten im Saal ein leises Seufzen. Es ist Sokrates, der den Kopf in die Hand gestützt hat und denkt:

 

Sokrates: Der Unterricht der Zukunft wird also immer uniformer werden, wird immer mehr aus einer überschaubaren Anzahl von extern vorgefertigten Unterrichts-Modulen bestehen, die man sich bei Schulbuchverlagen und auch über das Internet besorgen kann. Und ein Herzstück dieser vorgefertigten Modul-Unterrichtes wird der Arbeitsheft- bzw. Arbeitsblätterunterricht sein...

 

Individualität, Kreativität und eigenes kritisches Handeln der einzelnen Lehrer werden immer mehr schwinden. Und diese vorgefertigten Unterrichtsmodule können versteckt oder offen Tendenzen enthalten, die dann breiter gestreut als je an die Schüler weiter gegeben werden. Diejenigen politischen Kräfte, die Einfluss auf die Schulbuchverlage und die Schulen haben, können auf diesem Wege leichter und breiter als früher Mentalitäten in den jungen Generationen formen. Mit Sorge denke ich daran: Die Mentalitäten von Gesellschaften lassen sich künftig über vorgefertigte Unterrichtsbausteine beeinflussen... Dabei sollen doch in den Schulen geistig emanzipierte Generationen heranwachsen… Ob daran diejenigen Idealisten gedacht haben, die die Menschen der Zukunft mündiger und freier als in der Vergangenheit machen wollten? 

 

Aber ich möchte gemäß meiner alten Devise „Immer kritisch und objektiv zugleich sein“ mögliche Vorteile und Nachteile abwägen. Haben diese vorgefertigten Unterrichtsmodule und haben besonders diese vorgefertigten Arbeitsblätter-Module nur Nachteile?  Häufig stecken in bedenklichem Neuem auch Vorteile? Überlegen wir einmal sachlich:

 

- Das Bemühen, sich den Unterricht leichter zu machen und selbst erstellte, gelungene Module für den künftigen Unterricht aufzuheben, ist so alt wie die Schule selber. Aber das Spektrum dieser selbst gefertigten Module war sehr viel größer und damit die Gefahr der Beeinflussung der Schüler in bestimmte Richtungen geringer. Pluralismus ist der beste Schutz vor Beeinflussungen der Bevölkerungsmentalität. Aber gleichzeitig gab es sicher sehr schlechte oder inhaltlich verwerfliche Unterrichtsmodule. Die heutigen und künftigen vorgefertigten Module sind sicher besser als die schlechten privaten Module. Das wäre also ein Gewinn.

 

- Frühere gab es, wie zu allen Zeiten, auch viele faule Lehrer. Diese waren meist zu faul, sich selber Unterrichts-Module anzufertigen und ließen einfach aus dem Buch vorlesen. Für solche faulen Lehrern sind die modernen und künftigen vorgefertigten Unterrichts-Module natürlich sehr geeignet, denn sie brauchen den Schülern nur noch Buchsegmente und die dazu gehörigen vorgefertigten Arbeitsaufgaben/Arbeitsblätter zum Bearbeiten in Gruppen- oder Stillarbeit aufzugeben, die Antworten nach den Lösungsmustern in den dazu mitgelieferten vorgefertigten Lehrerbegleitheften zu vergleichen, Klassenarbeiten bzw. Tests in diesen vorgefertigten Lehrerbegleitheften auszuwählen und wieder nach den dortigen Korrekturmustern zu bewerten… Bequemer kann es doch ein fauler Lehrer nicht haben. Mit diesen modernen und künftigen vorgefertigten Unterrichtsbausteinen ist/wird der Unterricht fauler Lehrer besser als ohne sie. Das wäre also ein Gewinn. Insofern wird das untere Niveau der Unterrichtsqualitäts-Bandbreite angehoben werden.

 

- Fleißige, kreative Lehrer hingegen haben gute, klassen- und schülerspezifische Module angefertigt, die den vorgefertigten Modulen überlegen sind. Wenn diese guten Lehrer durch das moderne System der Parallelarbeiten und Absprachen in den Fachkonferenzen immer mehr durch die Entscheidungen der Kollegen für vorgefertigte Unterrichts-Module in ihrer Unterrichtsgestaltung eingeengt werden, werden sie demotiviert und die privaten guten, individuellen und kreativen Unterrichts-Module werden immer weniger. Dadurch wird die obere Qualitäts-Bandbreite des Unterrichts gesenkt und der künftige Unterricht wird auf eine mittlere Qualitäts-Bandbreite verengt. Und das wäre ein deutlicher Verlust.

 

Anschaulich kann man den früheren, den modernen und künftigen Unterricht mit einer Familienküche in der Vergangen, Gegenwart und Zukunft vergleichen:

 

- Früher kochte jede Familie, nach Interesse und Können passend, für sich, mal einfach und schnell, mal vorzüglich und gesund. Dann kamen die vorgefertigten Fertiggerichte auf, gewissermaßen die modernen Kost-Module. Zuerst waren sie nur Ergänzungen zur familiären individuellen Küche. Allmählich verlagerte sich die Kost immer mehr auf eine überschaubare Anzahl von vorgefertigten Kost-Modulen, zwischen denen man je nach Appetit, Jahreszeit und Art und Grund der Mahlzeit auswählt. Und künftig werden die Menschen nur noch Kost-Module öffnen, auftauen, erhitzen, backen oder braten, so wie das in den USA schon üblich ist. Eine solche Entwicklung ist bei uns in den Restaurants und Imbiss-Stuben und in vielen Großküchen schon in vollem Gange.

 

- Diese modernen Essens-Module erleichtern zwar immer mehr die Arbeit des Mahlzeiten-Zubereitens, sie schmecken auch gut, aber sie sind weniger gesund und individuell. Farb- und Geschmacksstoffe täuschen Qualitäten vor, die sie nicht haben. Und für diejenigen, die individuelle Kosttypen wegen Krankheiten oder Unverträglichkeiten benötigen, gibt es immer weniger Essensmöglichkeiten außerhalb der Reihe der Fertiggerichte.

 

So ungefähr wird es mit dem Unterricht in den Schulen künftig werden: Modul-Unterricht und immer weniger individueller Unterricht werden die Norm werden. Mit allen Vorteilen, aber auch mit allen damit verbundenen Nachteilen.

 

Was bleibt dann für mich zu tun? Ich muss immer wieder bei den Lehrern auf eigenen Fleiß, Individualität und Kreativität hinweisen. Ich muss das Bewusstsein wach halten, dass Gesellschaft und Schule Pluralismus benötigen, auch in den Unterrichtsformen. Und ich muss besonders auf ein permanentes kritisches Denken hinweisen, das offene und versteckte Gefahren früh erkennt und entlarvt. Die Zukunft wird das nötig haben.

 

Damit steht Sokrates auf und verlässt nachdenklich den Raum.

  

(Verfasst von discipulus socratis, der auch unter den Zuhörern saß und der mit Sokrates anschließend noch eine längere Zeit über den modernen Arbeitsblatt-Unterricht sprach.)

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.06.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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