Ich liege am Strand, dort wo Wasser und Sand um ihre Vorherrschaft kämpfen.
Als das Wasser zurückläuft, werden die Sandkörner unter mir weggezogen. Ich sinke ein wenig ein. Da rollt schon die nächste Welle heran. Wasser und Sand sprudeln über mich. Die Sonne verwässert für einen kleinen Moment. Ihre Wärme bricht ab. Das Wasser kämpft um jedes kleine Gebiet des Strandes, ehe es im Sand versickert und unter den Sandkörnern unter mir den Weg in das Innere der Erde ein wenig öffnet. Noch einmal wärmt die Sonne. Dann rollt die nächste Welle heran.
Ein schriller Schrei durchbricht das Rauschen des Meeres. Ein Kind flieht vor der nächsten Welle, kommt wieder, stellt sich neben mich. Ich rühre mich nicht, beobachte es lediglich durch die Augenschlitze. Die Beine kommen näher, ragen wie Säulen in den Himmel. Ich sinke, Sandkörner verschwinden unter mir, streicheln meine Haut. Das Kind schaut zu mir herab. Sein Gesicht kommt direkt aus der Sonne. Ein Wurm zappelt auf meinem Bauchnabel. Ich spüre den Druck des Sandes, den die Füße des Kindes gegen meine Hüfte auslöst.
Das Gesicht des Kindes spricht von Ratlosigkeit. Ich lächele es an.
Sofort verändern sich die Züge des Kindes, es lächelt zurück. Die Sonne unter blauestem Himmel rahmt das Lächeln ein.
Das Kind nimmt seine Schaufel hoch, eine Welle zieht mich weiter in den Boden herab. Sand wird auf meinen Bauch gespült. Fast bin ich im Strand versunken, eins mit der gelbbraunen Wüste kleinster Steinchen.
Das Kind hebt den Holzschaft der roten Blechschaufel mit beiden Händen, holt weiter aus zielt auf meinen Bauch. Entschlossenheit ist dem Lächeln gewichen.
Eine Wolke segelt heran.
Kurz vor dem Einstich befreie ich mich aus dem Sandschoß und rolle mich zur Seite.
Das Kind und ich, wir lachen laut.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.02.2003.
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