Horst Dreizler

Jedem seine Hölle...

In einer Welt des finstren Schrecken,

wo blutgetränkt nur Hoffnung lebt,

gibt es einen düstren Recken,

dessen Herz nach ewig strebt.

Gebadet in der Götter Wasser,

kann kein Schwert den Leib zerhau´n,

keine Krankheit kann ihn fassen,

kein wildes Tier sein Fleisch verdau´n.

Grausam tobt er in den Kämpfen,

ohne Mitleid tötet er

..Männer, Frauen und selbst Kinder...

keine Bluttat fällt ihm schwer.

Er ist der Teufel, lebt den Wahnsinn,

glaubt sich als Herr der ganzen Welt,

doch auch er hat seine Hölle,

wie er bald darauf erkennt.


(Inschrift an der Schlosskirche von Pilsen, 1652)


Während des 30 jährigen Krieges kamen die Kaiserlichen vor Prag im Frühjahr 1632 in eine nahezu aussichtlose Situation.
Von den Protestantischen eingekreist schien ihr Schicksal besiegelt, als es den Feldpriestern , allen voran
Kardinal Monk, mit Hilfe der weissen und schwarzen Magie gelang, einen Homunkulus zu erschaffen, einen künstlichen Menschen, der gegen alle erdenklichen menschlichen Anfeindungen (Waffen) unempfindlich war und ein stetiges Alter von 25 Jahren behielt.
Kardinal Monk musste auf Druck von Tilly dazu seine Seele auf einem Ablassbrief an eine Marketenderin verkaufen, die am folgenden Tag spurlos verschwunden war.
Dieser künstliche Mensch, aus Lehm und Leichenteilen gefallener Soldaten zusammengesetzt und mit magischen Säften (Götterwasser) belebt, Blut von Jungfrauen und Männern jenseits der 30, die noch nie eine Frau berührt hatten,... dieser Homunkulus schlug nach den alten Berichten erstmals am 15. März 1632 seine glanzlosen Augen auf und führte bereits am selben Tag erfolgreich eine Kommandoeinheit kampferprobter Söldner gegen die Protestanten und konnte so eine Bresche in den Belagerungsring schlagen.
Der Kunstmensch, sie nannten ihn Press, mit allen Insignien des Himmels und der Hölle ausgestattet, brachte die Wende, unsterblich und somit unbesiegbar , drängte er allein die Protestanten zurück und führte die Kaiserlichen zum Sieg.
Doch Press war nicht die willenlose Kampfmaschine, die anspruchslos Befehle entgegennahm, wahre menschliche Gefühle waren ihm fremd, doch er hatte Intellekt und so verlangte er nach der Schlacht von Tilly die Statthalterschaft von Prag.
Für die Stadt brach eine schlimme Zeit an, unter der Herrschaft von Press starben mehr Menschen als
während des gesamten Krieges.
Er tötete die Menschen weil er es nicht besser wusste, weil er zu diesem Zweck erschaffen wurde und er machte keine Unterschiede .Alte und Junge, Kranke oder Kräftige, er stürzte sie von den Zinnen seiner Burg oder verbrannte sie auf dem Marktplatz, spiesste sie auf lange Stangen oder liess sie von Pferden auseinander reissen...und die Menschen verzweifelten unter seiner Herrschaft.
Da kam eine Händlerin in die Stadt und einige meinten, in ihr die Ablasshändlerin zu erkennen., die die Monk´sche Seele gekauft hatte.
Gegen einen hohen Preis, die Seelen von 10 Ungeborenen, bot sie der verzweifelten Stadt an, sie von dem Monster Press zu befreien.
Als man handelseinig war sprach die Marketenderin bei Press vor.
Ihn, der angab vor nichts und niemand sich zu fürchten, lockte sie mit dem Versprechen, ihn das fürchten zu lehren, in einer Art und Weise, die er nie mehr vergessen würde, er solle seine Hölle kennen lernen.
Press gab der Händlerin das Versprechen, sollten ihre Voraussagen nicht eintreffen, würde er sie in kleine Stücke schneiden, über viele Tage und sie an die Burgraben verfüttern.

3 Tage später brach Press zusammen mit der Marketenderin in das nahegelegene Gebirge auf, zum Dorf Karr, an dessen Rand ein einstöckiges Haus steht, isoliert von den anderen und bewohnt von einer Frau, deren Alter schwer bestimmbar ist.
Sie führt Press in den Keller, zu einer Tür, an der ein Spiegel hängt.
Dann spricht sie:" Du bist ein seelenloser Mörder, unsterblich und unbesiegbar, aber ich will dich trotzdem warnen. Wenn du diesen Raum betrittst, dann ist es um dich geschehen und keine Macht des Himmels oder der Hölle kann dich retten."
Press, nichts fürchtend, was von Menschen stammt, lacht auf, stösst die Alte zur Seite, reisst die Tür auf und betritt den Raum.
Er starrt in einen vollkommen kahlen Raum, erfüllt von einem seltsam dunklen Licht und an der Decke einen Tropfen, einen Wassertropfen, der sich löst, der sich von der Decke löst...und schwebt...und den Boden nicht erreicht. In diesem Augenblick erkennt er die Hölle, Press erkennt seine Hölle, will schreien, doch es ist zu spät.
Die Tür schliesst sich lautlos.


Epilog:
Nach der Schöpfungsgeschichte hat Gott in sieben Tagen die Welt erschaffen.
Am dritten Tag erschuf Er die Zeit.
Dies ermattete Ihn so, dass Er sich setzen musste.

..und so bekam das ganze Erdenrund die Zeit, ausser dieser Stelle auf der Er sass, gleich in der Nähe

des Dorfes Karr...

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