Stefan Rieß

Mein Fantasy Tagebuch (Prolog+Kapitel1)


Prolog:
Am Anfang schuf ER den Menschen und siedelte ihn in der Welt
Eden an, auf dass er sich vermehre und entwickle.
Aber Mephistopheles gefielen die Menschen und er wollte
gleiches schaffen damit sie ihm dienen und ihm untertan seien. So korrumpierte
er einige der Menschen und erschuf die ersten Elfen, große Handwerker und
Wissenschaftler, unwirklich schön und mit einer langen Lebensdauer.
Doch sein Machwerk war nur eine Kopie der Menschen und sie
lebten zwar länger aber entwickelten sich auch langsamer und waren nicht
imstande eine stabile Bevölkerung aufzubauen.
So gab er ihnen große Macht und setzte sie als Herrscher
über die Menschen ein dass sie in seinen Namen die Welt regieren sollten.
Doch den Elfen gefiel ihr Dasein und sie töteten ihre Wachen
und die Dämonenfürsten und sagten sich los von ihm.
Daraufhin erzürnte er und schuf Erneutes aus den Menschen
und erschuf so die ersten Orks, große Krieger, Schmiede und Arbeiter.
Die Orks waren zahlreicher als die Elfen und fielen rasch in
die Länder der Menschen ein und die Elfen mussten sich zurückziehen. Doch den
Menschen gelang es Frieden mit den Orks zu schließen und ihnen die Augen zu
öffnen und der Krieg wurde beendet und die Orks wurden in die Gemeinschaft der
freien Völker aufgenommen.
Verbittert plante Mephistopheles seine Schöpfung und die
Menschen auszulöschen und erschuf die erste eigene Kreatur um sie an die Spitze
seines Dämonenheers zu setzen und die freien Völker zu vernichten.
Zu der Zeit erwachte die Macht in den Elfen in Form des PSIs
und sie konnten den Ansturm mit mächtigen Fähigkeiten aufhalten und doch fiel
ihre Heimatwelt Techheaven und die Bewohner Düsterland (welches nun Underworld
heißt) flohen unter die Erde oder zogen sich auf die benachbarte Eiswelt
zurück, dass die Wesen sie nicht finden könnten.
Die auf Terra lebenden Elfen erkannten, dass die neuen Wesen
ihr PSI spüren konnten und sie so nach und nach aufspüren und vernichten
würden.
Daraufhin zogen sich die letzten verbliebenen Elfen und Orks
tief ins Innere von Terra zurück fielen in Stasis in der Hoffnung dass Terra
nicht das Schicksal von Techheaven ereile.
Doch als die Armee aus Finsterlingen Terra erreichte sah ER
die Menschen in Gefahr und schickte seine Engel um die Welt zu schützen.
Gewaltig war die Schlacht und für immer wurde das Antlitz
Terras verändert. Ohne das Wissen der Elfen und das Handwerk der Orks verfielen
die Menschen zurück in ein dunkles Zeitalter.
Die von Mephistopheles erschaffenen Kreaturen aber wurden
versprengt und verbargen sich in den Tiefen des Raums…
 
Das Ende der Welt:
Die Stasiskammer öffnete sich zischend, Dampf quoll heraus.
Heraus trat ein kleines Mädchen, mit blonden, fast goldenen Haaren und ebenso
goldenen Blick, höchstens 16-18 Jahre konnte dieses Elfenkind sein. Ihr erst
verwirrter Blick, benommen von der Stasis wich schnell einem bestimmten,
selbstsicheren Ausdruck, sie sah die Personen vor sich fest an.
„Warum hast du außerhalb der Reihe das Trainingsprogramm
abgeschaltet? Es wurde gerade interessant! Heute sind doch gar keine
Sonderübungen geplant…“
Der Elf vor ihr sah sie ernst an. „Es wird keine Übungen
mehr geben, wir evakuieren!“
„Was?“ sagten die Blonde und das andere Mädchen
gleichzeitig.
Sehen wir uns die andere kleine Person an. Ebenfalls
schätzungsweise im selben Alter, ähnlicher Haarschnitt, gepflegt, pechschwarzes
Haar und Augen, die wie silberne Spiegel wirkten, aus den Augen beider Mädchen
brannte Macht!
„Wenn das ein Scherz oder Test ist…“ fing die Schwarzhaarige
an.
„Es ist vorbei, der Feind ist hier, wir konnten nicht mehr
standhalten, unser Projekt hat versagt. Ich bin hier um euch sicher zu den
Rettungsshuttles zu geleiten…“
Der Elf wollte sich umdrehen und vorangehen, aber zwei
kleine Hände hielten ihn fest. Er sah sich überrascht um.
Die beiden Mädchen sahen entschlossen zu ihm auf. „Der Krieg
gilt erst als verloren, wenn wir mit denen fertig sind!“
„Das kann nie und nimmer euer Ernst sein! Mein Auftrag
lautet euch von hier wegzubringen! Ihr seid doch noch Kinder!“
„Kinder, die in Übungskämpfen mit keiner bekannten Waffe
besiegt werden konnten.“
„Deren Kampfkraft mit der einer mittelmäßigen Fregatte
verglichen wird.“
„Was, nur mittelmäßig, mehr hattest du nicht gepackt?“
„Ich war müde an dem Tag!“
„Ich war müde! Das ist deine Ausrede für alles, oder?“
„Ach sei still!“
„Kinder, was habt ihr vor.“ sagte der Elf entnervt und
verzweifelt.
Sie schoben sich an ihm vorbei.
„Aufräumen.“  knurrte
die Schwarzhaarige. Sie ließen den Elf einfach stehen.
Die Blonde warf noch einmal einen Blick in die Runde des
Übungsraums. All die Namen, Personen, mit denen sie hätte in die Schlacht
ziehen sollen, wenn alle als würdig befunden worden wären.
Eandor, Sindor, Morwen… Sie ging die Reihe entlang, bis sie
an den letzten beiden angelangte. Sindarwen und Elenor. Unter Sindarwens Namen
war immer noch mit einem spitzen Gegenstand gekritzelt: Nennt mich Sinda!!!
Sinda riss Elenor aus ihren Gedanken und zog sie mit sich,
dann stieß sie die große Eingangspforte auf.
Den beiden stockte der Atem, als sie den Hof betraten. Die
Akademie stand in Flammen, Elfen kämpften, flohen, fielen, überall strömten
dunkle Gestalten in den Hof.
„Wir sollten in die Stadt, den Rest unterstützen!“ Sahen in
der Ferne ihre Heimat brennen, schwarze Schiffe schwebten darüber, Trümmer
stürzten aus den Wolken.
Sie wollten losrennen, aber etwas Großes kam vom Himmel und
riss sie von den Füßen. Als sie sich wieder aufrappelten, sahen sie wie eine
riesige geflügelte Gestalt begann, das Gebäude einzureißen.
Elenor stand auf, ihre Augen glühten nun regelrecht, sie hob
die rechte Hand und die Rune an dieser begann zu glühen. Der große Gargyl wurde
auf sie aufmerksam und kam auf sie zu, die Erde bebte unter seinen Schritten.
„Der weiß, wo er genug Ärger findet.“
Sinda fixierte ihn mit ihrem Blick und zog demonstrativ
langsam ihren rechten Handschuh aus, an ihrer Hand begann ebenfalls eine Rune
zu glühen.
Das Wesen nahm die enorme Machtquelle wahr und
beschleunigte, die Luft um Elenor begann zu pulsieren…
Etwas kam von der Seite angeschossen und durchschlug das
Wesen, komplett von links nach rechts, dann huschte eine schemenhafte Gestalt
vor die Kreatur und zwei weitere Treffer kamen aus dem Nichts, der letzte
Treffer ging in den Kopf, der explodierte, das Wesen zerfiel zu glühender
Asche.
Eine Elfe, die von mehreren leuchtenden Scheiben umkreist
wurde, trat auf sie zu.
„Warum seid ihr noch hier? Der Plan war doch, dass ihr von
hier weggebracht werdet!“
„Habt ihr das auch mit UNS besprochen? Ich glaube ihr habt
da ein Detail vergessen!“
„Ihr solltet euch hier raushalten, das wird keine heroische
Schlacht, nach der wir uns alle am Abendtisch treffen und fröhlich unterhalten.
Wer hier kämpft, der wird nie wieder mit den anderen an einem Tisch sitzen
können!“
„Wir wollen nicht fortgeschickt werden, das hier ist unsere
Heimat, wir wollen kämpfen!“
„Ich habe es befürchtet, ja, ich denke ich kann euch davon
nicht abbringen. Geht in die Stadt und schützt die Rettungsschiffe, wir müssen
verhindern, dass sie unser Volk ausrotten!“
Im Hintergrund sammelten sich die Wesen, sie durchbrachen
langsam die Reihen der Verteidiger, nahmen unglaubliche Ausmaße an.
Die Elfe kniete sich zu den Kindern nieder, Tränen standen
ihr in den Augen, sie umarmte die beiden.
„Ihr werdet mir fehlen!“
Elenor sagte nichts, die Szene wirkte so unwirklich…
Ein lautes Krachen ließ sie aufschrecken, die Angreifer
hatten das Tor geknackt, schienen in unermesslicher Zahl in die Akademie zu
stürmen.
Die Elfe riss sich die Erkennungsmarke vom Hals und drückte
sie Sinda in die Hand. „Lebt wohl!“
Dann rannte sie los, im Rennen überholten sie ihre
Energiescheiben und schlugen in die Angreifer ein, dann verschwand sie in den
Gegnermassen.
„Wir müssen hier weg!“ Elenor zerrte an Sinda rum, aber die
starrte nur entgeistert auf die Erkennungsmarke.
‚Meridian (Spectre)‘
„Wir müssen ihr doch helfen, irgendetwas tun…!“ weinte
Sinda, während Elenor sie mit sich zerrte.
„Wir müssen in die Stadt, sonst kann niemandem mehr geholfen
werden!“
Sinda riss sich zusammen, beschwor lange Eisenkrallen und
begann die Mauer empor zu klettern, oben ließ sie eine lange Eisenkette Elenor
entgegen schießen, die sich daran empor zog.
Sie standen auf dem Dach des Gebäudes und blickten ein
letztes Mal zurück. Sie sahen, wie sich die Wogen um Spectre schlossen, ein
Energieblitz und die Mauern des Tores stürzten ein, sie stand schwankend in den
Trümmern, richtete sich auf und stürmte den nächsten Monstern entgegen.
Dann wandten sich Sinda und Elenor um und sprangen die Mauer
hinunter, direkt in die Belagerer!
Im Moment ihres Aufpralls brach ein lautloser Sturm los,
Bäume zerbarsten, umherfliegende Klingen schlitzten Rüstungen auf, ein Krater
der Verwüstung entstand.
Die Beiden warteten nicht auf das Ergebnis ihres Angriffes,
sondern stürmten weiter, in Richtung Straße.
Ein Soldat in schwarzer Rüstung warf sich Elenor entgegen.
Sie ballte die Hand zur Faust, das Zeichen glühte, dann streckte sie ihm die
Hand entgegen und der Soldat wurde schlagartig in die Luft erhoben, wo er
explodierte.
Mehrere Kreaturen näherten sich Sinda, wurden jedoch von
unsichtbaren Klingen getroffen, als sie sich zu sehr näherten.
„Die sind immer noch hinter uns her, wir sollten erst mal
unsere Verfolger loswerden.“
Sinda starrte beim Rennen nur starr und stumm nach vorn,
plötzlich riss sie Elenor von den Füßen.
Noch bevor sie fluchen konnte, rauschte ein Energiestrahl
über sie hinweg und grillte alles, was ihnen eben noch auf den Fersen war.
Sie robbten auf dem Bauch weiter und wichen zur Seite aus,
dann erreichten sie den Weg, wo ein großer Prismapanzer stand, und dabei war,
den kompletten Bereich zu entwalden, ein kontinuierlicher Energiestrahl brannte
Metergroße Löcher in die Verfolger, andere verdampften einfach.
Ein Elf auf einem ‚Bike‘ hielt vor den beiden Mädchen. „Was
in allen Höllen macht ihr hier auf dem Schlachtfeld…“
Elenor hielt ihr PSI-Zeichen hoch. Der Elf stieg ab und
verbeugte sich hastig.
„Wir brauchen jemanden, der uns in die Stadt bringt…am
besten schnell!“
Der Elf sah sich um, zögerte kurz… „Steigt auf!“
Der Panzer wurde immer kleiner in der Ferne, während der
Fahrer das Bike mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die zerbombten
Straßen lenkte.
Dann zeugte ein helles Aufblitzen, dass die feindliche
Luftwaffe ihr Ziel gefunden hatte. Der Kern des Panzers überlud und erzeugte
ein 20 Meter großes, gläsernes Grab, der Wald ging endgültig in Flammen auf.
Wie oft waren sie in diesem Wald wandern gegangen…
„Wir werden die nächsten sein!“ rief der Elf. „Irgendwelche Vorschläge?“
„Hat das Ding keine Bordkanone? Na gut, dann auf die
Altmodische Art!“
Der erste Flieger kam angerauscht, Sinda schloss die Augen
und griff in Gedanken nach dem Metall des Jägers, fletschte die Zähne vor
Anstrengung, ihre Hand zuckte….dann riss sie ihre Hand nach unten und der
Flieger stürzte ab, zerbarst an einem Felsen.
„Da kommen noch mehr, Sinda, Imps!“
Die großen geflügelten Gestalten blieben auf Abstand,
bereiteten ihre Feuerbälle vor.
Elenor fing den ersten Feuerball mit ihrer Kraft, steuerte
ihn zurück und ließ ihn den Angreifer einhüllen. Dieser kam von seiner Flugbahn
ab und blieb in den Bäumen hängen.
Der Zweite wurde von mehreren Metallharken getroffen und
stürzte ab.
Der dritte glaubte sich in einem Nahkampf in einer besseren
Position und beschleunigte, versuchte aufzuholen.
„Idiot.“ murmelte Elenor und schloss ihre Hand, man hörte
laut die Knochen der Kreatur brechen.
Sie drehte sich um und sah, dass sie die Außenbezirke
erreicht hatten, alles lag in Trümmern. Wem die Flucht nicht gelungen
war…Verzierte Säulen lagen zertrümmert am Boden, Häuser waren eingerissen oder
gesprengt worden, mit Blut waren Schmähbotschaften an die Wände geschrieben
worden.
Und sie sah den riesigen Unförmigen Koloss, der um eine Ecke
bog, und seine riesige Keule wie einen Baseballschläger hob.
„Achtung, Ausweichmanöver!“ rief Sinda noch im Fahrtwind,
als der Elf den Lenker herumriss und so das Bike übersteuerte, welches
umstürzte und dem Koloss zwischen den Füßen durchrutschte.
Elenor und Sinda befanden sich nicht mehr auf dem Bike, sie
waren abgesprungen und in Deckung gegangen.
„Wo ist der Fahrer?“ Sie hörten Gewehrfeuer, ein Rumpeln und
dann jemand schreien.
Die riesige Monstrosität hatte den Elf mit der Keule
getroffen und gegen ein Gebäude geschleudert, dann packte sie ihn, hob ihn
hoch…
Sinda hörte den Schrei und das Brechen von Knochen, sie
wurde bleich und erstarrte.
„Komm, wir müssen weg von hier!“ rief Elenor aber Sinda
rührte sich nicht, sie starrte auf das blutige Etwas, was aus der Pranke der
Monstrosität hervorragte.
„Verdammt, komm endlich!“
Der Koloss holte mit seiner Keule aus und ließ sie auf die
beiden niedersausen. Elenor stellte sich schützend vor die benommene Sinda und
hob wie schützend beide Arme vors Gesicht.
Die Keule kam vibrierend zum Stehen, der Koloss zerrte
wütend an der in der Luft hängenden Waffe.
Dann streckte Elenor die Hand aus und griff in Gedanken nach
der Kreatur, deren Körper erbebte, Blasen warf, an vielen Stellen trat Blut
aus. Dann zerbarst die Kreatur einfach, teilte sich vor Elenor.
Elenor packte Sinda bei den Schultern. „Alles in Ordnung? Du
siehst gar nicht gut aus!“
„Eben hat er noch gelebt…“
Da kam Elenor plötzlich ein Gedanke. „Meine Eltern! Ich muss
meine Eltern finden. Sinda hast du mich verstanden?“ Sie zeigte keine Reaktion,
sondern starrte in Leere.
„Bleib hier! Warte hier auf mich, hast du verstanden?“ Sinda
ignorierte immer noch ihren Blick. Sie blickte langsam in die Ferne. „Ich? Ich
werde jetzt einen Spaziergang machen, das Wetter ist gerade so schön…“ Ihre
Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen, ihre silbernen Augen wurden trübe.
Es war anscheinend zu Viel für sie gewesen, dachte sich
später Elenor, sie war zu jung, um so etwas mitzuerleben.
„Wir werden uns wieder sehen.“ sagte Elenor und umarmte
Sinda, drückte sie fest. Sie meinte, Sinda leise schluchzen zu hören.
Dann rannte Elenor zu dem Bike, richtete das riesige Gefährt
mühelos auf und drehte an den Gashebeln, Sinda blieb allein zurück.
Die Kreaturen, die sich heimlich gesammelt hatten, nutzen
den Moment um hervorzustürzen.
Sinda hatte keinen Muskel gerührt, ihr starrer Blick galt
noch immer der Ferne, doch die Monster um sie herum explodierten regelrecht,
wurden zerschnitten, zerrissen, auseinandergenommen von tausend kleinen
Klingen.
Dann setzte sie sich in Bewegung, die niederregnenden
Leichenteile ignorierend. Sie wanderte langsam die Straße entlang, während der
Boden um sie vibrierte…
 
Elenor merkte, dass sie zu klein war, um so ein Gefährt zu
steuern, zumindest nicht auf so einer Strecke. Es gelang ihr aber trotzdem
irgendwie auf Kurs zu bleiben. Überall um sie herum wurde gekämpft, Teile der
Stadt stürzten ein, der Boden wurde aufgerissen.
Die zweite Straße links, danach nur noch geradeaus, ein Haus
am Straßenrand...verflixt, wo war die zweite Straße hin!
Sie sprang von der Maschine ab, die ins Schlingern geriet
und in unergründlichen Tiefen verschwand, ein Luftangriff hatte ein Loch in die
Stadt gerissen. Auf der anderen Seite stand ein riesiges Untier und stapfte auf
einen leichten Schützenpanzer zu, der den Rückwärtsgang einlegte. Die Kreatur
packte das Fahrzeug und wollte es zu Boden schmettern, da erblickte es Elenor.
Die Kreatur holte aus und warf den Panzer…
 
Sinda spazierte durch die zerstörten Straßen, als würde sie
die Außenwelt nicht wahrnehmen, inzwischen hatten sich enorm viele Kreaturen um
sie herum gesammelt, wie Motten um das Licht, aber keine Kreatur wollte so
enden, wie die, die es schon versucht hatten.
Eine Monstrosität war dem Mädchen im Weg und stapfte munter
in sein Verderben, man hörte ein fleischiges Geräusch und das Monster fiel
einfach auseinander.
Dann hielt sie inne, in der grauen Welt, die sie sah, gab es
ein Licht, das Farbe zurückbrachte…
Am Ende der Straße stand eine Elfe über den Leibern ihrer
gefallenen Kameraden und wütete mit zwei Kurzschwertern um sich, die Schwerter
leuchteten blau, die Augen der Elfe schimmerten in derselben Farbe und die Rune
an ihrer Hand.
Eine Kameradin in Not! Sinda hob langsam die Arme in die
Höhe und ließ sie wie Schwingen nach unten fahren. Alle Kreaturen im Umkreis um
sie machten mit einem stählernen Tod von unten Bekanntschaft.
Die Elfe in der Ferne ließ ein Schwert fallen und stieß das
andere beidhändig in den Bauch eines Anführers, um die Elfe brannten blaue
Flammen und sie raubte in Sekundenschnelle die Lebensenergie des Opfers, das
zerfiel, dann wütete sie beidhändig um sich und schrie ihre Wut in die Welt
hinaus.
Sinda begann zu rennen, mähte nieder, was sich ihr in den
Weg warf.
Die andere Elfe strauchelte und die Waffe wurde ihr aus der
Hand geschlagen, mit bloßen Händen rang sie mit ihrem Angreifer, während sich
der Kreis langsam um sie schloss.
Sinda konzentrierte sich und die Zeit fing an langsamer zu
fließen, staute sich…
Für die Monster erschien dieses Mädchen wie aus dem Nichts
in ihrer Mitte, und der Klingensturm, den sie entfesselte, mähte sie alle
nieder.
Die andere Elfe lag am Boden, das blaue Leuchten war aus
ihrem Antlitz verschwunden, sie rührte sich nicht mehr.
Sinda griff nach ihrem Hals und riss die Erkennungsmarke ab.
‚Morwen‘
Die Prinzessin! Verdammt, verdammt, es musste so einiges
schiefgegangen sein, wenn sie hier lag.
Lautes Dröhnen veranlasste sie aufzusehen, ein großer
Transporter landete dicht neben ihr. Mehrere Infanteristen sprangen hinaus und
sicherten die Stelle, andere packten Morwen und brachten sie in den Frachter.
Auch Sinda wurde einfach mitgezerrt. Dann stiegen die Soldaten ein und der
Transporter startete, wie viele andere Schiffe an anderen Stellen der Stadt,
das letzte Bataillon wurde eingesammelt.
 
Das Fahrzeug kam auf Elenor zugeflogen, die kein Stück zur
Seite wich. Sie griff mit ihren Gedanken nach dem Fahrzeug und setzte es sanft
ab. Dann starrte sie herausfordernd zu dem Dämon herüber.
„Komm doch und hol mich!“
Das Monster brüllte und fing an auf die Schlucht zuzurennen.
Elenor schloss die Augen und hob beide Hände in einer fast
sanften Bewegung. Alle Pflastersteine, Trümmerstücke, Straßenlaternen und
sonstiger Unrat hob sich um sie herum, dann zeigte sie auf den springenden
Koloss und die Geschosse wurden auf die Reise geschickt.
Der Dämon kam in dem Geschosshagel nur noch bis zum Ende der
Schlucht, wo er sich mit seinen riesigen Klauen festhielt.
Die kleine Gestalt trat an die Schlucht heran und legte
sanft ihre Hände auf die Klauen der Kreatur.
„Wollen wir testen, wie lang du dich festhalten kannst?“
Die Klauen begannen erst rot, dann gelb und schließlich weiß
zu glühen, dann ließ das Untier los und verschwand in der Tiefe.
Elenor zögerte nicht lange, nahm Anlauf und sprang über den
Abgrund, Trümmerteile erschienen aus der Tiefe und bildeten eine Brücke, über
die sie rannte. Auf der anderen Seite setzte sie ihren Sprint ungerührt fort.
Das Untier kam erneut aus der Tiefe gesprungen.
Elenor drehte sich in einer fließenden Bewegung um, eine
Straßenlaterne wurde entwurzelt und traf den Dämon mit unglaublicher
Geschwindigkeit. Er krümmte sich und zerfiel durchbohrt zu glühender Asche.
Elenor wurde nicht langsamer, sondern rannte weiter und
rannte, bis sie das Ende der Straße erreicht hatte.
Sie erstarrte. Das Haus ihrer Eltern stand noch, unberührt,
doch die Türen hingen schief in den Angeln. Sie erschlug die Monster, die sich
um das Haus tummelten und eilte hinein.
Blut war an den Wänden, die Einrichtung zertrümmert, alles
war durcheinander geworfen, das Schlafzimmer…
Sie erstarrte, riss die Hände vors Gesicht und fiel auf die
Knie. Nein, das konnte nicht sein!
Weitere Kreaturen stürmten in das Haus, andere begannen es
von außen zu zerstören, die Gier nach dem PSI des Mädchens spornte sie an.
Elena beachtete sie nicht, sie betrachtete stumm das Bild
was sich ihr darbot. Sie kroch näher und hauchte ihren Eltern einen letzten
Kuss auf die Stirn, während um sie herum langsam das Dach abgedeckt wurde.
Dann fing ihr Blick an zu glühen, Flammen züngelten über die
Bodendielen. Sie ergriff die Harfe, die gesondert auf einem Podest stand.
Die Kreaturen drangen in den Raum ein und griffen nach
Elenor, diese richtete sich mit einem Mal auf und sandte einen wortlosen Schrei
in die Welt hinaus.
Das Haus zerbarst, wurde in einem unsichtbaren Wirbelsturm
niedergerissen, die Druckwelle breitete sich rings herum aus und zerstörte
Häuserreihe um Häuserreihe. Dämonen, Kreaturen und alles andere wurde einfach
zu Staub zermahlen, bis Elenor in einem riesigen Krater der Zerstörung stand.
„Ich werde euch eine würdige Totenmelodie spielen.“ sprach
sie mit Tränen in den Augen.
Weitere Angriffswellen trafen ein, der Feind war auf sie
aufmerksam geworden.
Sie klimperte auf der Harfe, bis sie einen passenden Ton
getroffen zu haben schien. Dann zeigte sie auf einen Dämon, der ihr am nächsten
war. „Du! Du bist der erste!“ Die Kreatur zog eine Grimasse des Schmerzes und
zerbarst, Näherstehende ebenfalls. Die Angreifer wichen zurück, mit dem
Ergebnis, dass sie von Balken durchstoßen und von Steinen erschlagen wurden.
„Ja, flieht nur, ich finde euch!“ schrie Elenor hysterisch,
während sie einen Dämon nach dem anderen hinrichtete. Der Feind warf sich ihr
verzweifelt Welle um Welle entgegen, nur um auf grausamste Weise verstümmelt zu
werden.
 
Sinda hob im Frachter den Kopf und erwachte aus ihrer
Trance. Ja, da war noch jemand, jemand, der ihr nahe stand… „Elenor!“ rief sie
und stand auf, drängte sich an den Soldaten vorbei zu den Piloten.
„Landet dort drüben, wir müssen jemanden abholen!“
Die Piloten ignorierten sie.
„Ich hab euch einen Befehl gegeben!“
„Setz dich, Kind, dort unten ist niemand mehr, dem wir
helfen können…“ und verstummte, weil er Sindas Klinge an der Kehle spürte.
„Hören wir alle brav auf das kleine Mädchen und niemandem passiert
etwas Unangenehmes.“ sprach Sinda mit verträumter Stimme. „Ich würde gerne da
unten eine Freundin abholen, und…“ sie sprach nun dicht am Ohr des Piloten.
„…ich brauche dich nicht, um diesen Vogel zu fliegen.“
 
Elenor stand stumm in den Trümmern, von ihren Händen tropfte
Blut, es war nicht ihr eigenes.
In ihren Augen brannte noch immer das innere Feuer, wurde
aber von ihren Tränen getrübt.
Ein Soldat regte sich noch vor ihr, ohne hinzusehen schloss
sie langsam die Hand und der Kopf des Opfers wurde langsam und qualvoll in eine
unangenehme Richtung verdreht, bis sich mit einem lauten Krachen das Genick
verabschiedete.
Hinter ihr landete ein Landungsschiff und Sinda sprang
heraus, hüpfte verträumt wie über eine Blumenwiese zu Elenor herüber.
„Ich hatte eine Menge Spaß dort draußen! Komm, suchen wir
uns noch mehr Dinge zum Spielen!“
Elenor starrte weiter ins Leere. „Sie sind tot, sie alle
sind tot. Ich habe sie nicht schützen können.“
Sinda umfasste Elenor von hinten und drückte sie tröstend.
So standen sie, bis die Soldaten sie rein in den Frachter holten. Das Schiff
startete, gewann an Höhe.
„Alle festhalten.“ rief der Pilot. „Nächster Halt ist
Terra.“
Das Schiff verschwand im Subraum.
Elenor blickte ein letztes Mal auf ihre brennende Heimat,
während sie über die Harfe strich, das letzte, was ihr im Leben geblieben war. 

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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Stefan Rieß).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.07.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Lieder eines sattvischen Engels von Angelos Ashes (Übersetzer Uwe David)



Die Idee, die vorgelegten Gedichte in eine Buchform zu bringen, kam mir eines Tages in der Meditation. Dabei verspürte ich eher den Wunsch, dem Leser ein Gefühl von Liebe und Trost zu vermitteln, als dass es ein intellektueller Prozess war. Die Lieder sind einfach gedacht und ebenso gelesen, gibt es mir das Gefühl, erfolgreich die Lücke zwischen Wissen und Werden geschlossen zu haben. Dies ist die Reise, die wir alle von unserem Verstand zum Herzen unternehmen müssen, um uns selbst und die Welt um uns herum heilen zu können. Der Titel des Buches verweist auf eine engelhafte Reinheit, die zugleich Anspruch und auch die tiefe Wirklichkeit ist, die wir alle sind. Es liegt nur an uns, diese Qualität zu entdecken und manchmal helfen dabei ein paar wenige Worte.

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