Hans Witteborg

Interview mit dem Schreibgewissen


„Hast du heute schon eine Geschichte geschrieben?“ fragte mein Schreibgewissen. „Wie sollte ich,“ antwortete ich mit finsteren Gedanken,“ „ich habe eine Schreibblockade.“
Aber du schreibst doch jeden Tag ein Gedicht
Ein Gedicht, pah, vielleicht Reime, um Alzheimer vorzubeugen.
Aber eine Geschichte...
wagte mein Schreibgewissen einzuwerfen...
Ist etwas ganz anderes, ergänzte ich. Laß mir doch nicht vorschreiben wie ich denken soll
oder was! Schließlich bin ich doch mein eigener Herr – Schreibgewissen hin oder her. Also sagte ich durchaus freundlich: mir fällt kein Thema ein, das irgendwen interessieren könnte.
Die Welt ist groß und schlecht, schreib über die Schlechtigkeit der Menschen.
Die Zeitungen sind voll davon – diese Marktlücke ist ausgeschöpft.
Was ist mit Natur?
Toller Vorschlag, ich schreibe über Bäume, Flüsse, Berge und Meere alles zum Absterben verurteilt, versaut und versifft! Wird die bestimmt interessieren, die das verursachen. So blöd kann doch keiner sein – nicht einmal ein uralt Romantiker wie ich!
Liebe – ja schreib über die Liebe!
Ach, Liebe interessiert heute niemand mehr, vielleicht außer Sex – Sex sells sagt man .
Nein, man soll nur über das schreiben, was man auch kennt. Verheirateter Rentner und Sex –völlig unglaubwürdig das. In der Retroperspektive: jeder Zwölfjährige weiß heute mehr über Sex als du dir bis heute vorstellen kannst!

Ich sagte dir doch – Schreibblockade – kein Thema, keine Geschichte!
Wie wär ´s mit Memoiren?
Es gibt da zwei Gründe, warum ich das nicht kann. 1. ich schreibe gegen Gedächtnisschwund, bis ich die erste Zeile getippt habe, weiß ich schon gar nicht mehr worüber ich schreibe. 2. wen interessiert das Leben von jemand, der, wenn es hoch kommt, eine handvoll Leute kennt?
Da weiß ich Rat: schreibe einfach , daß du dich entschließt überhaupt nicht mehr zu schreiben und stellst das ins Internet!
Und das wird dann gelesen?
Na, klar, es gibt dort eine Menge Leute, die gern der Welt etwas sagen wollen, was keiner lesen will, und deshalb schreiben, was dagegen zu tun ist.
So wie jetzt?
Ganz genau, niemand wird dies lesen- aber das mit Vergnügen. Du machst den Menschen eine Freude, ohne, daß sie wissen wem sie das zu verdanken haben.

Ich kann nicht erkennen, ob mein Schreibgewissen und ich je Freunde werden!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.07.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Die Gedichte begleiten durch die vier Jahreszeiten und erzählen wie die Natur erwacht, blüht und welkt, wissen von reicher Ernte zu berichten. Der Spätsommer im Park, winterliche Gefilde oder Mailandschaften scheinen auf. Der Autor verwendet meist gereimte Zeilen, zeigt sich als Suchender, der neues Terrain entdecken möchte. Der Band spricht von den Zeiten der Liebe, zeigt enttäuschte Hoffnungen und die Spur der Einsamkeit. Wut und Trauer werden nicht ausgespart. Es dreht sich das Kaleidoskop der Emotionen. Der kritische Blick auf die Gesellschaft und sich selbst kommt zum Zuge. Kassandras Rufe sind zu hören. Zu guter Letzt würzt ein Kapitel Humor und Satire. So nimmt der Autor seine Zettelwirtschaft aufs Korn, ein hoffnungsloser Fall.

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