Andreas Rüdig

Tierpolizei in Bayern

Hubertsdorf hat als erste Gemeinde Bayerns einen Tierpolizisten. Das hat jetzt eine parteiübergreifende Koalition aus Monarchisten, Theokraten, Nationalkonservativen und religiösen Sozialisten beschlossen.

"Dieser Schritt war absolut erforderlich," betont Anton Xaver Graf von Wieselwutz, der örtliche Bürgermeister. "Die Übergriffe der Tiere nahmen einfach überhand. Wenn wir schon ein eigenes Strafrecht für Tiere haben, müssen wir es auch konsequent ausnutzen."

Was war geschehen? In den Wochen und Monaten zuvor hatten immer mehr Kühe ihre fetten Weiden verlassen, waren unkontrolliert durch das Dorf gelaufen und hatten alle Blumen, die irgendwo zur Dekoration angebracht waren, aufgefressen. "Wir vermuten, daß sie Angst vor den kalten Fingern der Bauern und deren permanent alkoholgeschwängerten Atem hatten," behauptet der Bürgermeister.

Auch die Pferde wurden allmählich zu einem Problem. Sie ließen sich nicht mehr vor den Pflug spannen und weigerten sich, beim Pfügen auf dem Feld zu helfen. "Sie forderten offensichlich die Anschaffung von Traktoren." Ob es die Maulwürfe, Schlangen, Mäuse und Ratten waren, die sich zunehmend auf den Wiesen und Feldern tummelten, die das Großvieh zu so ungezogenem Verhalten veranlaßten, sei einmal dahingestellt. Auf jeden Fall aber gilt: "Wir mußten einschreiten," wie der Graf von Wieselwutz betont. (Oder auch a-tont? C-tont? Nein, ich glaube, ich bleibe besser beim b-tont.)

Nutztiere werden sich also auch weiterhin zum Wohle der Menschen betätigen müssen. Kühe werden sich weiterhin melken, Pferde reiten und Schafe scheren lassen müssen. "Unsere Tierpolizisten werden ansonsten einschreiten und drakonische Strafen verhängen dürfen. Das wird soweit gehen, daß sie im Zweifelsfalle die Tiere eigenhändig zur Schlachtbank führen dürfen."

Hunde sollen Haus und Hof bewachen, Katzen Mäuse fangen, wobei nicht zu hoffen ist, daß es Mäuse gibt, die würden nämlich die Kornkammern leerfressen. Welche Aufgaben Haustiere wie Wellensittiche, Goldhamster und Meerschweinchen erfüllen sollen, werden die jeweiligen Besitzer festlegen müssen. "Nur bei Schadtieren wie Biebern und Maulwürfen werden wir gnadenlos vorgehen," kündigt der gräfliche Bürgermeister an. "Die Tiere sind zu nichts nutze. Entweder erziehen wir sie zu nützlichen, also nutzbringenden und nichtschädlichen Landschafts- und Gartentieren. Oder die Tiere werden nach Preußen auswandern müssen. Bei uns sind sie jedenfalls nicht erwünscht."

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.07.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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