Andreas Rüdig

Das verzauberte Schloß

Dieses Schloß ist verflucht. Sehr verflucht sogar. Ich muß es ja wissen. Schließlich hatte ich schon mehrfach darunter zu leiden.

Ich bin Museumsführer in diesem kleinen Heimatmuseum. Unter der Woche kommen Schulklassen und Kindergartengruppen aus der näheren und  weiteren Umgebung. Gruppen mit Erwachsenen kommen insbesondere am Wochenende. "Wir wollen Ritterrüstungen sehen," haben mir schon viele Eltern mit Kindern erzählt. NUr leider kann ich das nicht, meide inzwischen sogar den Raum mit diesen Ausstellungsutensilien.


"Warum ist das so," werden Sie als Leser dieses Textes nun fragen. Nun, der Grund ist eigentlich ganz einfach. Der Raum mit den Ritterrüstungen sollten eigentlich der Höhepunkt einer jeden Führung sein. Daher habe ihn ihn mir bis zum Ende aufgehoben. Zuerste habe ich mir nichts dabei gedacht, als die Eingangstür so schwer zu öffnen war. Ich mußte ganz feste drücken, nur um am Ende ein lautes Scheppern zu hören. Eine Ritterrüstung hatte direkt vor der Türe gestanden und war bei meinem Eindringen laut scheppernd zu Boden gefallen. "Meine Güte, mein Herr, können Sie nicht aufpassen," fragte mir da eine Stimme, ohne daß jemand im Raum war. "Wer ist da," fragte ich überrascht. "Wer spricht da mit mir? Zeigen Sie sich doch gefälligst, wenn Sie mit anderen Leuten reden." - "Wie - Sie kennen mich nicht, mich, den Landser von Nümbrecht?" - "Nein, das tue ich nicht. Ich habe nie von Ihnen gehört."

Diese Antwort erzürnte den unsichtbaren Mann offenbar. Denn keine zwei Sekunden später öffnete sich wie durch Geisterhand die Vitrine mit den historischen Messern. Und schon wurde es für uns, die Besucher und mich, äußerst gefährlich. Uns flogen nämlich die Messer um die Ohren. Und kaum steckten sie in der Wand, wurden sie auch schon wieder herausgezogen und erneut nach uns geworfen. "Hören Sie doch auf! Sie sind doch kein Landser, Sie sind doch Zirkusartist," konnte ich da nur empört ausrufen. Und hatte damit wohl den wunden Punkt des Geistes getroffen. Denn nun kamen auch noch die Lanzen und anderen Wurfgeschosse zum Einsatz. Wir mußten schon sehr vorsichtig sein, als wir die Flucht antraten, und  die Zimmertür sehr schnell hinter uns zumachen.

Am nächsten Morgen begab ich mich ins kommunale Stadtarchiv. Ich wollte doch zu gerne wissen, was es mit dem Landser vom Nümbrecht auf sich hat. "Kenne ich selbst nicht," mußte mir der Stadtarchivar eingestehen. "Macht aber nichts. Sollte es schriftliche Quellen über ihn geben, werden wir ihn schon finden." Fündig geworden sind wir in Gummersbach. Dort gibt es  ein Schloß. Der Landser von Nümbrecht  waar dort als  Wachtposten eingeteilt, als das Schloß überfallen wurde. "Warum hat der Mann denn nichts gegen die Einbrecher unternommen," wunderte sich der Stadtarchivar. Die Antwort fand er in den Unterlagen. Der Schloßherr hatte Eindruck schinden wollen. Und hatte den Landser in eine glänzende Ritterrüstung gesteckt und ihn vor der Haus-/Schloßtür postiert. Als er die Einbrecher entdeckte, wollte der Wachposten natürlich eingreifen und die Unholde in die Flucht schlagen. Doch der Mann war es nicht gewohnt, sich in Ritterrüstungen zu bewegen. Also stürzte er und schlug der Länge nach hin. Bis er sich wieder aufgerafft hatte, war das Schloß längst ausgeräumt und die Räuber über alle Berge. "Aber wieso spukt der Landser heute?" wunderte sicher der Stadtarchivar. Ich denke, ich weiß die Antwort. Der Schloßherr wollte den vermeintlich tolpatschigen Wachtmann bestrafen. "Warum hast du denn nicht einen Speer oder ein Messer nach den Eindringlingen  geworfen," soll er gesagt haben. Da das in einer Rüstung ziemlich schwierig ist, übersah er dabei ziemlich geflissentlich. Doch der Landser nahm sich diesen Vorwurf sehr zu Herfen. Er hätte seinen Herren vor Schaden bewahren können. Sein Geist und sein Gemüt umachteten sich ob dieses ungerechtfertigten Vorwurfs. Und als der fleischliche Körper kurze Zeit später zu Grabe getragen wurde, löste sich der Geist von der leblosen  Hülle und blieb auf der Erde zurück. Er mußte unbedingt einen Weg finden, wie der das Speer- und Messerwerden üben und seinen Chef vor Schaden bewahren kann.



"Im Jahre 1276 wird „die Homburg“ erstmals urkundlich erwähnt. Gottfried I. von Sayn aus dem Hause Sponheim (1247 bis 1283/84) übertrug sein "castrum Homburg" dem deutschen König Rudolf von Habsburg, um sich unter seinen Schutz zu stellen. Die Burg erhielt er als Erblehen zurück. Das Schloss war der Wohnsitz der Grafen der Reichsherrschaft Homburg, bis es nach 1806 ins Bergische Land integriert wurde.

Ab 1635 baute Graf Ernst von Sayn-Wittgenstein das Schloss so um, wie es heute noch sichtbar ist. 100 Jahre später übernahm die Linie Sayn-Wittgenstein-Berleburg die Verwaltung, danach verfielen die Bauten. Erst 1904 wurde der Verfall gestoppt, und 1926 bezog ein vonHermann Conrad begründetes Museum die Räumlichkeiten, das heutige Museum des Oberbergischen Kreises.

1999 wurde bei einer Grabung ein aus Stein errichteter Wohnturm von zirka 12,5 Meter Durchmesser freigelegt," berichtet die Internetenzyklopädie Wikipedia.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.07.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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