Der Regen hämmerte auf das Dachfenster. Ein Blitz erleuchtete kurz den grauen Himmel und zerriss die Schatten, die sich grausam still in dem kleinen, aufgeräumten Zimmer breit gemacht hatten und mit ihrem Schweigen alles Leben zu ersticken drohten. Und der Blitz erlosch und es war still. Niemand würde es bemerken, in diesem perfekten Zimmer mit den perfekten Möbeln und der perfekten Stille. Sie würde einfach aus dieser perfekten Welt verschwinden wie ein Bild, an dem man sich satt gesehen hat; das man nach Jahren abnimmt und verzweifelt versucht, den entstandenen weißen Fleck an der Wand zu verdecken. Und hatte man das erfolgreich hinter sich gebracht, war die Welt wieder perfekt. Perfekt ohne einem geschmacklosen Bild, das nur einen weißen unkorrekten Fleck zurückgelassen hatte. Und die Schatten erzählten ihr schweigend ihre unperfekte Geschichte. Sie schrieen stumm in ihrem Kopf und flüsterten, wisperten ihr zu, was sie für diese vollkommene Welt unwürdig machte. Die perfekte Liebe zu dem perfekten Mann, die sie nicht anzuerkennen gewusst hatte. Immer auf der Flucht aus dieser fehlerlosen Welt, in der sie nicht zu leben vermochte und doch nicht aufzugeben imstande war. Auf der Suche nach sich selbst, und dennoch in Angst sich eines Tages wirklich zu erkennen. Der Regen hatte aufgehört, die Wolken zogen vorbei und der Mond schien als blasse silberne Scheibe erbarmungslos herein. Sie betrachtete den weißen Körper vor sich. Die wie Pergament wirkende Haut, die feucht schimmernden schwarzen Augen, der halb geöffnete Mund. Wie Spinnen fuhren ihre langen Finger über den kalten, toten Körper. Fasziniert betrachtet sie ihr Blut, das über seine nackte Brust lief und im Mondschein an schwarzes Öl erinnerte. Und sie verstand.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.02.2003.
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