Christian Graf

Das verbotene Gedicht Kapitel 2: Schattenwesen

Kapitel 2: Schattenwesen

So sehr sich Ryan versuchte den Vorfall mit dem Drohbrief zu vergessen, nagte an ihm ein Unbehagen.  Seine Eltern wussten natürlich nichts von all dem, sollte er vielleicht ihnen diesen Vorfall erzählen? Wenn ja, dann würde er sie auch noch damit belasten und wer weiß welche Konsequenzen es nach sich ziehen würde, möglicherweise Hausarrest, weil seine Eltern denken könnten, er spiele hier einen ganz üblen Streich. Am besten wäre es doch, wenn er sich an die Polizei wendet. Die könnten hoffentlich herausfinden, wer den Brief geschickt hat. Dann erinnerte er sich wie absurd der Inhalt des Briefes war und verzweifelt bei diesem Gedanken hielt er seine Hände vor das Gesicht, den Kopf hängend. Ein lauter Seufzer entfuhr ihm. Das kann doch nicht alles war sein, wer glaubt schon einem 15-jährigen Jungen, mit einem Brief über ein verbotenes Gedicht, dass nicht gefunden werden sollte und warum gerade er solch eine Drohung bekommt. Er schaffte es doch nicht einmal die lästigen Mücken, die sich im seinem Zimmer wegen der immer stetigen Wärme ansammeln, zu töten, wie soll dann bitte schön überhaupt irgendeine Gefahr aus ihm ausgehen? Kräftig gebaut war er auch nicht gerade mit seinem 61kg Gewicht.  Den ganzen Tag wirkte er abwesend und nachdenklich. Seinen Eltern ist es auch schon aufgefallen. Margret  Rush (ehemals Cyprien)die Mutter von Ryan, war Französin mit typischen blauen Augen und strohblonden Haaren, die sie zusammen zu einem Zopf gebunden hatte. Sie war außerdem die Beste darin, sich in jede Angelegenheiten anderer einzumischen und legte bei der Erziehung ihres Sohnes großen Wert darauf, dass er diszipliniert und stets höflich  gegenüber jedem war. Zudem war sie sehr strebsam vor allem in der Bildung von Ryan. Zu seinem Unbehagen musste Ryan während seiner freien Zeit Französisch lernen, während seine Freunde sich trafen und was unternahmen. Dies führte dazu, dass Ryan wenige Freunde und keinen hatte, den  er wirklich vertrauen konnte. Ja seine Mutter machte Ryan das Leben nicht einfach und manchmal fragte er sich, ob er überhaupt ein eigenes Leben besaß, da seine Mutter schon sein Leben kontrollierte. Sie war zudem erfolgreiche Schriftstellerin und ihr letztes Buch handelte von Intrige und Ehebruch und wie man es frühzeitig erkennt. Manchmal verspürte Ryan deswegen Angst, dass so was auch zwischen seinen Eltern herrschte, warum schrieb seine Mutter sonst solch ein Buch? Obwohl die Ehe scheinbar glücklich schien, gab es hin und wieder Auseinandersetzungen zwischen seinen Eltern, hauptsächlich ging es zu seinem Leidwesen um ihn und die Erziehung. Der Vater  Brian Rush, war eher der ruhigere von seinen Eltern, braune kurzgeschnittene Haare wie Ryans, braune Augen, mittelgroß, Amerikaner. Er war im Marketing tätig besser gesagt in der Marktforschung, wo man Statistiken auswertet und neue Trends ermittelt und dergleichen. Beim Mittagessen wollte er seine Suppe mit der Gabel essen und als ihm seine Mutter fragte ob er schon für morgen gepackt hätte, da es am nächsten Tag zum Urlaub nach Frankreich geht, antwortete er gereizt und knallte dabei die Gabel auf den Tisch, dass er es nicht verdient hätte, dass man ihm sagt was er tun solle. „Junge, nicht mit diesem Ton! Oder du bleibst den Rest der Ferien Zuhause!“, fuhr ihn seine Mutter an. Wütend stampfte Ryan in sein Zimmer und knallte seine Tür zu. Um sich abzuregen, schaltete er seine X-Box 360 ein und kämpfte erbittert  gegen die Feinde in Tekken, jeder Treffer besänftigte ihn. Am Abend hin packte er schließlich seinen Koffer, er freute sich über den Besuch bei seinen Eltern, die in Lyon in Frankreich wohnten. Beim Einpacken sah er das Tagebuch von Elias Carrington zwischen seinen abgenutzten Kleidern liegen und obwohl er sich geschworen hatte,  sich damit vorerst nicht zu beschäftigen, so konnte er dennoch nicht widerstehen es mit einzupacken.

6.00 Uhr morgens klingelte Ryans Wecker. „ Verflucht, ich hasse diesen Wecker, ich glaub das Ding ist kaputt (das sagte er während er auf den Wecker schaute), es ist doch noch so früh, oder Mom war wieder in meinem Zimmer!“ Und schon hörte er seine Mutter rufen: „ Schatz, Frühstück ist fertig! Mach dich bitte erst sauber und komm runter, wir fahren in 45min los zum Flughafen.“ Die Augen noch nicht einmal richtig geöffnet und etwas genervt, stand Ryan widerwillig aus seinem Bett auf. Müde ging er geradewegs zum Bad um sich zu waschen. Der Duft von frischen Pfannkuchen stieg ihm in die Nase und er bekam langsam Hunger. Nach einem leckeren Frühstück, machte sich die Familie Rush fertig zum Abfahren. Es war eine langweilige Fahrt bis zum Flughafen von Florida. Die nächsten paar Seiten des Tagebuchs schienen ähnlich zu sein wie der letzte den er davor gelesen hatte, auch in den folgenden Einträgen beschrieb Elias, wie er scheinbar geisterhafte Stimmen hörte und erklärte, dass seine Gefühle verrückt spielten. Aber für Ryan keine neuen Informationen und so las er weitere Seiten. Zum letzten Tagebucheintrag kam Ryan nicht, da sie kurz vorher schon am Flughafen angekommen waren. Es war eine lange Schlange, die vor dem Schalter für das Gepäck stand. Mit rollenden Augen und die Mundwinkel nach unten gezogen stand Ryan an der Schlange an. „Wenn es so weiter geht, explodiere ich noch vor Langeweile“, sagte er sich in Gedanken.  Nicht weit von ihm entfernt stand jemand, bei dem sich seine Nackenhaare vor Angst und Grauen aufstellten. Jene vermummte Person, die Ryan schon im Buchladen getroffen hatte musste ihm gefolgt sein, das war kein Zweifel. Aber wieso, fragte er sich verzweifelt. Und warum gerade wenn er in den Urlaub geht? Er wollte rennen und von hier verschwinden, aber seine Füße schienen wie Beton zu sein, die sich fest an den Boden gesetzt haben. Und wieder diese Schwere seines Körpers. Seine Eltern bemerkten die vermummte Gestalt nicht, außerdem, ohne Entmaskierung dürfe die Person sowieso nicht in den Flieger also warum Panik schieben? Doch wo Augenblicke vorher die vermummte Person stand, war in diesem Moment Leere. Sie war verschwunden…

Elias Carrington war tot. Über seine Leiche schwebte eine  schwarze Wolke. Ein spürbar abgrundtiefer Hass ging aus der Wolke hervor. Dichter Rauch bildete sich von der Wolke ab, das sich langsam teilte und sich in fremdartige Gestalten mit tiefschwarzen Flügeln, langen Armen mit riesigen Krallen transformierten. Der Boden vibrierte leicht, als eine raue Stimme aus der Wolke, die wie ein Herz bei jedem Wort auf und ab zu pumpen schien in einer unbekannten Sprache redete: „Thuet karr en walaha!“Gehörig schlugen die schrecklichen Kreaturen ihre Flügel und flogen auf zum nächtlichen Himmel hinauf.  Sie schienen auf gewöhnliche Menschen unsichtbar zu wirken, denn niemand sah sie über den Himmel kreisen.

Inzwischen saßen Ryan und seine Eltern im Flieger auf dem Weg nach Frankreich. Nun war Ryan sehr gespannt darauf was auf der letzten Seite des Tagebuchs drin stand.

„Ich habe alles verloren was mir lieb war. Frau und Kind haben mich verlassen, Freunde meiden mich. Allein ich bin ganz allein und die Einsamkeit zermürbt mich. Wut, Hass und Verzweiflung zerfressen mich. Ich habe meinen Körper nicht mehr ganz unter Kontrolle. Es scheint, dass etwas Unsichtbares und äußerst Bösartiges nach meinem Leib greift. Etwas lauert, etwas sucht! Nun ist es klar, dass Gedicht lebt. Und sie werden mich holen, denn ich kenne jetzt  das Geheimnis das sich hinter dem Gedicht verbirgt. Doch werde ich nie  dazu kommen die Welt davor zu warnen, denn ich werde dann längst tot sein. Ich werde das Gedicht so gut wie möglich verstecken. Wer auch immer mein Tagebuch lesen wird. Der Körper ist nur ein Gefäß, der den Willen des Geistes ausführt. Die Seele ist zeitlos und unsterblich und der Kern eines jeden Menschen, denn sie macht den einzelnen Menschen aus. Das Äußere ist nur ein Trugbild und zeigt nicht wer man wirklich ist und dennoch lassen sich die Menschen täuschen. Der Körper ist wie ein Kleidungsstück, das man je nach Belangen wechseln kann.  Lebend und doch schon tot scheint es zu suchen nur einen Willen auszuführen, um der Welt die Wahrheit ans Licht zu bringen… .

Somit endete der Satz abrupt. Ryan fiel auf, das etwas nicht stimmte. Da musste doch mehr sein als dieser Text. Kaum konnte er nachdenken, da hieß es auf einmal überraschende Turbulenzen und alle sollten sich anschnallen. Ryan schaute aus dem Fenster und Erschrak so laut wie noch nie in seinem Leben. E r wurde bleich im Gesicht seine Augen weit geöffnet, Babys schrien wegen seines Aufschreis und die übrigen Gäste drehten sich alle teils erschrocken und verwundert, teils todesängstlich zu ihm herum. Seine Eltern musterten ihn prüfend an und sahen ihn wütend an. Was er sah konnte nicht von dieser Welt sein. Eine dunkle Kreatur mit schwarzen Flügel und langen großen Krallen blickte ihn direkt in seine Augen und rammte dabei das Flugzeug, das wiederum die Turbulenzen auslöste. „Seht ihr das nicht Mom, Dad. Das Monster draußen?“ Seine Eltern blickten aus seinem Fenster und sahen nichts, während die Kreatur  Ryan beäugte. „ So du bekommst jetzt Hausarrest und wenn wir in Frankreich sind verlässt du nicht das Haus, haben wir uns verstanden junger Mann?! , fuhr ihn seine Mutter an. „Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“, fragte einer der Flugbegleiterinnen die nicht weit von ihnen Platz genommen hatte. „Nein!“ , funkte Ryan dazwischen bevor seine Mutter antworten konnte. “Nichts ist in Ordnung, sehen Sie denn nichts da am Fenster, da ist etwas, dass das Flugzeug rammt und die Turbulenzen verursacht, wir werden alle sterben!“ „Na na, wir wollen doch nicht übertreiben, da ist nichts draußen und in diesem Gebiet kommt es häufig zu Turbulenzen, nichts wo vor du dich fürchten brauchst“, beschwichtigte ihn die Flugbegleiterin. „Es tut mir so leid, mein Sohn hat eine blühende Fantasie, er spielt ja den ganzen Tag solche Videospiele“ und schaute ihn dabei vorwurfsvoll an. „ Kein Problem, was passiert ist, ist passiert“, entgegnete die Flugbegleiterin trocken. Das kann doch nicht alles sein! Passiert es jetzt wirklich, dass er halluziniert? Beschämt rutschte er auf seinen Sitz weiter runter und wurde rot im Gesicht, die Kreatur war verschwunden. Die anderen schauten wieder in ihre gewohnte Richtung, bis auf eine junge Frau. Sie schaute neugierig auf Ryan.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.07.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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