Meike Schrut

Das Land aus Knete

 

 Diese Worte wurden schon den Kleinsten des Königreiches mit auf den Weg gegeben, denn auf jeder flauschigen Babydecke standen diese Buchstaben. Die Eltern hatten gar keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren, denn im Krankenhaus wurden die Decken umsonst mitgegeben und wer sagte da schon nein?!

Bunte Häuser aus Knete links und rechts der Straße, die direkt zum Schloß führte. Ständig wurde neuer Schlamm aus Knete angeschwemmt, nur wenig brauchte es, um diesen in Zement aus Knete umzuwandeln.

König Kneto, seine Gattin Kneta und Prinzessin Knetine jagten in den Wäldern rund um das Land an 3 1/2 Tagen der Woche, die Bevölkerung an den restlichen 3 1/2 Tagen. 14 Jahre schon stand das wundervolle Schloß aus Knete, leuchtend, als bestände es aus Diamanten, Perlen, Gold. Aber derlei war hier unbekannt. Fand ein Bürger irgendwo Schätze, wusste er mit ihnen nichts anzufangen, denn selbst die Landeswährung wurde aus Knete hergestellt. So weit und so gut.

Warum den Menschen aber unheimlich wurde, wenn die wunderbare Knete im Sonnenlicht, im Mondschein leuchtete, das konnte nicht einmal der Zauberer Knet erklären. Das Leuchtende blieb hier ein Rätsel, man munkelte von bösen

Geistern, die den Menschen Abgaben aufdrücken würden, die sie zwingen könnten, sogar unheimliche Geräte wie eben Radio und Fernsehen extra anzuschaffen, nur damit die Knete nicht umsonst herumlag auf den Wegen. Was aber sollten die lieben Bürger mit Radio und Fernsehen anfangen? Sie hatten weder Zeitungen noch Bücher. Bis auf das Schloß gingen die Häuser aus Knete öfter als ihnen lieb war, kaputt.

Das Schloß wurde ab dem Moment mit Grauen betrachtet, als die Knete an den Stränden nicht nur dünn, sondern auch giftig wurde. Kinder, die gern die eßbare Knete aßen, starben und es hieß, der König hätte damit zu tun. Aus der Liebe zur Herrscherfamilie wurde Haß und nicht nur der König, sondern auch Königin und Prinzessin wurden getötet. Aber die Knete blieb weiterhin giftig und so wurden auch die Knete von den Bäumen geholt und verbrannt. Es war eben ganz besondere Knete, Knete, mit der man zaubern konnte. Als aber die Flüsse trocken gelegt wurden, alles Obst aus Knete verbrannt war, da wuchs plötzlich Obst an den Bäumen, was gewöhnlich duftete und auch gewöhnlich schmeckte. Flüsse führten normales Wasser und der Zauberer beobachtete, wie alle Menschen gierig

wurden ! Perlen, Gold,Diamanten, vorher ließ man es liegen, nun wurde das geschätzt und zu Banken getragen  (Banken benötigte man vorher auch nicht!) und jeder wurde Feind des anderen. Aus dem herrlichen Land aus Knete wurde ein erbärmliches Land, in welchem man nicht einmal wußte, wie man es regieren könnte. Da auch niemand mehr richtig bestimmte, sah man bald Menschen im Lendenschurz herumlaufen, zur Jagd gehen und Fleisch über Feuer braten. Jede Familie jagte für sich, es gab keine Anführer, denn man hatte Angst, daß irgendein neuer König was vergiften würde.

Ein Gutes hatte das: niemand brauchte mehr Abgaben zu leisten, an wen denn auch? Und Radio und Fernsehen kannte man weiterhin nur aus Märchen und Sagen der anderen Welt. Und nur der Zauberer hatte davon berichtet, er allein durfte das Märchenland verlassen. Dieser aber schmunzelte, die Bewohner schienen - so bettelarm sie im Moment auch wirkten - das 1.Mal glücklich zu sein!

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