Nachts werde ich immer wieder wach...habe Alpträume...Schweißausbrüche...Atemnot.
Ich bin Soldat der ersten US Cavalarie Division...und bin seit drei Monaten hier in Vietnam.
Ich bin neunzehn jahre alt...und heiße Robert Shilder.
Wir liegen hier in provisorischen Unterkünften...aus Balken gebaut...halb im Erdreich versunken und ...es ist kalt und stinkt. Viele meiner Kameraden schütten sich Fusel in den Hals...um diese ganze Sache überhaupt ertragen zu können...andere...ich gebe zu...die meisten...rauchen Joints oder nehmen Heroin.
Wir sind alle so zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahre alt...nur die Offiziere sind etwas älter.
Auf unseren Gesichtern steht Strapaze und Elend geschrieben...keiner lächelt...außer die...die stoned sind.
Vor einer Woche wurden freiwillige gesucht...freiwillige für eine ganz besondere Arbeit. Als man uns erläuterte ...um was es sich handelte...bei diesem besonderen Auftrag...meldete sich keiner...alles verstummte.
Der Captain ging durch unsere Reihen...du...du...und du. Verdammt...ich war dabei.
Der Vietkong hatte sich verschanzt...hatte im Dschungel unterirdische Tunnel gegraben. Diese waren so weit verzweigt
und man konnte nur unter größten Schwierigkeiten Eingänge ausfindig machen.
Schlich man durch`s Dickicht um den Charly...so wie wir den Vietkong nannten...zu suchen...sprang plötzlich ein Erddeckel auf...und er stand uns mit einer Waffe gegenüber. Viele von uns haben so einen Überraschungsangriff nicht überlebt. Es gab auch sehr heimtückische Sprengfallen...wie diese. Trat man auf einen gut versteckten Auslöser...sprang eine Granate aus dem Erdreich...in Mannshöhe...und in einem Bruchteil von Sekunden...explodierte sie vor einem. Es gab da keine Rettung und Hoffnung mehr. Aber auch die Eingänge waren gefährlich...wenn man Pech hatte. Sprang man in einen hinein...sie waren meistens nur mannshoch...trat man auf einen Mechanismus...und...oh mein Gott...aus einem Seitenschlitz in Gesichtshöhe...schoss eine Bambuslanze heraus...und durchschlug einem das Gesicht.
Wir waren keine Helden...oh nein wir hatten Angst...und schissen uns in die Hosen...wenn wir einen dieser langen Tunnel betreten mußten. Man wußte nie...was einem erwartete.
Die Tunnelröhren waren so eng angelegt...das gerade ein menschlicher Körper hindurch passte...man konnte sich nicht drehen...und im Falle einer Gefahr...konnte man nur rückwärts kriechen...oder vorwärts...kämpfen oder sterben.
Viele Gänge waren Irrläufer...Blindgänger ohne Ziel und Ausgang...meistens mit einer tödlichen Sprengfalle. Da gab es dann kein Entrinnen mehr. Charly hatte viele Kammern angelegt...Waffen-und Munitionskammern. Fand man einer dieser...war es ein kleiner Erfolg. Eine Sprengung wurde gelegt...und wenn man wieder draußen war...bumm...bumm.
Kein Job für Menschen mit Platzangst. Einmal kroch ich durch einen Gang...der fürchterlich dunkel war...und lag auf einmal Angesicht zu Angesicht mit einem Schlitzauge. Er hatte eine Pistole im Anschlag...ich den Kolben eines Flammenwerfers. Die feurige Flüssigkeit schoss nach vorne und Charly schrie wie am Spieß...er konnte den Abzug seiner Waffe nicht mehr betätigen. Ich machte mir keine Gedanken darüber...daß er auch ein Mensch war...der Familie hatte oder nicht...hier zählte nur das Überleben. So schnell wie möglich kroch ich...den Atem anhaltend aus dieser tödlichen Falle...um nicht zu ersticken. Es war nur ein Vietkong...die Tunnel waren voll von ihnen.
Jedes mal wenn ich einen dieser Tunnel betrat...gab ich ein Stoßgebet zum Himmel...Gott...laß mich wieder das Tageslicht sehen.
Eigentlich war es ihr Krieg...dieser Krieg in Vietnam...was hatten wir hier eigentlich zu suchen und uns einzumischen ?
Wenn wir etliche Tunnel gesäubert hatten...rächte sich der Vietkong fürchterlich. Auf einer Patrouille...fanden wir fünf Kameraden vor...an den Füßen aufgehängt...und den Bauch aufgeschlitzt...so daß das Gedärme herausquoll und auf den Boden lag. Dieser Anblick brachte mich zum Erbrechen...und ich mußte vom Sani mit Tabletten ruhig gestelllt weden.
Ich habe hier so viel Elend gesehen...so viel Unrecht ...auch von unserer Seite aus.
Ja man nannte uns....Tunnelratten...wir waren eine kleine Elite...aber eigentlich waren wir ganz arme Schweine.
Rüdiger Nazar
melvin6@gmx.de
Freitag 05.August 2011
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.08.2011.
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