Son-Ya Ro

es ist laut



Mein Körper gleitet in das heiße Wasser.
Ich tauche unter.
Kleine Luftblasen fliehen durch meine wie Algen wirr herumirrenden Haare an die Oberfläche.
Dabei fährt ein Schauer durch meinen Körper.
Meine Ohren laufen voll.
Ich bin abgeschottet von der Welt da draußen.
Aber es ist nicht still.
Mein Körper ist laut.
Mein Herzschlag dringt ungewohnt fordernd zu meinen Ohren.
Er hört sich unwirklich an.
Meine Gedanken schreien mich an.
Immer, wenn es still wird, schreien meine Gedanken mich an.
Mein Kopf ist voll.
Voll mit Dingen, die schon tausendfach gedacht sind und trotzdem nicht verschwinden.
Bruchstücke von Songtexten kommen mir in den Sinn.
Ich gehe ein paar Zeilen den Text mit und denke darüber nach.
Wie recht sie alle haben.
Wovon sollen wir träumen?
Wenn die Gedanken einen anschreien kann man nicht träumen.
Ich schlafe nicht.
Ich esse nicht.
Ich träume nicht.
Ich liege immer noch im Wasser.
Mir bricht der Schweiß aus und mein Herz wird schneller.
Ich bewege mich nicht im Jetzt.
Ich bewege mich in einer Blase.
Dort findet nicht das Leben statt, welches draußen stattfindet.
Während ich in dieser Blase bin, findet eine parallele Welt statt.
Dort gibt es nur Dinge, die bereits gewesen sind oder die ich noch vorhabe.
Aber selbst dort wollen mir Pläne nicht gelingen.
Was ich auch tun möchte – es kann nicht klappen, weil sonst keiner da ist.
Ich bin alleine.
Nur meine Gedanken schreien mich an.
Manchmal möchte ich buchstäblich platzen.
Alles herausschreien ins hier und jetzt.
Die Welt dreht sich.
Jeder hat seinen Platz.
Keiner kann weg.
Millimeter um Millimeter drehen wir uns umeinander.
Alles steht fest.
Ich habe Angst, verrückt zu werden.
Ich verstehe nichts von dem, was vor sich geht.
Tausendfach gedacht, tausenfach erlebt, tausenfach verworfen.
Tausendfach unverstanden.
Mir ist warm.
Ich tauche langsam wieder auf.
Ich schwitze, obwohl ich im Wasser bin.
Es geschehen Dinge, die ich nicht verstehe.
Aber die Gravitation hält mich fest.
Dort wo ich bin.
Selbstgewählt und trotzdem unfreiwillig.
Ich kann nicht fallen.
Ich wasche mein Haar, meinen Körper.
Ich fühle mich schwach.
Ich dusche mich kalt ab.
Mein Herz und mein Körper nehmen gleichzeitig einen Schmerz war, der meine Gedanken für kurze Zeit in eine andere Richtung lenkt.
Ob Kneipp es jemals selbst versucht hat?
Ich trockne mich ab und creme mich ein.
Ich spule mein Programm ab.
Ich funktioniere.
Ich möchte schlafen.
Einfach schlafen.
Meine Ruhe haben.
Nicht mehr denken, nicht mehr fühlen, nur eine Nacht, und einen Tag…einfach leben. 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.08.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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