Andreas Rüdig

Die neue Siegfried-Saga

Siegfried ist ein Königssohn aus dem niederrheinischen Xanten. Der Drachentöter und Besitzer eines riesigen Schatzes (nämlich des „Nibelungenhorts“) reist in die Burgunderstadt Worms. Er möchte dort die Königstochter Kriemhild ehelichen. In Worms regiert König Gunther mit seinen Brüdern Gernot und Giselher.

Die Sage berichtet, daß Siegfried Kriemhild aber erst dann zur Frau bekommt, wenn er Gunther bei der Werbung um Brunhild, der starken und schönen Königin Islands, hilft. Auf Island anbelangt, besiegt Siegfried an Stelle von Gunther Brunhild, wobei sich Siegfried unter einer Tarnkappe verborgen hat. In Worms findet daraufhin eine Doppelhochzeit statt – schließlich sind auch Siegfried und Kriemhild ein Paar geworden. Brunhild wehrt sich aber noch in der Hochzeitsnacht gegen Gunther. Siegfried muß also noch einmal gegen sie kämpfen und sie erneut besiegen.

In einem Streit vor dem Dom verrät Kriemhild Brunhild, wie sie der vermeintliche Gunther besiegen konnte. Kriemhild zeigt als Beweis Brunhildes Ring und Gürten – Siegfried hatte ihr diese Gegenstände in der Hochzeitsnacht abgenommen. Daraufhin stiftet Brunhilde Hagen an, Siegfried zu töten. Der Mord geschieht während eines Jagdausfluges an einer Quelle im Odenwald. Hagen hatte Siegfrieds einzige verwundbare Stelle von der ahnungslosen Kriemhild erfahren – beim Bade im Blute eines besiegten Drachen hatte ein Lindenblatt verhindert, daß der ganze Körper geschützt wird.

Hagen versenkt den „Nibelungenhort“ im Rhein. Einige Zeit später wirbt der Hunnenkönig Etzel um Kriemhild. Sie willigt in die Ehe ein. Das Ehepaar zieht nach Ungarn. Einige Jahre lädt sie die Burgunder / Nibelungen auf ihre Burg ein. Nach einem Überfall von Hunnen beginnt ein großes Gemetzel. Alle Nibelungen werden getötet. Nur Gunther und Hagen überleben. Da Hagen nicht verrät, wo der Nibelungenschatz versteckt ist, läßt Kriemhild zuerst Gunther enthaupten. Dann schlägt sie Hagen selbst den Kopf ab. Daraufhin tötet sie Hildebrand, der Waffenmeister des Dietrich von Bern.


Bei uns in Deutschland gibt es die Nibelungen – Siegfried – Straße als touristisches Ausflugsziel.

Direkt vor dem Nordostportal des romanischen Kaiserdoms St. Peter und St. Paul in Worms sollen die beiden Königinnen Brunhild und Kriemhild um ihre Ehre gekämpft haben. Das Ergebnis? Der Untergang fast des gesamten Volkes der Burgunder bei den Kämpfen gegen die Hunnen. Die Überlebenden zogen von ihrer Reichshauptstadt Worms weiter nach Westen in das heutige Burgund

Bürstadt nennt sich „die Perle des Rieds“ und „Sonnenstadt“. Die Stadt verfügt über die größte Photovoltaikanlage der Welt. Die Stadt wurde am 1. November 767 erstmals in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch erwähnt. Stadt und Kloster waren ihre Geschichte eng miteinander verbunden.

Lorsch sieht sich als das „Tor zur Bergstraße“, liebt aber mitten in der „Hessischen Rheinebene“. Das im Jahre 1715 erbaute Rathaus mit dem Markt- und Benediktinerplatz liegt heute im Herzen der Stadt. Die im 9. Jahrhundert gebaute „Königshalle“ gilt als Aushängeschild der Stadt. Sie zählt zu den ältesten vollständig erhaltenen Baudenkmälern Deutschlands aus nachrömischer Zeit. Die Königshalle wurde 1991 zusammen mit den übrigen Resten des ehemaligen Reichsklosters und dem Mutterkloster „Altenmünster“ als Weltnatur- und Kulturerbe anerkannt. Das angrenzende Museumszentrum beinhaltet die klostergeschichtliche Abteilung der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, die Abteilung für Volkskunde des Hessischen Landesmuseums Darmstadt sowie das Tabakmuseum und Sammlung der Stadt Lorsch.

Bensheim liegt zwischen Frankfurt und Heidelberg. Es ist die größte Stadt des Kreises Bergstraße. „Das milde Klima und die günstigen Bodenverhältnisse lassen hier hochklassige Weine gedeihen,“ wirbt die Stadt.

Lautertal liegt im Europäischen Geopark im Naturpark Bergstraße / Odenwald. Nach eigenen Angaben gibt es diverse gut ausgebaute Wanderwege. Es gibt demzufolge auch „markante“ Aussichtspunkte wie die Neunkircher Höhe (605 m hoch), die zweithöchste Erhebung des Odenwaldes mit dem Kaiserturm, der Felsberg (514 m) mit dem Ohlyturm, der Krehberg und der Borstein.

Der Felsbergwald zeigt römische Steinmetzkunst aus dem 1. - 4. Jahrhundert. „Hier wurde der berühmte Odenwälder Granit gebrochen und bearbeitet. Riesensäule, Altarstein, Riesenschiff, Elefanten- und Krokodilsfelsen und weitere 300 Werke stammen aus der Vergangenheit,“ berichtet die Stadtinformation.

Lindenfels ist der einzige staatlich anerkannte „Heilklimatische Kurort“ im Odenwald. Die Stadt liegt mitten im UNESCO – Geopark „Naturpark Bergstraße – Odenwald“ und im „Land der Nibelungen“. Im Norden und Osten ist die Stadt von Mischwäldern umgeben. Die Stadt wird von der „Burg Lindenfels“ überragt. Wellness – Anwendungen und physiotherapeutische Behandlungen werden hier angeboten.

Reichelsheim ist ein „Staatlich anerkannter Luftkurort“, der im UNESCO – Geopark Bergstraße – Odenwald liegt. Reichelsheim liegt außerdem im „Rodensteiner Land“. Es gibt einen 13 km langen Lehrpfad, der die Spuren des früheren, dort ansässigen Bergbaus zeigt. Es gibt das Freilandmusem „Keilvelterhof“. Das Regionalmuseum im historischen Fachwerkrathaus wurde im Jahre 1554 gebaut. Es ist damit das älteste Fachwerkrathaus Deutschlands. Die dortigen Ausstellungsschwerpunkte sind die Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn, der Bergbau um Reichelheim, ein Schulmuseum, Fachwerk und regionales Handwerk.

Michelstadt hat nur wenig zu bieten. Ihre Geschichte ist zwar lang. Als touristisch interessante Ziele kann sie aber nur die Einhardbasilika, die Michelstädter Kellerei, das Schloß Fürstenau und das Rathaus aus dem Jahre 1484 nennen. Die Stadtkirche ist rund 550 Jahre alt und liegt direkt hinter dem Rathaus.

Erbach ist ein staatlich anerkannter Luftkurort. Es preist sich auch als Zentrum der Elfenbeinschnitzkunst an.. Das Deutsche Elfenbeinmuseum, die Kunsthistorischen Sammlungen im Erbacher Schloß (1736), der mächtige Bergfried (um 1180), das historische Städtel, das Alte Rathaus (1545), die Orangerie (um 1580), der Lustgarten (um 1540), der Marktplatz, die Ev. Stadtkirche (1747 – 1750), das Tempelhaus (um 1365) und die Fachwerkhäuser aus dem 16. - 18. Jahrhundert seien hier als Beispiele genannt.

Miltenberg liegt am Spessart und Odenwald. Die Stadt wird im Jahre 1237 erstmals urkundlich erwähnt. Das Schnatterloch, der Alte Marktplatz, die älteste Fürstenherberge Deutschlands „Zum Riesen“, die Mildenburg, das Schwarzviertel und das örtliche Museum gelten als sehenswerte Ausflugsziel.

Was sind die Ausflugsziele in Freudenberg? Da wäre das Rathaus aus dem Jahre 1499 mit seiner Ausstellung zur Stadtgeschichte, die Freudenburg (1191), das Amtshaus (1627) mit dem Fotomuseum und Schiffsmodelmuseum, die Friedhofskapelle mit Fresken aus dem 13. Jahrhundert sowie die alte (1691 / 1692) und neue Stadtkirche (1956 / 1957).

Wertheim hat eine Bergruine aus dem 12. Jahrhundert, seine historische Altstadt, das Grafschaftsmuseum, ein Glasmuseum, das Zisterziensermuseum und einen Eisenhammer.
Tauberbischofsheim liegt nicht nur an der Nibelungen-Siegfried-Straße, sondern auch am Beginn der Touristik-Route „Romantische Straße“. Tauberbischofsheim ist nach eigenen Angaben die “Stadt der Fechtweltmeister und Olympiasieger“. Allein bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften erkämpften die Sportler des Fecht-Clubs inzwischen über 160 Medaillen,“ berichtet die Stadt.

Walldürn ist nach eigenen Angaben die drittgrößte Wallfahrtstätte Deutschlands. Eigenen Angaben zufolge zieht die Basilika („eine der schönsten Barockbauten im Rhein-Main-Gebiet“) jährlich rund 150.000 Pilger zur Gnadenstätte zum „Heiligen Blut“ an.

Buchen ist nach eigenen Angaben der Mittelpunkt des „Madonnenländchens“ - dort gibt es viele Bildstöcke, Mariensäulen und religiöse Kleindenkmäler. Mit der Elberstadter Tropfsteinhöhle ist es das südöstliche Eingangstor zum UNESCO – Geopark Bergstraße – Odenwald. Ein barockes „Altes Rathaus“, die spätgotische Stadtkirche und die ehemalige „Kurmainzische Amtskellerei“, wo heute das Buchener Bezirksmuseum mit seiner volkskundlichen Sammlung beheimatet ist, können als Sehenswürdigkeiten genannt werden.

Nächste Station ist Amorbach. Die Pfarrkirche St. Gangolf, das Alte Rathaus aus dem Jahre 1478 und das mutter.museum – Kunstsammlung Berger (es präsentiert die größte Teekannensammlug Europas, Puppenstuben und moderne Kunst) sowie der Seegarten (ein englischer Park, gestaltet nach den Plänen von Ludwig von Sckell), die ehemalige Benediktinerabtei (gegründet 734) mit ihrer Abteikirche – sie seien hier als Sehenswürdigkeiten genannt.

Die Gemeinde Hesseneck ist – einwohnermäßig – die kleinste selbständige Gemeinde Hessens. Die katholischen Kirchen St. Luzia und St. Odilia sowie die evangelische Quellkirche sind – neben vielen historischen Zeugnissen – sehenswerte Orte.

Beerfelden ist ein staatlich anerkannter Erholungsort. Was dort sehenswert ist? Beispielsweise der besterhaltene dreischläfrige Galgen Deutschlands (1597), der Zwölf-Röhrenbrunnen, die St.-Leonhards-Kapelle, die Burgruine Freistein und der Marbach – Stausee seien hier als Beispiele genannt.

Der Lindelbrunnen in Mossautal ist möglicherweise der mythische Ort, an dem Siegfried sein Leben lassen mußte.

Grasellenbach bietet Wandermöglichkeiten.


Dem Siegfried
singt man ein Lied
von Heldenmut
und Liebesglut
doch stimmt die Sage?
Den Zweifel ich wage
sie ist von heute
nicht von früher, wie mache Leute
noch immer behaupten
die Lüge wir enthaupten.

Die Siegfried-Sage ist tatsächlich ein Produkt unserer Zeit. Sie hat niemals so stattgefunden, sondern wurde vielmehr von Literaten geschaffen. Und das nicht ohne Grund, wie wir noch sehen werden.

Diethelm!

Ja, Chef? Was gibt`s?

Die „Neuesten Jütländer Nachrichten“ sind ja wohl unverschämt!

Wieso? Was haben sie denn diesmal über uns geschrieben?

Wir wären Waschlappen! Weicheier! Memmen! Pantoffelhelden! Frauenhelden!

Aufhören! Genug der unflätigen Ausdrücke!

Der schlimmste Vorwurf aber lautet: Wir würden unter der Knute unserer Frauen stehen!

(entsetzt und empört) Nein! Was für ein Unverschämtheit! Was sollen wir tun?

Wir? Wieso wir? Du wirst etwas tun müssen, Diethelm.

Ich? Wieso ich denn?

Wieso ich denn?

Ganz einfach: Weil du am besten mit Blatt und Feder, Tinte und Papier umgehen kannst.

Ach so. Und was soll ich tun?

Mehrere Sachen. Unter deinem richtigen Namen schreibst du einen Leserbrief an die Zeitung und beklagst dich darüber, daß die Paparazzi uns ständig begleiten, ja sogar verfolgen, bis in unseren Herrenclub zu Zigarren und Spirituosen und hinterher noch in einen Amüsiersalon für Weib und Gesang, ohne sich an den Annehmlichkeiten des Lebens zu beteiligen. Das Wort Paparazzi stammt zwar aus der Zukunft und meint aufdringliche Reporter; wenn wir es aber heute schon gebrauchen, werden wir den Herren Journalisten ganz schön imponieren. Dann wirst du dein Hirnschmalz bewegen und dir ein Pseudonym überlegen. Wir wär`s mit Willi Freiherr von Wambach? Sobald du was passendes hast, greifst du erneut zu Papier und Federkiel. Du wirst dann eine Geschichte über uns edlen deutschen Männer schreiben. Wir sind blond, nicht blauäugig, stark, kühn, heldenhaft, wagemutig, frauenrettend, höflich, stolz, aber nicht arrogant oder gar übermütig, eine Zierde unseres Geschlechts,...

...was ist mit Liebe, Sex und Leidenschaft?

Den Sex laß´ mal lieber weg. So prüde, wie die Herren Redakteure sind, haben die bestimmt keine Ahnung davon und wollen nichts davon wissen. Heroisch, tapfer, edelmütig – das sind weitere Charaktereigenschaften,an die wir uns halten müssen. Wir Germanen sind nicht so, die wie Journallie uns beschrieben hat.


Der Frauen Lust
ist der Männer Frust
wir sind kein Held,
der den Weibchen gefällt
die Mär um Siegfried
ist ein ander Lied.


Meine Güte! Was für eine Aufgabe habe ich mir da nur eingehandelt. Ich soll die Geschichte um Siegfried umschreiben, sie entstauben und in die Gegenwart holen. Wie soll das denn gehen? Siegfried ist doch ein Königssohn und Drachentöter. Könige gibt`s doch heute nicht mehr, zumindest bei uns in Deutschland. Er müßte heute schon Banker oder Manager sein. Und welchen Drachen könnte er heute schon töten?

Ah, da ist er ja, der Herr Journalist. Sie wollen also unsere Loge des unbesiegten germanischen Mannes vorstellen. Wir sind dem englischen Club ganz ähnlich, um Ihre Eingangsfrage gleich zu beantworten. Den Küchenbereich und das Speisezimmer brauche ich Ihnen wohl nicht zu zeigen. Das Studierzimmer mit seiner angegliederten Bibliothek ist wesentlich interessanter. Diese beiden Räumlichkeiten werden von unseren Denkern genutzt. Sie sind nicht nur damit beschäftigt, die geistige Welt unserer Vorfahren zu erforschen. Sie wollen auch herausfinden, wie eine urgermanische Gegenwelt zu unserer heutigen Gesellschaft aussehen könnte. Wie sieht das häusliche Zusammenleben von Männlein und Weiblein aus? Wer darf was? Wer hat welche Aufgaben zu erledigen? Wer ist wofür zuständig? Dies sind Fragen, die hier beantwortet werden wollen.

Möchten Sie auch das Raucherzimmer und das Gesellschaftszimmer sehen? Nein? Da verpassen Sie was. Beide Räume sind urgemütlich ausgestattet und für geselliges Beisammensein bestens nutzbar.

Dann werden wir jetzt über den Hof gehen müssen. Dort werde ich Ihnen unsere Sportanlagen zeigen. Ich habe es so arrangiert, daß Sie auch einige unserer interessanten Sportler kennenlernen können.

Dies hier ist Dionys. Er ist ganz schön muskelbepackt und groß, nicht wahr? Dionys ist unser Import aus Trans-Sachsenburg. Sie wissen schon, das ist die waldreiche Region im Grenzgebiet zwischen Prussia und Polonia. In seiner Jugend wollte er Turner werden, Bodenturnen, Seilchenspringen, Barren, Ringe und so ein Quatsch. Zu Glück konnten ihn seine Eltern von dieser Verweiblichung abhalten. Als Dionys erstmals einen Tarzan-Film sah, war es um ihn geschehen. Er wollte nur noch dem Dschungel-Helden nacheifern. Er zog sich in die Wälder zurück, befestigte Lianen und Seile in den Bäumen und ist seitdem der beste Klettermaxe, den ich kenne.Johann Weißmüller ist ein Weisenknabe im Vergleich zu ihm.

Dort drüben sehen Sie Friedemann Leberecht. Sein Künstlername lautet Ambrosius. Sehen Sie sein martialisches Aussehen? Das kommt nicht von ungefähr. Er arbeitet nämlich als Wrestler, müssen Sie wissen. Da braucht er nicht nur ein furchterregend angemaltes Gesicht. Auch die Muskelattrappen, die Zottelhaare, auch die Bauklötze, die seine Augen aggressiv starren lassen – würde man sie ihm wegnehmen, wäre er ein richtiger Hänfling. Was er denn hier macht, fragen Sie? Er hat schauspielerische Qualitäten. Gerade das Wrestling lebt ja von seinen spektakulären Sprüngen, dem martialischen Auftreten und dem showmäßigen Krawall. All das beherrscht er.

Deutschland und Japan hegen und pflegen schon seit langer Zeit eine herzliche und innige Freundschaft. Dies drückt sich insbesondere auf dem sportlichen Sektor aus. Und das Wort „drückt“ ist hier wörtlich zu nehmen.

Sehen Sie Nekopmuk Kasimir dort drüben? Ja, genau den beleibten Herrn – nennen Sie ihn nie in seiner Gegenwart Fettsack, Fettkloß, Rollmops, Fleischbällchen oder sonst wie. Er würde es Ihnen übelnehmen. Er ist Sumo-Ringer und stolz darauf, daß er erster deutscher Weltmeister in dieser Disziplin ist. Er konnte schon mehrere bedeutende japanische Sumo-Ringer besiegen...


Der Frauen Leid
ist der Männer Freud
wir treiben Sport
für sie ist das Mord

Unser Körper ist stahlhart
ihre Lenden spargelzart
ich mir jede Frau gern nehm
der Sex mit ihr ist sehr bequem.



Diethelm, du Vollidiot! Was hast du da für ein Interview gegeben?! Der Mann muß dich doch total mißverstanden haben!



Zentrum für Kraftsport

Tauziehen, Seilchenspringen und Tonnenspringen – das waren die beliebten Sportarten der frühen Olympischen Spiele der Neuzeit.Wrestling und Sumo – Ringen sind jetzt neu in die Olympische Familie aufgenommen worden.

Das entsprechende Sporthochleistungszentrum wird bei uns vor Ort zur Zeit eingerichtet. „Wir sind sehr stolz darauf, die ersten Sportler der neuen Sportarten bei uns schon angesiedelt zu haben,“ berichtet Diethelm, der Sprecher des örtlichen Neugermanischen Ordens.


Diethelm! Die aktivierst jetzt unsere religiöse Fraktion! Die sollen sich was einfallen lassen und uns helfen!

Geht klar, Chef. Wann sollen sie anfangen?

Vorgestern.

Vorgestern? Aber Chef! Da waren unsere Chefideologen doch noch im Urlaub! Wie hätte ich sie erreichen können, also ich noch gar nicht gewußt habe, daß ich ihre Hilfe brauche!

Grrr! Rede nicht so viel dummes Zeug und mach dich lieber an die Arbeit.


Hmmmm. Mal überlegen. Ob ich mir Ideen und Anregungen in den Asatru-Gemeinschaften holen kann?

Die Asen und die Vanen sind zwei germanische Götterfamilien. Götter wie Odin, Baldur, Thor, Tyr und Ostara gehören zu den Asen. Zu den Vanen gehören Zwillingsgottheiten wie Freyja und Freyr. Der mythische Krieg zwischen Asen und Vanen kennt weder Besiegte noch Sieger. Er wird mit einem Friedensvertrag beendet.

Das Wort „Asatru“ verbindet „Asa“ mit „Tru“ = „Treue“. Diese Treue gilt in der Regel den Asen und Vaten – also den altnordischen und altgermanischen Göttern.

Die Asatru-Gemeinschaften möchten die alte vorchristliche Germanenreligion wieder aufleben lassen. Die Überlieferungen der germanischen Volksstämme und der Wikinger (na ja, zumindest das, was als deren Überlieferungen gilt) soll dabei Maßstab sein.

Die modernen Religionen taugen alle nichts. Jesuianer haben genauso versagt wie Mohammedianer, Buddhianer oder Jehovianer. Sie haben weder sich selbst noch uns vor sich selbst beschützen können. Die ganze Welt ist unter ihnen aufgeteilt. Sie meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, nur weil sie ein Buch haben, das angeblich von ihrem Pseudoreligionsgründer stammt. Das ist abzulehnen.

Nein, wir brauchen etwas ganz Neues. Brauchen wir beispielsweise einen Pantheon wie bei den alten Römern, Griechen und Germanen? Die Römer und Griechen sind uns wesensfremd; ihre Glaubensvorstellungen sind daher abzulehnen. Aber warum nicht auf den germanischen Götterhimmel zurückgreifen? Wir haben hier im guten alten Germanien; es spricht also nichts dagegen, sich mal näher mit ihren religiösen Gewißheiten zu beschäftigen. Natürlich soll und kann es nicht darum gehen, die alten Götter wieder auferstehen zu lassen. Sie müssen vielmehr in unserer heutige Zeit transponiert = übertragen werden und eine neue Bedeutung erhalten.

Welche Götter dürfen wir also anbeten? Ich hätte da ein paar Vorschläge zu machen.

Gibt es einen Gott? Ja, auch wenn vielleicht nicht in dem klassischen Sinne, wie es die herkömmlichen Religionen definieren. Gott ist nichts, was man fühlen, anfassen und begreifen kann, vor allem nicht im intellektuellen Sinne. Die Natur ist göttlich inspiriert. Pflanzen und Tiere wurden genauso von den Göttern geschaffen wie Sonne und Mond, Wärme und Kälte, Regen und Sturm. Unsere Vorfahren haben daran geglaubt, Wetter und Gestirne zu beeinflussen. Können wir das heute auch? Ja, klar, natürlich. Wir brauchen nur Wetterraketen in den Himmel zu schicken und schon können wir Orkane umlenken, Wolken zu düngendem Regen bringen und kühlenden Wind herbeizaubern.

Oikologo ist der Gott der Mitwelt. Er verleiht Tieren genauso eine Seele wie Pflanzen. Daraus entsteht die spannende Frage, ob wir beseelte Lebewesen überhaupt umbringen / töten und dann zu uns nehmen dürfen. Machen wir uns dann nicht des Mordes schuldig? Natürlich können wir Vitamine, Nährstoffe, Spurenelemente und andere, für unseren Körper wichtige Stoffe nicht in Pulverform zu uns nehmen. Also haben wir Neuheiden besondere Rituale für das Schlachten von Tieren und Ernten von Pflanzen entwickelt. Sie müssen genauestens und strengstens beachtet werden; folgen wir ihnen nicht, werden die Speisen und Getränke ungenießbar für uns.

Nehmen wir bei der Nahrungsaufnahme auch die Seele der verspeisten Tiere und Seelen auf? Ich habe keine Ahnung, wo bei den unterschiedlichen Lebewesen die Seele überhaupt angesiedelt ist. Neben Sie nur die Erdbeere als Beispiel. Die hat ja keine Organe wie Tiere. Wie soll man da feststellen, wo deren Seele angesiedelt ist? Und findet beim Verdauen in unserem Magen eventuell eine Seelenwanderung statt? Ach nein – das geht ja nicht. Unsere Rituale verhindern das; die Seelenübertragung auf ein anderes Lebewesen derselben Art wird durch unser Ritual sichergestellt – die Seele kann so nicht verlorengehen und sterben.
Auch beim Essen und Trinken gibt es bestimmte Rituale zu beachten. Sich zuzuprosten ist bei uns unschicklich. Unsere Anhänger dürfen nur besonders geweihtes Geschirr benutzen In jeder Küche muß es einen kleinen Altar für Eugen, den Gott der Umgebung, geben. Betet man ihn vor dem Beginn der Tätigkeit des Kochens an und legt ihm ein paar Speisen als Opfergaben auf den Altar, gelingt das Kochen problemlos.

Auch in den Räumlichkeiten, in denen gespeist wird, muß es einen kleinen Hausaltar geben. Dort wird nicht etwa Aquavit gepriesen. Nein, vielmehr geht es um Bierovius, seinen nichtalkoholischen, lebensmittelbezogenen Gegenpart. Er stellt sicher, daß das Essen (als Nahrungsaufnahme) immer in angenehmer Atmosphäre stattfindet, uns das Essen und Trinken keinen Schaden zufügt, es lecker schmeckt und unser Wohlbefinden fördert.

Wergar ist der Gott der Männlichkeit, Tapferkeit, Tugend und Fruchtbarkeit. Ja, ja, auch der Fruchtbarkeit. Der Mann könnte zwar ohne die Frau keine Kinder bekommen. Aber die Frau ohne den Mann eben auch nicht. Man braucht und bedingt einander. Da ist es nur natürlich, einen Blick in die Menschheitsgeschichte zu werfen. Wir leben heute in unnatürlichen Zuständen. Wie wußten es schon die alten Römer? Homo = Mann = Mensch. Frauen sind da nicht vorgesehen. Uns Männern steht eine natürliche Führungsrolle zu. Wenn es um Menschenrechte geht, geht es immer nur um Männerrechte. Natürlich gibt es auch natürliche Lebewesen namens Frau. Ihnen stehen selbstverständlich gleichfalls bestimmte Rechte zu, wie etwa das Recht auf einen eigenen Herd, das Recht auf freien Zugang zur Küche, das Recht, ihren ihnen angetrauten Mann beim Beischlaf befriedigen zu dürfen (woraus viele religiöse Theoretiker auch die Verpflichtung ableiten, ihn befriedigen zu müssen), das Recht auf Dessous oder das Recht auf Lippenstift und andere Kosmetika.

Der Mann ist sich seiner natürlichen Führungsrolle durchaus bewußt. Er ist Herr und Gebieter im Haus. Seinen Anweisungen ist absolut Folge zu leisten. Widerspruch wird dabei eigentlich nicht geduldet. Der Mann hat natürlich auch eine Verpflichtung (aber auch nur eine einzige, auf die sich die Frau berufen kann): Er muß dafür sorgen, daß die Frauen ihre Aufgaben erfüllen können. Es obliegt also dem Mann, immer eine Koch- und Sexgelegenheit bereitzustellen.

(Zwischentext)

Diethelm, du klappsmühlenwürdiger Volltrottel. Die Feministische Bewegung hat mir gerade die Leviten gelesen und die Hölle heiß gemacht. Sie findet dich nicht nur beschämend, bescheiden und auf üble Art und Weise schwach. Nein. Es ist wesentlich schlimmer. Sie muß sich inzwischen mit einer Männerrechtspartei herumärgern. Und diese Männerrechtspartei beruft sich ausgerechnet auf dich. Echt widerlich, so etwas....

Zeitungsausschnitt

Rund 145 Männer kamen gestern in unsere örtlich Mehrzweckhalle. Weiße, lange, mönchsähnliche Kutten mit einem Band umhüllten ihren Körper, Sandalen ihre Füße. Ihr Haupt war durchweg unbedeckt, das Haupthaar in der Regel nicht geschnitten, oft also wildwüchsig. Fast jedes Gesicht enthielt einen Rauschebart. Ein kunstvoll gedrechselter Wanderstab war praktisch in jedem Koffer vorhanden.

„Wir sind die Gründungsväter der Nationalen Männerrechtspartei,“ berichtet Hugo, der zum Vorsitzenden gewählt worden ist. „Wir orientieren uns am Neuheidentum, insbesondere an der germanischen Variante in der Version des Diethelm.“ Wie authentisch wohl eine solche spirituelle Ausrichtung sein könne, wollte unsere Zeitung wissen. Immerhin ist Diethelm ein Zeitgenosse und ein Kind unserer Tage. Er könne ja wohl bestenfalls keltische, altägyptische oder altgermanische Elemente in unsere heutige Zeit transponieren und sei an unsere Zeitumstände anpassen. „Das stimmt nur bedingt,“ hält Hugo dagegen. „Nehmen sie die Druidenbewegung, wie es sie in Irland, Wales und Schottland gibt. Da ist ja dort nie ausgestorben. Trotz Zwangschristianisierung und Assimilierung existierte sie im Untergrund bis heute. Diethelm kann daran anknüpfen.“ Ob das mal alles stimmt? Was Diethelm dazu sagt? Wir dürfen gespannt sein, welche Erfolge die Männerrechtspartei zeitigen wird.

Auch in der Kultur gibt es inzwischen ansatzweise Strömungen, die sich auf Diethelm und seine Gedanken beziehen. Die folgenden Texte fand ich in der Literaturzeitschrift „Wotans Wille“.

(1)

Wotan sprach
gemach, gemach
sonst hagelt`s Blitze
ihr macht viele Witze

Das Balla-Balla
kommt nicht aus Walhalla
es gibt gar kein Gewimmel
bei uns im Götterhimmel.

Ob Odin, Siegfried, Ilsebill
es geschieht so, wie ich es will
hier gibt es keine Polizistenwache
denn fürchterlich ist meine Rache.

Auf dem Amboß mit dem Hammer
es folgt der Donnerjammer
ein Wink mit dem Zeigefinger
der Blitzesstrahl wird nicht geringer

darum preiset mich und ehret
damit niemand euch verwehret,
was das Leben euch so bietet
Schaden wird gleich umgenietet.


(2)

Ich bin ein Gott, ein Pan
meine Mutter war ein Schwan
mein Papa war ein Zaubermeister
und – na klar – ein Großesleister

Hexen, Feen, Keltendichter
Mein Genie hat viele Gesichter

doch die Musik, die Flöte
bringt mich in große Nöte
wer will sie hören, sehen, fühlen
in ihrer Schönheit wühlen?
Es sind Banausen,
die in den Weltenhausen!

Musik sind sie nicht wert
ohne Pan lebt es sich unbeschwert
drum sei die Welt ganz ohne Phon
dies sei für heut´ mein letzter Ton.


(zurück zum Originaltext)

Neuheiden brauchen natürlich auch einen Tempel, in dem sie ihre Götter anbeten können. Selbstverständlich wurde eine eigenständige Architektur entwickelt. Die neuheidnischen Tempel stehen alle auf einem kleinen Hügel. Auf dem Weg hoch zum Hügelplateau lustwandelt man in einer prächtigen Allee, die von Kastanien, Eichen und anderen heiligen Bäumen gesäumt sind. Die neuheidnischen Tempel sind alle weiß gestrichen, sehen von außen daher auf den ersten Blick schlicht aus und entfalten ihre Pracht erst von innen. Möchte man den Tempel betreten, muß der Besucher zunächst ein paar Stufen erklimmen. Dann erreicht er einen kleinen Streifen vor dem Gebäude, dessen Überdachung von griechisch anmutenden Säulen (es müssen mindestens 4 sein!) getragen wird. Die Eingangstür muß nach Süden ausgerichtet und großzügig bemessen sein. Da Licht und Sonne ein wichtiger Bestandteil des Lebens sind, soll zumindest der Eingangsbereich (sonnen-)lichtdurchflutet sein.

Wie der Raum für unsere kultischen Handlungen aussieht, fragen Sie? Nun, allzu viel möchte ich Ihnen an dieser Stelle nicht verraten. Nur soviel: Kunst und Kultur spielen eine große Rolle. Wir benutzen viele helle, natürlich und leicht herzustellende Farben. Wie in früheren Geistesepochen üblich, spielt die Mathematik und Proportionslehre bei uns eine große Rolle. Wir benutzn die schönen Zahlen und achten auf die Anwendung der Symmetrie.

Und wie kann man die Schönheit, Kunst und Kultur am besten darstellen? Natürlich durch die Bildende Kunst. Bei den alten Griechen und Römern war es üblich, ihre Götter (hatten die eigentlich auch Göttinen?) bildlich darzustellen, etwa als Bilder auf Vasen oder als Skulpturen. Meines Wissens hatten die guten alten Germanen das nicht nötig. Wen sollen wir da nur nehmen? Keine Ahnung, egal, wir konnten so unserer Phantasie freien Raum lassen und etwas völlig Neues schaffen. Sowohl was die Malerei anbelangt wie auch die Schaffung von Skulpturen.

Hier sehen Sie Oikologo, den Gott der Mitwelt, hier Ahnenfried, den Gott des familiären Friedens und des häuslichen Glücks, dies dies Beowulf, der Gott des Genusses, Ehrenfried, den Gott der Musik und Musen – den Rest der Götter brauche ich Ihnen wohl nicht vorzustellen.

Unsere kultischen Handlungen werden immer von Gesang und Gesängen, also Musik begleitet. Wir benutzen zwar auch die sonst üblichen Kalender (sonst würden wir bei der Datumsnennung durcheinanderkommen); ansonsten haben wir aber schon Besonderheiten. Jeden Monatsersten kommen wir zur Anbetung der Natur zusammen. Dort gibt es einen Vortrag zu einem beliebigen neuheidnischen Thema; er sollte aber schon aus den Geisteswissenschaften kommen. Dann folgt der musikalische Teil. Wer es kann, stellt seine eigene Komposition vor; sollte jemand unmusikalisch sein, kann er im Zweifelsfall auch seine eigene Literatur vorstellen. Nach einer kargen Mahlzeit ist Kontemplation, also theologisches Selbststudium angesagt.

Ist nicht gerade Monatsanfang angesagt, dienen die Samstagnachmittage der charakterlichen Weiterbildung. Der Heraldiker kann sich um die Wappenkunde, der Philatelist um die Briefmarkenkunde, der Numismatiker um die Münzkunde kümmern. Der Fußballbegeisterte darf sich sportwissenschaftlich mit der Materie befassen. Uns geht es nicht um das hirnlose „Machen“. Uns ist die zielgerichtete geistige Betätigung, die Ansammlung und Weitergabe von Wissen und damit der Weiterentwicklung des menschlichen Geistes wichtig.

An den Sonntagen sind Ausflüge angesagt, aber natürlich nur dann, wenn nicht gerade Monatsanfang und Vortragsveranstaltung angesagt ist. Wohin wir den Ausflug unternehmen? In Zoologische Gärten, Botanische Gärten, Gartenschauen, naturkundliche Ausstellungen und solche Veranstaltungen. Hier können die die Natur und die Götter, die sie geschaffen haben, anbeten. Viele Neuheiden sind zumindest Hobbygärtner; sie hegen und pflegen gerne freiwillig öffentliche Parkanlagen. Wir sparen den Städten auf diese Art und Weise viel Geld und sind daher gern gesehene Gäste in den kommunalen, städtischen Grünflächenämtern.

(Zwischentext)

Im Hintergrund ist schallendes Gelächter zu hören. Mehrere Damen, aber noch mehr, wesentlich mehr Herren sitzen bei einer Behördentagung zusammen. Sie sprechen über die Pflege von Grünflächen im öffentlichen Raum. Franz Xaver ergreift das Wort.

„Ja, meine Damen und Herren, Sie sehen, die Neuheiden sind eine gute Hilfe für den städtischen Haushalt. Sie kümmern sich in der Regel nicht um die Kommunalpolitik. Die Neuheiden erheben nur dann ihre Stimme, wenn es um den Erhalt und die Pflege der Grünanlage geht. Bei uns in Ober-Neuheidendorf sind Neuheiden Mitglieder im Grünflächenausschuß. Dort mischen sie mit, wenn es um unsere Wälder und Parks geht. Sie machen immer gute Vorschläge, wie sie erhalten werden können. Die Stadt hat schon lange Zeit keine Rasenmäher, Heckenscheren und anderes Gartengerät mehr kaufen müssen. Die Neuheiden rücken immer dann an, wenn es um Gartenarbeit geht.

Es sind auch mehrere Neuheiden im Kulturausschuß vertreten. Es gibt einen neuheidnischen Tempel bei uns vor Ort. Der spielt im Kulturausschuß aber keine große Rolle; er finanziert sich selbst, braucht keine finanzielle Unterstützung von der Stadt und ist eher eine kulturelle Bereicherung Ober-Neuheidendorfs. Die Leute sind begeisterte Archäologen. Sie haben schon einige freie Flächen durchpflügt und nach Hinterlassenschaften früherer heidnischer Religionen gesucht. Sie haben schon jede Menge Hinkelsteine, irdenes Kochgeschirr, religiöse Gegenstände, historische Kunstwerke, Kriegsgerät, Gräber und viele andere Sachen gefunden.

Die Neuheiden haben unserem städtischen Stadtarchäologen doch tatsächlich seine Stelle streitig gemacht. Letztendlich konnten wir seinen Arbeitsplatz inzwischen einsparen und ihn im stadthistorischen Museum einsetzen. Dort zeigt er die neuheidnischen Ausstellungsstücke = Exponate.

Der Referent lächelt selbstzufrieden.

(zurück zum Originaltext)

Wenn Neuheiden heiraten, haben sie ihre eigenen Rituale. Die Damen und Herren tragen beide gleichermaßen helle, weiche und wallende Gewänder. Beide haben Blumenkränze in den Haaren, lange Ketten mit dem Sonnensymbol, Sandalen, Ringschmuck und sonst gar nichts. Die Trauungsrituale sind ganz schlicht und einfach. Man opfert Amors, dem Gott der Liebe und des Eheglücks. Dafür wird einfach nur ein Paar Ringe aus Holz auf einen Altar gelegt und ein magischer Spruch gesagt:

„Amors, höre mich
ich bitte dich
lasse die Ehe gedeihen
wolle sie nicht entweihen.

Der Mann betet:

„Amors, siehe meine Frau,
erkenne sie ganz genau
mache sie passend zu mir
dann bete ich preisend zu dir.“

Die Frau betet:

„Amors, siehe diesen Mann,
zeige mir, was er kann
mache ihn passend für mich
dann preise ich betend dich.“

Dann werden – gut bürgerlich – die Ringe getauscht. Im Anschluß daran kann die Orgie gefeiert werden. Scheidungen sind bei diesem System nicht vorgesehen. Kinderweihehandlungen sind bei den Neuheiden gleichermaßen nicht vorgesehen. Neuheiden wird man nicht als Kind. Man wächst in die Gedankenwelt hinein. Spricht man in der Tempelgemeinde die Worte „Wotan, Odin, ich will euch preisen“, gehört man schon dem Neuheidentum an. Man muß aber auch nachweisen, daß man keine nachheidnischen Götter anbetet.

Die Beerdigung findet eher unspektakulär statt. An ihrem Tempel hat jede neuheidnische Gemeinde einen kleinen heiligen Hain. Stirbt jemand, wird er in wohlriechende Tücher gewickelt, in eine kleine Mulde gelegt und unter religiösen Gesängen mit Erde bedeckt. Für viele Neuheiden schließt sich damit ein Kreis. Sie kehren zur Mutter Erde zurück.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.08.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Mit einem Augenzwinkern - Gereimtes und Ungereimtes von Anschi Wiegand



Endlich ist er da, der versprochene zweite Gedichtband von Angela Gabel.

Hatte der erste Lyrikband als Schwerpunkt Liebesleid, Selbstfindung und inneren Schmerz, findet sich in dem vorliegenden Büchlein die eher heitere Seite der Autorin wieder.

Mit einem Augenzwinkern, manchmal auch rebellisch und kritisch, teils nachdenklich melancholisch, nimmt sie sich selbst und ihre Umwelt ins Visier und hofft, auf diese Weise das eine oder andere Lächeln oder Kopfnicken zu entlocken...

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