Andreas Dany

“Kleine Helden“ (Feuerwehr)


Moppel gibt Gas


 „Altes Feuerwehrfahrzeug kommt unerwartet zu neuen Ehren“ war die dicke Überschrift in der Tageszeitung. Deshalb stehe ich heute hier, vor dem neuen Anbau des Feuerwehrgerätehauses in Toppenbüttel. Beheizt und mit verglasten Rolltoren - Luxus pur! Die Girlande aus Tannenzweigen (die kratzt wie ein alter Wollpulli!) quer über meiner Motorhaube .Auf Hochglanz poliert und stolz wie Oskar!
Oh, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin das Feuerwehrauto „ Moppel „ oder, technisch ausgedrückt, ein TLF 16/25 auf einem IFA W 50 Fahrwerk aus DDR - Produktion. TLF, das heißt Tanklöschfahrzeug – aber das wisst ihr sicher alle! Und ein W 50 ist ein unverwüstlicher LKW mit zuschaltbarem Allradantrieb.

Aber ich will die Geschichte mal von Anfang an erzählen: Alles begann damit, das Opa Stubbel, meinem Gerätewarten, ein neues Hüftgelenk eingesetzt wurde. Das ist so, als wenn ich neue Achsgelenke bekommen würde .Nur war der Chef (so nenne ich Opa Stubbel immer) über ein halbes Jahr in der Werkstatt (die nennen das „ Krankenhaus “).
Während dieser Zeit hatte ich bei ein paar Einsätzen einen üblen Schluckauf und ab und zu mal einen Husten .Der Wehrführer tobte, es ging dabei um „ Zuverlässigkeit, Einsatzbereitschaft und Rettung von Menschenleben “ Ich brauch doch bloß etwas Pflege! Aber außer Opa Stubbel kannte sich keiner mit mir aus, also wurde ich kurzerhand ausgemustert und beim Chef in der Scheune abgestellt.
Der Chef war stinksauer! „ Der ist noch so gut wie neu! „ schimpfte er .Und von nun an war er unausstehlich, ständig nörgelte er herum und keiner konnte es ihm Recht machen .Sogar Oma Stubbel wurde schon böse auf ihn – und das war sie sonst nie ( die beiden sind nämlich schwer verliebt ).


Wahrscheinlich wäre ich in der Scheune vermodert, wenn nicht, ja wenn nicht, eines schönen Tages ,eine sommersprossige Nase durchs Scheunentor gesteckt worden wäre.
Der Nase folgte ein rotbrauner Strubbelkopf und schließlich Tom, der 14 jährigen Großneffen vom Chef. Der war zusammen mit seiner Schwester Julia, so wie er es nannte „ in die Pampa abgeschoben “ worden,. Die Kinder verbrachten ihre Ferien bei ihrer Tante Erika, der Tochter vom Chef.
„Was haben wir denn da ?“ Tom schob das Tor etwas weiter auf und schaute mich genauer an Dabei strich er mir liebevoll über mein Blech –Oh, wie hatte ich das vermisst! “Finger weg !!! „ Das war die Stimme vom Chef - in übelster Knitterlaune – bei so einem Ton wird einem ja das Motoröl sauer!
„ Iss ja gut !“ Tom wollte sich am Chef vorbeischieben aber der herrschte ihn an: „ Was hast du da rumgefummelt, du Lausejunge?“.“ Ich hab ja nur gekuckt – und davon geht ein W50 sicher nicht kaputt!“ „ Woher kennst du Grünschnabel denn den W50? „ Tom hatte den Chef beeindruckt. „ Ich sammle Feuerwehr- Modellautos und außerdem bin ich schon lange in der Jugendfeuerwehr“ Iss ja schon gut, mein Jung, das ist mein Moppel “grummelte der Chef versöhnlich.
Oh, das tat gut .Endlich kümmerte sich mal wieder jemand um mich .Türen und Schubfächer wurden geöffnet und ich durfte zeigen was in mir steckt – und das ist eine ganze Menge!
„ Der ist doch noch tadellos in Ordnung , oder ist die Maschine kaputt ? „ „ Quatsch, die läuft wie`n Uhrwerk „ Tom hatte beim Chef einen Volltreffer gelandet und bei mir auch! „Er könnte nur mal wieder aufpoliert werden, wolln wir? “ Tom nickte begeistert. „ Ok dann morgen früh um acht , punkt Acht ! “ Hatte ich da ein Schmunzeln beim Chef gesehen?

Am Folgenden und auch in den nächsten Tagen waren die Beiden von morgens bis abends bei mir zu finden .Aber beide hatten eine super gute Laune .Und dafür war die ganze Familie dankbar.“Stimmt ja doch, das minus mal minus plus ergibt!“ lachte Tante Erika .Und Oma backte ihren berühmten Apfelkuchen für uns.

Und Ich ? Ja ich erstrahlte bald wieder in meinem alten Glanz .Meine beiden „Gerätewarte“ schmierten Gelenke , säuberten Filter und putzten und polierten was das Zeug hielt .Mit meiner Kreiselpumpe brachten wir drei den ganzen Ententeich durcheinander und zum guten Schluss durfte Tom sogar Fahrstunden auf mir nehmen – ach du liebe Kupplung – aber , zum Glück bin ich ja unverwüstlich .
Der Chef lief zur Hochform auf – er besorgte eine komplette Einsatzausrüstung – samt Schere und Spreizer. „ Auf einem Feuerwehrauto hat alles seinen festen Platz – da herrscht Ordnung! “ der Chef war bei seinem Lieblingsthema „ du musst ja alles auch bei Nebel im Dunklen finden! “

Tom durfte sogar unter der Anleitung vom Chef mit seinen neuen Freuden aus der Jugendfeuerwehr richtige Einsatzlagen üben! Ach, alles war fast wie früher, nur das die Feuerwehrleute ein kleines bisschen kleiner waren.
Und dann kam der große Regen .Es schüttete wie aus Eimern, tagelang. Bäche wurden zu reißenden Flüssen, Felder zu Schlammwüsten und viele Wege wurden unpassierbar. An Spiele oder Unternehmungen draußen war überhaupt nicht zu Denken. „Bald fang ich an `ne Arche zu bauen“, spöttelte Tom.

An einem trüben Spätnachmittag passierte es dann: Ich stand wie immer in der Scheune und die ganze Jugendfeuerwehr saß in meinem geräumigen Führerhaus und hörte – verbotenerweise – den Funk ab. Plötzlich riss es uns hoch – schwerer Verkehrsunfall auf der Autobahn – das Martinshorn der Toppenbütteler Feuerwehr heulte auf und entfernte sich schnell in Richtung Autobahn. Ja meine Jungs sind blitzschnell und top in Form! Ach – meine Jungs ? Ich stehe hier in der trockenen Scheune, während sie gegen das Unwetter ankämpfen um Leben zu retten!
Aber was war das? Über Funk hörten wir, dass unsere Jungs gar nicht bis zur Unfallstelle vordringen konnten. Die komplette Autobahn war von einem brennenden Tanklastzug versperrt. „…kommen mit dem Gerät nicht zum Unfallfahrzeug – brauchen Hilfe aus Richtung Hamburg! “
Toms Gesicht wurde starr. „ Steigt aus und macht mir das Tor auf! “ „ Was hast du vor? “
„ Na was wohl ? Ich bring Moppel dahin wo er jetzt hingehört “
Toms Stimme duldete keinen Widerspruch – „ Besondere Umstände erfordern besondere Taten! “ - Das war ja eigentlich ein Spruch vom Chef – aber Tom brachte ihn auch gut rüber.
Schon klatschte der Regen in dicken Tropfen gegen die Scheibe .Der Sturm fegte Zweige vor meine grobstolligen Reifen. Platz da – jetzt kommt Moppel! Ja, endlich zuckte mein Blaulicht wieder durch die einbrechende Dunkelheit. Tatü - Tata - Tom, willst du die Kaninchen vom Feld jagen? Jetzt merkte ich erst was der Verrückte vorhatte – er wollte von der Seite über die Felder auf die Autobahn fahren, um von hinten an die Unfallstelle zu kommen. Schon wühlten sich meine Räder durch den tiefen Schlamm – Tom ich brauche meinen Allrad! Danke – So geht’s gleich besser! Geschickt lenkte Tom mich durch das schwere Gelände .Ein Wildzaun überrollte ich fast unbemerkt. Jetzt noch die Böschung – reiß dich zusammen Moppel- alle Kraft auf die Räder – Geeeeeschaft!!!!!

„ Bedient euch!“ Tom war aus dem Führerhaus gesprungen und machte eine einladende Handbewegung – Die Feuerwehrleute hatten schnell die Lage erkannt und bedienten sich froh an meiner Ausrüstung. Bei mir herrscht schließlich Ordnung – da findet man alles auf Schlag!

Tom schlich sich leise fort – und natürlich bekam er später etwas Ärger – aber so richtig böse war keiner auf ihn – zumal durch unsere Hilfe eine junge Frau gerettet werden konnte. Das die auch noch die Tochter eines Bauunternehmers war, der uns zum Dank einen Anbau mit Garage und Gruppenraum baute – tja das war ein Zufall den es sonst ja nur im Kino gibt.

Ja und da stehe ich jetzt mit meiner Girlande ( die immer noch wie ein alter Wollpulli kratzt) Neben mir stehen Tom und der Chef – beide in ihren nagelneuen Galauniformen „ Die Alte ist doch noch gut , “hatte der Chef sich dagegen zu wehren versucht – aber Oma hat gesagt : „ Wat mut ,dat mut ! “ Und jetzt bei der Rede vom Bürgermeister werden wir alle drei ein bisschen Rot – aber bei mir sieht das ja zum Glück keiner!


Euer Moppel
( Jugendfeuerwehrübungsfahrzeug und Einsatzreserve )

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Dany).
Der Beitrag wurde von Andreas Dany auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 31.08.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Andreas Dany als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Arbeitslos ins Paradies von Ralf D. Lederer



Arbeitslos ins Paradies? Eigentlich ein Widerspruch in sich. Dennoch ist es möglich. Dieses Buch erzählt die wahre Geschichte eines schwer an Neurodermitis erkrankten und dazu stark sehbehinderten jungen Mannes, der sein Leben selbst in die Hand nimmt und sein Ziel erreicht. Er trennt sich von den ihm auferlegten Zwängen, besiegt seine Krankheit und folgt seinem Traum trotz starker Sehbehinderung bis zum Ziel. Anfangs arbeitslos und schwer krank zu einem Leben im sozialen Abseits verurteilt, lebt er nun die meiste Zeit des Jahres im tropischen Thailand.

In diesem Buch berichtet er von den Anfängen als kranker Arbeitsloser in Deutschland, aufregenden Abenteuern und gefährlichen Ereignissen, wie z.B. dem Tsunami in seinem Traumland. Dieses Buch zeigt auf, dass man durch Träumen und den Glauben an sich selbst fast alles erreichen kann.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Kinder- und Jugendliteratur" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Andreas Dany

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Die kleine Fee 2 (Ein wunderbares Zuhause) von Andreas Dany (Gute Nacht Geschichten)
Pinkes von Lara Otho (Kinder- und Jugendliteratur)
Kurts Geschichte von Siegfried Fischer (Fragen)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen