Halina Monika Sega

Herzklopfen



Herzklopfen, wenn ich dich sehe.
Herzklopfen, wenn du bei mir bist.
Herzklopfen, wenn du mich berührst.
Herzklopfen, wenn du mich küsst.
Herzklopfen, wenn wir eins sind.
 
„Was schreibst du da für`nen Müll?“, lästerte Marlon und stieß seinen Freund mit dem Elenborgen an. Natürlich ruhte längst ein breites Grinsen auf seinen Lippen.
„Das ist kein Müll!“, protestierte Kevin und Zorn kroch in ihm hoch.   
„Herzklopfen, wenn ich dich sehe. – So ne Schnulze!“
„Du irrst!“, widersprach Kevin und versuchte seine Wut herunterzuschlucken.
„Seit wann schreibst du Liebesgedichte? Wem willst du damit imponieren?“
„Das geht dich gar nichts an!“
„Und ob es mich etwas angeht! Schließlich sind wir seit der Grundschule befreundet. Ich dachte, du magst keine doofen Schicksen, weil sie kein Fußball spielen können.“
„Das hat mit Fußball gar nichts zu tun! Du bist nur eifersüchtig, weil Tina dich abblitzen ließ“, behauptete Kevin.
„Tina, Tina, Tina … ich kenne keine Tina, du Schlaumeier!“
„Tina aus dem Shop … nebenan“, flötete Kevin mehr zu sich selbst als zu seinem Gegenüber.
„Ach, diese dumme Pute! Sie mag keine …“
„Fußballspieler?“
„Studenten!“, verbesserte Marlon und fuhr mit seiner rechten Hand durch seine schwarze Haarpracht, die mit Gel versetzt war.
„Genau … die blechen nicht, laut Tina“, plapperte Kevin nach.
„Eben … was soll ich mit so einer … die mich nur kritisiert! Außerdem ist sie nicht mein Typ!“
„Du bist doch nicht schwul, Alter?“, fragte Kevin und erntete einen bösen Blick seines Freundes, bevor Marlon knurrte: „Bin ich nicht! Willst du mich beleidigen?“
„Hatte ich nicht vor, aber du hast angefangen mich aufzuziehen“, wies Kevin seinen Freund zurecht.
„Ja, wenn du dich wie ein verliebter Gockel benimmst und Liebesbriefe schreibst, bis du selbst schuld.“
„Ich habe keinen Liebesbrief geschrieben, sondern ein Gedicht. Das ist ein gravierender Unterschied.“
„Für mich nicht! Ist immer derselbe Scheißkram! Liebe, so ein Schmus? … gibt es im wirklichen Leben doch gar nicht!“
„Wie kommst du bloß darauf?“, erkundigte sich Kevin und riss seine Augen weit auf.
„Junggeselle, immer Junggeselle … und das soll auch so bleiben! Hast du unseren Blutschwur vergessen? Nie und noch mal nie … soll ein Weib zwischen uns stehen“, erinnerte Marlon.
„Oh Mann, diese alte Kamelle …!“
„Wieso alt? … Darum macht man so etwas, … um sich die Weiber von der Pelle zu halten oder vielleicht nicht?“
„Ja, als Kinder, aber jetzt sind wir erwachsen!“
„Mann, die hat dich aus der Bahn geworfen!“, rief Marlon und  runzelte die Stirn. „Du bist ja völlig im Eimer. Stehst jetzt schon unterm Pantoffel. Dir ist nicht mehr zu helfen, Kumpel. Ich habe meinen besten Freund verloren … an eine Schickse! Ich glaube es nicht!“, seufzte Marlon und ließ sich entkräfte auf dem Barhocker nieder. Mit hängenden Schultern winkte er dem Barmann zu sich und streckte ihm sein leeres Bierglas entgegen. Der Barkeeper nahm es aus seiner Hand und drehte sich weg, um für Nachschub zu sorgen. 
„Liebe kann so schön sein!“, schwärmte Kevin.
„Willst du mich verarschen?!“, brüllte Marlon und schüttelte den Kopf: „Du ein liebeskranker Trottel!“ Weiter kam er nicht, denn Luisa betrat mit einem kleinen Teddy mit Aufschrift: „Kevin, I love you“ die Kneipe. Als Kevin sie erblickte schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen und er platzierte sein Gedicht auf den Tresen.
„Hier steckst du, Liebling“, säuselte sie und strahlte ihn verliebt an. Noch bevor Kevin antworten konnte, lief sie auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. 
Marlon konnte dieses Getue nicht länger ertragen und brummte: „Hier ist einer zu viel!“
„Hier, ihr Bier!“, rief der Barmann mit rauer Stimme dazwischen.
„Nein, danke … kein Bedarf mehr! Mir ist die Lust darauf vergangen.“
„Warum? Geht aufs Haus … ist doch Valentinstag … für jedes Liebespaar gibt es ein Getränk gratis“, schleimte der Bedienstete. 
„Zu einem Liebespaar gehören zwei!“, argumentierte Marlon.
„Warum? Ich dachte, ihr zwei“, und er wies auf Kevin: „wärt ein altes Ehepaar … so wie ihr miteinander umgesprungen seid“, verhöhnte er den Gast und schüttete sich vor Lachen aus über seinen eigenen Witz. Jetzt riss Marlon endgültig der Geduldsfaden, und er stürmte schlecht gelaunt hinaus in den Regen.
Trotzdem entging ihm nicht, wie Kevin sein Gedicht wie ein liebeskranker Idiot zitierte.
„Man sollte Valentinstag abschaffen … ist doch nur ein billiger Abklatsch von Muttertag“, motzte er, weil Kevin Recht hatte. Marlon war eifersüchtig, da sein Freund liiert war und er nur Single. 
Kaum befand er sich vor der Kneipe, da rannte eine bildhübsche Frau in ihn hinein, weil sie eine SMS schrieb und nicht auf den Weg achtete. „Sorry!“, stammelte sie, mit Unschuldsmiene und ließ ihr Handy in die Handtasche gleiten.
Marlon bekam sofort Herzklopfen, denn es war Liebe auf den ersten Blick.
 
Ein Jahr später, am Valentinstag heiraten sie und Kevin war Marlons Trauzeuge.
 
 
 
 
 
 
 
Halina Monika Sega, Februar 2011 

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