Sie wundern sich, dass Ihre Eingaben bei Ämtern und Behörden ohne Echo bleiben? Sie suchen die Schuld bei bummeligen und gleichgültigen Beamten, die nicht ihrer Pflicht nachkommen? Falsch. Ganz falsch. Es liegt an Ihren sprachlichen Versäumnissen. Sie haben zu schwache Signale ausgesandt. Sie schrieben z. B. in einer Ihrer letzten Anträge: „Ich halte es daher für erforderlich, die beiden Platanen in der Lessing-Allee nach Möglichkeit zu erhalten.“
Drei falsche Signale in einem kurzen Satz. Wie soll da der zuständige Sachbearbeiter anders als Ihr unermüdliches Engagement für mehr Lebensqualität in unserer Gemeinde äußerst gering einschätzen und Ihre Eingabe „unter ferner liefen“ einordnen? Auf eine Antwort warten Sie auch in einem halben Jahr noch vergeblich, die Platanen wurden inzwischen längst gefällt, und Ihre Mühe war umsonst.
Was haben Sie falsch gemacht?
· Treten Sie nie als Individuum auf, sondern schreiben Sie „wir“, um den Eindruck zu erwecken, eine unbekannte Zahl Gleichgesinnter stünde hinter Ihnen. Das schüchtert selbst die hartgesottensten Bürohengste ein.
· Verstärken Sie das blasse Adverb ‚erforderlich‘ durch das keinen Widerspruch duldende Wörtchen „zwingend“.
· Die ängstliche Einschränkung „nach Möglichkeit“ fordert den Beamten geradezu dazu auf, von seinen selbstherrlichen Möglichkeiten Gebrauch zu machen.
· Tun Sie ein Übriges und machen Sie deutlich, dass Ihr Anliegen keinen Aufschub duldet.
· Geben Sie dem Verwaltungsmenschen das Gefühl, dass er zum Wohle der Allgemeinheit entscheidet.
Kommunizieren Sie Ihr Anliegen in einer Sprache, die von Bürokraten verstanden werden. Bewegen Sie sich sprachlich auf seiner Ebene, nur dann ist gewährleistet, dass Sie Gehör finden.
Und hier der Mustersatz:
„Wir halten es um eines nachhaltigen Umweltschutzes unserer Gemeinde willen für zwingend erforderlich, eine zeitnahe Entscheidung zugunsten des Erhalts der beiden Platanen in der Lessing-Allee zu treffen.“
Er ist auf nahezu alle Inhalte anwendbar, denn springen dem Beamten Schlüsselwörter, die er selber tagtäglich verwendet, wie „zwingend erforderlich“, „nachhaltig“ und „zeitnah“, ins Auge, weiß er, dass Sie Geist von seinem Geiste sind.
Wie könnte er da noch ihrem Ansinnen Steine in den Weg legen.
Und so dürfte der freundliche Bescheid in seinem Formschreiben lauten:
„Wir halten es um einer größeren Bürgernähe willen für zwingend erforderlich, Ihrem Antrag stattzugeben und ihn zeitnah umzusetzen.“
05.09.2011
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.09.2011.
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