Ralph Hahn

Don't panic

Das Absurde war, dass sich das Drama in aller Stille abspielte.
Weder hörte man den explosionsartigen Knall, der dem immensen
Zusammenprall zwangsläufig hätte folgen müssen, noch gab das
typisch fräsende Geräusch, das sich verkeilende Metallplatten
gewöhnlich verursachen.

Überrascht riss Jan Kara die Augen auf.

Man hatte ihn gewarnt: Wegzubleiben!
Von diesem Sektor.
Jetzt war es zu spät!




Ein anderer Ort! - Zu einer anderen Zeit?

Jana Kar, ein Teenie von etwa 10 Jahren betrachtete
ihre klebrigen Finger, die die Banane gehalten hatten
und die sie soeben gegessen hatte. Etwas widerwillig
warf sie die Schale in den Müllschlucker und hielt
ihre Hände in eine Vertiefung in der Wand.

"Reinigen", befahl sie.

So geschah es. Ein feiner Reinigungsstrahl schoss
alle Partikel, die nicht zu ihrer Hand gehörten
einen halben Meter nach unten. Mit leisem Ploppen
verschwanden sie in der Vakuumdüse zu ihren Füßen.

Ein rotes Licht leuchtete auf.

Die Container waren wieder einmal voll. Zeit, den
Müll zu entsorgen!

Jana drückte einen Knopf.

Eine Automatik sorgte dafür, dass der Müll entsorgt wurde.
Das rote Licht erlosch.

Kurz darauf registrierten einige feine Messgeräte
den gammastrahligen Todesschrei, den die Müllmaterie
ausstieß, als sie von einem in der Nähe befindlichen
schwarzen Loch zerrieben und zerrissen wurde.

-


Jan Kara verstand nicht.

Konnte nicht verstehen, warum der schneidende Schmerz
in seinem Innern zu einem mächtigen Strom anschwoll.

Er hatte den Eindruck, als umkreiste ihn ein grelles
Licht. Heller als alles, was er je zuvor gesehen hatte.

Eine Illusion? - Sein Gehirn hatte alle Endorphine,
die Karas Körper noch mobilisieren konnte, schlagartig
ausgeschüttet.

Jan Kara hörte eine himmmlische Musik. Schwere Blöcke
aus tiefen Klängen, verschlungen und mächtig hämmernd wie
Beethoven sie einst komponiert hatte. Hoch darüber ein
wolkenhaftes Stakkato aus verspielten zauberhaften
Flötentönen. Seifenblasenleicht - eben in die Luft gesetzt
gleich einem zarten Kindertraum.

Dann war es vorbei.

Der Traum geplatzt.

Jan Kara riss die Augen auf - sie brannten über alle Maßen.
Das Licht, durchzogen von Einsprengseln aus Gelb und
Zinnoberrot, war so gewaltig, dass Karas Schmerzskala
exponentiell auseinanderzureißen begann, gleich einem
explodierenden Universum.

Jan Kara glaubte noch zu sehen, wie das Spektakel zu einem
schmutzigen Dunkelbraunrot überging und alle Facetten von
Schwarzrot durchmusterte.

Sein Raumschiff war zerborsten. Aus seinem Oberkörper
schossen feine Strahlen von Blut. Das Vakuum saugte
ihn aus.

Man hatte ihn doch gewarnt.

Wegzubleiben vom Bermuda Sektor!

Dem Sektor, von dem so viele Raumschiffe
niemals wiedergekehrt waren.

- Jetzt war es zu spät!


Noch immer schleuderte das weiße Loch von Zeit zu Zeit
Materie tief in den Raum.

- Nichts ging verloren in diesem Multiversum
  der sich selbst gebärenden und ersterbenden
Illusionen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.09.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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