Entschlossen klappte John seinen Laptop zu, für heute reichte es ihm. Immerhin war es schon fast Mitternacht. Viel zu lange schon hatte er heute wieder an seiner Arbeit gesessen. Das musste anders werden, beschloss er und verschwand, nach einem kurzen Abstecher ins Badezimmer im seinem Bett. Erschöpft fielen ihm die Augen schnell zu. Durch das halbgeöffnete Fenster hörte er ein Fahrrad klappernd über das Kopfsteinpflaster rollen und schlief kurz darauf ein.
Lisa hörte das Klappern ihres Fahrrades schon fast gar nicht mehr, irgendwie gehörte es dazu und verlieh ihrem alten Hollandrad eine gewisse Persönlichkeit. Es beschwerte sich eben, wenn es über Kopfsteinpflaster rollen musste. War ja auch unangenehm, da musste sie ihm zustimmen. Aber dies war nun einmal eine enorme Abkürzung und einen Fahrradweg gab’s hier nicht. Sie bog um die Ecke und rollte erleichtert über die frisch geteerte Hauptstraße. Nachts war es hier so wunderbar ruhig und kaum ein Auto war unterwegs. Sie genoss die laue frische des Fahrtwindes in der milden Sommernacht und sah von fern schon das Schild ihrer Stammkneipe, wo ihre Freunde schon auf sie warteten. Ja das würde ein netter Abend werden, schließlich war Tim heute auch da, soviel sie wusste. Von weitem hörte Sie die Glocken der Kirche schlagen und hoffte darauf, Tim überzeugen zu können, nachher noch mit ihr weiterzuziehen.
Die Kirchturmuhr schlug 12 Mal, Jana zählte genau mit. Gleich müsste Jens anrufen um ihr zu sagen, dass er gut gelandet sei. Unruhig streifte Sie in der Wohnung umher, nahm eine Zeitschrift in die Hand, nur um sie ein paar Schritte weiter auf dem Küchentisch wieder abzulegen. „Die große Herbstdiät – so purzeln die Pfunde“. Wen interessierte das schon, wenn der eigene Freund sowieso nur alle paar Wochen im Lande war? Seit er dieses Auslandssemester in Amerika machte, kam sie sich oft allein vor. Gedankenverloren ordnete sie die Rosen auf dem Tisch zum dritten Mal heute Abend. Sie hatte ein Candlelight Dinner geplant, gekocht, den Tisch dekoriert, sich ihr neues Kleid angezogen und gewartet. Dann hieß es, dass sich der Flug von München nach Berlin verspäten würde. Jens würde erst um Mitternacht ankommen. Und nun schlich der Minutenzeiger ihrer Küchenuhr nervtötend langsam voran und das Telefon blieb stumm… Mit knurrendem Magen ließ Jana sich aufs Sofa fallen und schaltete den Fernseher ein um sich abzulenken. Dann klingelte das Telefon doch noch und Jana sprang auf.
Das klingeln des Telefons riss Peter aus dem Schlaf. Alarmiert schreckte er auf und wollte zum Hörer greifen, doch seine Hand fasste ins Leere. Mühsam öffnete er seine verquollenen Augen und drehte den Kopf zum Nachttisch. Dort stand nur die Ladestation und Peter verfluchte die schnurlosen Telefone, während er verzweifelt das Mobilteil suchte. Am liebsten hätte er sich einfach wieder hingelegt und weitergeschlafen, er hatte doch gerade diesen Traum gehabt, indem er einen Ferrari gewonnen hatte. Doch das Telefon klingelte unablässig weiter und der Ton bohrte sich in seinen dröhnenden Kopf. Vielleicht hätte er beim Sommerfest der Firma nicht so viel Freibier trinken sollen. Er schüttelte die Decke aus, schob die Kissen beiseite und schaute schließlich auch unter das Bett. Und da leuchtete das Display des Störenfrieds unter einer Staubwolke, die ihn daran erinnerte, dass er schon längst einmal wieder Ordnung machen musste. Er beugte sich hinunter und angelte mit der linken Hand nach dem Hörer. In dem Moment, als er ihn endlich zufassen bekam, verstummte das schrille Geräusch und tauchte das Zimmer in eine plötzliche Stille. Peter stellte den Hörer wieder auf seine Ladestation, warf sich in die Kissen und war augenblicklich wieder eingeschlafen. Draußen war die Sirene eines Krankenwagens zu hören.
Mit Kopfhörern in den Ohren sang Julia ihr Lieblingslied laut mit. Plötzlich tauchte an der vor ihr liegenden Kreuzung ein Krankenwagen auf und schaltete beim überqueren die Sirene ein. Aufgeschreckt von der plötzlichen Lautstärke schaute Julia wie gebannt auf die schnell in der Ferne verschwindenden blauen Lichter und hoffte wie immer, wenn Sie einen Krankenwagen sah, dass nichts allzuschlimmes passiert war. In diesen Gedanken vertieft, verpasste sie das Ende ihres Liedes und wäre fast mit Marko zusammengestoßen, der ihr schon freudig entgegenlief. Das klirren einer zerspringenden Bierflasche vor dem Kneipeneingang ließ sie zum zweiten Mal heute Abend aufschrecken. Schnell blickte Sie Marko an und musste unwillkürlich lächeln. Heute trafen Sie sich das erste Mal allein.
Als Robert Julia erkannte und auch den Jungen der mit offenen Armen auf sie zulief, entglitt ihm die noch fast volle Bierflasche und fiel klirrend zu Boden. Glassplitter verteilten sich vor seinen Füßen und das vom Aufprall geschäumte Bier ergoss sich über seine Schuhe und spritzte auf seine Hose. Mit hochrotem Kopf wendete er den Blick von Julia ab und ignorierte die neugierigen Blicken der anderen. Ohne ein Wort machte er sich auf den Heimweg. Er sah, wie seine U-Bahn schon in den Bahnhof einfuhr und mit quietschenden Bremsen zum stehen kam und rannte los. Im letzten Moment schlüpfte er durch die sich schon schließende Tür und ließ sich erleichtern auf die Sitzbank fallen. Der Geruch von Bier stieg ihm in die Nase und er wollte nur noch nach Hause.
Maria hörte von weitem die U-Bahn in den Bahnhof einfahren. Das quietschen der Bremsen war manchmal noch Meilenweit zu hören. Sie stand am geöffneten Fenster ihres kleinen Wohnzimmers und lauschte in die Nacht hineinen. Das tat sie oft, wenn sie wieder einmal nicht schlafen konnte. Schon seit Stunden wälzte Sie sich im Bett herum, doch die Ereignisse des Tages ließen sie oft nicht los. Irgendwann gab sie dann auf stieg, aus dem Bett, schlüpfte in ihre kuscheligen Filzhausschuhe und machte sich einen Tee. Die warme Tasse in der Hand ging sie ins Wohnzimmer, öffnete das große Fenster in Richtung Park und lauschte. Dabei roch sie genüsslich an ihrem dampfenden Tee und dachte sich Geschichten zu den Geräuschen aus, die der Wind im dunkel der Nacht zu ihr trug.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.10.2011.
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