Doris Göhring

Zwerg Ruperts Abenteuer


Zwerg Ruperts Abenteuer
 
Ein Zwerg namens Rupert, dieser Name entlockte ihm jedes Mal ein Seufzen,
wollte endlich einmal Abenteuer erleben. Deshalb hatte er heute die Schule
geschwänzt und wollte sich auf Abenteuersuche in den Märchenwald begeben.
Zu diesem Zweck hatte er sich schon eine doppelte Portion Pausenbrot von seiner Mama geben lassen und  auch eine Flasche Limonade in den Ranzen getan. Voller Tatendrang  richtete er seine Schritte auf den Weg vor sich und marschierte mitten in den Wald hinein. Marschierte, marschierte und marschierte, bis er zu einer Lichtung mit kunterbunten Blumen kam. Blumen in  allen Farben und Größen waren hier vertreten und bildeten einen regenbogenfarbenen Blütenteppich.
Ein leises Raunen, Wispern, Summen und Klingeln lag über dieser Lichtung. Rupert blieb davor wie gebannt stehen und nahm diese ganzen Eindrücke in sich auf, bevor er sich vorsichtig bis mitten hinein in diese Blumenwiese wagte. Er blieb stehen, weil er glaubte, Stimmen zu hören. Tatsächlich, wenn er ganz genau hinhörte, wisperten da mehrere Stimmchen im Chor: „Hallo Rupert, wohin des Wegs, müsstest du nicht in der Schule sein, so wie auch die anderen Zwergenkinder!“ Rupert suchte verlegen nach einer Antwort und wand sich daraus mit einer Gegenfrage heraus: „Ihr könnt sprechen, ihr seid sprechende Blumen, so etwas hörte ich noch nie? Darüber werde ich morgen in der Schule berichten, aber heute möchte ich Abenteuer erleben!
Ihr sprechenden Blumen seid schon das erste Abenteuer!“ Voller Wissbegier fragte er die Blumen: „Was macht ihr den ganzen Tag?“ „Oh!“, sagten die Blumen: „Wir warten auf kleine Zwerge die Abenteuer suchen um uns mit ihnen zu unterhalten!“ Verdutzt schaute Rupert die Blumen an und konnte erst einmal gar nichts mehr sagen! Doch dann wünschte er ihnen noch einen schönen Tag und lief weiter auf den Rand der Blumenlichtung zu, an dem er eigenartig geformte, riesengroße Blumen erspähte. Er beschleunigte seine Schritte und stand dann vor ….
 
 
 Ballonblumen
 
Er fand sich inmitten riesengroßer, ihn überragender Blumen wieder, deren Blüten Ballons ähnelten. Auch die Farbe war bei jeder Blüte unterschiedlich. So wie Luftballons schwebten sie auf und ab und begrüßten Rupert im Takt dieser Bewegung mit den Worten:
 
                          „Komm Rupert, steig ein, steig ein,
                            wir fliegen mit dir in den Märchenwald
                            ganz fein, ganz fein!“
 
Sprachlos konnte Rupert erst einmal nur die Blumen anstarren, ehe er antworten konnte. „Sagt, was seid ihr für wunderliche Blumen und wie wollt ihr mir den Märchenwald zeigen?“
Die Blumen darauf, auf und ab hüpfend antworteten:
 
                            „Steig einfach in eine Blüte herein,
                              dann fliegen wir in den Märchenwald hinein!“
 
Das ließ sich Rupert nicht noch einmal sagen. Voller Tatendrang stieg er in eine der Ballonblüten, die sich auf wundersame Weise auf seine Größe ausdehnte, so dass er innen genug Platz und auch Luft zum Atmen hatte. Mit einem Plopp schloss sich die Blüte über ihm. Dann ruckte es kurz und die Ballonblüte löste sich vom Stängel! Hoch und höher stiegen sie auf, gefolgt von den anderen Ballonblüten, so dass es aussah als flögen viele bunte Ballons in einer Formation über den Märchenwald.
Voller Staunen sah Rupert aus seinem luftigen Flugblumenballon hinunter auf den Märchenwald. Da er sich eine rote Ballonblüte ausgewählt hatte, glitt der ganze Märchenwald rosarot unter ihm hin. Das sah so schön aus, dass er fasst zu atmen vergaß!
 
 
 
Landung
 
Doch nach einer Weile konzentrierte er sich darauf, in welche Richtung sie flogen und er dachte, ja, wo bringen mich die Ballonblumen denn hin? Und

so, als hätten sie diese Frage gespürt, fingen sie an zu sinken um dann gemächlich auf einer Wiese zu landen, die sich an einem kleinen Teich befand. Hier hüpften die Ballonblumen wieder auf und ab und sprachen im Takt des Hüpfens:
 
                   „Rupert, hier ist dein Ziel, dein Ziel,
                    erlebe nun der Abenteuer viel, ja viel!“
 
Worauf sich Rupert artig für den großartigen Flug bedankte und sich dann neugierig umschaute. Welches wundersame Abenteuer er nun wohl erleben würde?
 
Da er direkt am Rand des Teiches abgesetzt worden war, konnte Rupert einen Frosch beobachten, der grün und vergnügt auf einem Seerosenblatt schaukelte. Der Frosch quakte lustig vor sich hin, solange bis Rupert etwas zu verstehen glaubte, wie:
 
                      „Quak, quak, quak,
                        sei fürs nächste Abenteuer stark!“
 
Übermütig rief Rupert zurück: „He Fröschlein, weiß eigentlich jeder Bescheid, dass ich heute Abenteuer erleben möchte?“ Er erwartete keine Antwort, doch trotzdem war so etwas zu hören wie:
 
                       „Warts nur ab,
                         in einem Trab,
                         ist ganz behände,
                         dein Abenteuer zu Ende!“
 
Dann sprang der Frosch gekonnt vom Seerosenblatt ans Ufer und war verschwunden. Rupert schaute sich noch suchend nach ihm um, aber er war nicht mehr zu sehen.
 
Daher beschloss er erst einmal, ein paar Bissen zu essen und von seiner Limo zu trinken. Während er so schmauste, sah er sich wieder neugierig um. Dabei fiel ihm ein …..

Heuschreck
 
auf, der vor ihm im Zickzack immerzu hin und her hopste.
Das sah so drollig aus, dass er herzhaft lachen musste.
Doch abrupt  hörte er auf zu lachen, denn der Heuschreck lachte mit und fing an zu wachsen. Erschrocken schnappte sich Rupert seinen Rucksack und brachte Abstand zwischen sich und dem wachsenden Heuschreck!
Der Heuschreck wuchs und wuchs, bis er die entsprechende Größe eines Zwergenpferdchens hatte, dann hörte er zu Ruperts Erleichterung zu wachsen auf. Der Heuschreck beugte seinen Kopf herunter, was Rupert noch einmal erschrecken ließ, und sprach ein wenig zischelnd:
 
         „Ssssteig auf meinen Rücken, wir werden zu deinem nächsssten
           Abenteuer reiten, und ich werde dich begleiten!“
 
Rupert zögerte ein wenig, denn ein bisschen gruselig sieht so ein Riesenheuschreck schon aus. Aber dann sagte er sich, was soll´ s, schließlich wollte ich ja Abenteuer erleben – und schwang sich mit einem sportlichen Sprung auf den Rücken des Heuschrecks!
 
Und los ging ein wilder Ritt durch den Märchenwald. Da musste sich Rupert gut fest halten, denn der Heuschreck machte riesengroße Sprünge, bei denen er tüchtig durch geschüttelt wurde.
Zum Glück war der Ritt bald zu Ende und sie kamen unter einer uralten Eiche zum Stehen. „Wir sssind da“, zischelte der Heuschreck, und „viel Spasss noch!“
Rupert bedankte sich für den tollen Ritt, auch wenn ihm davon noch etwas schwummrig zumute war.
Der Heuschreck machte nun einen Riesensatz und verschwand in der Ferne.
 
Rupert sah sich mit großen Augen um, bestaunte die riesengroße Eiche und schaute dann weiter um sich und entdeckte ein …..
 
 
 
Pilzhäuschen.
 
In einem dicken Stiel waren zwei Fenster und eine Tür eingelassen worden.

       
Auf dem Pilzhut befand sich ein Schornstein aus dem weiße Dampfkringel stiegen. Er schaute genauer hin, wahrhaftig, die Dampfkringel bildeten ein:
 
                                  Herzlich willkommen!
 
Na, das ist ja mal originell, dachte sich Rupert und ging langsam auf das Häuschen zu, welches irgendwie fröhlich aussah. Das Dach, nein der Hut, na ja der Pilzhut war ja das Dach, war rot mit weißen Punkten, wie bei einem Fliegenpilz. Der Stiel war weiß und in den Fenstern standen kleine Blumenkästen mit leuchtenden Blumen darin. Alles sah so freundlich und einladend aus, dass Rupert klopfte und durch die Tür trat. Dazu musste er sich etwas bücken, denn obwohl er klein war wurde das Haus offensichtlich von einer noch kleineren Person bewohnt. Da stand er nun in einem wunderhübsch gemütlich eingerichtetem Zimmer der Bewohnerin gegenüber…..
 
 
 
Zu Hause bei Frau Maus
 
…die eine Maus war – wirklich! Rupert grüßte höflich: „Guten Tag Frau Maus! Ich erlebe gerade Abenteuer, deswegen bin ich heute nicht in der Schule und gerade hier bei Ihnen!“ Frau Maus verzog über diese Rede ihr Mäulchen zu einem Schmunzeln und fuhr dabei mit einem Pfötchen glättend über ihre Schürze. Außerdem trug sie auch noch ein sehr kleidsames Häubchen. Mit klugen kleinen Knopfäuglein besah sich Frau Maus Zwerg Rupert, begrüßte ihn dann herzlich und lud ihn zu Kuchen und Kakao ein.
 
Was Rupert nicht wissen konnte, war, das Frau Maus die gute Zauberfee des Märchenwaldes war und somit über alle Erlebnisse von Rupert bestens Bescheid wusste. So ist das eben bei Zauberfeen. Frau Maus ermahnte ihn jetzt: „Rupert denk daran deine Reise zeitig genug zu beenden, denn es ist bald Abend und morgen musst du wieder in die Schule! Aber ich werde dir helfen bei deiner Rückreise!“ Und so holte Frau Maus, zu Ruperts Überraschung, aus den Falten ihrer Schürze einen richtigen Zauberstab hervor,
mit einem Stern an der Spitze aus dem kleine silbrige Funken sprühten.
Diesen richtete sie auf Rupert und sprach:
 
          
 
                 „Ebe di, webe di, sei bereit,
                  denn rückwärts läuft für dich die Zeit!
                  Kehre zurück an den Anfangsort,
                  denn du musst zur Schule dort!“
 
 
 
Rückreise
 
Bevor Rupert überhaupt überrascht sein konnte, erlebte er in rasender Schnelligkeit seine Reise in umgekehrter Richtung, bis er wieder mit seinem Ranzen zu Hause bei seiner Mutter in der Küche stand.
Seine Mutter  gab ihm gerade sein Pausenbrot für die Schule und verabschiedete ihn mit den Worten: „So Rupert, hier ist dein Pausenbrot, viel Spaß in der Schule, mach keine Dummheiten! Auf Wiedersehen bis heute Mittag!“
 
Rupert noch etwas benommen von seiner rasanten Rückreise griff nach seinem Ranzen und rannte zur Schule. Ja, und das tat er tatsächlich, hatte er doch seine Abenteuer gehabt, auch wenn die Rückreise ungewöhnlich ….schnell vonstatten ging!
 
Er hatte viele und schöne Abenteuer erlebt und nicht einmal die Schule geschwänzt, dank Frau Maus!
 
So, dass waren die Abenteuer von Rupert dem Zwerg, der immer noch – seufz – mit seinem Namen nicht so richtig einverstanden ist und auch schon wieder überlegt, ob er nicht doch noch einmal einen klitzekleinen Tag schwänzen könnte, um neue Abenteuer zu erleben!
                                                     
                                                            Soll er?
 
 
 
                                                                                 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.10.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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