Jörn Meyer

Schönen guten Abened -oder- Hrrm!

"Schönen guten Abend, Mister, hrrm, Duncan", sagte der alte Mann vor der Tür mit einem schielenden Seitenblick auf das Klingelschild.
"Sie brauchen meine Hilfe." Er nahm seinen Zylinder ab und verbeugte sich so tief, dass es schon beinahe sarkastisch wirkte.
"Nein danke, wir kaufen nichts", antwortete Christoph Duncan mit einem gezwungenen Lächeln und schloss die Tür. Doch anstatt des erwarteten Klick des Schlosses hörte er nur ein dumpfes Tump als die Tür gegen den Fuß des alten Mannes stieß. Seufzend öffnete er wieder, um dem Gentleman freundlich aber bestimmt zu sagen, wohin er sich seine Hilfe stecken könne.
"Ich habe gesagt, wir."
"Oh, Verzeihung, ich glaube, wir haben uns, hrrm missverstanden", fiel der Mann ihm ins Wort, mit einem breiten Lächeln auf den Lippen.
"Als ich sagte, sie bräuchten meine, hrrm Hilfe, war das keine Frage, sondern eine Aussage."
"Ich brauche ihre Hilfe aber nicht!", beharrte Christoph.
"Vielleicht jetzt noch nicht, aber in, hrrm." Er zog eine massive Taschenuhr aus der Hosentasche und warf einen Blick auf die überdimensional großen Zeiger.
"Knapp, hrrm, drei Stunden", schloss er und setzte wieder sein breites Lächeln auf.
Christoph warf seinerseits einen Blick auf die Rolex, die an seinem Handgelenk saß. Es war viertel nach neun Uhr, abends.
"Wollen Sie mich nicht, hrrm, hereinbitten?" fragte er lächelnd und schlängelte sich an Christoph vorbei in die Wohnung, ohne eine Antwort abzuwarten. Die Mischung aus Empörung und Überraschung, die dieser dabei empfand, ließ ihn erst mal sprachlos und mit offenem Mund dastehen, während der alte Mann auf einem Sessel Platz nahm und seinen riesigen, schwarzen Aktenkoffer auf den Wohnzimmertisch drapierte.
"Ich habe Sie überhaupt nicht hereingebeten! Ich weiß nicht mal, wie sie heißen!" fuhr Christoph ihn an.
Statt einer Antwort deutete der Mann auf Christoph, während er das Zahlenschloss an dem Aktenkoffer richtig einstellte.
"Wie? Was? Ich wollte eigentlich wissen." Mitten im Satz fiel ihm auf, dass er etwas in der Hand hielt. Sein Blick viel auf eine kleine Visitenkarte.


Theodor Cameron

Diskrete Hilfe bei besonderen Anlässen


Er starrte entgeistert darauf, denn er konnte sich nicht erinnern, sie entgegengenommen zu haben. Wahrscheinlich hatte Cameron sie ihm in die Hand gedrückt, als er zur Türe rein kam.
"Also, Mister", ein kurzer Blick, "Cameron. Welcher ,besondere' Anlass führt sie denn hierher?"
"Sie haben einen, hrrm, Sohn?"
"Ja, Casey ist sein Name. Er ist oben"
"Na, sehen Sie", antwortete Cameron, als würde das alles erklären. Christoph fuhr sich durch die Haare und beschloss, den kauzigen Alten wieder loszuwerden.
"Ich würde ihnen ja einen Platz anbieten, aber da Sie schon sitzen.möchten Sie einen Kaffee?"
"Gerne. Schwarz, ohne Zucker", und schon wieder diese impertinente Lächeln, in das man am liebsten hineintreten würde. Entnervt stapfte er in die Küche und nahm den Hörer vom Telefon ab. Das akustische Äquivalent von 911 klang ihm ins Ohr, gefolgt von einem einsamen Freizeichen und dem "Kann ich Ihnen helfen?" des weiblichen Operators.
Natürlich kannst du das, warum sollte ich sonst anrufen?
"Ich würde das, hrrm, lassen!" schallte Camerons Stimme aus dem Wohnzimmer. Christoph erstarrte vor Schreck und presste den Hörer an die Brust.
"Was denn lassen?" antwortete er und schaffte es nicht vollständig, den unsicheren Ton aus seiner Stimme zu verbannen.
"Die Polizei, hrrm, anzurufen. Es würde ihnen eh nicht helfen bei diesem besonderen Anlass, hrrm, glauben Sie mir!"
"Ahm, Entschuldigung, falsch verbunden", stammelte er in den Hörer und legte auf. Er wollte Cameron eigentlich den ihm versprochenen Kaffee bringen (wie es der Zufall wollte, hatte er kurz vor seinem Besuch welchen aufgesetzt), doch dass, was er im Wohnzimmer sah, veranlasste ihn dazu, sich die kochend heiße Flüssigkeit vor Schreck über die Finger zu schütten.
Cameron saß in seinem Wohnzimmer, hatte den geöffneten Aktenkoffer auf den Knien und wahr seelenruhig damit beschäftigt, einen Stab aus mehreren Gliedern zusammenzuschrauben. Und oben auf dem Stab saß ein Schrumpfkopf.
Ein alter, faltiger, toter, eingesunkener, halb verfaulter Schrumpfkopf. Er hatte den fauligen Mund geöffnet und blickte ihn aus leeren, toten Augenhöhlen an. Die Ohrläppchen waren durchstochen und mit Ohrringen in Form von seltsamen Runen versehen. Cameron tat gerade sein Bestes, um eine Stubenfliege zu verscheuchen, die sich durch ein Loch in der Wange des Kopfes hineingeschlichen hatte. Dabei bemerkte er den leichenblassen Christoph Duncan, der in der einen Hand die klappernde Tasse zu balancieren versuchte und sich mit der anderen am Türrahmen festkrallte, um nicht vor Schreck rückwärts in die Küche zu fallen.
"Mister Duncan? Ist Ihnen nicht, hrrm, gut?"
"Wa, wa, wa, wa". Er machte eine Pause und holte mehrmals Luft durch den immer noch geöffneten Mund, dann klappte er ihn wieder zu, schloss die Augen, sammelte sich und fing den Satz noch mal von vorne an.
"Was ist das?"
"Das hier?" fragte Cameron und gestikulierte in Richtung des Kopfes, als ob es ungewöhnlich wäre, danach zu fragen.
"Ja, verdammt!"
"Nun ja, besondere Anlässe erfordern besondere, hrrm, Maßnahmen. Setzen Sie sich doch zu mir! Ich komme auch mit einer, hrrm, halben Tasse Kaffee aus."
Nach seinem Grinsen zu urteilen, schien er das für einen ausgezeichneten Witz zu halten.
Immer noch zitternd nahm Christoph dem alten Mann gegenüber Platz. Er warf einen kurzen Blick auf seinen
(seinen!)
Wohnzimmertisch. Cameron hatte diverse Gegenstände auf dem Tisch aufgebaut, die man normalerweise nicht im Aktenkoffer eines alten Manns erwarten würde, der einen schwarzen Anzug, einen schwarzen Zylinder und eine schwarze Nickelbrille trug: unter anderem ein hölzernes Kruzifix, verschiedene Kräuter, von denen Christoph noch kein einziges je gesehen hatte (obwohl das dort hinten Cannabis seien könnte), ein angespitzter Pflock, ein Revolver, eine Armbrust, und so weiter und so fort.
"Sagen Sie mal, wollen sie einen Vampir zur Strecke bringen?"
"Das, hrrm, weiß ich selbst noch nicht ganz." Das andauernde "hrrm" wurde allmählich enervierend.
"Wollen Sie mir jetzt endlich sagen, was hier vorgeht, oder wollen Sie sich weiter in Schweigen hüllen?"
"Zweiteres. Ich, hrrm, glaube, das ist sicherer."
Christoph fühlte sich alles andere als Wohl, in Gesellschaft dieses alten Mannes, der einen Schrumpfkopf auf einen Stab gespießt hatte und sich auf einen "besondere Anlass" vorbereitete, während er New York, New York vor sich hin summte. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.
"Sagen Sie mal, würde es ihnen etwas, ähm, ausmachen, wenn ich auf ihre Hilfe verzichten würde?"
"Lieben Sie ihren Sohn?" fragte Theodore Cameron, ohne von seiner Arbeit aufzuschauen.
"Aber ja!"
"Dann sollten Sie besser auf mich, hrrm, vertrauen." Er stapelte ein paar Bücher auf den Tisch, die eigentlich unmöglich alle in den Koffer hätten passen können. Welche Rolle spielte Casey in diesem "besonderen Anlass"?
"Ist Casey etwas passiert?"
"Bis jetzt wahrscheinlich noch nicht, hrrm, schätze ich."
Langsam aber sicher war Christoph kurz davor, dem Mann an die Gurgel zu springen und ihn selbst zu einem "besonderen Anlass" zu machen.
"Verdammt, drücken Sie sich klarer aus!"
Seufzend legte Cameron das Buch aus der Hand, mit dem er gerade beschäftigt war und warf ihm einen Blick über die Gläser seiner Brille zu, der ihn kurz nach Luft schnappen ließ.
"Mister Christoph Duncan, entweder Sie vertrauen mir und lassen mich ihrem Sohn helfen, oder Sie tun es nicht. Wenn Sie sich für zweiteres entscheiden, werde ich meine Sachen packen, aus dieser Türe dort marschieren und Sie werden mich niemals wieder sehen. Falls Sie jedoch ersteres tun, was ich ihnen bescheiden empfehlen würde, lassen Sie mich meine Arbeit machen und stellen Sie mir keine Fragen mehr!"
In der darauf folgenden Stille, während Cameron ihn immer noch mit Blicken durchbohrte, fiel Christoph auf, dass der alte Mann die ganze Strafpredigt ohne ein einziges "hrrm" herausgebracht hatte. Er schluckte schwer und nickte.
"Helfen Sie meinem Sohn."
Sofort kehrte das Lächeln auf Camerons Gesicht zurück.
"Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen würden. Vielen Dank."
Die darauf folgende Stille ging bis ins Mark. Christoph traute sich in den folgenden zwei Stunden nicht mehr, Cameron anzusprechen. Seine einzige Bewegung bestand darin, sich gelegentlich mit dem Ärmel seines Hemdes den Schweiß von der Stirn zu wischen. Die Stille wurde nur durchbrochen von Theodore Cameron's Summen, welches inzwischen auf Ain't No Sunshine umgestiegen ist.
Während die Zeiger der großen Standuhr quälend langsam vorrückten, wurde Christoph der alte Mann immer unheimlicher. Was für ein Mann war das? Er kam ohne Aufforderung herein und pfuschte hier mit seltsamen Ingredentien herum, welche Christoph meistens noch nicht mal beim Namen nennen konnte. Aber was blieb ihm anders übrig, als Camerons Anwesenheit zu ertragen und die Angst herunterzuschlucken. Schließlich ging es um seinen Sohn. Und wenn Casey irgendetwas zustoßen sollte, würde er.
Ein grelles, furchtbar schrilles und schrecklich lautes Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Nach einigem Suchen fand er die Quelle, und sie ließ ihn zum zweiten Mal an diesem Abend weiß wie die Wand werden: der Schrumpfkopf auf Camerons Stab hatte den löchrigen Mund aufgerissen und schrie unglaublich schrill. Ein Geräusch wie das Kratzen von Kreide auf der Tafel. Instinktiv drückte er das Kreuz in die Kissen der Couch und krallte seine Finger in die Armlehnen.
"Wa-wa-wa?" stammelte er.
Cameron blickte auf, seufzte tief und raunte: "Es ist soweit. Wir sollten jetzt, hrrm, anfangen."
Er schnappte sich das hölzerne Kruzifix mit der linken, den Stab mit dem immer noch schreienden Schrumpfkopf mit der rechten. Der Koffer schloss mit einem Klick und Cameron erhob sich knarrend aus dem Ledersessel.
"Wollen Sie, hrrm, mitkommen?"
Worauf du einen lassen kannst, glaubst Du, ich lasse dich mit meinem Sohn alleine?
"Ja, ich denke schon."
Schweigend stiegen sie nebeneinander die schwere, hölzerne Treppe nach oben. Mit jeder Stufe, die er hinter sich ließ, verlor Christoph immer mehr den Glauben an die Realität des Ganzen. Er hatte Cameron zuerst nur für einen aussergewöhnlich aufdringlichen Vertreter gehalten, doch langsam aber sicher umwehte ihn der Hauch des Übernatürlichen.
Er war immer ein Vertreter der Rationalität gewesen, hatte niemals an Geister, Zombies, Gott oder ähnlichen Schwachsinn geglaubt, aber der schreiende Schrumpfkopf hatte diese Überzeugung stark zerrüttet.
Wahrscheinlich nur eine technische Spielerei. Wahrscheinlich. Wahrscheinlich...
"Diese Tür?" Camerons Stimme riss ihn roh aus seinen Gedanken.
"Was?"
"Ist dies die Tür zum, hrrm, Zimmer ihres Sohnes?"
Christoph nickte und schluckte trocken. Cameron langte nach der Klinke und öffnete die Tür, langsam, quietschend und knarrend. Christoph versuchte aus einem Reflex heraus, sich an ihm vorbei zu drücken, um als erster ins Zimmer zu gehen, doch Cameron versperrte ihm den Weg mit seinem Arm.
"Ich denke, es ist besser, wenn ich, hrrm, zuerst gehe."
"Ich glaube, das weiss ich am besten. Lassen sie mich zuerst zu meinem Sohn."
Er legte die Hand auf Camerons Schulter und machte Anstalten, den alten Mann wegzudrücken. Im Bruchteil einer Sekunde hatte Cameron sein Handgelenk gepackt, ihm den Arm auf den Rücken gedreht und ihn ein gutes Stück von der Tür wegbefördert.
"Sie haben gesagt, sie vertrauen mir. Jetzt ist es zu spät, einen Rückzieher zu machen."
Vielleicht hatte der alte Bastard ja recht. Wenn Casey etwas zustoßen sollte....vielleicht war es besser, ihm zu vertrauen.
Cameron betrat das Zimmer, Christoph folge ihm auf dem Fuß. Der Alte warf einen weiteren Blick auf seine bizarre Taschenuhr. Fünf Minuten vor Mitternacht.
"Es wird kritisch, Mister Duncan. Lassen Sie mich nun arbeiten."
Die Kälte seines Blickes jagte ihm Schauer über den Rücken. Er warf einen Blick auf das Bett, im dem Casey tief und fest schlief. Kein Wunder, um die Uhrzeit. Er war ja noch ein Kind.
Theodore Cameron schritt vor das Bett und begann, eine Art weißes Pulver im Kreis darum herum zu verschütten. Als er damit fertig war und das Ganze einen unsauberen Halbkreis um das Bett beschrieb, ließ er sich auf die Knie sinken und machte sich daran, die Linien unter zu Hilfenahme eines Lineals zu begradigen. Er musste das schon tausendmal gemacht haben, denn als er sich wieder erhob, war der Halbkreis makellos.
Christoph war hin und her gerissen. Was tat der Irre da? Er sollte es sich bloß wagen, Casey ein Haar zu krümmen.
Cameron klopfte sich das weiße Pulver von den Händen stellte sich vor den Halbkreis. Danach nichts mehr. Worauf wartete er? Plötzlich, ein Geräusch. Das Schlagen der großen Standuhr draußen um Flur. Mitternacht.
Der alte Mann schien darauf gewartet zu haben, denn er schlug simultan mit den Gongschlägen der Uhr mit seinem Stab auf den Boden, wobei die Ohrringe des Schrumpfkopfes ein furchterregendes Kling von sich gaben. Nach zwölf Schlägen erhob Cameron seine Stimme und rief:
"Zeig dich!"
Casey wachte auf und stürzte sich mit übermenschlicher Geschwindigkeit auf den alten Mann, während er zum Schlag ausholte. Doch die Faust des kleinen Jungen erreichte ihr Ziel nicht, denn Millimeter vor seinem Gesicht hielt er abrupt an, als wäre er auf ein Hindernis gestoßen. Cameron hatte nicht einmal gezuckt.
"Wer ist dieser Mann?" fragte Casey, an Christoph gewandt. Dieser wollte antworten, doch Cameron fiel ihm ins Wort:
"Lass deine Maskerade fallen. Versuch gar nicht erst, mich zu täuschen."
Casey zwinkerte und blickte Cameron aus hasserfüllten Augen an, die plötzlich blutrot waren.
"Was machen Sie mit meinem Sohn?" fragte Christoph, schier außer sich.
"Gehst Du freiwillig, oder muss ich dich hinausprügeln?" fragte Cameron, ohne von Christoph auch nur Notiz zu nehmen.
"Na rate doch mal, du alter Sack!" zischte Casey ihn an.
"Casey! Nicht in diesem Ton!"
"Wie du willst."
Theodore Cameron holte mit seinem Stock aus und schlug Casey damit hart ins Gesicht. Der Junge ging zu Boden, und sofort bildete sich eine rote Lache um ihn herum.
"Sie mieses Schwein!" brüllte Christoph und sprintete los, doch stoppte er sofort wieder, als Cameron ihm die flache Handfläche hinhielt und "Stopp!" rief. Seltsam. Es schien, als ob diese einfache Geste reichte, um ihn zu überzeugen, dass der alte Mann, der seinem Sohn gerade eine blutige Nase geschlagen hatte, richtig handelte.
Casey setzte sich wieder auf, wischte sich mit dem Handrücken das Blut ab und sagte:
"Du wirst nach den Tag verfluchen, an dem du geboren wurdest. Ich werde in deinem Blut baden!" Seine Stimme! Was war mit seiner Stimme? Sie war plötzlich tief, unglaublich tief und doch mit einem hohen, schrillen Unterton, recht ähnlich dem des schreienden Schrumpfkopfes. Die Angst um seinen Sohn drohte Christoph zu übermannen. Er war das einzige, was ihm geblieben war, nachdem Sandra gestorben war.
Nicht auch noch Casey, bitte, nicht auch noch Casey.
Erneut sprang Casey den alten Mann an, und erneut prallte er kurz vor seinem Ziel auf ein unsichtbares Hindernis. Ohne die Miene zu verziehen, holte Cameron ein weiteres Mal aus und schlug Casey gegen die Beine, so das dieser zu Boden ging. Er hob den Stab weit über seinen Kopf und schlug ihn mit unglaublich Wucht auf Caseys Magen. Das Spitze Ende riss ihm das Fleisch auf, und wieder ergoss sich Blut auf den Fußboden, auf dem Christoph und Casey noch zwölf Stunden vorher Cowboy und Indianer gespielt hatten. Casey schrie mit seiner neuen, furchteinflößenden Stimme und packte den Stab mit beiden Händen, in dem Versuch, ihn wieder herauszuziehen. Doch Cameron hielt ihn fest umklammert.
"Lassen Sie los!" schrie Christoph. "Lassen Sie ihn doch los, sehen Sie nicht, das er Schmerzen hat?"
Kein Reaktion.
Wiederum sprintete Christoph los, um den alten Mann abzuhalten.
"Tun Sie das nicht, Mister Duncan!" rief Cameron, ohne ihn auch nur anzusehen.
Doch diesmal ließ dieser sich nicht beirren, er lief weiter.
"Nein! Verdammt, tun sie das nicht!"
Cameron löste eine Hand von dem Stab und hielt sie Christoph entgegen, die Finger in einer seltsam anmutenden Geste verschränkt. Eine plötzliche Kraft hob Christoph von den Füßen und er landete flach auf dem Rücken. Der Aufprall presste ihm die Luft aus den Lungen und er spürte, wie die Ohnmacht ihn zum übermannen drohte. Bevor sein Sichtfeld allerdings gänzlich schwarz wurde, sah er noch, wie Casey sich den Stab aus den Gedärmen riss und mit einem diabolischen Grinsen im Gesicht wieder aufstand. Dann fiel er in lichtlose Schwärze.


(bipp-bipp-bipp-bipp-bipp)
Mit einem Stöhnen erwachte Christoph Duncan wieder aus seiner Ohnmacht. Er legte sich die Hand über die Augen, um die Kopfschmerzen wieder loszuwerden und stöhnte:
"Was ist passiert? Wo bin ich?"
"Im, hrrm, Krankenhaus, Mister Duncan."
(bibipp-bibipp-bibipp-bibipp)
Ruckartig setze er sich auf und starrte in das alte, faltige Gesicht von Theodore Cameron. Es war doch kein Alptraum gewesen.
"Wie geht es meinem Sohn?"
(bibibipp-bibibipp-bibibipp)
Cameron sah im fest in die Augen.
"Sie müssen jetzt sehr, hrrm, stark sein, Mister Duncan."
(biiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii)

-Jörn Meyer, 2002

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.02.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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