Sandra Eichhorn

Teil 1: Sie

Sorry Schatz...die Vergangenheit hat mich eingeholt.“

so waren ihre Worte. Damit verließ sie den Raum und ließ ihn alleine mit seinem Hochmut. Glaubte er wirklich er wäre stark genug? Stark genug für beide - um seine und ihre Vergangenheit zu tragen? Wohl kaum...

Dabei fing alles doch so einfach an: Es war im Sommer. Er sah sie das erste Mal im Freibad und von diesem Augenblick an, war es um ihn geschehen.Er wusste Sie war anders. Sie war stark und zart zugleich, sie hatte nicht gerade einen/den perfekten Körper - eine große Narbe verlief in der Mitte ihres Bauches - und doch zog sie so manche Blicke der Leute auf sich. Nicht nur die Single-Macho-Jungen, die nach allem und jedem Ausschau hielten, nein auch die gemischte Menge schaute kurz auf wenn sie vorbeischlenderte und sich lachend mit ihren Freundinnen unterhielt.

 

 

- - - -

 

Ja, sie war stark. Sie hatte es geschafft wieder ins Leben zu kommen. Nach einer schweren Lebensphase, die - sowie sie meinte -wohl jeder besser hätte meistern können als sie selbst. Sie hatte es nicht leicht. Sie spürte wohl immer schon, dass sie anders ist.

Schon als Kind bewegte sie sich nicht so unbeschwert wie die anderen, schon sehr früh hatte ihre Mutter Kummer mit dem, vielleicht vor Bauchschmerzen, laut schreienden Baby.

Sie erlebte trotzdem eine unbeschwerte und schöne Kindheit, wie man sie wohl jedem nur wünschen kann. Zum festen Bestandteil ihres Lebens gehörten z.B. ein Garten zum Spielen und die beste Freundin. Die Eltern liebten sie und taten alles für sie. So wurde sie in jeder Lebenslage tatkräftig von ihnen unterstützt, vor allem in der Schule hatte ihre Mutter ein Auge auf sie. Schnell zeigte sich hier auch der kleine Dickkopf des Mädchens, wenn es darum ging ihr etwas beizubringen was ihr überhaupt keinen Spaß machte und ihr nicht einleuchten wollte.
J
a, die Eltern liebten sie. Leider konnten sie nicht immer für ihre Tochter, die sie liebevoll Lauren tauften, da sein, denn sie hatten selbst einige Schicksalsschläge zu tragen. Ihrer Mutter lastet(e) es noch auf der Seele: die Oma wurde mit Leukämie in ein Krankenhaus eingeliefert. Sie bekam nach einer aufwändigen Therapie zu allem Übel noch Hepatitis. Die Großmutter wurde dann bei der Familie untergebracht und von ihr umsorgt.

An eine Story, die ihre Mutter ihr erst viele Jahre später erzählte, kann sie sich noch genau erinnern: Zur gleichen Zeit, zu der Oma sich noch von der Therapie erholte, musste ihr Opa am Herz(en) operiert werden und wurde deshalb in einem Krankenhaus in Stuttgart untergebracht.

Dort wurde er allerdings mit falschen Medikamenten behandelt. Nach der OP schenkten ihm die Ärzte kaum Aufmerksamkeit und er fühlte sich sehr einsam. Deshalb war sein sehnlichster Wunsch aus diesem „Krankenknast“- so nannte er ihn immer – zu entkommen. Dabei war es ihm egal wohin - ob in ein anderes Krankenzimmer oder nach Hause zu seiner geliebten Gefährtin. Die Ärzte waren natürlich der Meinung, dies würde sein Gesundheitszustand nicht erlauben. So verließ er also das Krankenhaus nachts heimlich und fand sich in einer dieser gelben Straßenbahnen wieder.

Da er als (einsamer) älterer geschwächter Mann ziemlich wehrlos war, gewährte ihm das Messer in seiner Jackentasche ein gewisses Gefühl von Sicherheit.

Leider wurde sein Fehlen im Krankenhaus schnell bemerkt und der Polizei gemeldet. Diese war sofort zur Stelle und fand den, im Schlafanzug nicht gerade unauffällig wirkenden älteren Herrn in der Straßenbahn- schützend sein Messer vor sich haltend. Es ist offensichtlich wie erschreckend und absurd er auf die Polizisten gewirkt haben muss. Schließlich mussten ihn Laurens sorgenvollen Eltern vom Revier abholen.

Genau zu dieser Zeit - sie war gerade 11 Jahre alt geworden - fing bei ihr die schwerste Phase eines jeden Lebens an: Die Pubertät.
Als frühreif bezeichnet man Mädchen, die anstelle von 13 Jahren mit 11 ihre Periode bekommen. Vielleicht geschah diese frühe Reifung auch aufgrund eines Rates ihres ehemaligen Klassenlehrers, welcher lautete, dass Mädchen ihren Körper erforschen sollten.

 

Aber genug. Hinzu kam, dass die Familie ihrer besten Freundin, wegen eines neuen Jobangebotes des Vaters wegziehen musste. Nach Leipzig.

Das Mädchen wurde daraufhin sehr traurig, es fühlte sich alleingelassen. Nicht nur, von den Eltern, die sich neben ihrer selbst und ihrem Bruder noch um die Großeltern kümmerten - nein, auch von ihrer geliebten besten Freundin, mit der sie (fast ausschließlich) jeden Tag spielte.

 

Für den nächsten Winter hatten ihre Eltern mit bekannten Familien zusammen einen Skiurlaub organisiert. Lauren lernte schon mit fünf Jahren Skifahren und es machte ihr unheimlich viel Spaß.

 

Leider sollte ihr der Spaß erst einmal verdorben sein.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.11.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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