Marion Bovenkerk

Fünf Minuten bis zur Ewigkeit

 

 

Plopp. Fünf kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter. Mit leisem Klang fällt dieses kleine, weiße, runde Ding auf den Boden, dass ihm die Atemwege verlegte, ihm die Luft zum Atmen nahm. Rollt davon.

Nein. Weit aufgerissene, kugelrunde Augen blicken zu ihr auf.

Da ist noch was! Er bekommt keine Luft! Erschrocken nimmt sie ihr Kind, beugt es weit nach vorne. Es folgen erneut kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter. Nichts. Die Lippen nehmen einen bläulichen Ton an. Die Gesichtsfarbe veränderte sich, verwandelt sich in ein tiefes Blau.

„Mama... Mama!! Nein, bitte nicht!!!“

Sie hört ihren Großen schreien, aber sie hat keine Zeit. Kann ihn nicht trösten, nichts sagen. Panik. Telefon. Krankenwagen. Nein. Keine Zeit. Keine Zeit! Sie muss etwas
tun. „Ich schaffe das“, denkt sie. „Ich schaffe das!“

Sie zwingt ihrem Kleinen den Mund gewaltsam auf, führt ihren Zeigefinger tief in seinen Hals, wohl wissend, wie gefährlich das ist. Aber entweder das - oder...

Da. Da ist es.Tief unten. Mit ihrer Fingerspitze kann sie es fühlen. Etwas rundes, glattes. Sie angelt danach – mit ihrem Fingernagel.

Alles blau, die Händchen, der Hals... Mein Gott. Mein Gott! „Ich schaffe das, ich schaffe das...“

Es bewegt sich. Noch ein bisschen...

Kling... Tränen laufen ihr übers Gesicht. „Atme, atme, bitte atme!“

Endlich. Seine Gesichtsfarbe verändert sich, wird langsam rosa.

„Es ist gut, uns geht es allen gut“, stammelt sie. Tröstet so ihren Großen und sich selbst.

Noch lange sitzt sie im Wohnzimmer auf dem Fußbodenboden, beide Jungen fest in ihren Armen haltend.

 

© Marion Bovenkerk

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.11.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Geschnitzt, bemalt, bewegt: Mechanische Wunderwerke des sächsischen Universalgenies Elias Augst von Bernd Herrde



Eine in musealer Recherche und volkskundlicher Feldarbeit vom Autor erstellte und geschilderte Entdeckungsgeschichte eines sächsischen Universalgenies. Elias Augst (1775 - 1849) ein "Landbauer in Steinigtwolmsdorf", wie er sich selbst nannte, fertigte nicht nur ein mechanisches Figurentheater, "Das Leiden Christi" in sieben Abteilungen (Heute noch zu sehen im Museum für Sächsische Volkskunst in Dresden), sondern noch weitere mechanische biblischen Szenen, aber auch ein Planetarium, für welches er auf der Dresdner Industrie-Ausstellung 1825 vom König Friedrich August I. eine silberne Medaille zugesprochen bekam, versuchte sich mit Ölgemälden, baute Draisinen und machte Flugversuche...!

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