Wilhelm Westerkamp

Todesstoß

Der seelische Schmerz und daran zu denken, bald dem Tode ausgeliefert zu sein und ihm nicht mehr ausweichen zu können, gleicht dem Gefühl einer „Ohnmacht“ auch bei größter Kraftanstrengung, ihm, dem Gegenpol des Lebendigen, nicht mehr die Stirn bieten zu können und sich seinem Diktat des Ablebens, für immer beugen zu müssen.

Mit heftigem Schmerz, wird der Todeskandidat -obwohl er weiß, dass er keine Chance mehr hat zu leben- einen erheblichen Widerstand dagegen erheben, einen Widerstand, der aber ohnehin nichts mehr bringen wird, doch der Lebende, vom Leben immer zu angesteckt wie eine Fackel, der mit letzter Kraft und Entschlossenheit, versuchen wird, das Ruder nochmals verzweifelt herum zu reißen, auch wenn die Flut so hohe Wellen birgt, dass er kein Chance zu überleben hat. Dann ergreift ihn wieder jene Ohnmacht, die ihn blass werden lässt wie weißen Wachs, eine Blässe die Todgeweihten gut zu Gesicht steht, denn mit roten Wangen und sonnen gebräuntem Gesicht, will wohl niemand von uns, ausgerechnet in einem Eichensarg, unter der Erde liegen.

Der Tod mag das Leben nicht sonderlich und umgekehrt wird es wohl auch so sein, nur ist das Leben, wie wir wissen, zeitlich begrenzt und nicht besonders lang an Jahren, deshalb steht der Tod wohl für die „Ewigkeit“, mit jener ausweglosen Ewigkeit, die für uns Menschen, so schwer annehmbar, weil sie für uns kaum verständlich ist in unserer pedantischen Begrenztheit, wo wir uns doch so gerne an ihr festbeißen, denn wir brauchen ihren Halt, eben jene Begrenztheit, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Der „Wahnsinn“ oder wie man es denn nun nennen möchte, löscht der Todesstoss jenen nur allzu „menschlichen Wahnsinn“ komplett, ja er radiert ihn kurzerhand aus, also auch alles Menschliche, denn der Tod duldet nichts Menschliches, er mag jene „Lebendigkeit“ nicht, die das Leben ausmacht, er mag ihre Freude nicht, auch nicht ihr Leid, die Liebe ohnehin nicht, sondern er fängt ganz listig bei den Kranken an, später bei den Todkranken und seine blutige Gier kennt erst ein Ende, wenn vom Lebenden nichts mehr übrig ist, außer seiner „sterblichen Hülle“; nur seine „Seele“, die lässt er erst einmal in Ruhe, denn wer weiß schon, wem sie denn gehören wird? Die Christen jedoch, die Gläubigen, die werden es wohl wissen. Und zum Ende jedes Gottesdienstes rufen sie alle im Chor, laut und deutlich: AMEN! Doch Gott wird trotzdem alle zu sich holen, da macht er keine Ausnahme, auch bei seinen „gläubigen Schäflein“ nicht und dies ganz bestimmt auch nicht!

© Wilhelm Westerkamp, Dezember 2011

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