Wilhelm Westerkamp

Eine alte Dame, in einem Raum

Anmerkung des Autors. Zur näheren Erklärung: "Die alte Dame", die ich in meinem Text beschreibe, ist sinnbildlich zu einer schweren Depression zu verstehen, nicht aber als wirklich lebende Person!

Wenn die Betrübtheit und Hoffnungslosigkeit jenes Raumes, in dem ich mich jetzt befinde, wohl treffend charakterisiert ist, der sich zudem wie ein Dämon anfühlt und die rauchenden Gäste dort, sich ihre kleinen und jämmerlichen Geschichten erzählen, so als würden sie etwas dringend loswerden wollen, vielleicht ihre „Krankheitsgeschichten“ oder andere intime Details aus ihrem zerrütteten Leben oder über dass Leiden am Leben überhaupt philosophieren, steht dies aber nicht zu dem Kontrast in dem Raum, in dem ich mich gerade befinde, der durch rötliche Mauern gekennzeichnet, so eine bedrohliche Stille verströmt, als wäre man wie eingemauert in diesem Raum, mit diesen so ärmlichen Gästen, mit ihrem so hämischen Lachen, welches ihre „Krankheitssymptome“ wohl gänzlich verstecken soll, denn womit soll man „Pathologien“ besser kurieren können, als sie vorgeblich einfach „wegzulachen“, so wie man eine dicke Mauer mit einem Schlage einreißt oder ein offenes Feuer mit einem starken Wasserstrahl kurzerhand einfach löschen könnte?

Der Mensch, als „Verdränger“, auch seiner eigenen „Krankheiten“, seiner vermeitlichen „Schwächen“, seiner „Gebrechlichkeiten“, seiner Laster, seiner „Sünden-und „Lügengeschichten“ und „Widerwärtigkeiten“, ja all dies kann der Mensch, wenn auch nicht unbedingt „moralisch“ verdrängen, so doch aber, zur Seite schieben, so wie der Putz stetig von der Decke rieselt und die Luft, immer schwerer und dicker wird, bald so, wie ein Ballon, der in Kürze zu platzen droht.

Aber auch in jener bedenklichen, schlechten Stimmung in diesem Raum, mit jenen „merkwürdigen Gästen“, erblicke ich zu meinem Erstaunen eine alte Dame, die klein von Gestalt ist und mit wenig Haaren auf dem Kopf, der dadurch reichlich kahl wirkt und sie vielleicht einige Kilo zu viel um die Taille hat, sie zudem eine altmodische Brille trägt, als jene alte Dame abrupt zu lachen beginnt und man sieht jetzt deutlich, das ihre alten Zähne im Oberkiefer auf der linken Seite etwas schräg stehen, welches einen komischen Eindruck hinterlässt, der mir, ein kurzes Lachen abringt, ohne allerdings davon in „Europhie“ zu verfallen. Jenes teuflische Lachen jedoch, das mir geisterhaft in den Ohren klingt, so dass es mir sehr unangenehm werden kann, als würde jemand mir die Fußspitzen mit einer Nagelfeile boshaft bearbeiten wollen oder mir ein heftiger „Niesreiz“ ereilt oder ähnliches Skurriles sich nur in andere Art und Weise manifestiert, ja all dies bewirkt jenes abscheuliche Lachen der alten Dame bei mir, in meinem angeschlagenen Organismus, aber auch in meinem „nekrotischen Seelenleben“, welches sich beschreiben lässt wie eine „finstere Höhle“, von der sinnbildlich und gleichgültig dass Wasser müde von der Decke tropft und ich hoffen kann, es würde damit wohl bald aufhören, so wie man sich wünschen würde, eine schwere Depression mental besiegen zu können, doch Depressionen, können sich genauso sturköpfig verhalten wie die tausenden Tropfen die von so einer Höhle hinab plätschern und nur das heimtückische Lachen der alten Dame kann hier einen kurzen Augenblick Einhalt gebieten, aber auch jenes durchdringende Lachen, der alten Dame, kann nicht unbedingt jene „depressive Gedanken“ im vollem Umfange vernichten, sondern nur eine amüsante Abwechslung sein zu jener depressiven Episode, denn dass aufreizende Lachen der alten Dame, klingt doch bei näherer Betrachtung, rostig und antiquiert, wie ein alter Schlüssel, den man zähneknirschend, in einem vergammelten Schloss, einmal herumdreht und froh sein kann, durch die dann quietschende Türe, für alle Mal verschwunden zu sein.

© Wilhelm Westerkamp, Dezember 2011

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.12.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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