Heinrich von Buenau

Freund oder Feind?


Eine der seltsamsten Begebenheiten meines Lebens geschah im Herbst des Jahres 1985. Also nur einige Monate nach jenen dramatischen Ereignissen, die letztlich zu meiner Bekehrung zum christlichen Glauben geführt hatten.
    Eines Morgens beim Bibellesen wurde mir plötzlich klar, dass es in den Anfängen des Christentums die sogenannte Erwachsenentaufe gegeben hatte. Also diejenigen, die damals neu zum Glauben gekommen waren, hatten sich wenig später taufen lassen. Hm, dachte ich, wenn das früher so war, warum geschieht das eigentlich heute nicht mehr?

Zwei Tage später im Jesushaus fiel mir eine Bekanntmachung an der Türe des Gemeindebüros auf: Am kommenden Sonntag, den ... ,findet in der Grevenbroicher Taufkapelle wieder eine Erwachsenentaufe statt. Interessierte bitte im Büro bei Eva melden.
    Wie sich herausstellte, handelte es sich tatsächlich um jene „urchristliche“ Erwachsenentaufe, von der ich in der Bibel gelesen hatte. Spontan meldete ich mich an.
    
Samstagnachmittags fand dann im Gemeindebüro  ein „Taufseminar“ statt, wo wir Täuflinge von einem Ältesten der Gemeinde über den Sinn der Taufe aufgeklärt und auch praktisch für den nächsten Tag vorbereitet wurden. Danach nahm ich noch am Abendgottesdienst teil und kam erst gegen Mitternacht, reichlich geschlaucht und mit leichten Kopfschmerzen, nach Hause. Ich legte mich sofort Schlafen.

    Etwa eine Stunde später wachte ich plötzlich auf und war im Nu hellwach. Ich wusste ohne irgendeinen Zweifel, dass sich jemand im Raum befand. Die Gegenwart dieser Person war so stark spürbar, dass ich weder die Augen zu öffnen noch mich zu bewegen wagte. Instinktiv ging mir ein Gedanke durch den Kopf: Freund oder Feind?
    Im nächsten Augenblick berührte mich kurz und sanft eine Hand an der Stirn. Augenblicklich begann mich von Kopf bis Fuß ein warmer, wohliger Friedensstrom zu durchfluten. Und dann spürte ich, dass ich wieder alleine war.
    Als ich die Augen öffnete und im fahlen Halbdunkel umherschaute, konnte ich nichts Ungewöhnliches entdecken. Niemand war da und nichts im Zimmer hatte sich verändert. Nichts zeugte von einiger vormaligen Anwesenheit einer anderen Person, außer der mächtige Friedensstrom in mir.

Ich lag danach noch einige Zeit wach und dachte über das Geschehene nach. Ganz offensichtlich hatte es sich um einen Freundschaftsbesuch gehandelt. Denn ein Feind hätte mir wohl kaum eine solche innere Erquickung geschenkt.
    Aber wer war es? Nun, ganz offensichtlich hatte es sich nicht um einen anderen Menschen gehandelt. Wie hätte er oder sie zwei Mal unbemerkt durch ein geschlossenes Fenster oder eine abgeschlossene Haustüre kommen sollen? Und selbst wenn, wie hätte eine menschliche Berührung einen solchen Friedensstrom auslösen können?
    War es ein Engel? Oder vielleicht sogar Jesus selber? fragte ich mich. Der Gedanke, dass Jesus selber mich besucht haben könnte, schien mir schon etwas vermessen. Aber warum eigentlich nicht? Schließlich wollte ich mich ja am nächsten Tag auf seinen Namen taufen lassen.
Wie dem auch sei! dachte ich. Morgen wird ein anstrengender Tag und ich muss jetzt schlafen. Und so drehte ich mich wieder zur Seite und schlief kurz darauf wieder ein.

Der nächste Tag verlief dann tatsächlich recht anstrengend. Der wohlige Friedensstrom in meinem Innern hatte den ganzen Tag über angehalten und mich des Öfteren an jene Berührung in der Nacht erinnert.
     Und heute bin ich mehr denn je überzeugt davon, dass es Jesus selber gewesen ist, der mich in jener Nacht vor der Taufe aufgesucht und gestärkt hat. Der überraschende Besuch eines Freundes und ein sehr kostbares Erlebnis, welches ich jetzt hier mit euch geteilt habe

Die im Text erwähnte Bekehrungsgeschichte ist auf meiner homepage wendepunkte.jimdo.com zu findenHeinrich von Buenau, Anmerkung zur Geschichte

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