Wilhelm Westerkamp

Am Leben leiden...

Der Schmerz, als primären Impuls zu leiden, aber nicht nur zu leiden, sondern auch mit der Aussicht eine Besserung der Gesundheit, eine vielleicht prognostizierte Genesung diverser Krankheitssymptome, motiviert den Betroffenen vielleicht, sich an seinem Leid abzuarbeiten- auch wenn nur in kleinen Schritten-und mit der Prämisse und der hehren Zielsetzung, soweit es nur eben geht, seine Pathologie, seinen giftigen Schmerz, ausradieren zu können, um der „ Lust am Leben“ des „Gesunden“ wieder teilhaben zu können, um dann dass Schutzschild des Kranken langsam zu verlieren,  und der tristen Bitterkeit Einhalt zu gebieten und der Fröhlichkeit, der Heiterkeit des Lebens, wieder auf die richtige Spur zurück zu verhelfen, die solange schon der Vereisung dargeboten war und jetzt allmählich die ersten Sonnenstrahlen ihr warmes Licht aufreizend auf jene Spur im Schnee werfen, um jenes Eis zum Glitzern zu bringen, als sähe es aus wie ein funkelnder Kristall.

Wenn der Mensch, den beißenden Schmerz, bis in seine Fingerkuppen schlagen hört, sein Pulsschlag sich allmählich und stetig erhöht, der kalte Schweiß sich dabei auf seiner breiten Stirne manifestiert und sich dort so langsam kleine Bläschen bilden und davon, immer mehr davon, soviele dann, das man sie nicht mehr zählen, sondern höchstens erahnen kann, wie viele es denn nun sein mögen! Der Kranke spürt natürlich jene Armada jener Bläschenkultur und schämt sich, wenn Fremde, aber auch Freunde, dies sehen, ihn vielleicht daraufhin hinzuweisen, was dem armen Kranken dann überhaupt nicht passen mag und wütend und mit immenser Verzweiflung, mit dem    Rücken der rechten Hand schlagartig über seine Stirne wischt, welches keine Linderung erzielen wird, denn schnell werden sich weitere Bläschen unter dem Krankheitsherd bilden. Aber was hat dies, für einen tieferen Sinn? Möglicherweise keinen, aber den vielleicht, um dem Krankheitsbild eines leidenden Menschen, einen Ausdruck zu geben, der für den Betroffenen so schwerlich zu ertragen ist, will er doch wie jeder andere auch, Freude am Leben haben, jene Freude, die aus dem Menschen einen glücklichen werden lässt, einem Hedonisten ähnelnd, der im Leben das hehre Ziel hat, nach purer Sinneslust zu streben. Dem Kranken aber, sagen wir dem chronisch Kranken, der aufgrund seines langen Krankheitsverlaufes, von Schmerzen gepeinigt, von Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet ist, den der Schmerz wie eine Betäubung vorkommt, ihn Tag-ein-Tag aus, bestialisch quält, bis an die psychische Belastungsgrenze und vielleicht auch weit darüber hinaus- man könnte dies auch ungewollte „Grenzüberschreitung“ nennen. Wenn die Grenze, die Grenze des Schmerzes dann ausufert beim Leidenden und kulminiert, sich als antagonistische „Ekstase“ offenbart, unter all dem Schmerzreiz, als vermeidlicher Gegenpol, dem schwer Leidenden eine gewisse „Lust“ breiten kann, eine Lust unter den Qualen seiner unerträglichen Schmerzen, auch wenn jene „Ekstase“ natürlich nie von langer Dauer sein kann und somit dass „Lustgefühl“ beim Leidenden, abrupt enden kann, aber die Schmerzen, die werden bleiben, wie beim Menschen eben, denen ihre Narben für immer im Gesicht eingebrannt sind. 


© Wilhelm Westerkamp, Dezember 2011

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.12.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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