Es ist 7. Uhr in der Frueh.
Es ist der 12. Mai und ein ganz besonderer Tag. Tiata, die 10 Jahre im Gefaengnis verbracht hat, kommt heute vor Gericht, um eventuell frei gelassen zu werden.
Tiata hatte vor 10 Jahren ihren Partner in Notwehr umgebracht. Da sie sich keinen guten Anwalt leisten konnte, wurde sie auf lebenslaenglich verurteilt. Jedoch heute ist ihre bedingte Haftentlassung angesagt. Wir, Sister Margaret und ich und wahrscheinlich viele andere Leute, haben uns zugunsten Tiata’s ausgesprochen und auch diesbezueglich eine Bittschrift an die Behoerden gegeben.
Alles wird um 9 Uhr beginnen. Wissen tu ich nur, dass Sr. Margaret und die Mutter von Tiata anwesend sein werden.. Ich werde so gegen 8.45 Uhr im Gericht sein. Wir, das heisst den Zeugen wird es nicht gestattet, an der Verhandlung teilzunehmen, doch werden wir uns ausserhalb des Saales aufhalten, sozusagen als innere Unterstuetzung.
Mehr davon spaeter
Natuerlich waren wir viel frueher da. Etwa 10 Leute, alles Bekannte von Tiata sowie ihre Mutter waren da und wir sassen etwas unbeholfen auf den ungemuetlichen Stuehlen, die un simmer erschreckten, wenn jemand aufstand, da es einen ganz bestimmten lauten Laerm gab. Dazu ist noch zu sagen, dass das Gerichtsgebaeude ein Geschenk von China and die Cook war. Vielleicht verwendet man dort andere Materialien. Auch ist das Dacha us Glas, was im Sommer und immer in den Tropen, sehr heiss ist. Unmittelbar darunter befindet sich auch noch die Beleuchtung.Vielleicht gibt es in China keine Sonne? Dann kamen zwei Polizistinnen in voller Montur und Uniform, sowie der Direktor des Gefaengnisses an. Tiata war in deren Mitte. Sie war – und wir waren es alle – ziemlich nervoes.
Wir wartete und warteten. Die Maenner und die Polizei waren unter sich und lachten, wahrscheinlich scherzten sie ueber irgend etwas Komisches. Hoffentlich nicht ueber uns. rUns war nicht darnach zu Mute. Ich denke Sister Margaret sprach ihre Gebete. Ich hielt meine beiden Daumen. Die Mutter sprach auch ihre Gebete mit leiser Stimme.
Dann war es so weit. Vier Maenner wurden in einen Raum gerufen. Das hat jedoch nur ein paar Minuten gedauert. Sie kamen raus und begaben sich in einen anderen Raum.Warum hat man jedenfalls nicht gesagt. Die Spannung wurde groesser. Dann wurde Tiata und ihre Mutter aufgefordert, ebenfalls in den Raum zu kommen. Sister Margaret taxierte dies als ein gutes Zeichen. Ich hatte keine Ahnung.
Es waren wieder lange zehn Minuten. Doch dann kamen alle raus und Titata war frei. Es war wirklich ein ueberwaeltigendes Gefuehl. Wir umarmten uns alle, einschliesslich die Polizei, was sonst eigentlich nicht so ueblich ist..
Sie hat zur Auflage bekommen, sechs Monate in Rarotonga zu verweilen, keinen Alkohol zu sich zu nehmen, dann nach Ablauf nochmals vor Gericht zu erscheinen.
Ab diesem Zeitpunkt kann sie dann machen, was sie will. Das ist eine wunderbare Mitteilung. Wir gingen dann alle gemeinsam in ein Kaffeehaus, welches natuerlich Tiata nicht kannte.….
Ich habe von Tiata die Bewilligung erhalten, ueber sie zu schreiben. Wir haben nie ueber ihre Tat gesprochen. Ich weiss also darueber nichts zu berichten. Wollte auch gar nichts wissen.
Aber ein Kuriosum moechte ich trotzdem hier festhalten, und es wurde mir erlaubt.
Sie hatte als Insassin die Moeglichkeit, jeden Morgen eine Stunde im Gefaengnisgarten zu spazieren. Dies hat sie offenbar benutzt, und hat es tatsaechlich fertig gebracht, zweimal schwanger zu werden. Sie hat zwei Kinder zur Zeit ihrer Haft geboren. Diese wurden ihr jedoch sofort weggenommen und befinden sich nun in Obhut ihrer Mutter in New Zealand. Ihnen geht es gut. Sie werden nun naechste Woche herkommen, zusammen mit Tiata’s Vater und koennen ihre Mutter treffen. Natuerlich war dieses Ereignis damals in allen hiesigen Zeitungen.
Waehrend ihres Aufenthaltes im Gefaengnis hat sie nicht nur Kinder bekommen. Nein, sie hat im Fernverfahren mit der University of the South Pacific in Fiji, die auch in Rarotonga vertreten ist, Englisch und Soziologie studiert und damit eine gute Ausbildung erhalten.
Ich habe versucht, Ihr etwas Franzoesisch beizubringen. Dies jeweils unter Anwesenheit eines Waerters, eine Dame, die dann auch von dieser Stunde profitiert hat. Wie auch Sister Margaret.
Seit einem Jahr war es Tiata gestattet, als Verkaeuferin in einem Geschaeft in Rarotonga zu arbeiten. Sie wurde um 8 Uhr hingebracht und um 4 Uhr wieder abgeholt. Die halbe Stunde, die ihr fuer ihren Lunch zustand, musste sie im Areal des Geschaeftes verbringen. Von dem Gehalt musste sie taeglich 29 Dollars fuer Kost und Logis an das Gefaengnis abgeben…. (Hier gebe ich keinen Kommentar ab)
Die Besitzerin des Ladens, eine gute Bekannte von mir, ist sehr zufrieden mit ihr und haette sie gerne an ihre weiteren verschiedenen Geschaefte hier verwiesen. Doch infolge des Gersetzes, ging dies nicht.
Vielleicht geht es jetzt. Sie will die naechsten sechs Monate weiter da arbeiten, da sie es als wunderbar empfand, dass sie trotz ihres Vergehens die Stelle bekam und sie nun Ihre Dankbarkeit ausdruecken moechte, dass ihr Gelegenheit gegeben wurde, in dem betreffenden Geschaeft zu arbeiten. Sie ist hier eine sehr tuechtige Boutique Verkaeuferin. Sie hatte und hat es nicht leicht. Wissen doch alle Bewohner der Insel Bescheid ueber ihre Tat. Aber sie ist nun frei und eine junge, schoene Frau von 34 Jahren
Viel Glueck fuer einen neuen Anfang!Moege das Schicksal etwas sanfter mit ihr umgehen.
Wir wuenschen es ihr alle.
Sie hat Plaene: Sie will weiter Soziologie studieren, um eine Sozialarbeiterin zu werden
Nachwort: Das war in 2010. Es kam dann alles anders…..Vielleicht erzaehle ich spaeter davon….
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.12.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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von Iris Bittner
Ich bin nur ein armer Poet
reime und schreib hie und da ein Gedicht.
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