Anna Steinacher

Unvergessener Mettengang

Unvergessen bleibt mir der Christmettengang vom Jahr 1965. Ich war 18 Jahre alt und hatte seit einigen Monaten einen Freund. Es war der Nachbarssohn sechs Jahre älter als ich und ist dann später mein Mann geworden.Mein Vater war sehr streng und unbeaufsichtigt durften wir uns nie treffen, aber es gelang uns doch ab und zu  ein paar  Minuten zu stehlen,das reichte dann gerade für ein paar scheue Küsse. Weihnachten war und wir überlegten wie wir doch am heiligen Abend eine Zeit für uns alleine herausschlagen könnten.Wir wollten uns ja auch heimlich etwas schenken. Unser Dorf war damals noch sehr klein mit 250 Einwohnern, heute sind es doppelt so viele. Somit wurde in unserer Dorfkirche keine Mitternachtsmette gefeiert. Heute haben wir allerdings auch unsere Christmette. Ich hatte die Idee ins Nachbardorf zur Christmette zu gehen nur wir zwei allein.Nun galt es unseren Vater zu überreden. Ich bettelte eine Zeitlang und da es sich um einen  Kirchenbesuch handelte willigte  er schließlich ein. Ich habe mir dann  Mutters Perlmutterrosenkranz heimlich zu leihen genommen. Jedes brave Mädchen hatte damals einen Rosenkranz bei sich. Meiner war mir an diesem besonderen Tag nicht gut genug. Aber Mutter hätte ihn mir nie geliehen wenn ich sie gefragt hätte, er war ein Erbstück von ihrer Oma.Ich steckte ihn in meine Manteltasche und Nachbars Alois holte mich um halb elf zu Hause ab. Wir mussten zu Fuß mehr als eine Stunde ins nächste Dorf gehen.Es war bitter kalt und gut dreißig Zentimeter Neuschnee  waren gefallen.Die Wege waren halbwegs  begehbar da ein  Pferdeschlitten schon vor uns ins andere Dorf gefahren war. Wir waren selig diesen Weg alleine gehen zu dürfen und haben uns ganz eng gehalten,von der Kälte haben wir nichts gespürt. Die Mette war herrlich mit Pauken und Trompeten und wunderschönem Chorgesang. Jedoch viel zu lange für meinem Geschmack. Wir durften damals ja nicht in den gleichen Kirchenstuhl, Alois schön auf der Männerseite ich gegenüber auf der Frauenseite.Unsere Blicke haben sich aber doch immer wieder getroffen und wir haben sehnsüchtig darauf gewartet dass die Mette endlich aus sei.Nun sind wir wieder den Weg zurück,schön langsam damit wir länger  beisammen bleiben konnten. Zu Hause wurden wir erwartet,Mutter hatte einen Tee zubereitet und wir sind noch etwas beisammengesessen. Nun musste ich die Gelegenheit abwarten um Mutters Rosenkranz zurückzulegen in das Nachtkästchen. Aber oh Schreck der Rosenkranz war nicht mehr in meiner Manteltasche. Ich hatte ihn verloren. Ich war ganz ausser mir,der wertvolle Rosenkranz der Mutter so viel bedeutet hat. Heimlich erzählte ich es meinem Freund, er versprach  am nächsten Tag den Weg abzugehen und ihn zu suchen.Es hat mir so leid getan und ich getraute mich nicht es Mutter zu sagen. Doch der Weg war umsonst er fand ihn nicht. Nach einer  Zeit ist der  Rosenkranz dann doch noch aufgetaucht. Ich hatte ihn in meiner Verliebtheit  dem Freund in die Rocktasche gesteckt ohne zu denken,wie es so ist wenn man verliebt ist. Als er den Rock wieder einmal in Gebrauch nahm hatte er den Rosenkranz in der Tasche,für mich war es fast ein Wunder weil ich ihn schon ganz verloren glaubte.Da habe ich es Mutter gebeichtet, sie war nur froh dass sie ihn wieder hatte. Übrigens ich habe damls an diesem heiligen Abend meinen ersten Ring bekommen mit einem schönen roten Stein ich trage ihn heute noch. Wir galten von da an als verlobt. Haben 1968 geheiratet und sind immer noch ineinander verliebt.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.12.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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