Ricarda-Christa Prinz

Das 11. Gebot - du darfst nicht lieben....

Das 11. Gebot - du darfst nicht lieben....
 

Jeden Sonntag besuchte sie die Kirche, in der Hoffnung, hier ihre verlorene Kraft - und neuen Mut zu finden. Der Glaube sollte ihr helfen, sie zu trösten, sie aufzufangen, für geschehene Ereignisse.
Der Verlust ihres Ehemannes, war noch immer allgegenwärtig - obwohl sein Tod schon lange her war.
Sie trat in den Kirchenchor ein und ragte ein wenig hervor, durch ihre schöne Stimme.
In der Kirche fand sie eine Aufgabe, sie fühlte sich als Teil der Heiligen Mission - so erhielt sie Anerkennung und wurde aus ihrer Einsamkeit - herausgezogen.
Gab es Veränderungen, Beschwerden oder Sonstiges von den Kirchenbesuchern zu beklagen, so setzte sie sich für die Gemeinde ein und trat durch diese Bemühungen, mit dem Pastor in Verbindung. Sie schrieb die Bitten der Gemeinde nieder und übergab diese dem Pastor.
An einem Tag geschah es, dass der Pastor sehr krank wurde und die Kirche erhielt von den Jesuiten, einen Pater als Ersatz. Nun war der Pater ihr Ansprechpartner, für das Wohl der Gemeinde.
Die Blicke der Beiden trafen sich häufig - und auch - zuviel....
Irgendwann, sah sie nicht mehr nur den Pater in ihm - und er - nicht nur die Chorsängerin, die sich auch, um die Gemeinde sorgte.
Nur einziges Mal, besuchte er sie offiziell zu Hause, zu Kaffee und Kuchen - als Diener Gottes.... was durchaus nicht verboten war.... doch dass, was verboten war, trugen sie beide schon längst in sich : die Liebe zueinander.
Es ging nicht darum, etwas Verbotenes zu empfinden oder zu tun, es ging um die hilflose Suche, nach einer Lösung für die Gefühle.... die die kath. Kirche verboten hatte.
Von nun an, sahen sie sich nicht nur in der Kirche - so auch heimlich in der Nacht - als "Menschen".... als Menschen, mit den natürlichen Bedürfnissen - der Liebe.
Nach ungefähr 6 Wochen, konnte der ursprüngliche Pastor sein Amt wieder antreten und der Pater ging zurück, in seine Kirchengemeinde. Da diese nicht weit entfernt war, beschloß er, die Frau, die er liebte - mitzunehmen und er brachte sie in seinem Kirchenchor ein.
Sie konnten sich nicht mehr trennen - aber ebenso, durften sie auch nicht in der Öffentlichkeit zueinanderstehen. Der Pater liebte seine Mission, er war in Leidenschaft gebunden für sein Amt und er predigte gern weltoffen.... etwas, dass viele Kirchenbesucher anzog - und begeisterte.
Es heißt, wo er predigte, da füllten sich die Reihen in der Kirche.... doch dieses, blieb nicht seine einzige Leidenschaft - denn er liebte "Sie" ebenso, wie seine Mission.
In der Zeit der 50er und 60er Jahre, mussten die Leute besonders vorsichtig sein, denn tratschende Frauen, schienen in Mode. So trug es sich zu, dass ihre "Heimlichkeit" unter enormer Anspannung litt, aber keine Gefahr für eine Trennung darstellte - noch nicht....
Nachts schlich er durch das Treppenhaus, um in ihrer Nähe sein zu dürfen.... eine Nähe, die ein absolutes Verbot war und das Ende, seiner geliebten Mission in der Kirche, bedeuten könnte.
Doch es war die kath. Kirche - die nicht verstand und nicht begreifen wollte.

Jeder Mensch hat das natürliche Recht ! - die Liebe erfahren und mit ihr leben zu dürfen.

Nun - für den Pater und die Chorsängerin, gab es keine realistische und vernünftige Lösung.... für nur eines von beiden, konnte und wollte - er sich nicht entscheiden, denn er liebte sein Amt - und die Frau.... jedoch beides, durfte er nicht haben.
Die Zeit verging - und das heimliche, aneinander geklammerte Paar, wurde nun mit einer weitaus schwierigeren Situation konfrontiert... : Der "Beweis" ihrer Liebe.
Sie erwartete ein Kind.
Freude und Angst, waren schon lange ihre Begleiter, doch der Pater, kämpfte mehr mit der Angst, als sie........ und so hatte sie plötzlich den Eindruck gewonnen, er wolle sich aus Furcht - von ihr abwenden - einfach absetzen.
Die Regeln, die ihm von der kath. Kirche, bestens bekannt waren, nahmen als Druck ein Ausmaß an - sodass er weder klar denken, noch in Emotionen entscheiden konnte. Er verhielt sich wie ein Flüchtling - wie ein panisches Tier und vergaß darüber hinaus, alle Liebe zu dieser Frau.
Sie brachte zu Hause mit der Hilfe einer Hebamme, eine Tochter zur Welt...
Später, als er das Kind sah, sah er nicht seine Tochter in diesem Kind.... sondern die Gefahr.... dennoch konnte er Mutter und Kind, nicht sich selbst überlassen - denn unter dem gewaltigem Deckmantel der Angst, lag noch immer die Liebe....
Ihm wurde bewusst, dass es endlich einer Entscheidung bedarf. Die Zeit hatte Vertrauen und Erkenntnis gebracht - einen Weg zu betreten - für den es Zeit wurde, ihn zu gehen....
Er stellte sich der kath. Kirche - trat hervor, aus der heimlichen Dunkelheit, seiner "traurigen" Liebe.... und gestand die Liebe zu einer Frau.
Er konnte fühlen, wie die Blicke ihn verurteilten und ihn mit Sünde bekleideten. Er fühlte sich, als hätte er etwas ganz "Schreckliches" getan - als wäre er pervers, weil er eine Frau liebte.... wie konnte er nur!!!
Verband, ausgesetzt und beschmutzt - so sah es die kath. Kirche - er musste sein geliebtes Amt sofort niederlegen und sogar die Stadt verlassen, damit die Gemeinde, nichts von dieser abnormen Geschichte erfuhr.
Erleichtert, aber zugleich sehr tief verletzt, verließ er den Ort, der Heilig genannt wurde und es doch noch nie gewesen war....
Er hatte nicht mehr das Recht, sich Pater zu nennen oder vor der Gemeinde zu predigen....

Die kath. Kirche, verlor an jenem Tag, einen außergewöhnlichen Prediger - einen Prediger - der auch ein Mensch war....

Es würde meine lieben Tanten und meine süße Cousine nicht geben, wenn die kath. Kirche, von Beginn an, mit ihrer "perversen Einstellung" über das menschliche Leben, gewonnen hätte....

Eigene Anmerkung:
( abgesehen von meiner Geschichte)


Die Abstinenz und das Zölibat, sind menschlich betrachtet, völlig absurd.... und sie können nur zu größeren Schäden führen - denn der Mensch hat Bedürfnisse - und sucht sich immer einen Weg, um seine Bedürfnisse zu erlangen oder zu stillen....

 

Pax vobiscum!


 

 








 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.01.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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