Nina Mallée

Stammhalter und Penisträger oder Muttis Liebling

Stammhalter und Penisträger oder Mutti’s Liebling...?
 
Die Spezies „männliche Nachkommen“ auch Stammhalter, Kronprinz oder schlicht Sohn genannt, treibt in der heutigen Zeit immer obskurere Blüten...
Während sich die einen schon im zarten Alter von maximal drei Jahren blendend darauf verstehen, alle Mitglieder des Haushalts – insbesondere die weiblichen – herumzukommandieren und nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, sind die anderen selbst wenn sie kurz vor der Verrentung stehen, noch nicht einmal in der Lage, sich einen Topf Spaghetti zu kochen, ohne dabei das Wasser anbrennen zu lassen, geschweige denn, selbständig eine Waschmaschine zu bedienen.
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr...“, heißt es etwas spröde in einer alten Bauernweisheit, aber so ganz weit hergeholt ist diese Erkenntnis nun doch nicht.
Dass Hänschen schon vom ersten Tag an die Hosen an hat, ist sonnenklar, denn er ist ja der Stammhalter der Familie, und die Eltern sind mächtig stolz, auf ihren Ableger.
In erster Linie vor allem die Väter, denn es sind ja zu 90% ihre Namen, die so weitergegeben werden. Vater liest Hänschen also jeden Wunsch von den Augen ab, und wenn Mutter einen zaghaften Einwand erhebt, wird ihr gleich über den Mund gefahren, mit dem Argument, dass ihre Liebe doch „bedingungslos“ sein muss. Bedingungslos heißt aber nicht hirnlos, und auch wenn Mutter sich schon mit Entsetzen ausmalt, wie schwer es ihr Nachwuchs später im Berufsleben haben wird, wenn er mit der Einstellung „Mir gehört die Welt, und alle warten nur auf mich“ daher kommt – sie kann nichts tun.
Vater – zur Zeit offenbar in der Midlife-Crisis – lässt seinen Macho-Allüren mit jedem Lebensjahr immer öfter freien Lauf, und der Filius lernt daraus.
So entstehen Paschas.
In dem Bewusstsein, dass sie ja etwas ganz Besonderes sind und mit Vater als Lehrmeister entwickelt sich der Herr Sohn zum eitlen Gockel, der nichts anbrennen lässt und über alles herfällt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Obwohl er im Grunde ein Schreckgespenst für jede einigermaßen emanzipierte Frau ist, hat er mit seiner Masche erstaunlich viel Erfolg – wenn auch meistens nur auf kurze Sicht. Was ihn allerdings im Normalfall auch nicht weiter stört, denn er l(i)ebt ja nach dem Motto „Einmal ficken, weiterschicken“
Sollte er sich allerdings wider Erwarten einmal richtig verlieben und wird dann von seiner großen Liebe – nach deren Verlust der rosaroten Brille – abgeschossen, versteht er die Welt nicht mehr.
Das unerschütterliche Selbstbewusstsein, dass er in mühevoller Kleinarbeit und mit Vaters Hilfe über Jahre hinweg aufgebaut hat, knickt mit einem mal ein, wie ein Kartenhaus.
 
 
Hat Hänschen allerdings zwar von Anfang an die Hosen an, wird aber von Mutti auf den Thron gehoben, der eigentlich Vater gebührt, wird selbiger irgendwann das Weite suchen und Mutter mit ihrem Kronprinzen allein zurücklassen.
Macht aber nix, denn im Bett lief es in letzter Zeit ohnehin nicht besonders, und Mutti hat ja ihren kleinen Prinzen zum Liebhaben. Dementsprechend umsorgt und verhätschelt, ist Sohnemann selbst im stolzen Alter von 22 noch nicht willens oder in der Lage, sich seine Bürostulle selbst zu schmieren, geschweige denn, den Müll rauszutragen oder ein Hemd zu bügeln. Am PC ist er die Nummer 1, im Haushalt eine absolute Niete.
Wozu also sollte sich Filius eine eigene Wohnung suchen? Hotel Mama: preiswert und bequem. Aber nur solange Mutti keine unbequemen Fragen stellt, sobald sich einmal Damenbesuch ankündigt...
Was im Übrigen selten genug der Fall ist.
Im Internetchat mit manipulierten Fotos zum Womanizer der besonderen Art gestylt, folgt die Ernüchterung spätestens nach dem ersten Besuch – der dann meist auch der letzte bleibt.
Unter Mutter’s Argusaugen, wenn diese mit selbstgemachtem Apfelkuchen zum Kaffee bittet, fühlt sich die Auserwählte schon vom ersten Augenblick an wie ein Schaf, dessen Marktwert gerade abgeschätzt wird, bevor es zur Schlachtbank geführt wird.
Für Mutters kleinen Prinzen ist eben keine Prinzessin gut genug!
Wenn dann auch noch der zaghafte Versuch, sich zurückzuziehen, scheitert, weil Mutter mit der frisch gewaschenen und gebügelten Feinripp-Unterwäsche ins Zimmer platzt, ist sonnenklar, dass die Herzensdame just an diesem Tag noch einen dringenden Termin hat. Auf deutsch: sie will ihre Haut retten. Ihren email-Account wird sie schließen und so auf nimmerwiedersehen aus Hänschens leben verschwinden, der ja jetzt eigentlich ein Hans ist.
Hänschen ist unendlich traurig, aber mit Muttis Hilfe hat er sich bald von diesem Schicksalsschlag erholt, denn er wird ja immer Muttis Liebling bleiben. Und so wird aus einem Hans ein Hanswurst.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.01.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Epilepsie – was ist das eigentlich? Gute Frage... denn wie ich immer wieder mit Entsetzen feststellen musste, wussten selbst ein Großteil der von mir und anderen Betroffenen konsultierten Neurologen keine vernünftige Antwort darauf, geschweige denn Allgemeinmediziner jedweder Art und erst recht nicht Otto – Normalverbraucher. Völlig außer Frage steht, dass Epilepsien oft mit geistigen Behinderungen einhergehen, was aber nicht heißt, dass das eine mit dem anderen gleichzusetzen ist. Dieses Buch soll deshalb auch nicht als medizinisches Handbuch dienen, sondern lediglich als ein Beweismittel, dass es auch anders geht, wenn man nur will oder allenfalls eine Art Gebrauchsanleitung für den Umgang mit solchen und ähnlichen Problemen. Es sind, wenn man so will, Geschichten aus dem wahren Leben, die ich hier beschreibe und Konfliktsituationen, für deren Bewältigung sich mal eine mehr, mal eine weniger elegante Lösung findet.

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