Reinhard Bergs

GEDANKEN VOM ALTEN FRITZ ODER QUO VADIS DEUTSCHLAND


Bin wieder mal aus meine Gruft gestiegen, weil ich vom lieben Gott vernommen, in Berlin meiner ehemaligen Preußenresidenz hat eine famose Truppe am Regierungstisch Platz genommen.
 
Wahl 2009, wahr werden sollte ein Traum oder doch nur ein Alptraum!?
 
Die Wahl, was für ein Fanal, Schwarz – Gelb hat sie gewonnen. Es kam wie es kommen musste, die Westerwelle schwappte über, so kamen sie zusammen über die Mehrheitsschwelle rüber.
 
CDU/CSU & FDP bildeten ein Dreigestirn, oder auch eine Trinität (Dreifaltigkeit).
 
Buchstabieren wir:
 
 C = hamäleon C = haos F = ragment
 
D = esillusion  S = eehofer  D = reistigkeit
 
 U = ntauglichkeit     U = nruhe P = arem et circensis
 
Als alter Preußenkönig leg ich die Stirn in Runzeln. Laß det Theater an mir vorüber ziehen, hoffentlich vergeht mir dabei nicht das Schmunzeln.
 
Als Dreigestirn mit Narrenkappen und auch mit Augenklappen, machen sie Politik. Politik für wen? Lassen wir die Frage an dieser Stelle im Raume stehen.
 
Der Vorhang geht nun auf, das Stück nimmt seinen Lauf. Ein Weibsbild an der Spitze, namens Angela Merkel. Als Kanzlerin schritt sie voran und alle anderen im Gleichschritt hintendran.
 
Bevor das Märchen beginnt, jeder Minister sich vorstellt geschwind.
 
Als erstes betritt die Bühne die Kanzlerin:
 
Ich bin Angela Merkel. Mein Mädchen sagte Kohl zu mir und nahm mich jung an Jahren in sein Kabinett. In Hamburg geboren im Osten gelebt. Ich bin somit der erste Wossi, so man es versteht. Ich machte einen mächtigen Karrieresprung, vom einst FDJ-Sekretär zum Minister im Bund. An dieser Stelle sei mir die Bemerkung gestattet, in meiner Vita ist der FDJ-Sekretär längst bestattet.
 
Ach ja Bund, es wurde mir irgendwann zu bunt. Nach höherem fühlte ich mich berufen. Schielte ab und an zum Kanzler hin. Wenn ich es nur wäre, dies war mein Traum, das hätte Sinn. Es kam der Tag, den „Dicken“ aus der Pfalz ich mit Charme habe abserviert. Habe mich dabei nicht mal geniert. So kam es wie es kommen sollte, alle Hindernisse ich aus dem Wege rollte. Arschkriecher reihten sich flugs ein, denn in meiner Aura fühlte man sich recht fein.
 
Gerade war die Ehe mit den  SPD – Genossen verflossen, habe ich nun den Bund mit den Gelben geschlossen. Als mächtigste Frau auf Gottes Erden hat man mich ernannt.
 
Meine Minister waren mündig, ich ließ ihnen freien Lauf, produzierten zum Teil Mist zu Hauf. Regieren war des Wählers Auftrag, aber es war mehr ein agieren. Von den Finanz- und Wirtschaftsbosse im Lande ließ ich mich dirigieren.
 
Die Dummen waren am Ende die Kleinen, sie mussten die Zeche zahlen mit ihren Scheinen. Die Großen blieben ungeschoren, konnten sich weiter auf den Märkten der Lust austoben. Jonglierten weiter mit den Milliönchen, die Börse war ihr Spielplatz. Bis wieder mal die Bombe platzt.
 
Guido Westerwelle – Vizekanzler a. D. & Außenminister
 
Die Kanzlerin tritt ab, mit flottem Schritt folgt Guido W.
 
Ich, Guido der Heilsbringer, schaffte wovon ich immer träumte. Durfte mich als Vize neben die Kanzlerin setzen und konnte auch das Außenamt besetzen. Als oberster Diplomat ich würdig unser Land vertreten sollte. Den Erdball ich um düste, manchen Freund ich an Bord begrüßte.
 
Die Diplomatensprache ist das Englisch. Ich beherrsche sie prächtig, soll heißen, prächtig schlechtig. In Deutsch sind mir zu stellen von der Journale die Fragen, sonst empfinde ich Unbehagen.
 
Dann kam der Tag, mein Gesicht wurde fahl. Befragt wurde die Wählerschar. Au weh, vor dem Komma stand eine fünf als Zahl für meine geliebte FDP. Zu allem Übel kippte man über mich den Unmutskübel. Übel hin und Übel her, ich negiere die Zahl, denn 2013 ist ja erst die nächste Wahl.
 

 
Rainer Brüderle – Wirtschaftsminister a. D.
 
Es drängt nach vorn der Brüderle, Rainer. So richtig verstehen wird ihn keiner.
 
Mein Name ist Brüderle. Als Kind wurde mir ständig das Lied „Brüderlein klein…“ vorgesungen. Man meint, deshalb hätte ich Schaden genommen. Meine Sprache deutet darauf hin. Was ich von mir gebe hat oft wenig Sinn.
 
Als  „Wirtschaftsexperte“ versteh ich mich. Ich sag es kurz in einem Satz, nicht im Wirtschaftsamt sondern in der Weinwirtschaft ist mein liebster Platz. Die Wirtschaft rollt auch ohne mich. Stell mich ab und an ins Rampenlicht und spiele den XXL – Wirtschaftswicht.
 

 

 
Phillip Rößler – Gesundheitsminister/Wirtschaftsminister
 
Ich bin der Rößler zart und klein. Bin aus Vietnam und fand in Deutschland mein neues Heim. Als Migrant lebe ich vor wie man sich integriert und in hohe Ämter sich insistiert (drängt). Die Gesundheit hatte ich mir auserkoren. Das Krankheitssystem zu reformieren war mein Wille. Die Lobbyisten waren stärker, ich schluckte so manche bittere Pille. Was kam zum Schluss heraus? Den Menschen  musste ich offerieren, ich wollte ja reformieren. Auf tat sich aber ein tiefes Loch, in welches fiel die Gesundheit. Der kleine Mann war angeschmiert, in seine Taschen griff ich rein. Die Lobbyisten sangen im Chor, Rößler läßt uns außen vor. Millionen in unsere Taschen fließen, der kleine Mann kann den „Standard“ genießen. Habe ab und an einen lockeren Spruch parat, nach kabarettistischer Art.
 
Ursula von der Leyen – Arbeits- & Sozialminister
 
Politik war immer schon mein Hobby. In Niedersachsen hatte ich meine Lobby. Dann rief die Kanzlerin mich an, in Berlin kann ich übernehmen einen Posten im Regierungsstamm. Als Familienministerin ich auserkoren, weil ich wohl sieben Kinder geboren. Bin dann ins Amt für Arbeit & Soziales. Verteile hier Almosen an Hartz IV und die Arbeitslosen.
 
Mein Markenzeichen – Dauerlächeln. Versprühe Optimismus pur. Für jede Talkshow bin ich ein Gewinn, denn mein Plappermäulchen steht nicht still. Nehme oft Platz bei Anne Will. Verkünde meine Tugenden und verdrehe Zahlen wie ich will. Die Linken pinkeln mir ans Bein, behaupten meine Zahlen wären nur Schein.
 
Sein oder Schein, das ist die Frage. Mir stellt man kein Bein, auch wenn ich Kritik schwerlich vertrage. Manchmal gerate ich in Glut, bevor das passiert, mache ich die Bühne frei für unser echtes blaues Blut.
 
Freiherr von und zu Guttenberg – Verteidigungsminister a. D.
 
Bin als Blaublut in Franken geboren. Zum Regieren hat man mich auserkoren. Ins Kabinett als CSUler übernahm ich zuerst im Wirtschaftsamt das Ruder. Als die Verteidigung in Schieflage geriet, stand ich Gewehr bei Fuß. Um es in der Sprache der Militärs zu sagen, ich wagte den entscheidenden Vorstoß. Nach anfänglichen Querelen, an den Kragen ging es einigen Generälen, hatte ich das Steuer fest in der Hand. Da packte mich der Mut, die Bundeswehr zu reformieren, das wäre gut. Will sagen, wäre Gut-tenberg!
 
Aber nicht nur Mut, auch mein Äußeres ist gut. Von Kopf bis Fuß bin ich stets gut drauf. In der Gunst der Wähler steh ich ganz vorn. bin Deutschlands beliebtester Politiker, das ist enorm. Sollte es mit der Kanzlerin mal nicht mehr klappen, geh ich an Bord und beerbe die Kanzlerin sofort. Die Rolle als Sonnenkönig könnte mir gefallen, die Krone setz ich mir auf.
 
 Genug geträumt, der Schäuble rollt jetzt raus.
 

 
Wolfgang Schäuble – Finanzminister
 
Ich geb es zu, oh welche Tücke, ich habe eine Erinnerungslücke. Mit mir hat man den Bock zum Gärtner gemacht.
 
Soll irgendwann Ein-hundert-tausend DM in fremden Taschen verschwinden lassen. Nichts desto Trotz, ich der Wolfgang stand schon oft im Rampenlicht. Unterschrieb den Einigungsvertrag Potz Blitz. Als Minister bin ich erfahren, diente unter Kohl in jüngeren Jahren. Jetzt bin ich Herr über die Milliarden. Will jemand Money haben, muss er mich erst fragen. Doch oh je, Milliarden hin und Milliarden her das Schuldensäckchen das wiegt schwer.
 
Steuern müssen sprudeln, dann können wir auch wieder mehr verjubeln. Wie krieg ich die Finanzen in den Griff, Milliarden schlummern in den Steueroasen, sehe im Traum nur noch Geldblasen. Blasen hin und blasen her, jetzt folgt der de Maiziere.
 
Thomas de Maiziere – Innenminister/Verteidigungsminister
 
Bin Thomas und komme aus Sachsen, meinem zweiten Heimatland. Bei König Kurt ich im Sachsenkabinett diente. Man munkelte, dass ich ein höheres Amt verdiente. Der Tag er kam, Angela war am Apparat, ich stand parat. Den Innenministerposten sie mir fast die Stimme etwas verschlug.
 
Polizei, Integration und auch der Sport gehörten zu meinem Ressort. Ich mache keine Hektik und keinen Stress, das Plappern ich anderen überlass. Die Kanzlerin weiß, auf mich ist immer Verlass. In der Ruhe liegt die Kraft, selten mich das Ministeramt schafft. Nun mache ich mich schnell vom Acker, natürlich von der Bühne, der Rest des Kabinetts bittet vielleicht um Sühne.
 
Den Vortritt hat die holde Weiblichkeit.
 
Zuerst betritt die Bühne die Dame mit den meisten Buchstaben im Namen: Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine. Die Justiz ist meine Schiene. Ich habe schon unter Kohl gedient und mir meine Sporen verdient.
 
Aus Bayern kommt die nächste Dame: Ilse Aigner soll die Verbraucher schützen. Vor Spielzeug, Internet und den  Lebensmitteln, die nur so Gift verspritzen. Auch die Bauern lasse ich nicht im Regen sitzen.
 
Jetzt kommt das Küken in der Ministerriege: Aus Hessen trat an die Schröder, Christine. Familienministerin nennt sie sich. Vertritt die Familien, die Jugend und auch die Alten. Was soll man von dieser Entscheidung halten? Sie bleibt auf der Bühne stumm, denn ihre Bühnenzeit ist rum.
 
Aus Baden-Württemberg flog sie ins Kabinett wie ein Schwan, die Anette Schawan. Die Bildung ist ihr Ressort. Die deutsche Sprache der Jugend zu vermitteln tut not. Das Bildungsniveau zu heben, die Lernbegierde zu wecken, lass ich mich da von Pisa necken. Ich muss nur wieder die alten deutschen Tugenden erwecken. Will ja nicht beim alten Fritzen anecken.
 
Wir Weiber haben unseren Part gespielt, jetzt kommt der Rest mit oder ohne Bart.
 
Last but not least, wer zuletzt kommt der genießt.
 
Der Mann für alle Fälle, ich stell ihn vor auf der Stelle: Röttgen, Norbert in der Umwelt sich betätigt. Atomkraft hin oder her. Der Ausstieg muss mir gelingen, aber die Energielobby gemeinsam mit Brüderle schlägt eine scharfe Klinge. Ich habe viele Sympathien, bin auch sehr gescheit, den Kanzlerposten zu übernehmen wäre ich bereit.
 
Jetzt tritt ins Rampenlicht der Bajuware Ramsauer, Peter. Für den Verkehr ist er auserkoren. Soll aber auch den Aufbau Ost mit besorgen. Viel Initiative entwickelt er nicht. Wenn er auch mitten im Osten auf der Regierungsbank sitzt, er lieber schnell mit dem Flieger oder dem Auto Richtung Bayern flitzt.
 
Den Schlusspunkt setzt Dirk Niebel. Für die Entwicklungsländer bewegt er die Hebel. Die eigene FDP wollte dieses Ministeramt streichen, doch die Kanzlerin stellte die Weichen. Habe mich wacker geschlagen, das Amt stößt mir auch nicht auf den Magen. Ab und an ich auch in Talkshows sitz, mache über die Roten und die Grünen einen Witz.
 
 Nun schließt  sich der Vorhang und beendet das Komödchen.
 

 
Der alte Fritz gibt zu guter Letzt zum Besten ein Anekdötchen.
 
Nun steh ick hier, ick verflossener Greis. Bin aus meine Gruft gestiegen auf Gottes Geheiß. Wat musste ick mir ansehen in Deutschlands Reich. Eene Spaßgesellschaft ist es geworden, dafür gibt’s keenen Orden. Die Ministerriege ist nur aus dem Westen, sie haben sich auf ihren Stühlen festgesessen, den Osten haben sie wohl ganz vergessen. Es scheint nach zwanzig Jahr gibt’s immer noch Defizite, det is mir nicht klar. Ach so, ick mache Korrektur. Die Kanzlerin aus dem Osten steht der Regierung vor. Nun steig ick wieder in meine Gruft, wollte verbreiten ein wenig vom verflossenen Preußenduft. Ach so, wat mir erfreute, det deutsche Land hat wieder 16 Fürstentümer heute. Nur Preußens gibt et nicht, schade, da druff wäre ick erpicht. Nun endlich geh ick aber ab ins Grab, bevor ick doch noch uff Gottes Erden verzag. Sanssouci ist und bleibt mein Refugium, ab und an drehe ick mir mal wieder im Grabe um‼!
 

 

Die Frage bleibt im Raume stehen „Quo vadis Germany“, lasst nicht die Lichter ausgehen.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.01.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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