Yilmaz Özdemir

Der Superguy

 

Das Urteil I


 

Im ersten Senat des Bundesstrafgerichtshofes ist es relativ still. Die Presse wartet angespannt draußen vor dem Anhörungssaal und einzelne Reporter schließen bereits Wetten über das zu verhängende Strafmaß ab. Andere dagegen richten sich vor ihren Kameras mit den Mikrofonen in den Händen und berichten über den bisherigen Verlauf der Verhandlungen und wie das Urteil lauten könnte. Neben ihnen stehen Experten, die Auskünfte über vergleichbare Prozesse geben und selbst Schlussfolgerungen ziehen. Im Anhörungssaal sitzen bereits seit Stunden neben den Prozessbeobachtern auch viele Beteiligte, Nebenkläger, dem Oberstaatsanwalt auch die Verteidigerin. Auf der Anklagebank sitzt ein Mann mit 25 Jahren, dem man sein Alter nicht erkennt. Ganz regungslos. Seine hellbraunen Haare sehen aus, als ob sie gerade Monate nicht gewaschen wären und völlig durch gewirbelt. Mit seinen Fingern scheint er irgend etwas auf den Tisch zu zeichnen und spricht dabei immer wieder „One, two hire and fire! One, two hire and fire! One...“. Auch als der oberste Richter John Mac Ryan den Saal betritt und alle Anderen aufstehen, um ihm die Ehre zu erweisen, bleibt der Angeklagte sitzen und murmelt weiter vor sich hin. Doch John Mac Ryan lässt sich nicht davon beeindrucken. Er hat schon lange Jahre als Richter gearbeitet und seinen Titel als Professor für Strafrecht hat er nicht umsonst bekommen. Außerdem ist er einer der bekanntesten und angesehensten Richter der Nation. Zielgerichtet geht John Mac Ryan zu seinem Richterpult, setzt sich hin und gibt das Zeichen dafür, dass sich die Anderen auch setzen dürfen. Sein Urteil ist ihm nicht leicht gefallen. Deshalb hat er sich vorab mit seinen Kollegen abgesprochen, um Revisionsansprüchen vorzubeugen. Die Mappe in der das Urteil vorgefasst ist, hat er direkt mitgebracht und liegt auf dem Tisch. Doch bevor Richter John Mac Ryan die Mappe öffnet, schaut er noch einmal kontrollierend durch den Saal und fragt den Gerichtsdiener, ob alle anwesend seien. Hiernach verkündet er seinen Urteil:„ Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil: Dem Angeklagten werden zwölffacher Mord aus niedrigen Motiven zur Last gelegt. Die Oberstaatsanwaltschaft sowie die Nebenkläger beantragen eine Höchststrafe mit dem dauerhaften Freiheitsentzug und Vollzug der Exekution nach § 859 StGB. Die Verteidigung beantragt eine Minderung des Strafmaßes aufgrund der vorgelegten Gutachten auf lebenslängliches Freiheitsentzug mit psychologischer Betreuung, jedoch mit Höchstmaß von 50 Jahren.

Den Anträgen der Kläger und Oberstaatsstaatsanwaltschaft werden stattgegeben und der Antrag der Verteidigung wird abgewiesen. Der Angeklagte wird mit der momentanen Höchststrafe eines dauerhaften Freiheitsentzuges und der Exekution in einer Vollzugsanstalt verurteilt. Zusätzlich wird seine Unterbringung in einer Vollzugsanstalt für extrem gefährliche Kriminelle angeordnet. Die Verteidigung konnte durch die vorgelegten psychologischen Gutachten den obersten Strafgerichtshof nicht davon überzeugen, dass der Angeklagte psychische Schäden hat. Eher im Gegenteil. Die Morde, die begangen wurden, hat der Angeklagte bewusst und wie durch den Oberstaatsanwalt dargelegt, aus niederen Motiven begangen. Eine Revision ist ausgeschlossen. Das Urteil ist rechtskräftig und wird schriftlich zugestellt. Die Verhandlung ist abgeschlossen.“

„Dan? Bist Du das? Du Verdammter Mistkerl! Ich bringe Dich um!“, schreit der Angeklagte, als die Polizisten versuchen ihn von seinem Stuhl zu heben.

Eine Aufruhr bildet sich. Einige Nebenkläger rufen zum Angeklagten: „Mörder! Mörder! Schmore in der Hölle!“

Zwischen den ganzen Prozessbeobachtern sitzt eine Frau, die völlig in sich gesackt ist und in Tränen ausbricht. Neben ihr eine junge Frau, die sie umklammert. „Weine nicht Mum. Weine nicht. Er ist unser Tom. Und er wird unser Tom bleiben.“

 

 

1. Der Superguy


 

„Hi Mum, hi Dad, nun bin ich schon seit mehr als sechs Monaten in diesem verdammten Ort und habe mich gerade eingelebt, wenn man das so sagen kann. Aber macht Euch keine Sorgen. Ihr kennt mich ja. Ich bin kein Typ, der sich unterkriegen lässt und schon gar nicht von diesen Typen da. Erst gestern habe ich drei von denen erschossen. Ihr könnt richtig Stolz auf mich sein. Ja, mein Lt. sagt, dass ich was drauf hätte, weil ich schon 12 Köpfe auf meinem Helm habe. Doch am liebsten hätte ich mehr. Aber lassen wir das. Wie geht es eigentlich Amily? Ist sie immer noch mit dem Frank befreundet? Ach, wie ich sie und Euch vermisse. Ihr werdet es nicht glauben, aber seit unserem Gespräch von Vorgestern, hatte ich mal das Bedürfnis Euch zu schreiben. Auch unseren Garten mit dem Barbecue vermisse ich, wo wir im Sommer fast jeden Abend mit den Nachbarn gegrillt hatten. Was machen eigentlich die Clarisons? Ist Mr. Clarison immer noch wütend auf seinen Sohn Rob, weil er nicht auf College gegangen ist, sondern direkt nach der High aufgehört hat? Bitte seid mir nicht sauer, wenn ich Euch mit Fragen in meinem Brief durchlöchere. Ich möchte nur wissen, dass es Euch gut geht. Macht Euch keine Sorgen um mich. Mir geht es gut. Die Army kümmert sich gut um mich. Außerdem sind wir die 17 Guys. Wir passen auf uns alle auf. Grüße nach Brannington, Euer Tom.“

Kaum hatte Tom seinen Brief abgeschlossen, blickte ihn sein Kumpel lächelnd an, der neben ihm saß. „Na, ein Brief nach Hause?“ „Ja klar! Wohin denn sonst? Vielleicht solltest Du auch einen schreiben Dan!“, erwiderte Tom, als er den Zettel liebevoll knickte. Nein, er faltete keinen Brief, sondern eine Hand voll Erinnerungen und blickte diese zärtlich an. Konnte es sein, dass so ein harter Soldat, so weich werden konnte? „Ich? An wen? An meine Mutter, die mich mit 10 Jahren verlassen hat oder meinen Vater, der uns besoffen geschlagen hat? Hier bin ich glücklich. Kein Familiencrash, kein Drama! Nur Gut gegen Böse.“ „Stimmt! Wir gegen die heimtückischen Mistkerle, die nichts anderes im Sinn haben, als feige Bomben zu legen. Außerdem können sie ja auch nicht richtig kämpfen, diese Typen!“, sagte aufgeregt Tom, holte sich aus seiner Brusttasche eine Packung Zigaretten mit Feuerzeug und steckte sich eine an. Atmete den ersten Zug tief ein, schloss dabei die Augen „Weißt Du, manchmal frage ich mich, wozu wir hier überhaupt da sind. Die würden sich ja sowieso selbst bombardieren in diesem Drecknest.“ „Du weißt doch ganz genau wozu wir hier sind! Um die Demokratie zu schützen und zu bewahren!“, rief Patrick dazwischen, der immer alles besser wissen wollte. „Unsinn! Wir sind hier, weil doch die Politiker nichts besseres in der Hand haben. Wir sind politisches Kanonenfutter. Ich sage Dir mal eins Patrick: Jeder Politiker ist käuflich und er verkauft nicht nur sich selbst, sondern auch sein Land mit dessen Ideen. Deshalb schieße ich auf jeden, der keinen Helm trägt, damit wir hier überleben können.“, antwortete Tom und zog weiter an seiner Zigarette. Dann lehnte er sich zu seinem Hintermann, der nur „Hey Tom, was soll denn das?“, fragen konnte, steckte seine rechte Hand in die Tasche, holte eine Digitalkamera heraus und legte sie auf den Tisch. Dafür, dass sie gerade einmal acht Monate alt war, sah sie schon recht gebraucht aus, weil sie richtig verstaubt war und überall an ihr Armyzeichen abgebildet waren. „Hast Du da etwa?“, fragte Dan. „Natürlich! Schaut Euch mal an! Ihr werdet Euch wundern, welche Trophäen ich fotografiert habe!“, sagte Tom. Sofort schnappte sich Dan die Kamera und schaute sich die Fotos an. „Hey, das ist ja heavy! Du bist ja echt crazy!“ Kaum hatte Dan dies gesagt, versammelten sich die Anderen um ihn herum, um sich die Bilder anzuschauen. Nur Tom blieb ruhig sitzen und zündete sich eine Zigarette.

Plötzlich waren von weitem Schüsse zu hören. Das war aber nicht unüblich. Sie blickten kurz hoch, dann aber wieder zu der Kamera. Als die Schüsse aber immer lauter wurden und zu den Schüssen sich Kanonen gesellten, wurden Tom und seine Freunde etwas unruhiger. Hektisch lief der Lt. Octen rein „ Alles an die Waffen. Talibanangriff vom Westen! Den Angriff abwehren mit allen Mitteln Guys!“ Prompt standen alle nicht nur auf, das Zelt, in dem eben noch gelacht, diskutiert und Musik gehört wurde, war innerhalb von Sekunden leer. Jeder schnappte sich sein Gewähr und lief zu seinem Posten, wo er die Terroristen nun erwartete. So auch Tom. „Verdammt“, sagte er. „Wieso?“, fragte Dan, der gleich neben ihm stand. „Ich gehe in ein Gefecht ohne zu pinkeln. Dabei muss ich so dringend!“, antwortete Tom. „Fällt Dir jetzt wohl ein was? Mache Dir doch einfach in die Hose!“, sagte Dan. Tom blickte stur geradeaus und beobachtete mit seinen blauen Augen das Sonnenblumenacker, ob er irgend jemanden ohne Helm erspähen konnte. Die Sonne war heiß. Verdammt heiß wie in Arizona. Man hätte ein Ei auf den Sandsäcken zum Braten bringen können. Keine einzige Brise, die etwas Luftzug brachte. Und diese Stille bevor es immer losging. Es war immer wie bei Westernfilmen, wenn zwei Cowboys sich bei Highnoon gegenüberstanden und sich in die Augen blickten. Stille, Todesstille. Tom tropften die Schweißtropfen in die Augen. Gerade wollte er sich seinen Schweiß von der Stirn abwaschen, sah er im Acker durch die Sonne etwas metallisches blinken. Schnell nahm er das Gewähr mit Zielfernrohr und beobachtete, dass sich dort jemand mit einem Gewähr oder ähnliches bewegte. Er peilte ihn an und schoss sofort. Für den Jubel hatte er keine Zeit, weil er sofort den Nächsten erblickte und schnell zielte und feuerte ohne genau zu zielen. In seinen Ohren trug er zwei unterschiedliche Kopfhörer. Im rechten einen blauen, wo er die Befehle vom Lt. Octen und die Unterhaltungen seiner Kumpels hörte. Im linken hörte er seine Lieblingsmusik. Sein Schuss war der Auslöser. Mit ihm fingen die Anderen auch an zu schießen, sodass man nur Qualm roch. Im rechten Ohr hörte er immer wieder „Ich hab ihn. Ich noch einen.“ Dazwischen rief Lt. Octen rein „ Guys, achtet auf die Berge im Hintergrund! Nicht dass sie Unterstützung kriegen!“ Als der ganze Rauch etwas legte, kniete sich Tom hin, stellte sein Gewähr hin und nahm sein Fernglas, um sich die Berge und Hügel genauer anzuschauen. Eine verschleierte Frau zog mit ihrem Kind einen Eselkarren, der mit Mais beladen schien. Dann weiter hinauf in die Berge. Zwei Männer mit Turban stiegen hektisch in einen Offroader und fuhren schnell los. Sofort machte Tom die Meldung „ Ein verdächtiges Objekt in Area 32: roter Offroader mit zwei männlichen Passieren, vermutlich Richtung Kampfgebiet Sir!“. „Sehr gut! Weiterbeobachten und bei Gefahr eliminieren!“, kam vom Lt. Octen. Tom beobachtete den Offroader immer weiter. Nur konnte er nicht in den Offroader hineinsehen. „Na macht schon. Tut mir den Gefallen!“, sagte er. Und sie machten ihm den Gefallen. Der Offroader bog nicht in die Richtung des Dorfes ab, sondern nahm den beschwerlichen und verdeckten Weg über die Hügellandschaft zum Sonnenblumenacker. „Denkt Ihr etwa ich kann Euch nicht sehen. Jetzt habe ich Euch!“, sagte triumphierend Tom und nahm großkalibriges Gewähr und zielte auf den Offroader. „Worauf wartest Du? Nun mach schon!“, kam vom rechten Kopfhörer. „Be cool baby! One, two, hire and fire!“, sprach Tom und feuerte. Der Offroader , der gerade zum Sonnenblumenacker ankam, ging sofort in Flammen auf. Aber das war nicht das Einzige. Das Acker, das eben noch so gelb aussah, war jetzt rot und Tom schaute zu Dan, wie er noch immer weiter feuerte, obwohl es nichts mehr zu feuern gab. Dann schaute er zu sich. Sein Anzug sah aus, als ob er in ein Pool gesprungen und wieder raus gekommen wäre. Er war so verschwitzt, dass man ihm nicht bemerkte, dass er sich in die Hose gemacht hatte. Trotzdem wollte er sich den Scham nicht antun. Prompt zog er die Hose aus und warf sie in eine Ecke mit der Jacke, die er mit ihr auszog. Als Dan endlich keine Munition mehr hatte, hörte er auf zu schießen und sah, wie Tom nur mit Unterhose und Unterhemd neben ihm stand. Als er ihn sah, fing er an zu lachen und zeigte mit seinem Finger auf ihn „Hast Du etwa so...“ Patrick gesellte zu Dan und fing auch zu lachen „Das ist unglaublich, dass Du so den Offroader wegjegagt hast! Du bist einfach...“ Lt. Octen eilte heran zu sehen, was los war. „Tom, Du bist einfach der Superguy hier!“ sprach er, klopfte Tom auf die Schulter und lachte. Während die Anderen sich um Tom versammelten, um seine Coolness zu bewundern, holte er sich aus seiner Jackentasche wieder die Packung Zigaretten und steckte sich eine an. Doch diesesmal zitterte seine Hand, was ihn etwas wunderte. „Na kommt Guys! Ab unter die Dusche. Macht Euch frisch und dann schauen wir mal, was wir da im Acker finden!“, befahl Lt. Octen. Tom packte seine Sachen und lief mit seinen Kumpeln zu der Dusche. Das war eine Wohltat. Wasser! Er spürte jeden einzelnen Tropfen auf seiner Haut, neigte seinen Kopf zur Brause, öffnete seinen Mund, um auch das Wasser in jedem Winkel seines Mundes zu spüren, ging mit seinen Händen über seine hellbraunen Haare, damit auch diese genügend Wasser bekamen. Wasser! Was könnte es schöneres geben. Er schloss seine Augen und fühlte sich in Brannington. Das Pool bei seinen Eltern, das aus Holz war und in dem er als Kind so gerne schwamm. Seine Füße spürten den warmen Fliesenboden unter der Sonne Branningtons. Mit seinen Fingern streichelte er jedes einzelne Holzbrett, als ob er mit dem Pool eine Freundschaft schließen wollte, bevor er hineinsprang. Die Freude in ihm wuchs mit jedem Schritt, den er um das Pool machte bevor er wieder an das Geländer kam. Er schaute sich die Treppen an und genoss jeden einzelnen Schritt hinauf, bis zur letzten Treppe. Die Sonne lächelte ihn an, wie seine Mutter, die auf der Sonnenliege lag und ihm zuwinkte. Amily machte wieder einmal ihrer tollen Schnappschüsse, wie Dad das Barbecue nicht zum Brennen brachte. Tom sah sich das Wasser an. Klar und kalt, wie er das mochte. So klar, dass sich die Sonnenstrahlen auf der Oberfläche spiegelten. Er holte tief Luft und sprang hinein. Der Pool war eigentlich nicht tief. Trotzdem tauchte Tom immer wieder gerne runter, um sich abzukühlen. Doch dann spürte er irgend etwas an seinem rechten Fuß. Er machte seine Augen auf, die er beim Sprung verschlossen hatte und sah, dass Jemand mit einem halboffenem Kopf versuchte, seinen Fuß fest zuhalten. Aus seinem Kopf quillte nicht nur sein Gehirn raus, sondern auch Blut. Tom versuchte immer wieder seinen Fuß zu retten, doch der Typ packte sich immer wieder seinen Fuß. Hatte er ihn nicht letztens erschossen? Wie konnte er noch leben? Wie aus dem Nichts, tauchte plötzlich ein anderer Typ auf, der versuchte ihn an seinem linken Fuß festzuhalten. Sein Bauch war völlig durchschossen, wie ein Sieb. Man konnte seinen Magen, Darm und alles Mögliche sehen. Das Blut, das aus ihm heraus strömte hinterließ eine nicht endende Linie wie auf einer Highway. Beide packten Toms Füße und zogen ihn auf den Grund. Er wehrte sich mit allen Mitteln, doch nichts half. Sie zogen ihn immer tiefer und lächelten dabei. Dann kamen immer weitere Typen hinzu, die er schon längst erschossen hatte. Jeder von ihnen packte ihn an einer Stelle und zog Tom immer tiefer. Das Wasser, das eben klar und kalt war, wurde rötlich und warm. Immer rötlicher, bis es durch das ganze Blut tief rot wurde. Irgendwann fragte der Eine „Na Tom? Du magst doch Barbecue oder? Wie wäre es mit Ripeye Steak? Ich kann Dir das nur english anbieten!“ Er griff sich in die Brust brach sich eine Rippe ab und bat es ihm an. „Neeiin! Verdammt sollst DU sein!“, schrie Tom mit aller Kraft. Dann bemerkte er, dass die Dusche aufgehört hatte Wasser zu geben. „Ja, diese Sparmaßnahmen gehen mir auch auf den Sack!“, rief Dan. „Wenn wir bedenken, dass die Einheimischen gar kein Wasser haben, sind wir hier doch ganz gut bedient!“, gab Patrick zu überlegen. „Die Einheimischen können mich mal!“, antwortete Tom, stieg aus der Dusche, trocknete sich ab und zog sich an.

  

2. Sein oder Nichtsein


Brannington ist eigentlich eine kleine Stadt, wie jede andere Kleinstadt. Verschlafen, verschmust und nichts los. Eine Stadt, in der man an einem Ende hört, wenn am anderen Ende ein Hund bellt. Kleine weiße, rote und blaue Häuser mit schönen und großen Gärten zieren die Straßen. Zwei Schulen gibt es in Brannington. Die Easthigh und Elementary. Große Probleme gab es nie. Tom hatte bereits große Pläne, als er an der Easthigh war. Er wollte an die College und richtig studieren. Entweder sein Lieblingsfach Medizin oder Jura. Deswegen hatte er sich rechtzeitig in der Highschool für entsprechende Kurse eingeschrieben: Naturwissenschaften, Physik und Diskussionen. Auch seine Zeugnisse waren nicht übel. Nein, ganz und gar nicht. In seiner Abschlussklasse war er der Beste. Als sein Lehrer ihm sein Abschlusszeugnis übergab, rannte Tom sofort zum Studienberater, der in der Highschool war und erzählte ihm von seinem Vorhaben. Mr. Ronan war über das gute Zeugnis erstaunt und bestärkte Tom in seinem Vorhaben. Doch wo wollte er auf die College gehen? Mr. Ronan empfahl Yale oder Princeton und über das Finanzielle bräuchte er sich keine Gedanken zu machen, weil dort spezielle Stipendien gäbe, die er beantragen könnte. Tom war außer sich vor Freude. Yale! Konnte man das glauben? Sofort schickte er Bewerbungsunterlagen mit einem Antrag auf Stipendium hin. In seinen Träumen malte er sich schon aus, wie er als Arzt aussehen und wie er den Menschen helfen würde. Ja, am liebsten als Chirurg oder so. Doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Mit einem kurzen Satz bedankten sie sich für die Bewerbungsunterlagen, wiesen ihn freundlichst ab und wünschten ihm alles Gute für die Zukunft. Nun probierte Tom das mit Princeton und träumte weiter. Doch das gleiche Ergebnis. Sein Studienberater schlug ihm andere Colleges vor. Aber keine College wollte einen Studenten aufnehmen, der einen Stipendium beantragen wollte. Als eines morgens Tom mit den ganzen Antworten, Bewerbungsunterlagen und Anträgen am Tisch saß, kam sein Dad und sah ihn sich an. „Wir können Kredit aufnehmen, dass Du studieren kannst. So kannst Du dann Dir eine Universität aussuchen und bist nicht auf das Stipendium angewiesen.!“ Dann kam seine Mutter hinzu „Außerdem müssen wir ja auch mal das Haus belasten!“

Tom blickte seine Eltern an und sah, wie seine Träume immer weiter in die Ferne verschwanden. Wie sollten seine Eltern diesen Kredit aufnehmen. Sein Vater, der ein pensionierter Beamter war und seine Mutter, die als Buchhalterin sich etwas nebenher verdiente. Außerdem war ja noch die Amily, die ja auch noch studieren wollte. „Nein. Ich weiß Euer Angebot wirklich zu schätzen. Aber ich muss damit klar kommen.“ Tom stand auf und ging aus der Küche. Er musste sich etwas überlegen, wie er studieren konnte. Nein, so einfach wollte er sein Ziel nicht aufgeben. Er lief in den Garten, setzte sich auf die Hollywoodschaukel und sah sich den Pool an. „Hey, was denkst Du so betrübt nach? Das Leben ist zum Leben da und nicht zum Überlegen!“, sagte eine Stimme. Es war Rob, sein Freund und Nachbar. „Weißt Du wie es ist, wenn etwas unbedingt haben möchte und es nicht bekommt, weil man kein Geld hat?“, fragte Tom. „Ja, das weiß ich. Ich wollte ein Chevrolet, aber habe es nicht bekommen.“, antwortete Rob. „Scherzkeks!“, konterte Tom. „Ich weiß, warum Du betrübt bist. Aber glaube mir, die Welt geht nicht unter, wenn Du jetzt nicht auf die College gehst. Du kannst ja immer noch später auf die College gehen. Ich habe mir vorgenommen, erst einmal in den Beruf zu gehen, dann auf die College!“, sagte Rob und versuchte Tom zu beruhigen, was ihm nicht so richtig gelang. „Du spinnst Doch! Du hast die Möglichkeit! Ich meine, wenn ich an Deiner Stelle wäre, dann … dann würde ich meine Sachen packen alles mögliche studieren. Mann, Deine Eltern haben doch die Möglichkeit und geben sie Dir. Und was machst Du? Du schmeißt sie einfach dahin. Nein, Rob! Ich denke nicht nach. Ich verfluche mein Schicksal! Und komm jetzt! Lass uns leben, wie Du das sagst.“, sagte Tom, zog sich seine Kleidung aus kletterte zum Pool und sprang hinein. Rob folgte ihm. Sie tauchten im Pool, planschten und lachten den ganzen Tag und die Sonne schien herrlich. Am nächsten Tag war Tom mit seiner Familie bei den Clarisons zum Barbecue eingeladen. Doch nicht nur sie waren dort, sondern die ganze Straße. Ein Straßenfest also. Toms Mutter Patricia bereitete dafür extra Salat zu und die Amily war für Getränke zuständig. Die Männer waren für Barbecue – Fleisch und Soßen zuständig. Während Toms Vater Allen, das Fleisch fachgerecht vorbereitete, waren die Soßen das Spezialgebiet von Tom. Nur er konnte Soßen zubereiten, die auch wirklich zu jeder einzelnen Speise köstlich schmeckten und den Geschmack intensivierten. Dazu musste er immer erfahren, welche Speisen und Fleischsorten es geben sollte und bereitete entsprechend die Soßen vor. Die Küche sah dann aus wie in einer Apotheke oder in einem Gourmetrestaurant. Sortiert nach einzelnen Kräutern, Schalen, Ölen, Gemüse- und Essigsorten, Salz und Zucker. Nachher gab es dann zwar Chaos, wo Patricia immer ihn aufforderte auch abzuspülen und Ordnung zu schaffen, doch die Soßen waren einzigartig. Von superscharf, bis süß – sauer, waren alle Soßen vertreten, die man beim Barbecue brauchte. Er selbst mochte am liebsten die mittelscharfe Soße für Chicken Wings. Aber das war ja sowieso Geschmackssache. Als es dann Zeit wurde, packten sie alles zusammen und gingen zu den Clarisons, die ja einfach nebenan wohnten. Mr. Clarison hatte schon seinen Barbecue angeschmissen und Ms. Clarison empfang Tom und seine Eltern direkt am Zaun, in dem sie diesen öffnete und „Hallo, kommt nur herein. Ist das nicht ein schönes Wetter für ein Barbecue? Kommt nur herein!“, sagte. Ms. Clarison war eigentlich eine sehr nette. Nur manchmal wusste sie sich nicht ganz auszudrücken. „Hi Allen, Hi Tom, kommt! Hier steht Gekühltes!“, rief Mr. Clarison. Tom schaute in Richtung Mr. Clarison, mit dem er besser reden konnte und ging sofort in seine Richtung. Unterwegs legte er die Soßen auf einen Tisch. Sein Vater legte ebenfalls das vorbereitete Fleisch dort ab und ging auch zu Mr. Clarison. „Na Tom? Hab gehört Du hast als Bester Deines Jahrgangs abgeschlossen. Und schon eine College in Sicht?“, fragte Mr. Clarison. Tom nahm sich aus der Kühlbox eine Flasche Bier, öffnete diese, schaute nach unten, sagte bedrückt „Nein! Momentan nicht“ und nahm einen Schluck. „Du bist der Stolz dieser Straße. Du solltest studieren mein Junge. Ihr alle solltet studieren. Wissen ist gut. Nur durch Wissen kann man zu neuem Wissen erlangen. Aber wem sage ich das. Du bist ein neugieriger Typ. Also, wo würdest Du denn gerne studieren?“, fragte Mr. Clarison nach. „Nun eigentlich wollte ich in Yale oder Princeton studieren, aber es geht nicht, weil sie mir dort das Stipendium abgelehnt haben!“, antwortete Tom etwas zögernd. „Kein Geld? Stipendium? Also wenn es daran liegt. Rob hat mir verraten, dass er nicht studieren möchte. Also ich kann Dich unterstützen. Aber nur, wenn Deine Eltern nichts dagegen haben!“, sagte Mr. Clarison. „Ach Harry! Du kennst doch Tom. Er ist so stolz, wie er neugierig ist. Wir haben ihm angeboten, dass wir das Haus belasten, damit er studieren kann. Er hat es abgelehnt. Er möchte es aus eigener Kraft. Wie? Das frage ich mich! Aber Du kannst mit ihm ja auch einmal reden.“, sagte Toms Vater. „Mensch Junge! Wie möchtest Du das denn managen? Das sind riesige Summen, die Du tragen musst. Ich weiß wovon ich rede. Ein Stipendium zu kriegen ist schwer. Solange Du kein Überflieger bist oder kein sportlicher Topathlet, hast Du keine Chancen auf ein Stipendium. Also wie möchtest Du das machen. Arbeiten und studieren? Das lösche mal aus Deinem Gehirn, weil Du Dich dann nicht auf Dein Studium konzentrieren kannst. Das Studium steht im Mittelpunkt. Mensch, sollen denn in diesem Land nur die Reichen studieren können? Wir müssen doch auch zusammenhalten.“, sagte diesesmal bestimmend Mr. Clarison. Tom war zwar gerührt, doch er hielt fest an seiner Meinung „Ich weiß was Sie meinen. Aber ich kann Ihr Angebot nicht annehmen, weil ich mir meine Zukunft ohne Kredit gestalten möchte. Ich hatte mir erst mit Stipendium vorgestellt. Das hat nicht geklappt. Nun muss ich irgendwie für das Studium vorarbeiten und Geld verdienen, damit ich mir das Studium leisten kann. Anders geht es nicht. Vielleicht ist es ja unser Schicksal, dass kleine Spuren immer kleiner werden und große Spuren immer großer. Trotzdem werde ich mein bestes geben, um dieses Schicksal zu ändern.“ Mr. Clarison und Toms Vater schauten ihn geschockt an. „Möchtest Du etwa in die Politik?“, fragte Mr. Clarison, als er sich von ihm abwandte und auf den Barbecue die ersten Steaks legte. „Dann rate ich Dir erst recht zu studieren. Denn ohne Studium und Verbindungen kommst Du nicht weiter!“, fuhr er dann fort. Toms Vater nickte zustimmend. Da kam Rob mit seiner Limonade in der Hand und mischte sich ein, ohne vorher zugehört zu haben „Man kann ja auch erst etwas arbeiten und danach studieren. So sammelt man sich vorher Erfahrung aus der Berufswelt und bringt diese beim Studium ein!“ „So ein Schwachsinn. Theorie hat in der Praxis keine Anwendung. Man muss zunächst einmal wissen, worauf sich die Kenntnisse stützen und danach diese versuchen in der Praxis anzuwenden. Außerdem ist ja ein Studium keine Vertiefung der Praxis. Nein, Studium bedeutet Erkenntnis und Wissen sammeln durch Forschung und Diskussion! Was Du ja ablehnst!“, brummte Mr. Clarison seinen Sohn an. „Aber was wäre die Welt der Theorie ohne die Praxis Mr. Clarison? Die Theorie schaut doch auf die Praxis. Ich meine damit, dass die Wissenschaft erst beobachtet und dann versucht Theorien zu entwickeln. War das nicht so in der Wirtschaftswissenschaft?“, fragte Tom. Mr. Clarison blickte ihn erstaunt an „Ja, das stimmt. Große Wissenschaftler blicken zunächst auf die Probleme in der Praxis, schauen woher diese Probleme kommen könnten, was diese Ursachen bewirken und in welcher Verbindung sie zu anderen Dingen stehen, erstellen erste Modelle mit Lösungsansätzen und wenn diese dann erfolgreich sind, bauen sie ihre Theorie auf und diskutieren mit anderen Wissenschaftlern, über Theorien, welche am besten ist.“ „Sehen Sie. Das meine ich mit Praxis und Theorie. Dass sich die Theorie von der Praxis nicht ausschließen kann.“, sagte stolz Tom. „Mann, mir wird das hier zu theoretisch! Wollen wir mal nicht etwas spazieren“, meckerte Rob und deutete dabei Tom an, dass sie schleunigst hier verschwinden sollten. Sie nahmen ihre Getränke und gingen aus dem Garten, der schon reichlich besucht war. Nur waren dort seltsamerweise ältere anwesend. „Folge mir!“, sagte Rob und ging zielgerichtet in das Haus von Debrah, die schräg gegenüber von Tom wohnte. Sie war ein Girl, das gerne im Hintergrund blieb. Ihre kurzen, dunklen Haare waren stets gepflegt. Dazu passten auch ihre dunklen Augen, mit dem absolut harmonischen Gesicht, der spitzen Nase und dem zierlichen Mund. Sie war einfach einmalig. Aus ihrer pazifistischen Weltanschauung machte sie keinen Hehl, weshalb sich Tom und Debrah spontan sympathisch waren, als sie mit ihrer Familie vor drei Jahren einzogen. Bei den anderen Jungs war sie zwar auch heiß begehrt, doch nur Tom hatte sie gekriegt. „Hi Tom, Hi Rob! Kommt doch rein!“, bat Debrah die beiden ins Haus, als sie an der Tür klingelten. Sofort rannte Rob ins Haus, wo die Musik richtig abging und andere schon kräftig feierten. Da stand sie. Immer noch an der Tür. Tom wusste, dass er jetzt etwas sagen musste. Doch jedesmal, wenn er Debrah ansah und ihre Schönheit bewunderte, kam es ihm vor, als ob sein Herz entfesselt und der Mund verklebt wäre. Doch jetzt versuchte er das mit „Hi Ddddd. Ich meine Debrah. Danke für die Party. Du siehst fantastisch aus. Jedes einzelne Haar, das Glänzen Deiner Augen, Deine süße Nase und Dein Mund...“ Spontan hob Debrah ihre rechte Hand und hielt ihm leicht den Mund zu. Er ging einen kleinen Schritt zu ihr, hob seine linke Hand und küsste sanft ihre Hand, die sie vor seinem Mund gehoben hatte. Hiernach legte er ihre Hand auf seine Schulter, streichelte ihren Unterarm und blickte ihr in die Augen. Sein Herz raste, als ob es gleich hinausspringen und tanzen wollte. Debrah ließ die Tür los und machte auch einen kleinen Schritt zum Tom. Ihre Füße standen nun ganz nah zueinander, wie ihre Körper. Tom berührte sehr vorsichtig mit seiner rechten Hand ihr Gesicht, als ob er Angst hätte sie anzufassen. Nein, mit seinen Fingerspitzen ging er über ihren Mund, ihre Nase, Stirn und fühlte jede einzelne Hautpore. Dann streichelte er ihre Haare. Sie waren wie Seide. Konnte das sein? Er bewegte seinen Kopf zu ihr, weil er dieses Verlangen nicht mehr aushalten konnte. Auch sie bewegte ihren Kopf zu ihm. Er spürte, wie die Distanz zwar immer weniger wurde, aber das Verlangen in ihm immer größer. Debrah klammerte sich nun um Tom und er schlug seine Arme um ihre Hüften. „Könntet Ihr mal damit aufhören. Ist doch richtig widerlich! Entweder macht Ihr das richtig oder gar nicht!“, tönte es. Debrah und Tom schauten sich um und sahen, dass Rob im Hintergrund stand und sich über sie amüsierte. Mit ihm die Anderen. Debrah und Tom schauten sich an und küssten sich intensiv und lange. Pfiffe und Jubel kamen aus dem Hintergrund. „Ja, unser Paar des Jahrzehnts!“, rief Rob. Nach dem Kuss gingen sie ins Haus und feierten mit den Anderen die Party.

Trotzdem war am nächsten Tag das Problem nicht behoben. Er hatte zwar gut gefeiert und Debrah hatte ihm bei der Party erzählt, dass sie Jura studieren wollte und bereits einen Collegeplatz hätte, doch das machte alles nur schlimmer. Sie gab ihm auch den Rat, nicht auf ein Stipendium zu hoffen, sondern über Kredit zu studieren. Doch er wollte sich sein Studium hart erarbeiten. Zudem kam dieser Kater. Aber jetzt musste er durch. Nach dem Frühstück, ging er noch einmal zu der Easthigh, die natürlich geschlossen war. Dann lief er durch das Zentrum, in dem sich nur einige Geschäfte ansiedelten. Vor dem Schaufenster der Muffinbar machte er Halt, weil er einen kleinen Hunger bekam. Mit seiner rechten Hand prüfte er seine Tasche, ob genügend Geld war. Nur 1 Dollar und 75 Pennies. Das reichte für einen Kaffee und einen Muffin. Er ging hinein und beim Reingehen las er das Schild „Help wanted“. Das kam ihm gerade recht. Er setzte sich an die Trese und nach einer Weile kam eine ältere Dame mit einer Brille. „Kaffee der Herr?“, fragte sie mit einer freundlichen aber mit bestimmenden Stimme. Tom schaute sich die ältere Dame an. Ihr faltiges Gesicht musste wohl bessere Zeiten gesehen haben. Die Augen hinter der dicken Brille mit einer schwarzen Fassung sahen schon recht klein aus. Die Haare grau und ungepflegt. Erst die Ohren. Die kleinen Ohren waren wohl deshalb so schlapp, weil sie immer einen Stift tragen mussten, wie auch am heutigen Tag. „Nun, Herausforderungen mag ich!“, dachte sich Tom. „Ob Sie Kaffee möchten!? Habe ich gefragt! Oder sprichst Du kein Englisch?“, fragte diesesmal noch bestimmender die Dame. „Oh entschuldigen Sie bitte. Ich habe Sie hier im Ort nie gesehen. Ich hätte gerne einen Kaffee. Und ich komme wegen des Schildes und möchte mich bewerben!“, antwortete Tom.

„Ist ja auch kein Wunder, komme auch nicht von hier. Bist Du nicht etwas zu jung für einen Aushilfsjob? Aber trotzdem. Hast Du denn schon mal als Kellner gearbeitet?“, fragte die Kellnerin.

„Nein, aber ich mache alles, damit ich mir mein Studium finanzieren kann!“, antwortete Tom.

„Sorry, ich brauche jemanden, der sich damit auskennt und keinen Frischling, der mir meine Gäste verscheucht. Aber geh mal zum Burgerladen am Ende der Straße. Vielleicht hast Du dort mehr Glück! Der Kaffee geht auf´s Haus! “, gab die Dame Tom den Rat und gleichzeit den Kaffee. Tom bedankte sich für den Kaffee, trank ihn und bemerkte, dass am Tisch ein älterer Herr im marine blauen Anzug, einem weißen Hemd mit einer blau-gelben Krawatte saß. Seine grauen, kurzen Haare schienen streng gekämmt zu sein und er blickte lächelnd zu Tom. Irgendwie hatte dieser Typ etwas unheimliches. Seine grau – blauen Augen, der strenge Blick, den er versuchte durch das Lächeln zu verstecken, machten ihn mysteriös und unheimlich. Musste wohl ein fremder Vertreter sein, der sich in Brannington verirrt hatte und nun eine Pause machte. Deshalb trank Tom seinen Kaffee schnell auf, verabschiedete sich und ging mit eiligen Schritten aus dem Geschäft Richtung Burgerladen. Kaum war er einige Schritte aus dem Geschäft und bewegte sich vorwärts, spürte er eine kräftige Hand auf seiner linken Schulter.

„Halt mein Junge!“, kam aus dem Hintergrund.

Tom blieb der Atem und der Kreislauf stehen, so dass er spontan stehen blieb und sich umdrehte. Es war der ältere Mann. Was wollte er? Warum hatte er Tom verfolgt? Erst wollte Tom sich befreien und weglaufen, aber dann sagte er sich, dass er ja nichts verbrochen hätte, also könne der alte Typ ihm nichts anhaben. Also wartete er ab.

„Du möchtest für Dein Studium Jobben? Das finde ich ehrenswert!, sagte der Mann und nahm seine Hand von Toms Schulter.

Endlich einer, der ihn verstand. Doch irgendwie, war das doch komisch.

„Kann ich erst Ihren Namen hören und wissen wer Sie überhaupt sind Sir?“, fragte Tom.

„Entschuldige, mein Name ist Mac Donnahan und ich möchte Dir einen Vorschlag machen, den Du nicht ablehnen kannst.“, sagte Mac Donnahan.

„Möchten Sie mir einen Kredit vorschlagen? Vergessen Sie das!“, antwortete Tom.

Mac Donnahan grinste, schüttelte dabei leicht mit dem Kopf und erwiderte „Weißt Du mein Junge, ich bin weder reich, noch bin ich ein Kredithai, der anderen Wucherkredite aufdrängt. Ich bin einfach nur Jemand, der ehrlichen Menschen, ehrliche Jobs anbietet! Also, wo können wir uns in Ruhe unterhalten? Oder möchtest Du nicht mehr studieren?“

Toms Misstrauen legte sich etwas, weshalb er mit seinem rechten Finger auf die Bar zeigte, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite war. Dort konnte man um diese Uhrzeit sich in Ruhe unterhalten, weil der Betrieb erst am Abend losging. Mac Donnahan und Tom gingen in die Bar und setzten sich rein.

„Also erzähle mir erst einmal, was Du studieren möchtest!“

„Medizin! Ich möchte Chirurg werden!“

„ Hast Du denn einen guten Highschoolabschluß?“

„Na und ob! Bin der Beste in unserem Jahrgang!“

„Was ist mit Stipendien?“

„Alles schon durch probiert. Keine Uni und kein Stipendium erhalten. Bleibt nur diese Möglichkeit!“

„Was sagen Deine Eltern dazu?“

„Die möchten Hypothek auf ihr Haus nehmen, damit ich studieren kann. Aber das möchte ich nicht. Zumal sie Rentner sind und sich nebenher etwas verdienen. Wie sollen sie dann den Kredit zurück bezahlen? Und was passiert, wenn ich das Studium nicht packe? Verstehen Sie mich nicht falsch, ich glaube an meine Fähigkeiten, aber man kann ja nie wissen, was in drei Jahren so passiert oder?“

„Ich verstehe Dich! Du möchtest für Dich verantwortlich sein und keine anderen in Deine Sache hineinziehen. Zumal das für Deine Eltern verheerend wäre.“

„Also was ist mit Ihrem Vorschlag?“

„Ach ja der Vorschlag. Hmm! Komme morgen um 10 Uhr in mein Büro. Da mache Dir ein Angebot, das Du nicht ablehnen kannst! Die Getränke gehen auf mich.“

Mc Donnahan griff in die Innentasche seines Jackets, holte eine Visitenkarte heraus und legte sie auf den Tisch.

„Ich werde kommen!“

Tom nahm die Visitenkarte und schaute sie sich akribisch an : Mac Donnahan, Headhunter , Brownstreet 12/ 45790 Brannington, Phone 098-467590.


 

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