Primeln
„Das Tor zum Frühling „ !
........... So lautet der Slogan über dem kleinen Blumenladen am Marktplatz ihrer Kleinstadt .
Der Winter war lang .Märzsonne am Montagmorgen lockt mit einer frisch eingetroffenen Frühlingspracht die Kunden
an , die sich hungrigen Spatzen gleich ,auf die Blüten-Nahrung in der Auslage stürzen. Süsser Duft zieht ihr aus der einladend geöffneten
Tür in die Nase ; sie vernimmt geschäftiges Stimmengewirr der Blumenfreunde .
Zartes Grün, gelbe u rote knackig-frische Tulpen füllen die aufgestellten Emailleeimer .Narzissen und Primeln so bunt wie Ostereier !
Der frühlingsfrische Duft !!!
Die Studentin beugt sich über das üppige Primelangebot vor dem laden im Sonnenschein , greift nach dem Töpfchen mit den korallroten Blüten, steckt ihre Nase hinein ,
erwägt dann am tiefen Violett zu schnuppern ,bevor sie sich für ein Dottergelb entschliesst .Das Blumenmeer zieht sie in seinen Bann . Sie ist gefangen . Nimmt nur schemenhaft den Mitarbeiter. Spontaner ,unbewusster Grössenvergleich :1.65m.
3/8 Arbeitskittel in grau-blau trägt er ,gleicht einer abgebundenen Wurst . Der giesst an ,pflegt , ist so beschäftigt , hört nicht ,wie sie nach
dem Preis des Pflänzchens in ihrer Hand fragt . Lauter …..... Er hört sie nicht . Scheint so vertieft ,der Dicke , flüchtiend schier, als es da plötzlich aus dem
Stimmengewirr von der Kasse herüberpoltert : „ Was um Gottes Willen ist mit Dir heute los !? Weisst Du denn nicht mal mehr
was u n s e r e Primeln kosten ?! „
Man lächelt über die Zurechtweisung der Chefin, seiner Mutter ,bevor man zum Tagesgeschehen übergeht . Sie spricht öfters zu
ihrem längst erwachsenen Sohn in diesem herrischen Ton , diese Graumelierte .Mutter-Sohn - Code.
„ 1.90 EU ,“ er .Unter sich blickend ,steht er nun vor der Studentin ,stammelnd ,während er ihr den gereichten Geldschein hastig
entreisst . Die Hand ,in der er bald das Wechselgeld trägt ,ist jetzt zur Faust geballt .
Sie schaut auf diese Pranke . Die zittert sosehr ,dass sie einiges Münzgeld verliert , welches klingend auf dem Boden springt .
Sie schaut auf seine breiten ,gedrungenen Schultern , den fetten Leib.: 1.65 m .
Sie schaut jetzt in dieses flackernde Augenpaar ,in diese Froschaugen …....gierend, starr auf sie gerichtet !!! Wieder ist sie sein Opfer!Drehschwindel erfasst sie aufs Neue in dieser Sekunde ;wirbelt sie in jenen Nebel hinein ,zurück in den Novembertag damals ,als sie sich zu einem Spaziergang aufmacht Hinunter zum Bach ,entlang des Feldwegs geht sie ,wie sie hinter einem Baum einen Springerstiefel liegen sieht . Da liegt ja noch ein
zweiter daneben ! Da sind zwei Beine dran ! Die führen ihren verzweifelten Blick höher … direkt zum Schlitz der schwarzen Gesichtsmaske
in ein Paar Glupschaugen hinein ! Hilfesuchend ,flehend ! Noch ein Schritt auf sie zu bewegt sich das Stiefelpaar jetzt .
Sie bleibt stumm . In der gleichen Sekunde nimmt Todesangst Besitz von ihr ,sie verliert den Verstand . Eine unbändige Kraft ,die sie
vorwärtspeitscht ,den steilen Hang hinauftreibt,zur angrenzenden Autostrasse hinaufträgt . Wie von Sinnen rennt sie mit stechendem Brustschmerz
bergan. Oben angelangt , Blut und Schleim speiend ,wagt sie einen Blick zurück. Träge , beide Arme in die Hüften gestemmt , steht der Dicke
da drunten am Bach . Gleich einem bleichen Vollmond sein Gesicht auf die Flüchtende gerichtet . Sie ist in sich gefangen , nimmt ihn nur
schemenhaft wahr .Wie leises Glockengeläute dringt nun von weitem Strassenlärm zu ihr hin . Sicherheit !
Aus einem Nebelvorhang tritt sie nun hervor , ihre Finger noch in den Blumentopf gekrallt ; ihr Blick starr nach vorne gerichtet mit diesem
lähmenden Schweigen des Opfers .Immer noch Opfer. Er blickt unter sich. Der Triebtäter.Verjährt .
Von weitem der Strassenlärm : Das Tor zum Frühling .
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.01.2012.
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