Benjamin Bieber

Die letzte Geschichte der Jugend 2

Die letzte Geschichte der Jugend
Teil 2

Gondolin rüstet sein Heer

Eine Woche verstrich, ohne das etwas nennenswertes geschah. Die Liebe zwischen Sven und Jessica währte, ebenso wie jene zwischen Skar und Judy. Niemand entdeckte Gondolin, so lebten sie unbehelligt. Skars Geld reichte um sie genügend zu verpflegen. Nur an Will began-nen die Nächte der Einsamkeit zu zerren. Immer wenn die anderen ihrer Liebe Raum liessen, stieg er auf den Todesturm und schaut hinaus über die Stadt. Irgendwo würde auch er seine Liebe finden und er würde sie nach Gondolin nehmen, ganz gleich was die anderen sagen würden. Er hatte Zeit und er fühlte sich nicht unglücklich, aber erst wenn auch sein Haus mit Liebe erfüllt ist, wäre Gondolin vollkommen. Er betete Mond und Sterne an, die hell über dem Turm schienen. Der Fluss würde ihm den Weg weisen und der Weg des Flusses war Ru-he, Beständigkeit und ein unbändiger Wille seinen Weg zu finden.
Zwei Mal in dieser Woche, sah er vom Turm aus die Feuer in der Stadt, hörte das Geschrei der Kämpfenden und das donnern der Explosionen. Skar hatte recht, nicht mehr lange und der Sturm würde mit Feuer und Flammen über die Stadt ziehen. Will verabscheute Gewalt und hatte seine Mutter und seinen Vater verachtet als sie die roten Brigaden gründeten. Ein feines lächeln grub sich in sein Gesicht. Es war erstaunlich, von allen Gondolinos war er der einzige der hier geboren war. Skar kam als kleines Kind ins Armenviertel, alle anderen später. Seine Eltern hatten gekämpft und getötet um ihm ein besseres Leben zu schaffen. Sie waren gefallen und er wollte ihren Platz an der Spitze der Revolution nicht einnehmen. Er wollte seine Ju-gend zuende leben, so gut es eben ging. Niemand soll je um ihn trauern und sagen sein Leben wäre unerfüllt gewesen.
Will wusste, er konnte dieses Ziel nur erreichen, wenn Gondolin vor den Augen der Welt ver-borgen bleiben würde. Was aber, wenn sie doch entdeckt würden. Man würde ihnen ihren Traum nehmen, ob sie wollten oder nicht. Das war der Punkt den er sich setzen wollte, würde man sie entdecken, Gondolin würde sich mit Gewalt verteidigen. Er müsste etwas tun, das er verabscheute, aber manchmal ist das nötig um etwas zu schützen das einem lieb ist. Nur der Zeitpunkt musste richtig sein. Nicht zu früh und nicht zu spät. Wer Gondolin will, der erkaufe es sich mit Blut, dies schwor sich Will., Der Mond, die Sterne und der Fluss waren seine Zeu-gen.

Der neue Tag begann so wie der alte aufgehört hat. Will stieg auf den Todesturm und betrach-tete den Sonnenaufgang. Stunden später erwachte Skar, behutsam schob er Judy’s Arm beisei-te und kleidete sich an. Der Wind pfiff ihm um die Ohren und liess auf seinem Gesicht eine rote Färbung erscheinen. Skar kletterte den Fels hinauf und setzte sich neben Will. „Was be-drückt dich?“ fragte er leise. Die Narbe im Gesicht schmerzte ihn, zum ersten Mal seit langem und sie war ein zuverlässiger Massstab wenn es um aufziehende Probleme ging. „Wir werden Gondolin nicht ewig von den Augen der anderen Versteck halten können. Sie werden sich fragen wo wir verbleiben wenn wir uns zurück ziehen, warum wir in der Nacht ruhig schlafen können und sie nicht. Sie werden uns finden, irgendwann.“ Erklärte Will bedrückt. „Wir kön-nen die Dauer unseres Glückes nicht bestimmen, aber wie wir es ausleben.“ Bemerkte Skar. „Ja und wir können uns das Glück nehmen lassen, einfach so wenn es jemand will. Oder der-jenige muss dafür einen hohen Preis zahlen.“ Skar drehte den Kopf und sah seinen Freund lange an. „Du willst kämpfen? Ich hatte geglaubt das du mit den Brigaden nichts zu tun haben willst.“ – „Ich will noch immer nichts mit ihnen zu tun haben.“ Beharrte Will. „Auch wenn die Zeit dafür endlich reif wäre, das du deines Vaters ...“ – „NEIN, Verdammt noch mal, nein.“ Sie schwiegen.
Nach einer Weile ergriff Will wieder das Wort. „Tut mir Leid, ich wollte dich nicht anschrei-en.“ – „Schon gut.“ – „Wenn Gondolin entdeckt werden würde, wie viele werden mit dem Wunsch kommen hier zu leben, im Naiven glauben es biete Sicherheit. Zehn, Hundert oder sogar mehr. Und wenn wir sie nicht hinein lassen, meinst du sie werden einfach wieder abzie-hen.“ Skar schüttelte den Kopf. „Verstehst du Skar, ich will in einem solchen Fall nicht mit leeren Händen dastehen.“ – „Vergiss die Erkennung nicht. Wir brauchen etwas, womit man uns erkennen kann, wenn wir in der Stadt sind. Wenn die Revolution ausbricht und ich mich keiner Seite anschliesse, möchte ich auch nicht zwischen die Fronten geraten.“ So diskutierten die beiden über Art und stärke der Bewaffnung und über die Erkennung. Als die Sonne ihren Tageshöhepunk erreicht hatte. Stiegen die beiden wieder vom Turm hinunter und weckten die anderen. Bei einem kleinen Happen Brot, erörterten Will und Skar ihre Pläne. Sven und Jessi-ca stimmten sofort einer Bewaffnung zu. Judy wehrte sich strickt dagegen. Skar konnte sie erst nach einiger Zeit wieder beruhigen. „Wer besorgt die Waffen.“ Fragte Judy schliesslich. „Am besten ist es wenn ich zu den roten Brigaden gehe und die Waffen von ihnen nehme. Mir nehmen sie ab, das ich nicht unbewaffnet sein möchte. Dir würden sie das nicht glauben , Will.“ Sagte Skar und Sven stellte sich bereit mitzugehen. Judy und Jessica wollten eine Er-kennung auftreiben. Will blieb alleine in Gondolin zurück.

Die vier Jugendlichen zogen über den Parkplatz und das Hoftor in die Strassen der Stadt. Kaum hatten sie die Strasse erreicht trennten sie sich. Während Judy und Jessica den Weg zum Marktplatz einschlugen, gingen die Jungen zum Hafen am Fluss.
Sven schaute sich nervös um. Es war ihm nicht geheuer in das Lager der Rebellion zu gehen, wusste er doch nichts über die Sitten und Rechte für welche sie kämpften. Ausserdem gehörte er zu jener Gruppe, welche bei den Menschen hier mit so viel Hass begrüsst wurden. „Wie sehr gleichst du deinem Vater?“ fragte Skar auf einmal sehr besorgt. „Was? Wieso fragst du mich das?“ – „Zu viele schenken dir zu viel Aufmerksamkeit.“ Beinahe hätte Sven losgelacht, in der Meinung, Skar mache einen seiner Scherze. Doch dann bemerkte er die Blicke aus den dunklen Schatten unter Hüten und Tüchern, die ihn unentwegt anstarrten. „Nein, er war um einiges grösser und hatte dunkles Haar. Ich glaube kaum, das mich jemand mit ihm in Ver-bindung bringen könnte.“ Skar nickte, war aber keineswegs beruhigter. Sie steuerten auf eine grosse Lagerhalle zu, eine Fischmesse, so das verrostete Schild über dem grossen Eingangs-tor. Viele Menschen gingen ein und aus. Der Gestank der Meeresfrüchte war sehr stark.
Ein alter Mann in rotem Overall kam auf sie zu. „Endlich kommst du zu uns Skar. Wir warten schon lange bis du uns beitrittst.“ Sie schüttelten sich die Hand. „Ich bin nicht hier um für euch zu sterben, sondern um Hilfe für Gondolin zu bitten. Habt ihr Waffen?“ fragte Skar ohne eine Regung auf dem Gesicht. „Kommt besser mit.“ Der Mann lief voran und sie folgten ihm.
Im innern der Halle befand sich tatsächlich ein Fischhandel. Es hätte Sven auch sehr verwun-dert wenn die Brigaden nicht über eine ordentliche Tarnung verfügten. Ein alter Wahrenlift befand sich an der Rückseite der Halle und genau das war ihr Ziel.
Als der Mann in rot das Gitter des Liftes zugezogen hatte, setzte er den Lift in Bewegung. Etliche Meter beförderte er sie in die Tiefe. Eine weitere, unterirdische Halle passierten sie auf der langsamen Fahrt. Erst das dritte Untergeschoss war ihr Ziel. Sven kamen sofort Zwei-fel, ob die Tarnung der Brigaden wirklich so gut war, wie er sich eben noch gedacht hatte. Die Decke dieser dritten Halle war mit roten Fahnen geschmückt, alle mit einem grossen goldenen Stern versehen. Ein emsiges Treiben war hier im Gange. Lange Reihen grosser Kisten waren hier gelagert und viele Männer und Frauen, alle in roten Overalls beförderten und ordneten die Kisten. Ein Tunnel an der Seite der Halle brachte einen grossen Nachschub. Ganze LKW Züge fuhren in die Halle, wurden entladen und verschwanden durch den Tunnel wieder.
„Was habt ihr vor Jack?“ fragte Skar Kopfschüttelnd. Es war keine wirkliche Frage, denn er wusste die antwort, die der alte Mann ihm geben würde. „Wir werden diese Stadt in Flammen tauchen. Nur aus unserer Asche können wir wieder ein gerechtes Land machen.“ Antwortete er trotzdem. Sven schauderte es, wussten diese Leute wirklich so wenig? „Ihr seid keine Phö-nixe, aus der eigenen Asche auferstehen ist nicht eine weit verbreitete Fähigkeit der Men-schen.“ Sagte er. „Und wer bist du, das du über meine Urteile richten kannst?“ fuhr ihn Jack zornig an. Skar warf ihm eine kalten Blick zu. „Einer der mehr Verstand hat als ein jeder von euch.“ Der Lift kam am Boden der Halle an. Jack ging nicht weiter auf die ewige Meinungs-verschiedenheit ein, die offenbar zwischen Skar und ihm herrschte. Ohne ein weiteres Wort öffnete er das Gitter der Liftkabine und trat hinaus. „Maria, bring mir eine fünfer Kiste.“ Rief er durch die Halle. Wenig später kam eine kräftige Frau auf einem Stapellader angerollt. „Was sind das da für welche, Neuzugänge?“ Maria war etwa Mitte dreissig, dem Körperbau und den Kurzgeschorenen Haaren nach eine Pierarbeiterin. „Das ist Skar und ... wie heisst er eigentlich.“ – „Ich bin Sven.“ Jack nickte. „Gut, sie sind von den Gondolinos. Lade die Kiste ab und geh wieder an die Arbeit.“ Maria fluchte etwas vor sich hin, setzte die Kiste ab und fuhr davon. Mit einem grossen Brecheisen öffnete Jack die Holzkiste. „Das ist alles was ich für euch entbehren kann.“ Die Kiste beinhaltete fünf Ausrüstungen der Brigaden. Je ein altes Sturmgewehr, einen Revolver, eine gefüllte Munitionstragtasche mit zwei Handgranaten. „Es sollte reichen um uns im Notfall zu verteidigen.“ Sagte Skar kalt. Seine Augen hatten jegli-chen Glanz verloren, seit er die Waffen gesehen hatte. Zu viele dunkle Erinnerungen weckten diese Tötungsgeräte in seinem Herzen. Jack lies die Waffen in zwei grosse Säcke verpacken, wie sie die Seefahrer oft benutzten um ihr Habe an Bord eines Schiffes zu bringen.
Skar und Sven schulterten je einen der Säcke und gingen zum Lift. „Der Sturm wird bald los-brechen. Möge Gondolin ihn überdauern.“ Sagte Jack und schloss das Gitter. Die fahrt nach oben schien Sven endlos zu sein. „Ich hab kein gutes Gefühl dabei.“ Sagte er. „Was? Eine Waffe zu tragen.“ Skar nahm zwei Revolver aus dem Sack und hielt einen davon Sven hin. Er nahm ihn verstaute ihn in seinem Mantel. „Nein, das Jessica eine Waffe tragen soll gefällt mir nicht.“ Skar klopfte auf seine Schultern. „Mach dir keine Sorge um sie, Jessica hat in dieser Hölle länger überlebt als irgend einer von uns. Will ausgenommen. Sie kann auf sich aufpas-sen.“ – „Und wie steht’s um Judy?“ – „Judy hat mich oder?“ Skar versuchte zu lächeln, aber es war zu unecht, zu unsicher. Was immer Sven bis jetzt geglaubt hatte, er musste aufpassen um nicht das Schicksal seines Vaters zu teilen.

Jessica streifte zwischen den Marktständen hin und her. Sie wusste nicht genau nach was sie suchen sollte. Sven hatte ihr von den Elben erzählt, aber nichts was sie hier finden konnte wäre diesem strahlenden Volk würdig. Sie müsste Gold und Seide haben und Edelsteine. Was für ein Witz, dachte sie, Edelsteine? Kieselsteine konnte man auf diesem Markt kaufen. In Gedanken stellte sie sich ein Kleid aus Seide und Edelsteine vor. Wunderschön und König-lich, aber ebenso matt wie traurig, war ihr Tagtraum. „Hast du schon etwas gefunden.“ Judy war zwischen den vielen Menschen auf sie zugekommen. „Nein. Aber ich wüsste auch nicht wonach ich suchen sollte.“ Judy lachte. „So etwas liegt wohl an einer Träumerin.“ Sie nahm Jessica bei der Hand und führte sie durch die Menge. „He wo bringst du mich hin?“ fragte Jessica lachend. Plötzlich standen sie vor einem Stoffverkäufer. „Ihr wollt tatsächlich roten Stoff in Streifen? Wollt ihr euch Tangas Selbstbasteln?“ fragte der Mann blöd grinsend. „Ja, ja und du würdest am liebsten gleich Massnehmen nicht?“ fuhr ihn Jessica spöttisch an. Der Mann sagte nichts weiter sondern schnitt den bestellten Stoff zurecht. Fünf Streifen blutroter und fünf kleine Vierecke goldiger Stoff. „Das kostet aber einiges.“ Sagte der Mann misstrau-isch. „Allerdings komme ich gerne auf die Sache mit den Tangas zurück.“ Jessica schnellte herum und verschwand mit einigen Sätzen in der Masse. Der Mann fluchte, als auch Judy sich aus dem Staub machen wollte. Sie schloss die Augen um die Panik zu verdrängen, die in ihr hochschoss und wollte rennen. Ein harter Schlag auf den Hinterkopf hinderte sie daran. Als Judy ihr Bewusstsein wieder erlangte, war der Verkäufer über sie gebeugt und fingerte an ihrer Bluse herum. Der bittersüsse Geschmack ihres Blutes lag auf ihrer Zunge. Die Men-schen auf dem Markt bildeten einen Kreis um sie. Judy wusste, es war entweder im Interesse dieser Leute einem solchen Spektakel teilzuhaben, oder es war ihnen egal. Jedenfalls konnte sie keine Hilfe erwarten. „Ihr kleinen Huren kapiert das einfach nicht. Zuerst vögeln, dann bekommt ihr die Ware, nicht umgekehrt.“ Grölte der Mann. Als er es eben geschafft hatte ihre Bluse aufzureissen, erschien Jessica hinter ihm, mit ihrem Stiefel in der Hand holte sie aus und schlug dem Kerl ins Genick. Der Kopf des Verkäufers sank röchelnd auf Judy Brust. Sie schrie, nicht aus schmerz sondern Abscheu. „Komm schon, los!“ Jessica zog ihre Freundin unter dem Bewusstlosen Körper hervor. Kaum waren sie beide wieder auf den Beinen er-wachte der Mann am Boden und packte Jessicas Rock und riss ihn ihr vom Leib. Panik erfüllt trat Judy auf ihn ein, während Jessica schnell ihren zweiten Stiefel auszog und mit den Spit-zen ihres Schuhwerks dem Verkäufer in die Schläfen schlug. Er sank ein weiteres Mal auf den Boden. Ob Tod oder lebend würden sie niemals erfahren. Judy machte sich davon und Jessica riss den Rest des roten Stoffes vom Gestell des Verkäufers und rannte ebenfalls in die Mas-sen. Viele drehten sich um und betrachteten sie mit stummer Gier. Unterwäsche hatte Jessica nie getragen, denn sie hatte es sich nie leisten können. Einmal mehr waren sie dem Schicksal entkommen, das so viele ihrer Kammaradinnen gebrochen hatte.

Judy und Jessica rannten ohne Pause nach Gondolin zurück. Sie hatten Glück. Der Schlüssel zur Tür hatten sie nicht verloren und so verschwanden sie aus der bekannten Welt. Niemand war ihnen gefolgt. In der Mulde zwischen den Felswänden fielen sie nebeneinander ins Grass. Will kam vom Todesturm hinuntergeeilt als er Judy weinen hörte. „Was ist geschehen?“ Jes-sica schleppte sich schwer atmend zu ihrer Hütte, nahm eine Flasche hervor und nahm einen grossen Schluck. Erst nachdem sie sich eine ihrer sehr raren Zigaretten angezündet hatte ant-wortete sie Will. „Wir hatten Probleme mit dem Stoffverkäufer.“ Will musterte sie gespielt misstrauisch. „Für einen Streit mit dem Stoffhändler hast du aber mächtig Stoff eingebüsst. Hatte er keine Ware mehr?“ – „Ha, ha, ha. Kümmere dich lieber um Judy. Ich muss meine Füsse in den Fluss halten.“ Sagte sie spöttisch. Ohne weiter darauf einzugehen ging Will zu Judy und kniete neben ihr nieder. Jessica versuchte zum Ufer des Flusses hinabzukommen. Eigentlich hatte sie nur geglaubt ihre nackten Füsse seien verschmutzt. Aber jetzt sah sie das Blut, das unter der Dreckschicht hervorquoll. Nur mit Mühe erreichte sie das Wasser. Es war als würden ihre Füsse von tausend Messern zerfetzt, als sie ins Wasser tauchten. Jessica stiess einen Spitzen schrei aus, schloss die Augen. Als sie wieder ins Wasser blickte zog sich ein rotes Band mit der Strömung zum Fluss hin. Endlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie streifte ihre Restlichen Kleider ab und tauchte ganz ins Wasser. „Die Quellen Gondolins sei-nen von heilender Kraft gewesen.“ Hatte Sven ihr einer Nacht erzählt. Jessica hoffte das er Recht behielt.
„Verdammt, Will muss uns doch gesehen haben. Ausser er sässe nicht auf dem Turm.“ Skar und Sven waren auf dem Parkplatz vor der Tür die nach Gondolin führte. Doch Will öffnete nicht. „Psst, sei Still. Hörst du es nicht?“ fragte Sven und horchte angestrengt. „Da weint je-mand.“ Skar spitzte ebenfalls die Ohren und horchte. Ein Schatten der Furchte legte sich auf sein Gesicht. „Wir gehen über die Mauer.“ Er rannte los und sprang an das Mauerwerk. Wie eine Spinne kletterte er daran hoch und lies sich auf der anderen Seite hinunter fallen. Sven brauchte einige Zeit bis er oben war mit dem schweren Gepäck. Oben auf der Mauer zog er seinen Revolver noch bevor er sprang. Er sah gerade noch wie Skar sich über Judy beugte und das sie weinte. Er sah Will mit todernster und trauriger Mine, aber Jessica sah er nirgends. „Wo ist Jessica.“ Rief er und die Angst krallte sein Herz. Er fing an zu zittern und zu schwit-zen. Skar stand auf und packte ihn an den Armen. „Beruhig dich. Ihr ist nichts geschehen, sie ist unten am Fluss.“ Der Revolver fiel ihm aus der Hand als er zur Uferböschung rannte. Svens Nerven hatten versagt und wieder brach die gesamte Last des letzten Monats über ihn hinein wie eine Lawine. Mitsamt seinen Kleidern ging er ins Wasser. Jessica schlief, den Kopf auf einen Stein gelegt, den Körper im Wasser. Sven sah ihre zerschnittenen Füsse und brach zusammen. Mit letzter Kraft konnte er sich auf den Stein hinter Jessica zerren, ansons-ten währe er vermutlich ertrunken in seiner schweren Kleidung.
“Seine Nerven sind Schwach.“ bemerkte Will, der zu Sven hinunter schaute. “Oder er hat mehr durchgemacht als du glauben würdest.“ Skar hatte Judy in ihr Hütte gebracht, wo sie nun schlief. Will schaute ihn verwundert an. “Wie? hat er dir erzählt, warum er hier herkam und wer ihm die Wunden an den Schultern zugefügt hatte?“ - “Ja.“ - “Wer?“ Skar schüttelte den Kopf. “Ich darf es dir nicht sagen.“ Will wurde Zornig. “Ah, Aber die verträumte Schlampe darf?“ Will hatte nicht einmal die Zeit, sein zorniger Ausruf zu bereuen. Skar schlug ihm die Faust in den Magen. Blieb dann aber unbewegt stehen. Als sich Will wieder aufrappelte und endlich wieder Luft bekam, sagte er: „Entschuldige, ich wollte das nicht sa-gen, ehrlich. Ich bin momentan nicht gerade gut drauf.“ Skar drehte sich um und ging zu Ju-dy. „Scheisse.“ Fluchte Will, ging seinem Freund aber nicht nach. Sein Kopf dröhnte. Was war geschehen, etwas zerbrach in seiner Welt, aber er wusste nicht was. Er stieg auf den Turm, schaute hinaus und dachte nach. Erst der Mond brachte ihm Rat.


Zwei neue Bewohner

Sven wachte auf und die ersten Sonnenstrahlen blitzten in seinen Augen. War er wach? Jessi-ca lag neben ihm, sie musste in der Nacht aus dem Wasser gestiegen sein, aber sie hatte sich nicht angekleidet. Oder war alles ein Traum gewesen? Nein ihre Füsse waren vernarbt. Ihre Entscheidung sie ins Wasser zu halten war richtig. Es gab keine Verkrustung die wieder auf-reissen konnte. Vorsichtig berührte er die noch junge und dünne Haut an ihren Solen. Jessica zuckte zusammen und erwachte. „Guten Morgen. Ich sehe du hast mein neustes Souvenir aus der Stadt bemerkt.“ Eine Träne suchte ihren Weg über Svens Gesicht. „Es ist Furchtbar.“ Sag-te er tonlos. Seine Kehle war ausgetrocknet. Jessica fuhr ihm mit der Hand durchs Haar. „Wir müssen Opfer bringen um Gondolin zu halten.“ – „Gondolin ist nur eine Geschichte. Ein er-fundener Ort, der nirgends existiert hat oder existieren wird.“ Sie drückte ihn behutsam zu-rück auf den Stein und legte sich auf ihn. „Nein.“ Flüsterte sie. „Es ist wirklich und es ist hier. Wir haben es zum leben erweckt. Alle haben wir diesen Traum begonnen, jetzt müssen wir ihn zu ende träumen. Ob zum Guten oder Schlechten, das können nicht einmal die Weisen erkennen.“ Sven küsste sie, kniff aber die Augen zusammen. „So etwas hat Gandalf der Zau-berer in den Minen von Moria auch gesagt.“ – „Ich hab dir immer zu gehört als du in deinem grossen roten Buch gelesen hast. Nun lass uns träumen, solange diese Welt währt will ich nicht mehr erwachen.“ Sie küsste ihn, immer und immer wieder.

Später sassen sie neben Skar und Judy um den Tempel und arbeiteten. Judy und Jessica näh-ten aus dem erbeuteten Stoff rote Schultergürtel mit einem goldenen Schwan darauf. Beide gaben sich sehr Mühe, so das die Erkennung der Gondolinos noch in weitem Umkreis für staunen sorgen würden. Skar und Sven säuberten und warteten die Waffen. „Wo er wohl hin ist?“ fragte Judy. Will war nicht in Gondolin gewesen seit sie alle erwacht waren. „Ich glaube er muss ein paar Private Dinge regeln, die er zu lange vor sich hingeschoben hatte. Morgen ist er sicher wieder zurück.“ Sagte Skar, ohne einen der anderen eines Blickes zu würdigen. „Und hoffentlich bringt er etwas zu essen mit. Die Vorräte vom letzten Einkauf sind bald zu ende.“ Ergänzte Jessica. Judy hatte ihr, bevor sie mit den Erkennungen angefangen hatte ei-nen neuen Rock genäht. Rot, aus dem zusätzlichen Stoff, den sie gestohlen hatten. Er war etwas länger als der alte, bis wenig oberhalb der Knie. Aber neue Schuhe hatten sie noch nicht auftreiben können. Nicht weiter schlimm meinte Jessica am Morgen, denn sie könne sowieso noch keine Schuhe tragen solange ihre Füsse nicht verheilt waren.
Sie blieben den ganzen Tag in Gondolin. Skar unterrichtete sie alle in der Waffenkunst und Sven zeigte ihnen einige Tricks für einen Nahkampf. Selbst Skar war ihm im Ringen nicht gewachsen, doch Sven wusste, falls es einmal ernst gelten würde, er selbst hätte nicht die Nerven für einen Kampf. Sie legten den Erkennungsgürtel an, an dessen unteren Seite der Revolver befestigt wurde. Sven war sicher als er die neuen Krieger sah, das ihr Feind, so zahl-reich er auch werden würde, nicht nur ein lächeln für sie übrig haben würde. Später versuch-ten sie hinter den Mauern Gondolins Fallen aufzustellen. Spitze Pflöcke in kleinen Gruben. Sinnlos, aber sie vermittelten eine Illusion der Sicherheit. Zufrieden nahm Sven mit den an-deren ein Bad. Er wusste nicht welch grausames Schicksal sie alle noch erwartete.

Vorsichtig zog Will die Tür hinter sich zu. Alle anderen schliefen noch immer Fest und die Sonne war noch nicht aufgegangen, er wollte sie nicht wecken. Die Stadt lag in einer trügeri-schen Ruhe. Es schien als bereite sich alles auf einen grossen Sturm vor. Eine seltsame Sache, oft genug hatte Will sich gewünscht, die Stadt möge in einer Flut versinken oder von einem Feuer vernichtet werden. Nun da etwas ähnliches bevorstand fürchtete er sich. Aus den Schmalen Gassen zwischen den dunklen Fassaden hörte er Stimmen die er nicht kannte. In manchen Fenstern flackerte das Licht matter Kerzen. Sie erhellten Gesichter die Sehnsüchtig hinaus und in die Ferne starrten, an Orte die es nicht gab. Will irrte ein wenig Ziellos in den Strassen umher, bis er endlich mitten auf dem leeren Marktplatz stand. Ein feiner Nieselregen legte sich wie ein graues Tuch über die Dächer und lies die Pflastersteine des Platzes glitzern. Will schaute sich lange um, unschlüssig welchen Weg er gehen sollte und wohin dieser ihn bringen würde. Erinnerungen aus seiner Kindheit holte er sich ins Gedächtnis zurück. Da war eine zerbrochene Glaskuppel, auf einem grossen alten Gebäude. Mit Säulen und riesigen Tü-ren. Eine Kirche? Nein, keine Kirche in der Stadt hatte eine zerbrochene Kuppel. Er setzte sich wieder in Bewegung. Den Marktplatz lies er hinter sich und später auch die Strasse auf der die Busse kamen. Als das erste Licht des Tages in die Wolken am Himmel stiess rollte der erste Donner durch die Gassen und das nieseln wurde zum regen. Will hatte das alte Indust-rieviertel verlassen. Vor ihm war die Brücke, welche über den schmutzigen Bach führte. Der Bach hiess nicht nur schmutzig, er war es auch. Seine Quelle war irgendwo oben auf dem Hügel, wo die Reichen ihre Paläste stehen hatten. Der schmutzige Bach stellte eine Grenze dar, er Teilte die Bevölkerung in zwei Teile. Eine alte Geschichte. In früheren Tagen, in viel früheren, gab es eine Mauer, welche sich vom Fluss an aufwärts bis jenseits des Hügels schlängelte. Die Stadtväter liessen in der einen Hälfte die Farbigen wohnen und in der ande-ren die weissen. Keine all zu schlimme Sache. Erst auf den zweiten Blick erkannte man die Ungerechtigkeit. Sämtliche Schulen, Spitäler, Fabriken und Arbeitsplätze, waren im weissen Quartier und die Mauer durfte nicht überstiegen werden. Irgendwann haben sich die Unter-drückten doch gewehrt und bekamen Unterstützung von vielen der Weissen. Die Mauer wur-de niedergerissen, was blieb, war der schmutzige Bach, der als Erinnerung angelegt worden war. Dies alles war nun Jahrzehnte her, aber noch immer bestand die Kluft zwischen den Stadthälften. Die roten Brigaden waren hier Machtlos. Die Polizei war hier ebenfalls um eini-ges stärker Präsent und handelte meistens willkürlich und brutal. Seit Jahren herrschte hier das Kriegsrecht. Will’s Vater hatte ihn einst beauftragt in diesem Bezirk Rekruten für die Bri-gaden zu finden. Damals hatte er sie zum ersten Mal gesehen. Sie waren beide erst zehn ge-wesen und ausser Freundschaft war nichts gewesen. Doch mittlerweile hatte er erkannt, das er sie geliebte hatte und das er sie immer noch liebte. Nur hatte er sich nie getraut, sie nach so langer Zeit wieder aufzusuchen. Ein Wagen hielt neben ihm auf der Strasse. “Was suchst du in dieser Gegend Junge?“ fragte ihn der Polizist. “Hier ist es gefährlich, diese Barbaren war-ten nur auf einen Burschen wie dich.“ er fing blöde an zu kichern, genauso wie sein Partner neben ihm. “Sie kochen gerne solche wie dich.“ nun brachen sie in schallendes Gelächter aus, welches kein ende nehmen wollte. “Ihr beide solltet weniger von den Drogen konsumieren, die ihr beschlagnahmt. Euer Hirn ist ja schon aus Grütze.“ murmelte Will und ging weiter. Der Wagen folgte ihm. “He, bleib stehen, ich bin noch nicht mit dir fertig“ Der Wagen schnitt Will den Weg ab. “Du kleine Ratte bist enorm frech, weisst du das?“ Sein Kollege nahm ei-nen langen Eisenknüppel zu Hand. “Wir sollten ihm Manieren beibringen.“ sagte er grinsend. Will atmete ein und als er ausatmete donnerte er die Faust ins Gesicht des Polizisten. Noch einen Augenblick blieb das Grinsen wie eine groteske Grimasse auf seinem Gesicht. Dann schoss das Blut aus seiner Nase und er brüllte auf. Will rannte davon, bog in die nächste Strasse ein und wusste sofort, das er so gut wie Tod war. Er kannte die Strassen dieser Ge-gend nicht, wusste nicht wo verstecke waren oder Orte an denen ihn die Macht einer Gang schützen würde. Er konnte noch nicht mal richtig rennen, da die Strasse glatt war vom strö-menden Regen. Doch es blieb ihm nichts anderes übrig. Er rannte ziellos davon. Bald aber, ertönte hinter ihm die Sirene des Polizeiwagens. Verzweifelt versuchte sich Will zu konzent-rieren. Die Menschen in den Strassen sprangen kreischend und fluchend in Sicherheit. Der Wagen kam näher. Ein kleines Stück voraus war eine Schmale Gasse. der Wagen würde nicht durch sie hindurch passen. Sie war Wills letzte Chance. Ein letztes Mal erhöhte er sein Tempo und verschwand mit einer blitzschnellen Bewegung in der Gasse. Nicht schnell genug, wie sich herausstellte. Später wusste Will nicht mehr ob es das Fahrzeug selbst, oder nur dessen Luftzug war, jedenfalls wurde er in die Gasse hinein geworfen und prallte mit voller Wucht an die Häuserwand. Keine allumfassende Ohnmacht verschlang seine Gedanken, er fühlte den Schmerz in voller Stärke in sich. Etwas warmes floss über sein Gesicht. Blut. „Du dreckiger kleiner Penner. Ich reiss dir die Eier ab!“ schrie eine Stimme. Will blinzelte und öffnete benommen die Augen. Der Polizeiwagen war wohl ins schleudern geraten und auf der ande-ren Strassenseite in eine Wand gefahren. Ein Körper lag leblos neben dem zertrümmerten Wagen. Der Polizist, der nicht am Steuer gesessen hatte, kam auf Will zu gerannt. In der Hand sein Gewehr. Er feuerte von der Strassenmitte aus, verfehlte Will aber um Haaresbreite. Verzweifelt wollte er weiter in die Gasse hinein gehen, aber sein Bein schmerzte zu sehr. Ein weiterer Schuss peitschte durch die Strassen. Will warf sich zu Boden. Aber er bemerkte kei-nen Einschlag in seiner Nähe, noch war er selbst getroffen. Will schaute zurück und sah gera-de noch wie der Polizist zu Boden fiel und regungslos liegen blieb. Dann endlich erlöste die Dunkelheit Will von seinen Schmerzen.

„Lebt er überhaupt noch? Besonders guten Eindruck macht er ja nicht.“ Das erste was Will wieder von seinen Sinnen zurückerlangte war das Gehör. Dann kamen die Schmerzen. „Wir hätten ihn auch umlegen sollen, solche Typen machen nur ärger.“ Sagte eine Stimme. „Ach halt die Klappe Mike, wir werden Ärger bekommen wegen der Bullen die wir erschossen ha-ben.“ – „Ja, aber das haben wir nur gemacht, weil wir dachten der sei einer von uns, ist er aber leider nicht.“ Antwortete Mike. Da meldete sich eine feine, zierliche Stimme, ganz in Wills nähe. „Woher willst du wissen das er uns Probleme machen wird?“ – „Hallo? Erde an Liz, er ist so bleich wie ein Käse.“ Spottete Mike. „Ein dämlicher Vergleich.“ – „Wenn wir alle so denken würden wie du, was wären wir besser als sie?“ sagte Liz ruhig. Liz? Wills Herz schlug schneller. Konnte es sein? Er musste die Augen öffnen, doch es gelang ihm nicht. „Wo bin ich?“ stöhnte er nur. „In Sicherheit?“ sagte Liz leise. Dennoch schien es Meike gehört zu ha-ben. „Ja, in Sicherheit bis der Boss kommt. Dann müssen Nico und ich ihn wieder aus dem Weg räumen.“ – „Du wirst ihn wegräumen müssen. Ich werde ihn nicht anrühren wenn es Liz nicht verlangt.“ Sagte Nico mit tiefer Stimme und starkem Akzent. Mike höhnte weiter. „Oh, der Gorilla der Puppe. Wie konnte ich das Vergessen. Du bist ja nur hier, damit du sie fi...“ ein dumpfer Knall ertönte als Mike abbrach. „Scheisse.“ Schrie er stattdessen. „Musstest du mir gleich eine brettern deswegen?“ Nico erwiderte nichts darauf. „Hört auf zu streiten, ich glaube er erwacht.“ Sagte Liz scharf. Will öffnete die Augen, sah aber alles verschwommen und verzerrt. Erst nach mehrmaligem Blinzeln erkannte er die junge Frau. Zuerst sah er nur ihre Augen. Erst als sich seine Augen langsam an das düstere Licht gewöhnten, erkannte er den Rest des nachtschwarzen Gesichtes. „Wer bist du?“ fragte er flüsternd. „Ich bin Liz.“ Antwortete sie, doch Will schüttelte den Kopf. „Ich meine deinen ganzen Namen.“ – „Elisa-beth. Aber ich mag den Namen nicht, hab ich noch nie gemocht.“ Er quälte sich zu einem lächeln. „Ich auch nicht.“ Sie schaute ihn nur verwirrt an. „Nach all der Zeit erkenne ich dich doch wieder. Du bist noch hübscher als damals.“ Sagte er schwach. Sie ging nicht darauf ein. „Komm erst mal hoch und setz dich hin.“ Will versuchte es und kam mühsam auf die Beine. Liz half ihn und setzte ihn auf ein altes Holzfass. Eine tiefe, drohende Stimme meldete sich. „Was ist passiert.“ Ein grosser, Kahlköpfiger Mann beugte sich zu Will hin. „Jetzt geht’s dir doch noch an den Kragen.“ Mike war eben so Dunkelhäutig wie Liz. Er ging an Will vorbei. Nun trat auch Nico an ihn heran. Er hatte lange schwarze Locken und ein ausdrucksloses Ge-sicht. Seine Haut war ein wenig heller, seine Ausstrahlung aber um einiges düsterer. Will wollte aufstehen und den Besitzer der unbekannten tiefen Stimme sehen. Mit erstaunlich sanf-ter Gewalt hielt ihn Nico davon ab. „Du wirst sehen. Aber noch nicht. Der Boss muss beraten was mit dir zu tun ist.“ Also blieb Will sitzen und versuchte sich zu entspannen.

„Die Polizei hat einen jungen Mann verfolgt und beschossen. Wir dachten er sei einer von uns.“ Erklärte Mike dem alten Mann mit dem schwarzen Bart. Früher musste er ein kräftiger Mann gewesen sein, nun hatte seine Kraft nachgelassen, doch ging er stets aufrecht und Stolz. Der Boss sah Mike kurz an. „Ihr habt gemerkt das es nicht stimmt. Warum lebt er noch?“ fragte er kühlt. „Weil wir keinen Grund haben ihn zu töten.“ Sagte Liz. „Und wer hat dich gefragt?“ – „Wer hat mir den verboten es nicht zu tun?“ Der Alte resignierte. Er wusste das Wortgefechte mit Liz nichts brachten. Er blieb stehen und legte seine Hand auf ihre Schulter. „Elisabeth, du musst einsehen das er nicht zurückkommen wird.“ - „Da bin ich nicht sicher. Und wenn schon dieser hier könnte uns Informationen liefern.“ Sagte Liz. „Was für Informa-tionen.“ Sie schaute ihn entrüstet an. „Na, du wolltest doch immer wissen was die roten Bri-gaden planen. Wann sie losschlagen wollen und was es mit diesem Gondolin auf sich hat.“ Der Boss blieb abermals stehen und schaut zu Will. „Also gut ich rede mit ihm. Wenn er sich aber weigert zu verhandeln, stirbt er.“ – „Ja Vater.“ Sagten Mike und Liz.

Will schaute auf. Der alte Mann, dessen Stimme er vorhin gehört hatte setzte sich vor ihm auf einen Stuhl. „Mein Name ist Frank. Ich bin Chef der Organisation, welche in dieser Gegend für Ruhe und Ordnung sorgt.“ Will nickte. „Du kennst mich?“ fragte Frank misstrauisch. Will kannte ihn von seinem letzten Besuch hier. Frank war Elisabeths Vater. Damals war noch sein Vater der alte Chef gewesen. Frank selbst hatte ihn immer geschlagen, als er ein wenig zu nahe an Liz gekommen war. Obwohl er damals noch nicht wusste warum er sich zu diesem Mädchen so hingezogen fühlte. „Ich habe ein paar Fragen an dich. Erstens, wer bist du und warum gibst du vor mich zu kennen.“ Will lächelte. „Das hat dir deine eigene Tochter noch nicht erzählt?“ Ohne auch nur die kleinste Regung auf dem Gesicht zog Frank seine Pistole und hielt sie Will zwischen die Augen. „Ich hoffe für dich das sie es tatsächlich versäumt hat mir von dir zu Berichten, sonst wird’s ungemütlich für dich.“ Er schaute zu Liz. „Nun?“ Sie schaute traurig zuerst Will und dann ihren Vater an. „Er heisst Will und ist ein Niemand.“ Will hatte sich vor Jahren mit der gleichen Bezeichnung gemeldet. „Ein Niemand?“ fragte Frank und legte seine Stirn in Falten. „Ja ich heisse Will. Aber mittlerweile bin ich kein Nie-mand mehr. Du hast mich gefragt was es mit Gondolin auf sich hat. Nun, es ist ein Ort, der Sicherheit bietet. Ich bin einer der Gondolinos und meine Absicht ist es deine Tochter dorthin mit zu nehmen.“ Will hatte fest damit gerechnet, dass Frank ihn schlagen würde. Er tat es nicht. „Weshalb sollte sie denn?“ – „Die roten Brigaden stehen kurz davor ihre Revolution zu beginnen. Sturm zieht auf. Gondolin ist der sicherste Ort und ich denke es ist auch in deinem Interesse sie in Sicherheit zu wissen.“ Frank sagte nichts sondern schaute ihn erwartungsvoll an. „Ich fass es nicht.“ Rief Mike aus. „Dieses Würstchen ist in meine Schwester verliebt? Du bist verrückt Kleiner.“ – „Schweig!“ donnerte Frank. Er wandte sich wieder an Will. „Ich kann dir kein Unterschlupf bieten wie damals. Übermorgen musst du wieder verschwinden. Über dein Anliegen kann ich allerdings nicht urteilen.“ Er stand auf und ging. Liz, Mike und Will schauten ihm verdutzt nach. Kurz darauf entfernte sich auch Mike. Liz schickte auch Nico fort und schaute Will eine weile nachdenklich an. Dann ohne Vorwarnung beugte sie sich zu ihm und gab ihm eine Schallende Ohrfeige. „Er hätte dich töten können.“ Sagte sie scharf. „Ich denke dein Vater ist ein weiser Mann?“ – „Aber wenn’s um mich geht wird er oft unberechenbar. Ausserdem ist das Irrsinn. Du lässt kein ton von dir Hören, all die Jahre durch und plötzlich tauchst du auf. Ich weiss nicht was du dir dabei gedacht hast.“ Eine Träne rollte über Wills Wange und fiel vor Liz Füsse. „Ich habe mir nichts dabei gedacht. Ich halte es nicht aus ohne dich. Und .. und“ er stockte. Weitere Tränen suchten ihren Weg über sein Ge-sicht. Liz umarmte ihn. „Warum können wir uns nicht auf grünen Wiesen treffen.“ Sie wisch-te die Tränen aus seinem Gesicht. „Morgen komme ich mit dir nach Gondolin.“ Das mit Liz auch der Verrat in die verborgene Stadt einziehen würde ahnte Will nicht.


Und hier ist der 2. Teil

Hier kommen die letzten Bewohner Gondolins in die Stadt. Ihr merkt also, in der Geschichte tauchen Tolkiens Figuren wieder auf. Doch wer ist wer. Ist Liz die weibliche Form von Maeglin. Kann hier der Verrat überwunden werden und wie wird sich Skar verhalten, sollten die Brigaden in den Krieg ziehen, kann er da nur still sitzen und warten.

Teil 3 wird euch die Antworten liefern.
Benjamin Bieber, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.03.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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