Olivia Janosch

Heute morgen

Heute morgen wachte ich ziemlich früh auf. Ich weiß nicht wieso. Eigentlich könnte ich viel länger schlafen, da die Schule heute erst gegen Mittag regulär anfängt. Aber, nein. Ich muss natürlich schon um halb acht wach werden. Ich denke, es ist die Neugier auf diese Woche! Ich habe noch so viel zu erledigen, so viel zu machen… Ja, ja,… ich mache mir wieder mal selbst Stress. Aber ich bin es eben schon irgendwie gewohnt ein hektisches, aber auf der anderen Seite, ein ausgefülltes Leben zu führen. Es ist besser so, als ohne Sinn und Ziel daheim rumzuhocken und Löcher in die Wände zu starren (Meine Augen werden schließlich mit dem Alter nicht besser). Oder unschuldige Menschen anzurufen und sie dann auch noch zu nerven. Ich möchte hierbei erwähnen, dass ich eben so ein unschuldiges Opfer telefonischer Übergriffe bin. Solche „sinnlos Telefon“-Überfälle muss ich nämlich fast tagtäglich am eigenen Leib miterleben, da meine beste Freundin gerade Ihren längerfristigen Erholungsurlaub in Anspruch nimmt. Oder anders ausgedrückt: sie ist arbeitsmüde. Wer mit wem, wo, wie was…. Vera am Mittag kann sich dagegen verstecken. Ich habe mir schon wirklich überlegt, das bescheuerte Telefon vom Balkon runter zu schmeißen. Der Gravitationskraft nach, müsste es klappen. Doch was passiert, wenn ich Jemanden unten unglücklich treffe und er verliert sein Bewusstsein? Nein, nein….das wäre nicht so gut. Schon allein wegen der Polizei und den ganzen Kramm. Es klingt auch nicht so toll zu sagen, Jemand sei von einem kläglichem Siemenstelefon erschlagen worden….
Aber zurück zum Thema. Heute morgen machte ich mich also, auf Grund der noch so frühen Stunde auf den Weg, um endlich wieder mal was für meine Fitness zu tun. Joggen, heißt hier das Zauberwort. Doch leider hat mir Niemand mitgeteilt, dass der Weg, welchen ich noch vor genau 48 Stunden inspiziert habe, etwa auf der halben Strecke ausgerechnet heute abgesperrt ist. Umleitung. Das finde ich wirklich nicht komisch. Aber, rummeckern können die Männer dann, dass ihre ehemals ranken und schlanken Damen immer mehr zu wampigen Tonnen mutieren…
Na gut. Noch ist der Morgen nicht vorbei. Hey,…was sehe ich da?! Ein Riesenemblem, bestehend aus 2 goldenen Bögen lacht mir entgegen. Hoch lebe Ray Krock! Plötzlich meldet sich der animalische Instinkt bei mir. Pawlow hatte Recht. Und wie Recht er hatte… Ich kann mir in diesem Moment exakt vorstellen, wie sich sein Hund beim Klingeln der Glocke fühlen musste. Hunger! Plötzlich ziehen sich meine Innereien zusammen und mein Körper hat nur noch ein Ziel: ESSEN. Um jeden Preis. Pfeiff auf die Fitness. Wer braucht sie schon? Ich nicht. Mich interessiert nur die letzte Silbe des Wortes, nämlich „ess“. Das „fit“ hole ich beim nächsten mal nach. Also, rein ins Getümmel… Ziemlich krass, wie viele Fast-Food-Konsumenten es um diese frühe Zeit schon gibt. Hat man sie etwa auch am joggen gehindert? Ach ist mir auch egal. Was mir aber überhaupt nicht egal ist, ist der Kauz vor mir, der noch nicht richtig weiß, was er nehmen soll. Er entscheidet sich für ein Eis. Ist er irre? Eis? Zum Frühstück? Wahrscheinlich ist es nur eine Abkühlung nach der heißen Nacht. Ich will aber immer noch essen, und er steht mir immer noch im Weg! Endlich, jetzt bin ich an der Reihe. So, nun bin ich der Kunde, also auch der König. Oder,.. um ehrlich zu sein, ich bin eher das Opfer der von McDnald´s jahrelang ausgeübter Werbung. Und der Snoopy, den ich mir aus 4-mal Juniortüten-Kaufen zusammen gebastelt habe, steht immer noch auf meinem Schreibtisch, fällt mir ein. Egal. Jetzt bestelle ich lieber. Pommes mit Irgendetwas. Das tu ich gerne. Ich bringe die Verkäufer liebend gerne an die Grenzen ihrer Nerven. Wieso? Weil sie dafür bezahlt werden. Und weil ich es mir erlauben kann. Ich bin schließlich der Kunde. „Mit Irgendwas?“, fragt mich der Verkäufer, oder wie immer ich ihn bezeichnen soll. Ich nenne ihn einfach „Mann“, denn für eine Dame sieht er mir doch etwas zu männlich aus. Obwohl,.. ich habe da mal was über ein neuartiges Genforschungsprojekt gelesen…
„Ja, mit irgendwas. Lass dir was einfallen“, wiederhole ich meinen Wunsch. Ein seltsamer Dialog entwickelt sich: „Arbeitest du hier in der Gegend?“ –„Nein, habe mich nur verlaufen“, - „Oh, hast du heute Abend was vor?“, - „Hey, überlebe erstmal den Morgen, mein Lieber“. –„Kommst dir wohl cool vor, was?“. „Ich versuche es mal konkreter. Dir zu liebe: ich habe Hunger und will Pommes mit `nem Gemüse Mäc“. –„Ist noch zu früh. Sorry.“ –„O.k. was ist mit McRib?“ –„Auch nicht“, sagte er errötet. Ich hoffe für ihn, dass er aus bloßem Schamgefühl und nicht vor Wut rot geworden ist. Oh Mist… Er kann ja gar nicht rot werden, fällt mir auf. Er ist Mulatte. „Weißt du was. Ich habs satt!“, teilte ich ihm mit. „Gibt’s hier überhaupt irgendwas?“ - „Ja, mich“, antwortete er salopp. -„Na dann, ich nehme doch ein Eis“.
Das war heute morgen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.03.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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