Christa Astl

Irrweg auf die Walleralm




Sommerwanderung (6.7.06)
 
Morgens um dreiviertel sieben Uhr gehe ich vom Hintersteiner See weg. Gut in Form, gut in der Zeit. Nach etwa halbem Weg nehme ich einen schmalen, gut ausgegangenen Weg steil von der Schotterstraße nach rechts abbiegend, vermutlich eine Abkürzung. Bald aber wird er schmäler, quert unter den Felsen. Hinter diesen wird’s wohl hinauf gehen zur Alm? Mitnichten, plötzlich führt der Weg nach rechts, quer am Hang durch Laubwald, Nadelwald und Gras. Mit meinen billigen Wanderschuhen ganz schön zum Aufpassen!
Dass ich so die Walleralm noch erreiche, glaube ich gar nicht mehr, vielleicht aber die Steiner-Hochalm? Parallel zu meinem Steig entdecke ich nun höher oben einen Forstweg, der dann mit meinem zusammentrifft. Ich gehe nun auf dieser bequemen Forststraße weiter, nasche am Wegrand Erdbeeren. Plötzlich endet mein Weg.- mitten im Wald, an einem großen Stein und einer Borkenkäferfalle.
Nichts für mich, umkehren, der Weg war nicht das Ziel! – Der Forststraße nach marschiere ich zurück und gelange an meinen Ausgangspunkt zurück, zum See. Ende der Tour, enttäuscht, unbefriedigt, ein Weg ohne Ziel.
Das Schöne daran: Alleingang, Einsamkeit, Stille; zeitweise Herausforderung aller Sinne, es galt die Angst zu überwinden. Oft bin ich gestolpert, gerutscht, mit einem schnellen Schritt aber wieder ins Gleichgewicht gekommen Hätte ganz schön tief fallen können! Wer hätte mich gefunden? Wie wäre ich mit einer Verletzung herausgekommen? Trotz Handy hätte ich keine genauen Angaben machen können und in diesem dichten Wald sieht mich kein Hubschrauber.
Ich denke an diese Gefahren, wenn ich allein bin, gehe besonders vorsichtig, offen mit allen Sinnen, sichere jeden Schritt. Ich fühle mich dabei eins mit der Natur, im Gleichklang von Körper und Seele. Bin ein Teil des Waldes, des Berges, ein beweglicher Teil. Kämpfe wie Bäume, Sträucher, Gräser und Blumen um einen Stand, aber nur für Sekunden, entferne mich, gehe weiter.
Ich will nicht mehr Grenzen überschreiten, ans Limit gehen; ich freue mich an dem, was ich erreiche, genieße den Moment, die Zeit, die ich für mich suche und finde, ganz allein für mich.


ChA 2006

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