Die Freundin

Seit Wochen liege ich in dem Bezirks- Spital, gefesselt an ein weisses Bett mit einem Streck-Gestell.
Die starken Knochen und die warmen Eingeweide
sind mir auf einmal wirr und unordentlich geworden durch einen harten Schlag von einer Dampflokomotive, die Touristen ins Gebirge fährt.
Sie schnauft und raucht und bellt und ich hatte mich ihr in tiefer Trauer wohl.... entgegengestellt, verwirrt durch einen Kummer.

Mein befreites Herz klopft jetzt mir fröhlich ausserhalb der offnen Brust  und meine Seele schwebt in Träumen !

Oft besucht die kleine Freundin mich auf meinem frischen, feuchten Herzen, mit leichten, weichen Füsschen berührt sie mich,
küsst das warme Herz und streicht sich dann nervös die Haare aus dem schwärzlichen Gesicht. Sie lässt
sich furchtlos, voll Vertrauen von des klopfend` Herzens Auf- und -Nieder  schaukelnd wiegen !
Ach, wie dreht sie niedlich jetzt ihr kleines Köpfchen, streckt die dünnen Beinchen und funkelt mir mit ihrem engen,
schillernden Kleid aus Grün und Rot und lässt es an der hellen Sonne glänzen !

Dann geht sie mir zur  Zimmerdecke, dreht sich dort verliebt  im Kreise, kopfüber dann betrachte sie mich stundenlang, um dann plötzlich
mit nassen, kalten,schwarzen Lippen mich zu küssen. Ach, wie mich das kitzelt !

... Manchmal denke ich, sie sei  mein süsses, zartes Engelein !

Nur wenn ganz leise der alte Arzt  in den Pantoffeln zu mir schlurft, versteckt sie sich auf meiner nackten Kniekehle und trippelt mir den Schenkel hoch :
...Oben habe ich kein Höschen und ich schäme mich. Mit gläsernen Flügeln surrt sie mit zur Nase, dann ins Ohr :
Dann liebt sie mich und besucht erneut mein Herz, ...mit süssem Trippeln, Kitzeln und mit  Küssen !


***

c/G:E

Bei der Freundin handelt es sich
um eine Fliege.Georges Ettlin, Anmerkung zur Geschichte

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