Klaus-D. Heid

Couch-Tipps


Erstens: Tipps an die Frau...

Die Couch ist der Quell allen männlichen Wohlbefindens.

Wenn Sie, liebe Leserin, das friedlich vor sich hinschnarchende Gesicht Ihres Mannes betrachten, wird Ihnen ganz schnell bewusst, welch faszinierende Anziehungskraft von weichgepolsterten Liege-Polstermöbeln ausgeht. Hat Ihr Ehegatte auch nur ein einziges Mal so glücklich und zufrieden ausgesehen, wenn er den mühsamen ehelichen Sexualakt hinter sich gebracht hat? Und wie war’s nach dem Verschlingen seiner Lieblingsmahlzeit, die sie ihm mit Hingabe und Liebe gekocht hatten? Verstrahlte sein Gesicht nach dem obligatorischen Rülpsen und Furzen, auch nur annähernd jenen glückseligen Ausdruck, den er kurz danach bei seinem Mittagsschläfchen auf der Couch zeigte?

Als Frau muss man sich wohl mit der Tatsache abfinden, dass die Couch des Mannes seine intimste Partnerin ist, auf der alle weiblichen Reize wie Wassertropfen auf einer glühenden Herdplatte verdampfen.

‚Ich lege mich noch einen Moment auf die Couch, Schatz...!’

Sie wissen, dass dieser Moment stundenlang andauert, oder? Sie wissen auch, dass jede Störung der männlichen Couch-Ruhe zu dramatischen Ehekrisen führen kann? Und Ihnen ist sehr wohl bewusst, dass Ihr Mann nur deshalb Sex auf der Couch rigoros ablehnt, weil er ein entschiedener Gegner von Gruppensex ist?

Natürlich erzähle ich Ihnen hier nichts Neues. Sie sind im Thema. Logisch! Schließlich kennen Sie Ihren Pappenheimer schon seit ein paar Jahren und wissen ganz genau, welche hocherotische Beziehung er zu seiner Couch unterhält. Aber wissen Sie auch, was im Kopf Ihres Mannes vorgeht, wenn er – mit dampfenden Socken und durchgeschwitztem Arbeitshemd – ‚seine’ Couch besteigt? Sie wissen es nicht? Sie wollen es auch gar nicht wissen?

Sie müssen es aber wissen!

Nur das Wissen über männliche Basisgedanken kann Ihnen helfen, nicht vollends zur kochenden, Beine spreizenden und Jacketts ausbürstenden Hausfrau zu mutieren. Nur dann, wenn Sie die Couch voll und ganz als real existierende Nebenbuhlerin anerkennen, haben Sie eine winzige Chance, gegen sie zu bestehen!

Fein, dass Sie Ihre Meinung geändert haben – und nun doch in den Kopf Ihres schlummernden Gatten blicken möchten!

Sehen sie ihn gerade vor sich? Hat er seinen Mund halb geöffnet und können Sie ein gleichmäßiges Rasselschnarchen hören, das – mit einem unangenehmen Mundgeruch versetzt – aus seinem Rachen strömt? Ja? Bewegen sich seine geschlossenen Augenlider unruhig von links nach rechts und umgekehrt? Haben sie das unangenehme Gefühl, dass er Ihnen die Kehle durchbeißen würde, wenn sie ihm jetzt einen liebevollen Kuss auf die Lippen hauchen?

Dann, liebe leidgeprüfte Ehefrau, ja dann...

...denkt Ihr Mann gerade an total versauten Oralsex mit seiner Federkern-Mätresse!

Verfügen Sie im Haushalt über mikroelektronische Messinstrumente zur Aufzeichnung winzigster Schwingungen, könnten sie nun das rhythmische Heben und Senken des männlichen Unterleibs wahrnehmen. Sie würden einer wissenschaftlich dokumentierten sexuellen Handlung beiwohnen, in der Sie – zu Ihrem Entsetzen - nicht die geringste Rolle spielen, da sich ihr Ehemann, wohlig aalend, mit der Couch vergnügt.

Und nun möchten Sie wissen, was Sie dagegen unternehmen können?

Vorab ein paar Hinweise, welche Gegenmaßnahmen sie auf jeden Fall unterlassen sollten:

Vorsicht!

Bitte verbrennen Sie die Couch nicht, wenn Sie nicht in einer spontan ausgelösten Gegenreaktion von Ihrem Mann verbrannt werden wollen!

Vorsicht!

Bitte berühren Sie Ihren Mann in der Koitus-Couch-Phase nicht an seinen intimen Körperteilen, wenn Sie verhindern wollen, dass er daraufhin in Ihrem Körper nach ausgeleierten Federkernen sucht!

Vorsicht!

Bitte verschenken Sie die Couch nicht an eine Altmöbelsammlung, wenn Sie verhindern wollen, dass Ihr Mann Sie an eine Altweiber-Sammlung verschenkt!

Vorsicht!

Bitte setzen Sie sich nicht demonstrativ auf die Couch, wenn Ihr Mann gerade von der Arbeit kommt. Das Risiko, dass er die Couch daraufhin demonstrativ auf Sie setzt, steht in keinem Verhältnis zum unwahrscheinlichen Erfolg Ihrer Handlung!

Und was können Sie dennoch gegen Ihre Nebenbuhlerin unternehmen?

Vorschlag I:

Machen sie Ihren Mann eifersüchtig. Kaufen Sie ein Sofa, auf dem Sie sich lasziv räkeln, bevor Ihr Mann auf der Couch einschläft. Natürlich muss das Sofa genau gegenüber der Couch platziert sein.

Vorschlag II:

Zeigen Sie ein gesteigertes, fast lästig übertriebenes Interesse am Wohlbefinden Ihres Mannes. Fragen Sie ihn bereits beim Aufschließen der Wohnungstür, ob er nicht Lust habe, ‚sich mal so richtig bequem’ auf der Couch auszustrecken. Legen Sie ihm sein Lieblingskissen unter den Kopf und schalten Sie – unaufgefordert! – seine Lieblings-Sportsendung im Fernsehen ein. Wiederholen Sie diese Prozedur zwei Monate lang und an sieben Tagen in der Woche.

Vorschlag III:

Lassen Sie sich scheiden! Zwar ist diese Reaktion ein Eingeständnis dafür, dass die Couch gewonnen hat – aber immerhin können Sie sich dann absolut sicher sein, Ihren ‚Noch-Mann’ nie mehr mit einer Couch teilen zu müssen.

Zweitens: Tipps an den Mann...

Die Couch ist der natürliche Gegner der Frau.

Lassen Sie sich, als Herr des Hauses, nicht den Spaß verderben. Denken Sie stets daran, dass die Couch Sie liebt, wie Sie die Couch lieben!

Wenn Sie nach einem harten, nervenzerreibenden und stressigen Arbeitstag nach Hause kommen, wollen Sie nichts als Frieden und Wohlbefinden genießen, oder? Vielleicht freuen Sie sich schon Stunden vor Arbeitsende auf das göttliche Gefühl totaler Entspannung auf Ihrer Couch? Spüren Sie dann nicht jenes himmlische Kribbeln in der Lendengegend, das Sie förmlich nach Hause treibt, um eine Sexualität auszuleben, die Ihnen kein Wesen aus Fleisch und Blut bieten kann?

Niemand zwingt Sie auf der Couch, Brüste zu streicheln oder gar Schenkel zu berühren. Niemand presst Ihnen feuchte Lippen auf den Mund und haucht Ihnen ‚Mach’s mir!’ entgegen. Niemand fordert Sie auf, körperlich aktiv und sportlich ausgelassen zu sein. Niemand verlangt geheuchelte Liebesschwüre oder stutzt, wenn Ihr ‚bestes Stück’ keine Lust auf Wachstum hat.

Da ist nur die Couch, die sich Ihnen bedingungslos hingibt...

Auf ihr können Sie Ihren Gedanken freien Lauf lassen. Auf der Couch können Sie vergessen, genießen und dösen. Die Couch ist Ihnen untertan. Es stört die Couch einen Scheißdreck, ob Ihr Hemd nach Schweiß stinkt, Ihre Socken dampfen oder ob Sie einfach ihre Schuhe anbehalten.
Auf der Couch können Sie Ihren heimlichsten Phantasien freien Lauf lassen. Sie können auf ihr all das tun, was Ihnen im Wachzustand verwehrt bleibt. Mit den flexiblen Federkernen unter Ihrem Hintern sind Sie der absolute Herrscher über Gut und Böse. Niemand macht Ihnen Vorschriften und gängelt Sie.

Na? Ist das nicht toll? Allerdings...

...gibt’s da noch die Frau, die Ihnen jegliches Couch-Vergnügen streitig machen will. ‚Frau’ will nicht, dass Sie glücklich sind! ‚Frau’ will auch nicht, dass Sie abschalten, entspannen und quer durch ihre Phantasie bumsen! ‚Frau’ will nicht, dass Sie auf der Couch liegen!

Lassen Sie sich das nicht bieten!

Hier ein paar Tipps, die Ihnen das störende Element ‚Frau’ vom Halse schaffen:

Tipp I.

Bohren Sie (vorsichtig und zärtlich) ein Loch in das Polster Ihrer Couch. Achten sie darauf, dass sich dieses Loch in der Position befindet, in der Sie normalerweise mit Ihrem passenden Gegenstück zu liegen kommen. Legen Sie sich sofort, nach dem Öffnen Ihrer Haustür und dem vollständigen Entkleiden, so auf die Couch, dass Ihrer Frau unmissverständlich klar wird, wer Ihre Favoritin ist.

Tipp II.

Geben Sie Ihrer Couch einen weiblichen Namen! Sprechen Sie, so oft es geht, mit ihr. Schmeicheln sie der Couch in Gegenwart Ihrer Frau. Machen Sie der Couch Komplimente und – wenn nötig – auch ein- und zweideutige Avancen. Streicheln Sie Ihre Couch zärtlich. Liegen Sie mit dem Bauch auf der Couch und überschütten sie mit unanständigen Zungenküssen.

Tipp III.

Lassen Sie sich von Ihrer Frau scheiden – und heiraten Sie stattdessen Ihre Couch! Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Frauen gibt’s wie Sand am Meer. Eine Couch begleitet Sie jedoch bis ans Ende Ihrer Tage.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.03.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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