Sunni Be

Aus Angst habe ich geschwiegen...

Aus Angst habe ich geschwiegen...
 
 
Ich war 14 Jahre alt, als es das erste Mal passierte. Es war ein Samstagabend, mein älterer Bruder und ich waren alleine zuhause und unsere Eltern waren auf einem Geburtstag. Ich ging gegen 22.00 Uhr ins Bett. So gegen ca. 23.00 Uhr ging meine Zimmertür auf und mein Bruder stand in meinem Zimmer.
Ich muss dazu sagen, ich hatte vor ihm Angst, weil er sehr gewalttätig war und mich auch schon des Öfteren geschlagen hatte. Er hatte die Macht über unsere Familie, was er sagte zählte, es waren ihm alle hörig, selbst meine Eltern lebten nach seinen Wünschen. Er war schließlich der erstgeborene Sohn auf dem Hof.
Er setzte sich zu mir auf die Bettkante und sagte zu mir „Wie schön er mich doch finden würde, er hätte sich in mich verliebt, dabei streichelte er mir durchs Gesicht. Plötzlich hob er die Bettdecke hoch und legte sich zu mir ins Bett. Er ging mit seinen Händen unter meinen Schlafanzug, fasste mir an meine Brüste, ging mir dann mit seiner Hand zwischen die Beine. Ich spüre noch heute seinen Atem in mein Gesicht. Er schob meine Hose herunter, legte sich auf mich, drückte meine Arme fest herunter und was dann geschah, war für mich der Horror, dieser Schmerz, wie er auf mir lag und sein Ding in mir. Es war das Schlimmste, was ich je in meinem Leben erlebt hatte. Ich wollte Schreien, aber konnte nicht, ich war wie versteinert und habe es einfach über mich ergehen lassen. Er stöhnte plötzlich ganz heftig auf und dann ging er von mir runter. Schaute mich an und sagte: „denke dran, nur ein Wort zu Jemanden und du bist Tod“. Er verließ mein Zimmer und ich lag zitternd mit heruntergezogener Hose in meinem Bett. Mir war heiß und kalt, fühlte mich schmutzig und auch schuldig, wär am liebsten weggerannt, aber es ging nicht. Ich brauchte einige Minuten, um mich wieder etwas zu fangen, dann ging ins Bad, unter der Dusche befreite ich mich von dem Dreck und ging wieder ins Bett. Ich konnte nicht schlafen, hatte Schmerzen und  jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss, sah ich ihn. Ich weinte und Begriff so langsam erst was passiert war. Am nächsten Morgen beim Frühstück sagten seine Blicke schon alles und ich wußte genau, wenn ich es sagen würde, es glaubt mir doch keiner und ich hatte Angst, das er mir etwas antut.
Er kam danach öfters zu mir ins Zimmer, Vergewaltigte und Missbrauchte mich und ich habe es über vier Jahre über mich ergehen lassen, bis ich auszog. Aber es verfolgte mich, immer hatte ich diese Bilder vor Augen, spürte den Schmerz und hatte Angst, dass er wieder vor mir steht.  Er hatte so eine starke Macht über mich, dass ich nicht mehr konnte. Im Alter von 30 Jahren, habe ich aus Angst, weil ich am Ende war, versucht mir das Leben zu nehmen. Ich hatte Tabletten geschluckt und mit einer Rasierklinge den linken Arm aufgeschnitten. Aber man hatte mich gefunden, wo ich heute auch ganz froh drüber bin. Ich hatte mich aufgegeben, weil egal was ich auch Tat, er war immer in meinen Kopf, in meinen Gedanken drin, ich hatte nicht die Kraft, mich von ihm zu lösen. Im Krankenhaus, nach dem ich von der Intensivstation kam, wurde ich eine Psychiatrie eingewiesen, wo ich mich das erste Mal jemanden anvertraute, einer Psychologin. Ich hatte zu ihr Vertrauen und habe mit ihr über alles gesprochen. Durch ihr habe ich gelernt, dass wenn einem so etwas zu gefügt wird, muss man mit jemanden darüber reden, ansonsten verfolgt es einen das ganze Leben lang. Man kann es nicht ungeschehen machen, aber man kann es mit Hilfe verarbeiten. Heute rede ich offen darüber und mein Freundes- und Bekanntenkreis behandelt mich nichts anders wie vorher, aber sie verstehen mich jetzt besser und wissen warum ich mich manchmal zurückgezogen habe. Jetzt bin ich froh und erleichtert, dass ich es gesagt habe.
 
 
Ich habe ihn angezeigt, doch leider wurde das Verfahren wegen Mangels an Beweisen eingestellt. Zu meiner Familie habe ich den Kontakt abgebrochen, weil die meinem Bruder glaubten. Mir ist egal was die glauben oder denken, ich weiß, dass das der richtige Weg war und mir geht es heute viel besser.  Ich habe gelernt, nach vorne zu schauen und die Vergangenheit hinter mir zu lassen. Ich habe ein ganz neues Leben angefangen und kann endlich glücklich sein.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.04.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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