Norbert Wittke

Abenteuer Einkaufen bei Aldi Portugal



In unserem vorwiegenden Urlaubsgebiet der Algarve haben sich die großen deutschen Discounter wie Aldi (Aldi Nord) und Lidl angesiedelt. Für uns Urlauber, aber auch für die Portugiesen, ist das nicht schlecht, denn sie sind in vielen Artikeln preiswerter, als die anderen großen Geschäfte wie Continente, Mini Preco, Jumbo, Inter Marché. Die Vielfalt an Geschäften ist im Bereich der Artikel des täglichen Lebens sehr groß.

Am Sonntag sind die Geschäfte, die hier aufgezählt sind, alle geöffnet. Es ist hier selbstverständlich. Obwohl über 90 % der Portugiesen Rhömisch Katholisch sind, regt sich von der Kirche kein Protest. Auch die Gewerkschaften schweigen dazu. Die Tätigkeit der Kirchen ist auf ihre eigentlichen Aufgaben beschränkt. Kein ständiges Reinreden in die Politik wie bei uns in Deutschland.

Da wir im Urlaub kein eigenes Auto sondern nur die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, bin ich da in Portimao ein Rucksackdeutscher, wie man sie von der ersten Zeit nach dem 3. Weltkrieg kennt. Damals blühte der Schwarzhandel. Fast jeder war da mit dem Rucksack unterwegs, dem Transportmittel für weniger Reiche.

Ich machte mich so an einem Sonntag auf zu Aldi um einzukaufen. Meine Frau gab mir einen 100 € Schein mit auf den Weg. Im Urlaub übernimmt sie immer die Urlaubskasse, während ich meistens die Einkäufe erledige. Bei Aldi suchte ich die benötigten Artikel wie z.b. Weintrauben, Tomaten, Butter, Sahne, Wurst, Käse, Fischkonserven aus und packte so etwa 30 verschiedene in meinen Einkaufswagen. Bei den Discountern steht übrigens überall ein Sheriff mit Bewaffnung herum, der Ladendiebstähle verhindern soll. 
Die Kassierin ließ, als ich an die Reihe kam, meinen Einkauf über den Scanner laufen.Die Gesamtrechnung belief sich auf etwa 32 €.

Ich wollte dann mit meinen 100 € bezahlen. Kleinere Scheine hatte ich nicht bei mir. Sie schaute mich an, schüttelte mit dem Kopf, nahm mir den Einkaufswagen weg , in dem ich schon alles verstaut hatte  und stellte ihn an die Seite. Sie sprach kein Wort Deutsch oder Englisch, machte mir mit Gesten klar, dass sie keinen 100 € Schein annehmen würde.  Ich bekam einen richtigen Wutanfall, aufgrund so vieler Borniertheit. Mein Chip für den Einkaufswagen war auch weg.  Jetzt musste sie alles wieder stornieren und wieder einsortieren. Beim Hinausgehen sagte ich noch "Aldi ist wohl Pleite, dass man dort nicht auf 100 € herausgeben kann.

Nun gegenüber liegt direkt der Supermarkt von Lidl. Also machte ich dort den nächsten Versuch. Bevor ich einkaufte, fragte ich laut in meinem sehr schlechten Englisch: " Kann ich hier bei Ihnen mit einem 100 € Schein einkaufen und können sie darauf Wechselgeld zurück geben?"  "Warum fragen sie das" , ein dortiger Angestellter.  "Weil Aldi anscheinend Pleite ist und man dort nicht auf 100 € Wechselgeld herausgeben kann."  - "Keine Sorge. Bei uns können sie einkaufen". Das tat ich dann auch und hatte eben die Artikel von der Konkurrenz.

An sich wollte ich Aldi nicht mehr aufsuchen. Doch eine Woche später überredeten mich Freunde, doch noch einen Einkauf dort zu wagen. Als ich hinter der Kasse war, kamen 2 Herren in grauen Businessanzügen und Krawatten aus dem Büro des Ladens. Ich sprach sie an: " Oh, meine Herren, sind eventuell von Aldi. Ich habe gehört, dass Aldi insolvent sein soll. Vor einer Woche konnte man mir hier bei einem Einkauf nicht auf 100 € heraus geben." Der Größere war ein Deutscher und ließ sich von mir erzählen, was passiert war. Er stimmte mir zu, dass das unmöglich gewesen sei. Dann sagte er:" In Zukunft können sie bei uns auch mit 100 € einkaufen kommen, ich werde das sofort regeln, denn es besteht keine Anordnung  von uns, dass 100 € Scheine nicht angenommen werden dürfen." 

Bei späteren Einkäufen wurden 100 € auch anstandslos angenommen. Übrigens ohne den Kassierern und Kassierinnen etwas zu wollen, hier bei uns in Deutschland hätten sie keinen Job  oder müssten sich sehr steigern. Bei ihrem mehr südländischen Temperament geht das Arbeiten sehr , sehr langsam. Schwätzchen hier und da, manchmal auch längere, sind selbstverständlich, egal wie lange die Schlange vor der Kasse ist. Der Stressfaktor liegt da eher beim Kunden.

Aber für alle die Ungereimtheiten entschädigt die Sonne und das ganze Klima. Da kann man dann wieder entspannen bis zum nächsten Einkauf.  Übrigens warte ich noch bis heute auf meinen wertvollen Chip für den Einkaufswagen.


15.04.2012                  Norbert Wittke




 

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