Klaus-Peter Behrens

Artefaktmagie, Teil 34

Erneut kämpfte sich die Gruppe nun im Gänsemarsch durch den unwegsamen Wald. Angesichts der Möglichkeit, daß die Jäger immer noch in der Nähe sein und ihnen auflauern könnten, bewegten sie sich nunmehr allerdings in Zweiergruppen vorwärts. Angeführt wurde der Trupp von Grüneich und Grimmbart, gefolgt von Glyfara und Greo, der leicht humpelte. Offenbar hatte er sich auf seiner Flucht einen Knöchel verstaucht oder etwas gezerrt. Glyfara betrachtete ihn nachdenklich und beschloß, sich sein Bein am Abend anzusehen. Es galt noch einen weiten Weg zurückzulegen, und dafür mußte jeder in dieser Truppe gut zu Fuß sein. Den Abschluß bildeten Michael und Streitaxt. Nur der Wühler pendelte zwischen den Gruppen hin und her. Die Stimmung war angespannt, denn obwohl weder das erschreckende Brüllen noch das unheimliche Lachen noch einmal ertönten, wurden sie das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Nach einer guten Stunde mühseligen Vorankommens stießen sie auf eine neue Fährte der unsichtbaren Jäger, was die Stimmung weiter absinken ließ.
„Sie ist noch frisch“, stellte Grüneich fest, nach dem er mit der Hand über die Ränder der Spur gefahren war.
„Nah“, stimmte der Wühler zu, dessen Fell sich leicht sträubte.
„Klasse!“
Grimmbart sah zum ersten Mal, seit Michael ihn kannte, frustriert aus. Mit einer kraftvollen Bewegung zog er seine Axt aus der Lederscheide und ließ den Blick über den düsteren Wald um sie herum gleiten. Der Instinkt des Kriegers sagte ihm, daß ihr Feind irgendwo in diesem Dickicht auf seine Chance lauerte. Sich langsam näherte. Und er war nicht allein, das spürte er.
„Weißt du, wieviel es sind?“, wandte er sich an den Wühler, der daraufhin den Kopf schief legte und einen Augenblick angespannt lauschte, bevor er antwortete.
„Zwei.“
„Bist du dir sicher“, schaltete sich Glyfara ein, deren Miene Zweifel ausdrückte.
„Nein, vielleicht ...... mehr.“
Das sorgte dafür, daß die Stimmung weiter fiel. Alle Augen richteten sich nun auf den Troll, der als Einziger Erfahrung mit der Bedrohung dieses Waldes gemacht hatte.
„Und was machen wir jetzt?“, sprach Michael aus, was allen auf den Nägeln brannte.
„Wir gehen weiter und halten die Waffen griffbereit. Wer auch immer uns verfolgt, tut das bestimmt nicht aus reiner Neugier“, sagte Grüneich, dessen Miene echte Besorgnis ausdrückte.
„Aber warum greifen sie nicht an?“, fragte Michael, wobei er beunruhigt zur Kenntnis nahm, daß der Troll die furchteinflößende Tötzwanzig von der Schulter nahm. Die Antwort kam jedoch zur allgemeinen Überraschung weder von Grüneich noch von der Wald erfahrenen Glyfara.
„Es ist ein Spiel“, flüsterte Greo in das allgemeine Schweigen hinein.
Verwirrt sahen die Gefährten ihn an.
„Ein Spiel?“, echote Streitaxt. „Dann wüßte ich gerne die Regeln.“
„Wer verliert, wird gefressen“, vermutete Grüneich mit finsterem Gesichtsausdruck, während er seine Tötzwanzig routiniert mit den dazugehörigen Bolzen lud. Mit hörbarem Klicken rastete der Verschluß ein. „Und ich habe nicht die Absicht, dieses Spiel zu verlieren. Wenn auch ihr nicht aus dem Spiel ausscheiden wollt, solltet ihr eure Waffen bereithalten“, fügte er trocken hinzu.
„Schön, daß du immer so aufmunternde Worte findest“, beschwerte sich Michael, dem bei den Worten des Trolls flau im Magen geworden war.
„Aber ich fürchte, er hat Recht.“ Glyfara sah ungewöhnlich ernst aus. „Diese Jäger hätten uns schon ein Dutzend mal angreifen können. Gestern abend im Lager, vorhin, als wir gerastet haben und danach, während wir hier durch den Wald gestolpert sind.“
„Das würde auch erklären, wieso Greo noch am Leben ist“, brummte Grüneich, der probehalber die Armbrust auf den Wühler anlegte, was dieser gar nicht lustig fand. „Aber das bringt uns jetzt auch nicht weiter. Diskutieren können wir später immer noch, am Leben bleiben aber nur, wenn wir hier nicht länger herumzustehen. Also, bewegt euch!“
Zögernd setzten sich die Gefährten wieder in Bewegung. Die Furcht vor dem Unbekannten hatte von ihnen Besitz ergriffen, so daß jeder Zweig, der unter ihren Füßen brach und jedes Stöhnen eines Baumes im Wind sie nervös zusammenzucken ließ.
Grüneich führte die Truppe diesmal wieder allein an, die mörderische Waffe im Anschlag haltend. Einerseits war das zwar beruhigend, andererseits fragte sich nicht nur Michael, was passieren würde, wenn der Angriff von hinten erfolgen sollte und der Troll entsprechend reagieren würde. Die Bolzen würden kaum einen Unterschied zwischen Freund und Feind machen, und die Gefährten hofften nur, daß dies auch dem Troll bewußt war. Doch wie es aussah, machten sie sich anscheinend unnötig Sorgen, denn entgegen der allgemeinen Erwartung passierte zunächst nichts. Alles blieb ruhig, ein wenig zu ruhig, für Michaels Geschmack. Schließlich gelangten sie an den Rand einer gewaltigen Lichtung, an der ihr Vormarsch zunächst ein Ende fand. Michael schätzte, daß die Lichtung, wenn man sie denn so nennen wollte, mehrere Kilometer lang und gut und gern zwei bis drei Kilometer breit war. Dieser Wald war immer wieder für eine Überraschung gut. Allmählich gelangte Michael zu dem Schluß, daß selbst seine Heimatstadt Hamburg vermutlich gleich mehrfach bequem in dieses Waldgebiet hinein passen würde. Auf was hatte er sich bloß eingelassen? Allein schon die Größe dieses Gebietes erklärte, warum so viele aus diesem Wald nicht zurückgekehrt waren, von den Gefahren, die hier auf den unbedarften Abenteurer lauerten, einmal ganz zu schweigen. Sein Blick glitt prüfend über die Ebene, die nun vor ihnen lag. Völlig baumlos und nur bedeckt mit hüfthohem Gras, das im Wind sachte hin und her wogte, erinnerte ihn der Anblick an afrikanisches Buschland, so daß er sich vorkam wie Dr. Livingstone bei der Erforschung der letzten weißen Flecken des dunklen Kontinents. Vermutlich wäre auch der Doc lieber unter dem azurblauen Himmel durch dieses Grasland gestriffen, als weiterhin hilflos durch den dunklen Wald zu stolpern, ging es Michael durch den Kopf, als Gyfara neben ihn an den Rand der Ebene trat und mit einem besorgten Ausdruck auf dem Gesicht auf das Grasland hinaus sah.
„Dort würde ich mich nicht einmal in Begleitung einer Horde erfahrener und schwer bewaffneter Jäger hinaustrauen. Besser, wir umgehen das Gebiet weitläufig.“
Michael war perplex.
„Aber wieso denn das? Hier könnten wir doch deutlich schneller vorankommen.“
„Unsere Verfolger auch, und wir würden es nicht einmal bemerken! Sieh dich um. Dieses Grasland bietet die perfekte Deckung für jede Art von Raubtier. Du könntest ahnungslos unmittelbar an einem ganzen Rudel vorbeikommen und würdest es erst bemerken, wenn es zu spät wäre.“
Widerwillig mußte Michael sich eingestehen, daß sie Recht hatte. Von dieser Seite hatte er das Ganze nicht gesehen. Er wäre vermutlich völlig unbedarft auf die Ebene hinausgelaufen und auf halbem Weg zur Mahlzeit von irgendeinem Raubtier geworden. Grüneich, der sich zu ihnen gesellt hatte, stimmte der Elbin zu.
„Sie hat Recht. Das Grasland ist gefährlich, ganz zu schweigen, von dem Sumpfgebiet, das sich daran anschließt. Damals umging ich dieses Gebiet weitläufig und striff nur die Ausläufer des Sumpfes, aber das hatte mir schon gereicht. Glaubt mir, das ist keine Ecke, die man gerne aufsuchen möchte. Auf der anderen Seite wurde ich damals aber auch nicht von einem Rudel Valogs gejagt. Angesichts der aktuellen Lage frage ich mich daher, ob der Umweg noch immer die bessere Alternative ist?“
„Auf jeden Fall. Dort draußen können wir uns nirgends verschanzen, sollten wir angegriffen werden. Da ist mir der Wald deutlich lieber“, schaltete sich Grimmbart ein, der wie immer aus der Sicht des erfahrenen Söldners sprach. Nachdenklich fuhr sich Grüneich bei diesen Worten mit seiner haarigen Pranke über den kahlen Schädel, während er finster auf das Grasland hinaus spähte
„Da ist was dran“, räumte er schließlich ein. „Andererseits könnten wir die Ebene relativ schnell überqueren und uns Mithilfe eines Floßes im Sumpf absetzen. Ich glaube nicht, daß uns ein Golem dort hinein folgen würde. Allerdings weiß ich nicht, was uns dort erwarten würde. Das ist auch für mich Neuland.“
Ratlos zuckte der Troll mit den Achseln, als ein unheimliches Lachen hinter ihnen alle herumfahren ließ. Angespannt suchten sieben Augenpaare sofort den Dschungel ab, aber von dem Verursacher war keine Spur zu entdecken. Es war, als würden sie von einem Geist verfolgt werden. Erschrocken zuckten sie zusammen, als das Lachen wieder ertönte, diesmal allerdings sowohl links als auch rechts von ihnen. Die Erkenntnis war erschreckend.
„Wir sind eingekreist“, hauchte Glyfara, deren Nerven zum Zerreißen gespannt waren und damit der Sehne ihres Bogens um nichts nachstanden. Ihre schweißnasse Hand umklammerte das Ebenholz, während sie prüfend ins Unterholz spähte. Irgendwo dort lauerte der Tod. Ein erneutes Lachen, diesmal tiefer im Wald, machte deutlich, das der Gegner zahlreich vertreten war.
„Vier“, brummte der Wühler, dessen Fell sich sträubte. Vorsichtig zog er sich zwischen die kampfbereiten Zwerge zurück, die entschlossen ihre schweren Streitäxte in den Händen trugen und finster in den Wald spähten. Als Söldner sahen sie der Gefahr gelassener als ihre Gefährten entgegen. Schließlich war der Kampf ihr Leben, auch wenn sie sich normalerweise nicht derartig unheimlichen Gegnern stellen mußten.
„Bringen wir die Sache endlich hinter uns. Ich bin es leid, davon zu laufen,“ knurrte Grimmbart, dessen Augen unermüdlich jede Ecke des Waldes absuchten, um den Angriff rechtzeitig kommen zu sehen. 
„Respekt vor deinem Mut, aber glaube mir, diese Alternative sollten wir uns bis zum Schluß aufheben“, brummte Grüneich, der alles andere als ein Feigling war. Aber im Gegensatz zu den Zwergen, wußte er um die Gefährlichkeit ihrer Gegner. Er bezweifelte, daß selbst die schwer bewaffneten und kampferprobten Söldner sich gegen ein Rudel von Golems würden behaupten können. Als er ihnen dies mitteilte, zuckte Grimmbart nur gleichgültig mit den Achseln. Bisher war er in seinem Leben noch keinem Kampf ausgewichen, aber er war bereit, sich der Erfahrung des Trolls zu beugen. Immerhin war der Troll ein beeindruckender Gegner, und wenn er die Flucht in den Sumpf vorzog, hatte das vermutlich seine Berechtigung. Kämpfen konnte er immer noch.
„Also gut, sehen wir zu, daß wir uns in diesen Sumpf absetzen“, sagte er, worauf die anderen zögernd zustimmten. Die Vorstellung, in dem Wald zu bleiben, begeisterte inzwischen niemanden mehr. Geschlossen zog sich die Gruppe aus dem Wald zurück und betrat die sonnenbeschienene Ebene. Grüneich führte die Gruppe wie gewohnt an und gab ein rasches Tempo vor, die Tötzwanzig im Anschlag haltend, während Glyfara und der Wühler das Schlußlicht bildeten und den Waldrand nicht aus den Augen ließen. Die Flanken wurden jeweils von einem schwer bewaffneten Zwerg gedeckt, während Michael und Greo sich in der Mitte aufhielten und versuchten, ihre Augen überall zu haben. Es war ein seltsames Gefühl, nach den letzten Tagen plötzlich wieder den freien Himmel über sich zu haben. Allerdings hatte das Ganze auch einen höchst unerwünschten Nebeneffekt. Hier draußen, inmitten des hüfthohen Grases, ohne den Schutz der gewaltigen Bäume über sich, kam sich Michael auf einmal besonders verletzlich vor. Nun wußte er, was die Elbin gemeint hatte. Das Grasland stand der Gefährlichkeit des Waldes um nichts nach. Wahrscheinlich würden sie es nicht einmal bemerken, wenn die Jäger ihnen auf die Ebene folgen würden. Ein höchst unerfreulicher Gedanke beschlich ihn.
Was war, wenn ihre Verfolger genau dies beabsichtigt hatten?
Es ist ein Spiel,ging es ihm schaudernd durch den Kopf, als er an Greos Worte dachte, der neben ihm durch das Grasland ging und sich immer wieder nach Glyfara umsah. Die Art und Weise, wie er auf die Elbin fixiert war, brachte etwas in Michaels Hinterkopf zum Klingen, doch angesichts der Gefahr, in der er sich befand, hatte er im Augenblick keine Zeit, sich damit näher zu beschäftigen. Momentan hatte er wahrlich andere Probleme. Der Schweiß lief ihm inzwischen in Strömen am Körper entlang, während sie sich unter der heißen Sonne durch das widerstandsfähige Gras kämpften, das unter ihren Schritten protestierend knirschte und raschelte. Zum Glück sorgte der vorausgehende Grüneich mit seinem massigen Körper dafür, daß eine kleine Schneise entstand, was es den nachfolgenden Gefährten ein wenig leichter machte.
„Praktisch“, brummte der Wühler erfreut, dessen Kopf gerade noch über das Gras hinausragte. Von Zeit zu Zeit hielt der Troll für einen Augenblick an und musterte aufmerksam den Waldsaum, der nach und nach hinter ihnen zu einer harmlos wirkenden Begrenzungslinie am Horizont zusammenschrumpfte. Aber das Ergebnis war jedesmal dasselbe. Von ihren Jägern war weder etwas zu sehen noch zu hören. Allerdings machte das alles nur noch unheimlicher, denn inzwischen konnten ihre Verfolger überall sein, irgendwo im dichten Gras verborgen und bereit, im geeigneten Moment zuzuschlagen. Es war ein Katz- und Mausspiel, das die Nerven der Gefährten arg strapazierte. Unter höchster Anspannung brachten sie auf diese Weise die erste Hälfte des Weges hinter sich, ohne daß etwas geschah, aber zum Aufatmen war es gleichwohl noch zu früh. Falls ihre Verfolger die Jagd angesichts der Tatsache, daß ihre Beute im Begriff war, sich in den Sumpf abzusetzen, nicht aufgegeben hatten, mußten sie in absehbarer Zeit zuschlagen. Die Wahrscheinlichkeit des Angriffs erhöhte sich damit sprunghaft mit jedem weiteren Schritt, den sie zurücklegten. Aber entgegen aller Befürchtungen brachten sie auch ein weiteres Viertel des Weges hinter sich, ohne daß von ihren Verfolgern auch nur eine Spur zu entdecken war. Dafür bemerkte Michael etwas anderes, höchst Unerfreuliches. Wolkengleich ballten sich Mücken zu schwarzen Schwärmen über der sumpfigen Landschaft zusammen, auf die sie nun zielstrebig zuhielten. Michael schluckte bei diesem Anblick. Irgendwie kam er sich vor, als würde er seine Haut im wahrsten Sinne des Wortes demnächst zu Markte tragen. Kein auch nur annähernd vernunftbegabtes Wesen würde sich in einen derartigen Sumpf hineintrauen. Allmählich glaubte er daran, daß sie dort vor ihren Verfolgern sicher waren. Allerdings begann er sich zu fragen, ob die Flucht dort hinein einer Auseinandersetzung mit ihren Verfolgern wirklich vorzuziehen war. Während er noch grübelte, erfüllte plötzlich ein markerschütterndes Brüllen die vor Hitze flirrende Luft. Wie ein Mann fuhr die Gruppe herum und musterte kampfbereit die Grasfläche. Zumindest gab es nun keinen Zweifel mehr. Ihre Verfolger hatten keineswegs die Absicht, ihre Beute einfach so ziehen zu lassen.
„Dort!“
Glyfaras Stimme zitterte, als sie auf einen Punkt westlich von ihnen zeigte. Gute zweihundert Meter entfernt erhob sich wie der Phönix aus der Asche das furchteinflößendste Raubtier aus dem dichten Gras, das Michael je zu Gesicht bekommen hatte. Von der Statur erinnerte es ihn an einen besonders kräftigen Löwen, womit die Ähnlichkeit aber auch schon endete. Der Körper schien völlig haarlos und mit etwas bedeckt zu sein, das an Schuppen erinnerte, die im Sonnenlicht in allen möglichen Grünschattierungen schillerten, was das Wesen im Wald und im Gras gleichermaßen so gut wie unsichtbar machte. Der spitz zulaufende Kopf besaß ein paar gewaltige Fänge, die selbst auf diese Entfernung Furcht einflößend wirkten. Unterstützt von ein paar Augen, die im Sonnenlicht rot zu glühen schienen, wirkte das Geschöpf wie die Inkarnation des Bösen. Erneut brüllte das Wesen herausfordernd, so daß sich den Gefährten die Haare aufstellten. Selbst Grimmbart mußte sich eingestehen, daß dies ein Gegner war, dem man besser aus dem Weg ging. Kaum war das Brüllen verklungen, erhoben sich drei weitere der furchteinflößenden Kreaturen aus ihren Verstecken. Anerkennend mußten die Zwerge zugeben, daß sie es hier mit erfahrenen Jägern zu tun bekamen, denn ihre Gegner bildeten einen perfekten Halbkreis. Nun gab es nur noch eine Möglichkeit, zu kämpfen oder in den Sumpf zu flüchten. Grüneich nahm ihnen die Entscheidung ab.
„Flieht zum Sumpf, mit dem Wasser im Rücken können wir uns besser behaupten“, brüllte der Troll mit überschnappender Stimme. „Außerdem fürchten die Biester den Sumpf!“ Das brachte Leben in die Gefährten, die angesichts des erschreckenden Anblicks wie das Kaninchen vor der Schlange erstarrt gewesen waren. Wie von Sinnen rannten sie nun los, beseelt von der Hoffnung, sich am Sumpf besser behaupten zu können. Das erneute Brüllen in ihrem Rücken, und das Geräusch großer Körper, die durch dichtes Gras vorpreschten machten allen klar, daß die Jagd eröffnet war. Zum Glück hatte der nackte Überlebensinstinkt die Überhand über die Furcht gewonnen, und der befahl Flucht, Flucht und nochmals Flucht. Michael rannte, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Trotzdem mußte er zu seinem Erstaunen feststellen, daß selbst die Zwerge trotz ihrer geringeren Größe flinker waren als er, so daß er das Schlußlicht bildete. Vorneweg rannte wie immer Grüneich, der sich den Jungen unter den linken Arm geklemmt hatte. Das zusätzliche Gewicht schien ihm nicht das Mindeste auszumachen. Der Rest der Gruppe folgte in aufgelöster Formation. Michael keuchte vor Anstrengung, während seine Gedanken rasten. Würde der Vorsprung ausreichen, um den Sumpf zu erreichen? Und wer sagte ihm, daß sie dort in Sicherheit waren? Seiner Ansicht nach sahen die Bestien nicht so aus, als ob sie sich durch ein wenig Sumpf von der Verfolgung ihrer Beute abhalten lassen würden. Es sei denn, im Sumpf würde etwas lauern, das selbst diesen Ausgeburten der Hölle Respekt einjagte. Michael hatte allerdings keine Gelegenheit mehr, diese beunruhigenden Gedanken zu vertiefen, denn im nächsten Moment stolperte er über eine Bodenwelle und ging zu Boden. Der harte Aufschlag raubte ihm den Atem. Zeit zum Handeln blieb ihm nicht, denn mit einem merkwürdig knirschenden Geräusch gab der Boden im nächstem Moment unter ihm nach, und Michael stürzte erneut, diesmal allerdings gute zweieinhalb Meter tief mit dem Ergebnis, daß ihm von der Wucht des Aufpralls schwarz vor Augen wurde.

Wird fortgesetzt......
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.05.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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